Spiegelschliff 13" F/5
ETAPPE 1
Vorgeschichte:
Nachdem ich bei dem vorausgegangenen Versuch (10,6") zu Beginn des Feinschliffs Tool und angehenden Spiegel beim aufräumen gegeneinander gestoßen hatte und mir dabei einen Sprung im Spiegel einfing, war meine Lust, diesen Spiegel fertig zu stellen so ziemlich verflogen (auch wenn der Sprung wenige mm klein ist, bislang nicht in die Oberfläche reicht und vermutlich auch bist zur Fertigstellung des Spiegels keine Probleme machen würde). Zur Frustbewältigung habe ich dann Ersatz beschafft. Natürlich, wie könnte es anders sein, eine Nummer größer.
Januar 2007:
Als Werkzeug wählte ich diesmal möglichst gleichmäßige, ebene runde Granitplatten aus dem Baumarkt. Dabei habei ich diese zunächst auf den glatten Seiten gegeneinander geschliffen um so eine glatte und ebene Fläche als Tool-Rückseite zu erhalten.
Danach habe ich den sehr groben Rand mittels Trennschleifer geglättet und beidseitig eine großzügige Fase angeschliffen.
Um den Aufwand beim Grobschliff zu reduzieren habe ich dann die Tool-Vorderseite bearbeitet und zu ca 2/3 der angesteuerten Pfeiltife profiliert. Um eine gleichmäßige Kuppel zu erhalten habe ich das Tool während des Schleifvorgangs auf einem kugelgelagerten Drehteller gelagert und mit der schräg angestellten Schruppscheibe gleichzeitig zum Schliff angetrieben.
Für die Vorbereitung des Tools benötigte ich so ca 2h.
Nach der Lieferung des Materials zeigte sich, daß die Oberfläche des Rohlings ca. 0,5 mm durchgewölbt war und ein paar kleine Abplatzer am Rand hatte. Verspannungen ließen sich im Polarisationstest praktisch nicht feststellen.
Als erster Schritt stand also das Schleifen der Fasen sowie das planschleifen der Spiegelrückseite an.
Zum schleifen der Fase kam wieder der vorgenannte Drehteller zum Einsatz, wobei ich diesmal den Schliff mittels Bandschleifer vorgenommen habe. Die Rotation des Spiegelrohlings, wieder durch schräg angestelltes Werkzeug herbeigeführt, sorgte dabei für eine gleichmäßig breite Fase, die ich im Ausgangszustand mit rund 2,5mm Breite anlegte um später nicht nochmals nachschleifen zu müssen. Kleiner Schöheitsfehler: Weil's schnell gehen sollte habe ich mit Körnung 60 begonnen - das war keine so gute Idee, da hierbei (an der Spiegelseite) ein paar Muschelbrüchlein mit ca 2mm Durchmesser entstanden - halt ein Schönheitsfehler. Nach Wechsel auf Korn 120 mit mittlerer Bandgeschwindigkeit gab es solche Probleme nicht mehr und die Fase war nach 2 Schleifbändern und weniger als einer Stunde Bearbeitungszeit fertig. Als Kosmetik habe ich die Fase dann noch von Hand mit Schleifpapier K360 geglättet.
Das (grobe) Planschleifen der Rückseite habe ich dann im regelmäßigen Wechsel TOT/MOT Spiegelrückseite gegen Tool-Rückseite erledigt. Im nachhinein würde ich dies wohl nicht wieder mit K80 sondern mit K180 beginnen. Die feineren Schleifgrade habe ich dann später parallel zum Schliff der Spiegelvorderseite angewendet.
Nachdem der Rohling so weit vorbereitet war, habe ich ihn, analog zum Tool, mittels Trennschleifer und einer Schruppscheibe für Stein (keine Diamantscheibe) vorgeformt. Nach ca 1 Stunde Bearbeitungszeit, bei knapp 2/3 der Pfeiltife und noch rund 1,5 cm Abstand vom Rohling-Rand hörte ich mit der Roßkur auf. Durch die Wärmebelastung (?) gab es im Borofloat-Rohling immer wieder kleinere Abplatzer - und ich wollte nicht zu viel Spiegeldicke verlieren.
Der Grobschliff mit K80 verlief dann unproblematisch. Auffällig war für mich nur die unglaublich kurze Standzeit der SiC-Chargen: ich habe je Carbo-Charge wohl kaum länger als eine Minute geschliffen, bis ich den Matsch im Malereimer abgewaschen habe. Ob das nun am größeren Spiegel oder am Granit-Tool lag weiß ich nicht, da meine vorangegangenen Schleifaktionen (8" und vorgenannter 10,6") jeweils Glas auf Glas geschliffen waren. Auf jeden Fall war der Grobschliff so nach rund 6 Stunden abgeschlossen. Zum Ende des Grobschliffs mit K80 war die Brennweite mit rund 170cm noch etwas länger als angestrebt und noch ein unbearbeiteter Rand, wegen des unebenen Rohlings ein wenig eierig, von rund 5mm verblieben. Wegen durchgeschliffener Haut am Handballen war dann erstmal Pause angesagt.
Um die Löcher von K80 etwas schneller loszuwerden, habe ich vor dem Wechsel auf K180 eine knappe Stunde mit K120 "zwischengeschliffen".
Februar 2007:
Nach Wechsel auf K 180 ging es im Prinzip wie beim Grobschliff weiter: zunächst durchgängig mit viel Druck und Überhang MOT bis die gewünschte Brennweite von ca 160cm, mittels Taschenlampenreflex am nassen Rohling geprüft, in etwa erreicht war. Zu dieser Zeit war noch ein unbearbeiteter Rand von ungefähr 3mm verblieben. Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann TOT/MOT im Wechsel weitergeschliffen, bis die Fläche, abgesehen von einem sehr kleinen Bereich (wo die Rohling Oberfläche abfiel), durchgeschliffen war.
Einzige Komplikation zwischendurch: ein Kolbenfresser - ich hatte wohl bei noch schlechter Anpassung von Tool und Rohling zu lange mit dem Wechsel des Schleifpulvers gewartet. Die Versuche die Scheiben mechanisch zu trennen waren nicht erfolgreich. Aber für irgendwas muss es ja auch gut sein, wenn der Rohling dünn ist und das Material auch noch eine merkliche Wärmedehnung hat: Also das zusammengepappte Paket in die Badewanne gelegt und mit warmem Wasser temperiert. Nach einigen Minuten habe ich dann das warme Wasser abgelassen und alles unter kaltes Wasser gesetzt. Ergebnis: Die Außenliegenden Seiten von Tool und Rohling ziehen sich zusammen und verbiegen sich quasi zu "Chips". Dabei heben sich die innenliegenden Flächen zwangsläufig voneinander ab, so daß Wasser zwischen die Platten treten kann. Zumindest bei mir hat es so wunderbar und vollkommen gewaltfrei geklappt, die Scheiben zu trennen.
Die Bearbeitungszeit mit K180 betrug insgesamt ca. drei Stunden.
Nach Bearbeitungsende mit K180 zeigte sich, daß ich entweder beim Vorschleifen mit der Flex nicht genau die Mitte des Rohlings getroffen habe oder aber, daß der Rohling neben der Durchbiegung auch eine etwas ungleichmäßige Dicke hatte. Jedenfalls war der Spiegelrand jetzt an der dicksten Stelle ca 0,1mm dicker als an der dünnsten Stelle. Ich habe es dabei belassen und hoffe, daß das keine Probleme machen wird (vorstellen kann ich es mir jedenfalls nicht, da hierdurch die Steifigkeit je nach Richtung nur um weniger als 1% Schwankt)
Nach rund einer Stunde Bearbeitung mit K360 zeigte sich, daß die Brennweite mit ca 165 cm noch länger als angepeilt war. Also habe ich rund 1h mit MOT und deutlichem Überhang versucht mich der Ziel-Brennweite zu nähern. Das schien auch zunächst ganz gut zu klappen. Nachdem ich aber wieder zu zentraler Strichführung und Wechsel MOT/TOT zurückgekehrt war, zeigte sich, daß der Randbereich des Spiegels stärker "mitgenommen" war als erwartet und befürchtet: Im Edding Test zeigte sich, daß im Randberich nur noch sehr schlechter Kontakt gegeben war. So habe ich weitere rund drei Stunden benötigt, um wieder eine akzeptable Anpassung zwischen Tool und Rohling zu erreichen. Die Brennweite hat sich, so weit das im aktuellen Zustand feststellbar ist, durch diese Aktion lediglich um ca. 2cm verkürzt. Immerhin ist die Fläche nun einheitlich durchgeschliffen. Befürchtungen, daß ich mir durch abplatzende Krümel vom Granit-Tool Kratzer einfangen könnte, haben sich (bislang) nicht bewahrheitet.
Mitte Februar 2007:
Es geht nun, nach gründlicher Arbeitsplatz-Reinigung, mit der nächsten Körnung weiter ...
CS
Harold