Knicksäulenmontierung

  • Hallo zusammen,


    nachdem ich nunmehr gut 14 Jahren Astronomie betreibe, sammelt sich so einiges an Zubehör an, das mehr oder weniger nutzlos im Keller vergammelt. Unter anderem stand da noch eine ausrangierte LX 200 Gabelmontierung. 1999 stieg ich von der Gabel auf eine Gemini 40 Montierung mit FS2 um, weil ich mit verschiedenen Optiken Astrofotos machen wollte. Die originale Gabel ist bekanntlich wegen der fehlenden Steifigkeit für diesen Zweck nur sehr eingeschränkt zu nutzen.
    Mit der Zeit stellten sich jedoch bei CCD-Aufnahmen Probleme bei langer Brennweite heraus. Durch die Schrittmotoren an der Gemini wurde das gesamte Teleskop in leichte Schwingungen mit ca. 1Hz versetzt. Selbst ein zusätzliches Getriebe zwischen Schnecke und Motor führte zu keinem Erfolg.


    So machte ich mir immer mehr Gedanken, eine Montierung selber zu bauen. Mein Ziel war eine Goto Montierung mit LX 200 Protokoll inkl. Fokussteuerung. Sie sollte Teleskope bis ca. 50kg im CCD-Betrieb tragen.
    Schrittmotoren kamen wegen der Probleme mit der FS2 nicht in betracht. Es bot sich also die Steuerung aus der alten Gabelmontierung an. Damit der Tubus im Meridian nicht umgeschwenkt werden muss, entschied ich mich für eine Knicksäulenmotierung.
    Um die Konstruktion möglichst einfach aber dennoch steif zu halten, entschied ich mich für eine Gehäusekonstruktion aus Maschinenbauprofil (http://www.MayTec.de).


    Hier ein paar Eckdaten der Montierung:


    - Stahlachsen, 90mm Durchmesser, 10m Wandstärke
    - 140mm Rillenkugellager, zwei pro Achse
    - Rutschkupplung in beiden Achsen
    - Meade LX 200 Steuerung inkl. Antrieb
    - DE-Drehrichtung Umschaltbar für Tubusposition Ost oder West
    - Losmandy 3"Schwalbenschwanzsystem
    - Ausrichtung über Eigenbau Polhöhenwiege
    - Interne Spannungserhöhnung von 12 auf 18V
    - intregrierter USB-Hub, CCD- und Filterrad Anchluss
    - Alle Kabel (Stromversorgung, RS232, USB, Filterrad, CCD) laufen
    durch die RA-Achse und sind somit gegen "Kabelsalat" geschützt


    Und hier die Montierung:





    Mein „first Driver“ sieht sehr viel versprechend aus. Ich warte jetzt auf einen Abend mit gutem Seeing um das Teil auf Herz und Nieren zu testen.


    Clear Skies
    Markus

  • Nabend Squirrel


    Ich als Hobbyastronom und Industriemechaniker kann dir folgenden Tip (aus der Praxis) geben .-
    um die Vibrationen zu senken, solltest Du vielleicht darüber nachdenken, die Motoren über einen Gummisockel zu dämpfen und die Antriebe via Zahnriemen zu betreiben .- so sollten die Schwingungen verschwinden .


    Allways CS -Eclipse221 -

  • Hallo,


    ich hatte die Motoren bereits über einen Gummisockel und eine gedämfte Kupplung befestigt. Leider ohne Erfolg. Ein Zahnriemenantrieb mit zusätzlicher Untersätzung war auch schon dran. War aber auch nicht das gelbe vom Ei.
    Ich werde jetzt erst mal meinen Eigenbau Testen. Veieicht fällt mir mit der Gemini später noch etwas anderes ein. Ich vermute das mein Tubus mit Montierung genau die gleiche Resonanzfrequenz wie der Antrieb hat, wesshalb sich das gesammte Sytem aufschaukelt.


    CS
    Markus

  • Hallo Markus,


    das sieht wirklich edel und bombenfest aus [:p]. Ist dort echt der Meade Antrieb drin? Ich dachte der hat Plastikzahnräder für die Übersetzungen.


    Schade, dass man mit Programmcode keine Monti bauen kann. Bin leider kein Mechaniker.


    CS


    vom Namensvetter
    Markus

  • Hi,


    Markus:


    da sind in der tat Zahnräder aus kunststoff verbaut. Diese Zahnräder erzeugen eine Untersetzung von 60:1. Falls dieses Vorsatzgetriebe irgendwann mal Probleme macht, ersetze ich es durch ein Schneckenrad.



    Stefan:


    Ich habe für die zweite Seite ebenfalls eine Aufnahme gebaut. Allerdings fehlt mir da noch eine Gute Idee, Wie ich ein exaktes Gleichgewicht herstelle. Auf der Seite kommt dann noch ein Alter 603, eine Russentonne, ein CCD-Objektiv 62,5/100 mm und eine Tangetialaufnahme für Wechslobjektive. Alles zusammen auf einem Kreuzschwalbenschwanz befestigt.
    Leider ist diese Kombination ca. 9kg leichter wie der 12"SC Tubus.



    CS
    Markus

  • Hallo Squirrel


    Also so geht das nun wirklich gar nicht.
    Etwas so tolles zu bauen und dann nicht die Innereien zeigen !!!
    Ich denke es gibt viele die gerne wissen wollen, wie das im innern des Profils aussieht.
    Welches Profil hast du denn verwendet?


    Ich wünsch dir viel Erfolg beim Testen!


    cs Bernd

  • Hallo zusammen,


    In der Montierung sind die Meade Schneckenräder und Antriebe verbaut. Klingt auf den ersten Blick nicht gerade sehr berauschend. Ich muss allerdings dazu sagen, das ich mit der originalen Gabel vor Jahren sehr gute, chemische Aufnahmen gemacht habe. Damals noch sehr mühsam mit 'nem Fadenkreuzokular. Aus der damaligen Zeit war mir der periodische Fehler der Montierung bekannt: +/- 7"
    Ist zwar nicht Rekordverdächtig, aber da der Fehler sehr langperiodisch war, hat der Autoguider (DSI) keine Probleme damit.
    Falls sich mit der Zeit herausstellt, das die Motorisierung mit dem Gewicht nicht klar kommt, kann ich immer noch ein Schneckenrad bzw. Reibradantrieb realisieren.


    Der Preis war letztendlich der ausschlaggebende Grund, das Projekt in Angriff zu nehmen. Allerdings währe die Ausführung ohne Vitamin B deutlich teurer geworden. Das ist auch der Grund, weshalb "nur" einfache Stahlachsen verbaut sind.


    Die Stabilität der Maschinenbauprofile ist erstaunlich. Ein Verbinder erreicht eine Zugkraft von ca. 1500 KG. Insgesamt sind 18 Stk. verbaut.




    Die Zeichnung:


    Blau: Achspassungen, Lagerböcke und Befestigungswinkel aus Aluminium
    grün: Die Kugellager, Di 90mm, Da 140mm, 24mm stark
    schwarz: Achsen und Gehäuse (Profil 30x150mm)
    rot: Schneckenräder und Schneckenradaufnahme (das DE-Schneckenradlager und die Rutschkuplungen sind nicht fertig gezeichnet)


    Am untern Ende der RA-Achse ist ein Gewinde geschnitten M 86x2,5mm. Dieses Gewinde passt in den Fuß (eine entsprechend geänderte Bremsscheibe), der dann mit drei Schrauben auf der Polwiege befestigt wird.
    Alle Kabel laufen durch die RA-Achse. Auf der Zeichnung sieht der Platz zwischen RA- und DE-Achse recht eng aus aber zum Glück sind Achsen gewöhnlich Rund, was die Sache wieder entschärft.
    Das Anschlusspanel (siehe Bilder ganz oben) ist zwischen den beiden DE-Lagern untergebracht. Von dort aus läuft ein 34poliges Flachbandkabel zur Hauptplatine, die sich zwischen den beiden RA-Lagern im Gehäuse befindet.



    So sieht das Profil im Querschnitt aus:



    Die T-Nuten eignen sich übrigendes ideal um Zubehör (z.B. Filterradsteuerung, Reaisbox, Polsucher, ...) zu befestigen.


    CS
    Markus

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