Bei bestem Wetter fand das SATT, das Space-Agents Teleskoptreffen in Taubensuhl in der Pfalz statt. Ich war einer der glücklichen Teilnehmer und möchte kurz von meinen Beobachtungen berichten.
Für den 10" hatte ich mir Zeichnungen von einigen Messier-Objekten vorgenommen. Bei mäßigem weil dunstigem Himmel (fst 6m3, Bortle 4) ging es zuerst zu M 66. Die zeigte schon sehr seltsame Strukturen, die ich nicht so erwartet hätte:
Helle Galaxie, heller Kern, nordwestlich des Zentrums ist sie am hellsten. Sie hat insgesamt eine ovale Form bei niedriger Vergrößerung. Bei höherer V. dominiert das Gebiet im NW. Südöstlich des Kerns ist setz er sich schwach länglich fort und fürht zu einem schwächeren großen Knoten. Elongation ca. 3:1 SO-NW
Wenn man ein Foto zur Hilfe nimmt kann man die Strukturen einigermaßen zuordnen.
Weiter ging es mit der M 65, die mich insgesamt enttäuschte:
Große langgestreckte Ellipse, Elongation ca. 6:1. Helle großes rundes Zentrum, dass über die gesamte Breite geht. Außerhalb des Zentrums ist die Galaxie gleich hell. Keine Details.
Dann kam der Knaller des Wochenendes für mich: M 81! Die ist ja einfach nur riesengroß!
Sehr helle, sehr große Galaxie. Zuerst ist nur das ziemlich große Zentralgebiet zu sehen. Bei ind. Sehen wird die gesamte Galaxie etwas 5x so groß, wie das Zentralgebiet. Im N und S ist die Ellipse deformiert, hier deuten sich Spiralarme an. Östlich der Galaxie ist abgesetzt ein sehr schwaches Stück des Spiralarms zu sehen. Bei 159x erscheint die Galaxie noch länglicher und gerade begrenzt.
Die Zeichnung wurde in der zweiten Nacht noch ergänzt, daher unten.
Zwischendurch bin ich etwas über den Platz spaziert und meist bei Roland, Timm oder Reiner hängen geblieben. Reiner hatte sich einige Hicksons vorgenommen und war damit schwer beschäftigt. Herausragendes gabe es aber nicht zu sehen, dafür war es zu dunstig. Den Doppelquasar im UMa konnten wir nicht sehen.
Die zweite Nacht war dann noch deutlich besser. Bei fst 6m6 und Bortle 4 stand zunächst M 51 auf dem Programm. Bisher hatte ich mich nicht getraut die Galaxien zu zeichnen und es war höllig schwierig. Man sieht zahlreiche Knoten, die die Spiralarme erahnen lassen und die sich zu Armen verbinden aber eine richtige Spiralstruktur sieht man nicht. Im Gedächtnis ist aber das Bild von M 51 fest eingebrannt, jeder weiß, wie die Spiralen aussehen und dass man die Knoten schön zu Spiralarmen verbinden kann, aber sehen kann man umlaufende Spiralarme mit 10" nicht.
Hier nun die Beobachtung: Sehr groß und hell. Die Spiralarme sind durch zahlreiche Knoten angedeutet aber nicht umlaufend. Ein 13mag Stern steht an der Innenseite eines hellen schmales Arms mit einem Knoten im Norden. Das Zentrum ist rund mit O-W Fortsätzen. Weiter östlich ist ein Knoten abgesetzt.
Der Begleiter NGC 5195: Das Zentralgebiet ist rund und mit höherer Flächenhelligkeit als M 51. Der hellste Teil hat die Form einer Eistüte mit Spitze zu M 51 und einem runden Zentrum in der Mitte. Richtung O setzt noch ein Viertelkreis an. Der Halo ist um 90° gegen die Eistüte gedreht und leicht oval. Keine Verbindung zu M 51 sichtbar.
Nachdem die Zeichnung im Kasten war ging es bei Roland mit 24" in der Feinstruktur der Spiralarmen und seinen Knoten weiter. Hier haben wir nur planlos die Galaxie noch Knoten abgesucht, binnen 2 Minuten waren schon einige gefunden. Man könnte an dieser Galaxie locker eine oder mehrere ganze Nächte verbringen!
Reiner hatte sich inzwischen bei seiner Hickson Liste zur Nummer 57 vorgekämpft, Copelands Septett. Mit 22" stehen da eben 7 Galaxien da und lächeln einen an, so hell, dass ich mich mit 10" versuche:
mittlere Dreiergruppe:
NGC 3753, Hellste Galaxie von Copelands Septett, verschmiert mit N 3750 und N 3754. Recht einfach jedoch Ausdehnung kaum zu fassen.
obere Dreiergruppe:
NGC 3746, Noch gut zu sehen aber schon schwierig.
NGC 3748 & NGC 3745, Sehr unsicher, ab und zu blinkte an der Stelle etwas, aber eher nicht gesehen.
und die Einzelgalaxie:
NGC 3751, Nur vermuted, sehr schwierig weil wenige Sterne in der Gegend Bezugspunkte bilden.
Nachdem endlich M 104 keine Baumabschirmung mehr hatte stattete ich ihr einen Besuch ab, mein schönster bisher. Erstmals war das Staubband sehr deutlich zu sehen!
M 104, Sehr hell. Zunächst ist nur die eine Hälfte zu sehen. Bei ind. wird die andere Seite jenseits des Staubbandes sehr schwach und groß sichtbar, das Staubband zeigt sich als recht breiter schwarzer Balken dazwischen quer über die ganze Galaxie.
Mein Entspannungs-Spaziergang führte wieder zu Reiner, der sich gerade bei Holmberg IX zu schaffen machte, das brachte mich auf die Idee M 81 einen erneuten Besuch abzustatten:
Heute noch größer als am Vortag. Das Spiralarm-Fragment ist jetzt länger und reicht bis fast zum Galaxienkörper. Es sind nun zwei hellere Stellen im Arm auszumachen.
Bei Roland wurde nochmal auf den Doppelquasar gehalten. Er war als kleiner Nebel recht einfach sichtbar und zeigte sich in wenigen Momenten als zwei kleine Sternchen mit ordentlich Abstand - sehr schön. War ja nicht so schwierig
Die Nacht war noch jung und der Himmel gut, eine Messier ging noch: M 63.
Sehr helle Galaxie, ca. 3:1 elongiert O-W. Im Süden ist sie etwas abgeflachter und der Ostteil ist heller. Sonst sind keine Strukturen zu erkennen.
Reiner suchte noch nach dem Supernovarest Sharpless 91 und 94. Der erste Teil war zumindest mit 22" recht einfach. Es war das Filament südlich von 12 Cyg zu sehen aber auch ein Bogen, der an 9 Cyg vorbei führte.
S 94 war deutlich schwieriger. Ich denke an einer Stelle etwas gesehen zu haben, Reiner konnte es aber nicht bestätigen.
(==>) Reiner: kannst du die Stelle vielleicht nochmal nennen (einen GSC Stern in der Nähe zB)?
Mit 10" habe ich nochmal versucht wenigstens das helle Filament zu sehen. Bei 12 Cyg war wiedermal nichts zu sehen, hier habe ich schon mehrere Versuche hinter mir. Beim Bogen zu 9 Cyg war ich mir dann schon nicht mehr sicher, ob da nicht vielleicht doch etwas war. Letztendlich habe ich mich dann für ein nicht gesehen entschieden.
Bei Roland wurde noch M 27 eingestellt. Der Nebel war einfach nur extrem hell und nach außen richtig ausgefranst. Der Halo (ich weiß nicht mehr in welcher Richtung) war ziemlich einfach als ein Bogen sichtbar und erstreckte sich locker über 30-40 Grad.
Mit dem Licht des Crescent-Nebels und dem Cirrus ließen wir schließlich nach 4 Uhr die Nacht ausklingen und ich mummelte mich in meinen Schlafsack unter dem Sternenzelt ein.
Gruß
Martin