Was macht man Weihnachten, wenn in den Tälern dicker Nebel herrscht und wie der beste aller Deep Sky Filter die Lichtverschmutzung abdeckelt? In die Berge fahren und Schwachlicht Deep Sky machen! Auf dem Beobachtungsplatz auf 1.300 m Höhe waren es gemütliche +2°C, im Tal bei der Heimfahrt fies nebelige -8°C. Sehr gute Transparenz (fst. = 6,6 mag, einige hätten sicher mehr gesehen, Bortle 3+), das seeing eher schlecht (4 auf meiner Schulnoten Skala, Cassiniteilung am Saturn nur zeitweise).
Seit Jens Bohle seine Recherche über große Planetaries im Netz hat klingt mir dieser Purgathofer-Weinberger 1 im Kopf herum, hatte mich aber bisher noch nicht herangewagt. Es ist laut Jens einer unserer nächsten Planetaries und mit 20 Bogenminuten Durchmesser ein Riesen Teil. Zum Vergleich, sogar der Helixnebel ist mit 13' (ohne Halo) wesentlich kleiner, der Hantelnebel hat nur 6'.
PuWe1= PK 158+17.1 ist im Lux, am Grenzdreieck zu Giraffe und Fuhrmann gelegen, also in the Middle of Nowhere. Mit Hilfe der Uranometria Seite 27L und einem DSS Ausdruck 1°x1°, den ich dafür mitgenommen hatte, war die Stelle nach einer Weile Sucherei am Rande der Milchstraße lokalisiert. Das Objekt stand fast im Zenit, beste Voraussetzungen, jetzt oder nie.
Den OIII Filter in's 32 mm Wide Field Okular (macht bei meinem 24" f/4,1 70x und eigentlich viel zu große 7,7 mm Austrittspupille) und ... ja da ist er - keine Frage und einfacher als ich dachte[:p]
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Am einfachsten ist der Bogen entlang der Linie von der 5-er Sterngruppe (a) zur 3-er Kette (b). Insgesamt oval ca. Richtung N-S ausgerichtet. Eine riesige Blase, nimmt die Hälfte des Gesichtsfeldes ein (1/3°). Die Ostseite ist schwer gegen den Milchstraßenhintergrund abzugrenzen. Nach Norden endet er bei einem 10 mag Stern in einer 3-er Kette (c). In der Mitte um die 3-er Gruppe (d) scheinbar etwas heller? Vielleicht streuen hier aber nur die Sterne.
Nachdem er so groß ist, und die Teleskopöffnung eigentlich keine Rolle spielt, sahen wir ihn auch in Martin Brückners 12-Zöller. Hier erschien er mir eher rund, indirekt für ca. 20% der Zeit indirekt zu halten.
Und dann kam das Highlight der Nacht: Frank Richardsen hatte Birkmaiers 20x100 Miyauchi Großfernglas auf Stativ + 6 Okularpaare mitgebracht: 2 Normale, 2 mit eingebauten UHC, 2 mit eingebauten OIII Filtern. Er steckte die O3 Version und reif "ich hab ihn im Miyauchi" über'n Platz. 2 Sekunden später stand ich dribbelnd hinter ihm, brauchte aber eine Weile, um das Feld wiederzuerkennen. Ich tat mich schwer, aber ab und zu blitzte PuWe1 tatsächlich als extrem schwache runde Aufhellung aus dem Hintergrund. Frank tat sich etwas leichter und konnte ihn besser halten.
Hat sonst jemand diesen Riesen visuell oder fotografisch erwischt? Ich kannte bisher nur Franks Beobachtung. Fotografisch sollte er mit H-Alpha Filter recht locker zu machen sein, zumal 300 mm Brennweite reicht. (siehe Beispiel von Rick Schrantz auf Jens Seite)