Jaja, ich weiss ... bin etwas spät dran damit ...
Solche Killer wie Stathis und Uwe letztens hab ich natürlich nicht parat [B)], aber ein paar nette Dinger hab ich auch in petto. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen ! [:)]
Beobachtungsbericht 26./27. Dezember 2006
Ort: Herndleck, oberösterreichische Voralpen ( 850m ü. N.N. )
Zeit: 21:30 - 03:00
Instrument: Starfinder 10" f/4.5
Bedingungen: Wieder einmal hervorragend. Nicht ganz so gut wie bei der letzten Beobachtungsnacht, aber OK - die war sowieso sensationell und nicht so schnell zu wiederholen ...
Sehr sehr klarer (auch windstiller) Winterhimmel jedenfalls, mit einer Grenzgroesse in Richtung 7.0m im Zenit. Den (Deepsky-)Beobachtungsspaß trüben lediglich der junge Mond ( der allerdings um 23:00 untergeht ), das nicht ganz so optimale Seeing ( unter 2" komme ich nur selten, wenn überhaupt ), und aufgrund der Kälte beschlagen natürlich die *'?! Okulare andauernd ... GRRRRR. [}:)]
Jetzt aber zu den Beobachtungen selbst.
Aufwärmübung (bei noch vom Mond aufgehelltem Himmel) sind ein paar Objekte südlich von beta Orionis. Über NGC 1843 (aufgrund des Mondlichts nicht ganz einfach, bei 175x + indirektem Sehen aber dann doch als diffuses Fleckchen zu erkennen) gehts weiter zu dem Galaxienpärchen <b>NGC 1888/9</b>. Aufgrund des immer noch aufgehellten Himmels kein ganz einfaches Objekt; zwar ist die hellere und größere der beiden (NGC 1888) schon bei 75x als diffuser, länglicher Nebelstreifen zu erkennen, die schwächere (NGC 1889) ist allerdings erst bei 235x als ein kompakter, etwas von NGC 1888 abgegrenzter Nebelfleck erkennbar. Die 15' östlich gelegene MCG -2-14-15 bleibt hingegen trotz allen Bemühens unsichtbar.
Über den ( nicht wirklich aufregenden ) Umweg MCG -2-14-16 gehts dann zu einem der Hauptziele des heutigen Abends: <b>IC 418</b>. Sehr cooles Objekt auch ohne Filtereinsatz, erkennt man doch schon bei direktem Sehen
1) den vergleichsweise hellen Zentralstern, und
2) die Ringform des PN.
Nettes Teil & äußerst empfehlenswert!
Auf den PN-Geschmack gekommen, wechsle ich in die Zwillinge und versuche mich an <b>PK 189+7.1</b>, den ich erst vor kurzem am DSS gesehen und für gut befunden hatte. Natürlich bei weitem nicht so spektakulär wie IC 418 ( ist ja auch um 4 mag schwächer ), dennoch erscheint er bei 235x schon ohne Filter als recht auffälliger, deutlich elliptischer Nebelknoten. Zentralstern kann ich allerdings (möglicherweise aufgrund der Luftunruhe) keinen beobachten.
Von dort gehts weiter zum offenen Haufen <b>NGC 2266</b>. Und der ist wahnsinn ... geil. Kommt am besten bei 75x und erscheint dann als dichtes, dreieckiges Wölkchen aus Sternen 11. Größe und schwächer. Ein super Haufen !!!<b> NGC 2331 </b>fällt da doch um einiges ab, ist aber bei 75x dann doch halbwegs ansprechend und läßt etwa 30 Sterne ab 10m erkennen.
Mittlerweile ist der Mond schon untergegangen, die Wintermilchstraße schön plastisch erkennbar & zeigt auch schon erste schwache Strukturen. Perfekte Bedingungen also, um ein paar schwerere Brocken anzugehen !
Nachdem es mich heute vor allem nach Nebeln jedweder Art gelüstet, steuere ich ausgehend von kappa Orionis das Reflexionsnebelfeld W von beta Monocerotis an. Erstes Objekt (nach der Galaxie NGC 2110, die mir unterwegs über den Weg läuft) ist <b>NGC 2149</b>. Ein recht diffuses Objekt, aber speziell bei höherer Vergrößerung nicht allzu schwierig. Nächster Programmpunkt ist <b>NGC 2170</b>: wieder ein diffuses Fleckchen, allerdings leichter und besser definiert als der vorherige. Der weiter östlich stehende vdB 69 kann bei 75x allenfalls vermutet werden, vdB 68 nördlich davon ist hingegen sicher NICHT sichtbar.
Weiter Richtung Osten. Über <b>NGC 2182 </b>(der einen von Herschel katalogisierten Doppelstern umgibt, dessen genaue ID mit im Augenblick allerdings entfallen ist ), gehts zu <b>NGC 2185</b>, der als diffuse Aufhellung um einen Stern 12m schon bei 75x gut zu erkennen ist. <b>NGC 2183 </b>ist da schon etwas schwieriger und macht sich erst bei 235x so eindeutig als diffuser, elongierter Fleck bei indirektem Sehen bemerkbar. Verwehrt bleibt mir hingegen <b>Cederblad 71</b>, obwohl er am DSS nicht viel schwaecher aussieht als sein nahegelegener Kollege - die Kombination 11m- Zentralstern + Streulicht läßt mir einfach keine Chance. Sollte wohl doch wieder einmal die Optik sauber machen ...
Nachdem ja variatio bekanntermaßen delectat ( wie wir schon seit Asterix wissen ), gibts nach den Nebeln wieder ein paar Sternhaufen zum Entspannen. Wobei ich noch <b>Be 73 </b>überstehen muss ... der zeigt bei 235x zwar immerhin schon einige wenige seiner Sterne, zu einem spektakulaerem Anblick reicht das aber noch nicht. Mehr Öffnung bitte!
<b>NGC 2215 </b>ist da schon um Klassen besser: an NGC 2266 reicht der zwar auch nicht heran, aber ein netter Anblick ist der sechseckig umrissene Haufen aus 25 Sternen 11m ( inkl. einem recht engen Doppelstern 12m/12m im Zentrum ) in jedem Fall. Mittlere Vergrößerungen seien bei diesem Objekt angeraten.
Nachdem ich noch NGC 2225 (aus mehreren Sternen bestehender, länglicher Knoten) und vdB 80 (kleine Gruppe aus 5 Sternen, Reflexionsnebel kann ich nicht eindeutig erkennen) eingesackt hab, gehts weiter zu 2 PNs: <b>IC 2165 </b>erscheint als helles, allerdings auch sehr kleines Scheibchen, das bei höheren Vergrößerungen sicher einiges zu bieten hätte - wäre da nicht das suboptimale Seeing, das sämtliche Versuche, mehr als nur diffuses Leuchten zu erkennen, zunichte macht. Und bei <b>HDW 5 </b>guck ich mir sowieso - trotz OIII-Filter - die Augen aus.
Weiter Richtung Sirius. Die Gegend südlich davon hatte ich vor einem Jahr bereits abgegrast - allerdings bei weitaus schlechteren Bedingungen, weswegen ich einige der Objekte dort nicht auffinden konnte. Anders heute: Zwar ist der Haufen <b>Ru 5</b>, auch wenn er sichtbar ist, nicht wirklich der Killer ( ich spreche hiermit eine Nicht-Empfehlung für dieses Objekt aus! ), dafür ist <b>Tombaugh 2</b> umso schöner und offenbart sich bei 75x als blasser, runder Fleck, aus dem einige seiner Sternchen bereits aufblitzen. <b>Auner 1</b> hingegen ist einfach ZU schwach auf der Brust. Nicht zu erkennen, das Ding!
Nach einem kurzen Entspannungsschwenk zu M 41 gehts wieder weiter rauf an die Grenze zum Monoceros. Dort lauert mit <b>IC 2177 & Co.</b> ein Nebelfeld, das ich mir schon seit Jahren vorgenommen hab, jedoch nie die Zeit bzw. die Bedingungen hatte, um mich wirklich drüberzutrauen. Die hab ich aber heute, also nix wie ran an den Speck!
Zunächst mal <b>NGC 2327 </b>verortet. Ist aufgrund der hohen Sterndichte in diesem Bereich nicht ganz einfach zu lokalisieren, wenn man ihn aber einmal eingestellt hat, ist er als kleiner, diffuser Flecken inkl. zentralem Doppelstern kaum zu übersehen. Sowohl der direkt östlich gelegene Nebelfleck als auch der südlich gelegene Reflexionsnebel vdB 92 ist hingegen nicht sicher zu erkennen.
Jetzt wirds aber interessant: zunächst steuere ich den (schon ohne Filter schwach sichtbaren) <b>Cederblad 90 </b>an, dann nehm ich das 26mm-Oku zur Hand, schraube den H-beta Filter rein ...
... schraube den Filter wieder raus, reinige die beschlagene Innenfläche, schraub ihn wieder rein ... OK, jetzt passts aber ... [:)] Und: ab die Post!
Ausgehend von Ced 90 (der mit H-beta ein auffälliger Nebelklecks ist) fahre ich den gesamten, nördlich daran anschließenden Nebelbogen ab - was überraschend einfach ist, da speziell die gut definierte W-Kante des Nebels zur Erkennbarkeit des Nebelbogens beiträgt. WSW des offenen Haufens NGC 2335 ( trotz Hß ein auffälliges Objekt ) ist außerdem noch der diffuse Schimmer von <b>vdB 93 </b>zu erahnen. Sehr coole Region !
Jetzt würde ich eigentlich den PN PK 201+2.1 suchen wollen, aber nachdem ich die Aufsuchekarte nicht finde, schwenke ich ein paar Grad nach Norden und ziehe mir <b>M 50 </b> rein. Ist zwar M 41 knapp 2 mag an Gesamthelligkeit hinten nach, gefällt mir bei niedriger Vergrößerung noch besser als letzterer. Einfach nur geil !
Von den nahegelegenen Nebelgebieten ist hingegen nur <b>NGC 2316 </b>als länglicher, recht einfach zu erkennender Nebelfleck mit Doppelstern im Zentrum zu sehen. <b>NGC 2313 </b>und <b>vdB 87 </b>sind dagegen nicht eindeutig sichtbar, vor allem das sich fast ununterbrochen beschlagende Okular macht mir bei diesen Objekten zu schaffen. Beim nächsten Mal dann ...
Mittlerweile ist es 2:30 geworden, und nach 5 fast pausenlos durchbeobachteten Stunden ( 2x Fluessigkeit fassen & lassen + 5 Min Sternenzeltangucken ausgenommen ... ) machen sich schon erste Ermüdungserscheinungen bemerkbar - bin halt nicht so eine Kampfsau wie Uwe und Stathis ... [:D] Trotzdem müssen noch ein paar Abschlussobjekte abgeschossen werden. Nachdem der Löwe schon recht hoch steht, schwenke ich dorthin und nehm mir noch ein paar Galaxien im westlichsten Teil des Sternbildes vor.
Zunächst ein kurzer Schwenk über die Dreiergruppe NGC 2929/30/31 sowie über NGC 2927, dann gehts ab zu <b>NGC 2903</b>. Die erscheint anfangs nur als strukturloser Nebelschimmer mit hellem Zentrum, mit der Zeit kristallisieren sich aber einzelne Strukturen heraus: so vermeine ich eine etwas dunklere Zone E des Kerns zu erspähen, und im nördlichen Teil der Galaxie deuten 2 hellere Verdickungen einen Spiralarm an. Geht sicher noch mehr, aber meine Augen sind inzwischen doch recht müde geworden und schreien nach Erholung. Deshalb noch ein abschließender kurzer Blick zum Saturn und ein etwas längerer auf den Winterhimmel, dann packe ich mein Zeux zusammen & düse wieder zurück - vom zarten Glimmen der himmlischen Welten in die Lichterfluten der irdischen Städte.
clear skies!
Matthias