Reisebericht Namibia

  • Zwar nicht nur Deep Sky, aber überwiegend und daher in dieser Rubrik


    Moin Jungs (und Mädels natürlich auch!),


    bin gut wieder zuhause angekommen nach elf Tagen und elf Nächten Namibia – mein erster Urlaub dort.
    Ich habe eine schöne Reise gehabt in ein merkwürdiges Land mit der zweitgeringsten Bevölkerungsdichte aller Staaten. Die Liste wird übrigens angeführt von der Mongolei, die ich auch schon besucht habe und die irgendwie authentischer wirkte.
    Mitten in Schwarz-Afrika liest man Christuskirche, Marienstrasse, Louisenapotheke und Blumenecke. Das ganze Land ist engmaschig von Zäunen durchzogen und eigentlich keiner will das Wild auf seiner Farm haben, außer den Wildfarmen, denen das Wild schonmal per Lastwagen geliefert wird. So krass die Schere zwischen den Einkommen der Weißen und Schwarzen auch sein mag, geben erstere dem Land eine gewisse Ordnung und Stabilität. Ist wirklich nicht rassistisch gemeint, aber wir haben ja gesehen, was in Simbabwe passiert ist, nachdem die Schwarzen die Weißen rausgeworfen haben...
    Nun denn.
    Grandiose Landschaft. Bei Tivoli (sehr angenehme Unterkunft) am Rand der Kalahari ist es so flach, daß man freitags sehen kann, wer sonntags zu Besuch kommt. Zwischen der kleinen und der großen Regenzeit stand von Dämmerung bis Dämmerung im Osten eine Gewitterfront, in der es ohne Unterbechung blitzte. Ich meine, einige Sprites gesehen zu haben, bin aber nicht sicher. (Siehe z. B. http://de.wikipedia.org/wiki/S…%28Wetterph%C3%A4nomen%29 oder http://www.wetterklima.de/seminar/sprite/sprite.htm )
    In vier von sechs Nächten konnte ich zumindest einige Stunden beobachten, in drei mit Philipps 20“ f/5. Knapp 100 m entfernt vom Farmgelände auf einer Betonplatte zwischen dornigen Büschen und vertrocknetem Gras. Heuschrecken, ab und zu der beruhigende Ruf der farmeigenen Schleiereule und manchmal aus der Ferne der Gesang der Rostwangen-Nachtschwalbe (Caprimulgus rufigena). Tirili.
    Hakos ist landschaftlich deutlich rustikaler, noch trockener als Tivoli und in der nicht idealen Astrozeit von ignoranten Sternguckern ebenso verlassen. Die Ruhe hat am meisten gutgetan.
    Martins extrakurzer 12“ ATD hat allerbestens funktioniert (und sollte in keinem Haushalt fehlen).
    Am letzten Tag gab es dann in der Nähe vom Internationalen Flughäfchen noch eine Farmrundfahrt mit diversen Viechern, die alle ganz nett waren, aber für mich von den Straußen getoppt wurden, die sogar Junge führten.
    Die Linksfahrerei auf Schotter bei meinen drei Überlandfahrten – und das allein - war ein echtes Abenteuer. Circa 66,4 mal habe ich beim Anschnallen ins Leere gegriffen, habe aber nie versucht, auf der falschen bzw. richtigen, also der richtigen, die die falsche (Ihr versteht schon) Seite ist, einzusteigen.
    Der Rückflug am Tage war fast komplett wolkenfrei, was den kleinen Ausdemfenstergucker natürlich sehr erfreut hat. Der Blick auf zwei Stunden Sahara läßt einem den Atem stocken – unser Raumschiff Erde ist ganz schön groß und vielgestaltig.


    Die Bedingungen: mit meinen relativ kleinen Pupillen geschätzte Grenzgröße 6,5m; M33 geht knapp mit bloßem Auge, allerdings stellare PNs mit 12“ bis jenseits 16. Größe. Insgesamt etwa wie ein guter Alpenhimmel. Das Seeing war nie wirklich gut. Viel mehr geht in dieser Jahreszeit wohl nicht. Man hat mir glaubhaft versichert, daß die Bedingungen ein Witz gegenüber denen im (Süd-)Winter sind.
    Die Ausbeute:
    - Eta Carinae, sehr groß, sehr hell, von riesigen Dunkelbändern in Stücke geschnitten. Das Schlüsselloch voller Struktur, aber nicht so prägnant dunkel gegenüber der Umgebung wie manchmal auf Fotos. Humunculus gezeichnet, das Ding ist tatsächlich orange und hat trotz nur 18 Bogensekunden und mäßigen Seeings erstaunliche Details mit 20 Zoll und 700x.
    - Sigma Octantis (eine echte Gurke)
    - Polarissima Australis (eine ebensolche selbst mit 20“...)
    - Alpha und Proxima Centauri (den ich in nachbarschaftlicher Verbundenheit bald eine Viertelstunde lang einfach nur angeguckt habe)
    - Der umwerfende 47 Tuc. In der Mitte eine gleichmäßig helle Scheibe aus Sternen, klar abgegrenzt von der Umgebung und ohne Peak in der Mitte.
    - Helix wegen aufziehender Wolken leider ohne Halo
    - Vela-Supernovaüberrest. ERHEBLICH schwächer als Cirrus und irgendwo nicht so wahnsinnig beeindruckend. Eine ganze Reihe von schwachen Filamenten mit 20“ und OIII, aber keines so hell wie Pickerings Triangular Wisp.
    - Schatzkästchen (schee bondichd)
    - ein Sack voll Kohle
    - Der Tarantelnebel ist – obwohl gar nicht so groß – für mich das schönste aller Deep Sky Objekte, besonders im OIII.
    - Die Magellanschen Wolken kulminierten nacheinander; die kleine nach Dämmerungsende, die große gegen Mitternacht. Eine Beschreibung fällt schwer. Ich war auf der Suche nach PN´s viel in dem Wolken unterwegs und würde die Zahl der mit 12“ sichtbaren Nebel und Sternhaufen in der großen Wolke auf über 1000 schätzen. Der NGC ist eine Karikatur der sichtbaren Objekte. Sehr viele Objekte reagieren auf das OIII Filter, die Formenvielfalt der Nebel ist unbeschreiblich. Weit außerhalb der scheinbaren Ränder der Wolke stehen immer noch viele Sternhaufen. Einige Galaxien scheinen durch die Wolke. In der kleinen Wolke wird der Blick vom Nebel NGC 346 gefesselt, der wie eine brüllhelle Balkenspirale aussieht. Die schiere Zahl der Objekte ist in der kleinen Wolke aufgrund der geringeren Größe naturgemäß kleiner, die Dichte bis weitab vom Zentrum aber ebenso groß wie in der großen.
    - Im Burnham auf Seite 2035 steht über das Spektrum des Wolf-Rayet Sterns Gamma Velorum „...incomparably the most brilliant and striking in the heavens“. Kann ich bestätigen (Baader Blaze Gitter am 20“)
    - Ronald sagte mal vor vielen Jahren: „Ich möchte einmal den Orionnebel im T-Shirt sehen“. Hab ich getan, wobei ich das T-Shirt trug und nicht der Nebel... Kulmination übrigens um Mitternacht knapp 20 Grad nördlich vom Zenit.
    - Eine überwältigende Zahl von mit bloßem Auge sichtbaren Sternhaufen in der südlichen Wintermilchstraße
    - Zodiakallicht abends im Westen wie der Schein einer entfernten Großstadt, Zodiakallichtband bis zur Wintermilchstraße, Gegenschein nahe den Plejaden.
    - Dunkelheit. Der Sternhimmel ist hell (auch das Airglow), man kann alles wesentliche (Leiter, Karten etc.) sehen. Wolken sind schwarze Flecken und ich meine schwarz. Einmal war ich bei bedecktem Himmel auf der Plattform und ich sage Euch: man kann die Hand nicht vor Augen sehen. Man kann die Hand vor die Augen halten oder es lassen oder nach oben, unten oder zum Horizont gucken. Nichts. Ich trug ein weißes T-Shirt und nach 10 Minuten Adaption konnte ich beim Blick auf meine Schulter zumindest sehen, daß da irgendwas war. Die einzige Lichtquelle ist die immer sichtbare, aber nicht störende Lichtglocke der 140 km entfernten, 200.000 Einwohner zählenden Hauptstadt Windhuk.
    - diverses Zeug wie NGC´s 55, 247, 255, 300, 1265, 1300 (beides tolle Balkenspiralen), IC 5148


    sowie
    - 5 Kugelhaufen in der Fornax-Galaxie mit 12“; der schwächste beobachtete hat 15,6 mag (Field Guide) und da war dann doch nicht mehr viel Luft
    - Junger Mond 19:22 bis 19:43 nach Neumond. Das ist NICHT persönlicher Rekord (Uli-zuzwinker), aber diesmal habe ich richtig belichtet!
    - Am gleichen Abend Venus in 6,2 Grad Sonnenabstand.
    - Am gleichen Abend Antares in 11,5 Grad Sonnenabstand.
    - Elf Monde, davon drei neue (Phoebe, Umbriel und der, der nach den multifunktionalen Baader-Okularen benannt wurde); habe jetzt insgesamt 21 und es wird langsam schwieriger


    sowie
    Mindestens 8 PNs in der kleinen und 45 PNs in der großen Magellanschen Wolke. Bei der kleinen „mindestens“, weil drei weitere als PN katalogisierte Objekte fraglich waren. Genaueres später. Alle stellar. Für die letzten vier in der großen Wolke hat die Zeit nicht mehr gereicht, aber die wären nach der Erfahrung der beobachteten Objekte auch noch möglich gewesen.
    Die meisten habe ich im 12“ gesehen, der bis knapp über 5007-nanometer-Helligkeit 16 ging! Danke Martin für das Filterrad...


    Nicht gefunden habe ich
    - Sirius B
    - Ariel
    - Die Ringe der Supernova 1987. An der richtigen Position habe ich einen Knoten gesehen, der vermutlich aus dem kombinierten Licht zweier benachbarter Sterne und dem SNR selbst besteht. 20“ 700x.
    - G- und H- Komponente im Trapez, allerdings jeweils nicht im richtigen Moment gesucht
    - Barnards Loop mit bloßem Auge, einem H-Beta und einem UHC unsicher.



    Weiterhin
    - Eine identifizierte Spinnenfamilie: Selenopidae (paßt ja nicht schlecht zu einem Astrourlaub) - Mauerkrabbenspinnen. 6 cm breit und einen mm hoch, ungelogen platt wie ein Stück Papier.
    - 47 Vogelarten, davon 41 neue. Richtig freundlich, in einer fremden Welt und zwischen den ganzen vertrockneten Bäumen in die vertrauten Gesichter von Mauersegler und Grauschnäpper zu blicken und dabei darüber zu staunen, daß die es ohne zweimal 302000 Newton Schub genauso weit geschafft haben.
    - Paar Antilopen, diverse Echsen, ein Waran, eine afrikanische Wildkatze, eine Maus


    Ach ja, am letzten Abend auf der mondänen Ondekaremba-Farm noch ein paar traurige deutsche Touristen, die aber auch nicht einmal das Kreuz des Südens gesehen haben, obwohl sie doch jeden Abend gesucht haben. Tja Kinder, so ist das im Spätherbst, der dort Sommer heißt.


    Weiterhin viel Spaß beim Spechteln
    Stefan



    Kameldornbaum und junger Mond 19 Stunden und 42 Minuten nach Neumond; Gästefarm Hakos; 30x80 Spektiv, ICS UDA und Pentax Digiknipse; 21. November 2006, 18:00 UT


  • Hallo Stefan,


    ein schöner Bericht. Sei Dir meines Neides sicher!


    Warum liegen die Magellanschen Wolken nicht so, daß man sie von beiden Erdhälften aus sehen kann? Die Welt ist einfach ungerecht [:(].


    Grüße,
    Michael

  • Hallo Stefan,
    danke für den schönen Bericht... der macht Lust zum selber hinfahren!
    Deshalb laufen auch meine Planungen für eine Woche Namibia im nächsten Mai... mal sehen, ob man auf eigene Faust so etwas organisieren kann. Die Tivolifarm ist ja längst zu den mondlosen Zeiten ausgebucht.
    Eine Anfrage bei der Hokos Gästefarm wurde nicht beabntwortet.
    Also alles selbst machen:
    Flug buchen für ca. 695 Euro,
    Auto mieten eine Woche 230 Euro
    Unterkunft buchen für 20 - 30 Euro pro Tag
    Hoffentlich klappt das alles.
    Und ein Reiseteleskop muss ich auch noch bauen:
    ultraleicht, 16 Zoll, in einen Schuhkarton passend :)
    CS
    Timm

  • Hallo Stefan,


    ein toller Bericht, macht Vorfreude, rekordverdächtig auch der junge Mond, auf die Tarantel zu achten werde ich mir merken, ich war nämlich schneller als Timm, hab Tivoli und Flug schon gebucht für Neumond im Juli 2007.

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Timm</i>
    Eine Anfrage bei der Hokos Gästefarm wurde nicht beabntwortet.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Tim,


    es ist nicht ungewöhnlich, dass eine E-Mail auf dem Weg nach Namibia mal verloren geht. Wenn Du nach Hakos willst (was ich empfehlen kann), versuch's doch nochmal oder schick mir eine PN, dann gebe ich Dir die Faxnummer.


    Viele Grüße


    Ernst.

  • Hallo zusammen [:)]


    Jaaa, Namibia. Ich bekomme langsam immer mehr Lust und Laune. Nächstes Jahr im September ist es dann soweit ! 2 Wochen Tivoli, bereits alles gebucht und Teleskope gemietet. Ist noch jemand zu dieser Zeit unterwegs ?


    Habt ihr mal Tips, was man da noch so unter Tags machen kann, außer von der langen Fotonacht ausschlafen oder eine Farmrundfahrt oder Rundflug zu machen ? Ich habe vor, für ein paar Tage ein Mietwagen zu nehmen und die "nähere" Umgebung auf eigene Faust zu erkunden (natürlich nicht allein !). Am Abend bin ich dann wieder zurück auf der Farm. Den Mietwagen kurzfristig vor Ort mieten oder schon jetzt von Deutschland aus ?


    Gibts irgendwelche Astronomische Objekte, die sich wirklich lohnen und man auf gar keinen Fall vergessen darf ? Fotografisch gehe ich mit dem R200SS und einem Pentax 75 darauf los (mit Digiknipse EOS 20Da). Habe zwar schon eine Liste mit über 50 ! Objekten mir zusammen geschrieben, aber gibts noch "Geheimtips" ? Vor allem fotogarfisch.


    Thomas, der es kaum erwarten kann, das es September wird.

  • Hallo zusammen,


    man muß nicht zwangsläufig die Astro-Gästefarmen aufsuchen um Astrourlaub zu machen. Nur wenn man kein Equipment schleppen möchte ist man dann darauf angewiesen.


    Als gut geeignet war auch die Gegend der Namib - zumal auch dort oft interessante Landschaften am Tage Abwechslung versprechen ...


    Gruß


    Copernicus

  • Hallo Stefan,


    schön, dass du dir die Mühe gemacht hast, diesen genialen Bericht hier reinzustellen, danke dafür.


    Du machst natürlich Geschmack auf Namibia (war auch noch nicht dort). Tolles Programm hattest du da, soweit ich das abschätzen kann. Du schreibst von Zeichnungen...würde mich mehr als freuen, wenn du uns die nicht vorenthälst [:)] Ok, wenn du das Zodiakalband gesehen hast, müsste die Gnezgröße schon reichlich jenseits der 7m0 gewesen sein (so kenne ich es jedenfalls von den Alpen), obwohl du für mich etwas erstaunt schreibst, dass der Himmel vergleichbar mit dem eines guten Alpenhimmels wäre. Vielleicht schreibst du nochmal was dazu? Was mich auch interessieren würde ist, ob du einen Himmelsunterschied zwischen Hakos und Tivoli feststellen konntest, liegt doch Hakos etwas höher und ist etwas trockener.


    Zu den Objekten...der Mond ist ja der Hammer...ich nehme an, dass er nur fotografisch wahrzunehmen war, oder? 5 KH im Fornax Dwarf mit 12" ist schon fetzig. Hatte mir mit Ronald auf der Silvretta (ca. 47° nördliche Breite) mal den Spaß gemacht den über den Bergspitzen kratzenden NGC 1049 anzuschauen..war tatsächlich flächig [8D] Die Erzählungen von der Obejktvielfalt in den Magellanischen Wolken hab ich auch schon gehört...ist ja der Wahnsinn, ich glaub als "Unwissender" kann man sich das trotz der vielen Fotos gar nicht vorstellen. Auch Hammer, dass du den Homunculus orange gesehen hast.


    Mensch, ich muss da auch mal runter [:D]


    Viele Grüße, Uwe

  • Moin,


    das haben wir ja gern: Zeichnung ankündigen und dann nicht zeigen!
    Also hier eine noch nicht perfekt ausgefertigte Zeichnung vom Homunculus mit 20“ und 700x sowie die „Rohdaten“. Seeing nicht besonders.





    Die C14-Zeichnung von Sebastian Voltmer und das Foto von Sparenberg/Binnewies/Robering sehen meiner Zeichnung beide sehr ähnlich, während auf dem bekannten Hubble Bild zumindest die Helligkeitsverteilung doch ziemlich anders aussieht



    http://www.ias-observatory.org/Berichte/SV.html


    http://www.capella-observatory…fuseNebula/EtaCarinae.htm


    http://en.wikipedia.org/wiki/Eta_Carinae



    Sebastian hatte schätzungseise besseres Seeing, ich habe nur ahnen können, daß da noch mehr ist. Ergo muß ich nochmal hin!


    Timm: Auf Hakos kostet Halbpension in der Saure-Gurgen-Zeit 50 EURO. Auto mieten ist wegen dem hohen Verschleiß auch teuer. Frag Martin nach dem 12-Zöller. Filter und Nagler-Okulare sind vorhanden. Das Teil ist wirklich spitze.


    Thomas: Alles von Deutschland aus checken! Du bist nicht im Zillertal, wo Du schnell mal ein Ausweichquartier findest. Mich hat es sehr beruhigt, das alles geplant war! Versuchen solltest Du die Thackeray-Globulen in IC 2944. Die habe ich nicht sehen können, allerdings stand der Nebel noch tief. Ronald hat sie schon gesehen. Ein Geheimtip sind vielleicht die superschwachen Kometenglobulen im Gum Nebel, besonders die berühmte „Malin-Globule“ mit der davorstehenden Galaxie ESO 257-19 bei 7:34 und -46° 50´. Viele schöne Sachen sind in „Entdeckungen am Südhimmel“. Falls Du das nicht hast, ruf mal an bevor Du das nächste mal zu uns kommst, ich bringe es dann mit.


    Uwe: Mit der Einschätzung der Bedingungen habe ich so meine Schwierigkeiten. Wir haben neulich am BTM das Zodiakallichtband gesehen – vielleicht ist es gar nicht sooo schwierig, man hat nur kaum bewußt drauf geachtet. Beim 5,8-Stern Sigma octantis mußte ich schon richtig hingucken. Es ist mir klar, daß dies alles nicht richtig zusammenpaßt. Eine ordentliche Grenzgrößenkarte hatte ich leider nicht dabei, vielleicht wars ja doch knapp 7.
    Auf einen Unterschied Tivoli-Hakos habe ich nicht bewußt geachtet, allerdings sprechen die teleskopischen Beobachtungen für etwas mehr Grenzgröße auf Hakos. Wie gesagt, sollen die Bedingungen im Winter VIEL besser sein. Allerdings stehen dann die Wolken schlecht...
    Den jungen Mond habe ich im Fernglas gesehen, aber nicht mit bloßem Auge.


    Noch zwei Dinge zu den Magellanschen Wolken: eine Galaxie, die ich beobachtet habe und die ziemlich nah am zentralen Band der großen Wolke steht (2 Bogenminuten südöstlich von NGC 1943), trägt den romantischen Namen 2MASX J05224524-7010297. Den habe ich nachträglich in der NED gefunden, die keine weiteren Daten gibt. Die Galaxie war im 12“ nicht schwierig. Aufmerksam geworden bin ich durch den POSS, den ich für die PNs benutzt habe.
    Die Wolken stehen bei 70 Grad süd, wodurch sie schön langsam sind. Man kann gemütlich eine neue Karte aufblättern, was aufs Diktiergerät sprechen, was trinken und das letzte Feld steht immer noch halb im 7er Okular.


    Klaren Himmel
    Stefan

  • Hallo Stefan,


    Du meinst das "Running Chicken" und "Gottes Hand". Das rennende Huhn war schon mit auf der Liste, aber Gottes Hand und der Gum-Nebel war mir neu. Da wird sich meine Begleiterin freuen, die ist etwas christlich angehaucht [;)].


    Hier mal die Liste, was ich alles so fotografieren und angucken will. Naja, alles werde ich wohl nicht schaffen. Aber ich möchte meinen eigenen fotografischen Messier-Katalog vervollständigen.


    M104 Jungfrau R-200SS Sombrero-Galaxie
    NGC4038+NGC4039 Rabe R-200SS Antennen-Galaxien
    M68 Wasserschlange R-200SS
    M83 Wasserschlange R-200SS
    NGC3372 Schiffskiel Pentax Eta-Carinae-Nebel
    NGC5139 Centauer Pentax Omega Centauri
    IC2944 Centauer Pentax Running Chicken
    NGC4755 Kreuz des Südens R-200SS Jewel-Box
    NGC6188 Altar Pentax
    Gegend um Antares Skorpion 50mm
    M80 Skorpion R-200SS
    M4 Skorpion R-200SS
    M6 Skorpion Pentax
    M7 Skorpion Pentax
    NGC6334 Skorpion Pentax Katzenpfoten-Nebel
    M107 Schlangenträger R-200SS
    M9 Schlangenträger R-200SS
    M19 Schlangenträger R-200SS
    M62 Schlangenträger R-200SS
    M16 Schlange R-200SS
    M21+M20+M8 Schütze Pentax
    M23 Schütze R-200SS
    M21 Schütze R-200SS
    M20 Schütze R-200SS
    M8 Schütze R-200SS Lagoon-Nebel
    M17 Schütze R-200SS Omega-Nebel
    M18 Schütze R-200SS
    M24 Schütze R-200SS
    M28 Schütze R-200SS
    M25 Schütze R-200SS
    M22 Schütze R-200SS
    M69 Schütze R-200SS
    M70 Schütze R-200SS
    M54 Schütze R-200SS
    M55 Schütze R-200SS
    NGC6822 Schütze R-200SS Barnards-Galaxie
    M75 Schütze R-200SS
    M72 Wassermann R-200SS
    M73 Wassermann R-200SS
    NGC7293 Wassermann R-200SS Helix-Nebel
    M30 Steinbock R-200SS
    NGC253 Bildhauer R-200SS
    NGC104 Tucan Pentax 47-Tucana
    NGC2070 Schwertfisch 300mm LMC
    M79 Hase R-200SS
    M41 Großer Hund Pentax
    M93 Schiff R-200SS
    M47 Schiff R-200SS
    M46 Schiff R-200SS
    PGC21338 Schiff R-200SS Gottes Hand
    M46+M47+NGC2423 Schiff Pentax
    Gum-Nebel Schiff+Segel 16mm Weitwinkel


    Ja, ich weiß, viele Objekte sind auch von Deutschland aus sichtbar, aber nicht sooo gut. Jedenfalls haben die südlichen "Leckereien" höhere Priorität, aber wenn ich dann noch Zeit habe (WENN ICH *fg*), warum dann nicht ? 50 Objekte ist ne Menge Holz, sind also pro Nacht so 5 Objekte. Hmm, werde ich vermutlich nicht schaffen. Mal sehen.


    "Entdeckungen am Südhimmel" werde ich mir wohl noch irgendwie besorgen müssen. Gibts noch weitere Literatur für den Südhimmel ? Noch irgendwelche besonderen Objekte, die ich schlichtweg vergessen habe oder nicht kenne ?


    Ach ja, wir haben gebucht und ist auch schon alles klar. Flüge sind auch fest gemacht. Ich meinte den Mietwagen, ob wir den auch von hier aus buchen sollen ?


    Thomas

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: glahn</i>
    <br />Hallo Stefan,


    schön, dass du dir die Mühe gemacht hast, diesen genialen Bericht hier reinzustellen, danke dafür.


    Du machst natürlich Geschmack auf Namibia (war auch noch nicht dort).


    Mensch, ich muss da auch mal runter [:D]


    Viele Grüße, Uwe
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    So sehe ich das auch!!!
    2010 zu meinem 50zigsten will ich unten sein!


    [:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D][:p][:D]

  • Hallo Stefan,
    vielen Dank für den Tipp mit dem 12-Zöller.
    Blöderweise habe ich nun schon einen 16-Zoll F/4,2 Spiegel beim Roland bestellt und fange grade an einen ultraleichten Dobs mit heilumgefüllten Stangen zu bauen, der in eine Zigarrenkiste passt (die Zigarrenkiste ist natürlich eine Kiste für größere Zigarren).
    Spass beiseite: Mit Rolands Hilfe wird nun ein Reisedobson gebaut, der etwa 16 bis 17 kg wiegen wird. Wenn man den 6,5 kg Spiegel als Handgepäck mit ins Flugzeug nimmt, sollte man keine Probleme mit dem Gewicht bekommen. Was den Leihwagen betrifft, habe ich einen recht preiswerten gefunden: 1 Woche für 230 Euro ohne km-Begrenzung. Weißt du was besseres?
    CS
    Timm

  • Hallo Timm,


    wenn Du mit LTU fliegst, gibts gar keine Probleme mehr mit der Astroausrüstung - 30 kg Astrogepäck zusätzlich sind frei - guckst Du hier anklicken !


    jetzt biste doch schon vor mir in Namibia, toll, da kann ich mich dann mit Deinem aktuellen Bericht vorbereiten [8D]

  • Hallo Stephan,
    LTU ist mir mit 950 Euro incl. Tax usw. zu teuer...
    Ich fliege mit SAA (South African Airways) für komplett 697 Euro!
    Sogar die Air Namibia ist mit 811 Euro viel preiswerter.
    Da ich ja zu zweit fahren werde, kann man das Gesamtgepäck locker unter 40 Kg bekommen.
    Man muss halt gut aufteilen. Wird schon klappen...
    CS
    Timm

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">LTU ist mir mit 950 Euro incl. Tax usw. zu teuer...<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    hm, hmm oder Du pokerst und wartest auf sinkende Preise oder kurzfristiges Sonderangebot bei LTU, wäre mir persönlich aber wohl auch zu riskant. Wir (ich und zwei Mitreisende) haben aufgepasst und sofort nach Erscheinen des LTU-Sommerfahrplanes für 07 im Internet für 704.- pro Person incl Taxes zugeschlagen, 15 min später war der Preis schon um 30.- Euro gestiegen, inzwischen liegt er auch bei 950.- ...


    SSA hat auch einen guten Ruf, ich wünsch Dir einen guten Flug und besten Südhimmel im Mai

  • Hallo [:)]


    Ja, den Preis von 726,- Euro mit allem drum und dran (inkl. Buchungsgebür) hab ich auch ergattert. Obwohls schon ein paar Wochen zuvor über 100 Euro günstiger war. SSA und Air Namibia waren da noch weit teurer. Der Flug im September iat aowieso bei LTU der Günstigste.


    Thomas

  • Wunderschöne Eindrücke, kurzweilig zusammengestellt. Man merkt sofort, dass du außer Deep Sky auch ansonsten ein sehr aufmerksamer Naturbeobachter bist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich solche Erlebnisse viele Jahre lang im Kleinhirn festbrennen, eben wiel es nicht nur isoliertes Deep Skyen ist, sondern verbunden mit Landschaft, Tiere, Pflanzen, eigene Erlebnisse...


    47 Tucanae ist für mich DER eindruckvollste Kugelhaufen überhaupt, wesentlich dichter gepackt als Omega Centauri, bereits im 6" Reisedobson im bolivianischen Hochland (3800 m) ein wahres Feuerwerk. Warum hat er keinen einprägsamen Namen? Er müsste eigentlich "Master of Globulars" heißen.


    Als ich den Tarantelnebel zum ersten Mal im Januar 1992 im 6" Reisedobson im 24 mm Okular hatte, bin ich total ausgeflippt. Original Beobachtungsbuch Eintragung:


    <font face="Courier New">Olorgasaile, ca. 60 km südlich Nairobi, stockdunkler "African Sky". Endlich die Tarantel im Okular. Bah, was für ein Riesen Teil, wenn man bedenkt, wie weit der Nebel entfernt ist. In der Mitte ein heller Stern. In nächster Umgebung ein sehr helles spitzwinkliges Dreieck mit scharfer Begrenzung nach außen. Von dort aus verlaufen Fäden radial aber gekrümmt nach außen. Diese sind eingebettet in schwächer glühendem Nebel. In weiterer Entfernung weiteres "Gegase". Im 7 mm Nagler (125x) +UHC Kernbereich enorm strukturiert. Runde Dunklewolke eingebettet. Das Ganze hat so viel Detail, dass du halb verrückt wirst </font id="Courier New">



    Ich kann mich noch gut erinnern, dass mein Versuch, ihn mit dem 10" Reisedobson in Namibia noch einmal zu zeichnen, an der Detailfülle scheiterte, das war einfach too much. Wie hast du ihn bloß im 20-Zöller "ertragen" können?


    Bei deiner Beschreibung der Großen Magellanschen läuft mir das Wasser im Munde zusammen. Ich hatte damals mit 10" ca. 1-2 Dutzend Einzelobjekte identifiziert und aufgeschrieben. Ich hatte nur die Uranometria dabei. Welches Kartenmaterial hast du für die 45 Planetaries benutzt?


    p.s.
    Schade, dass das Thema etwas Richtung Fluglinen Preise abgedriftet ist. Ich habe alles gleich mehrmals gelesen und jetzt auch oben im Deep Sky Forum für eine Weile festgetackert.

  • Hallo Stathis,


    danke für die Anmerkungen.
    Es gab mal eine Zeit, da war man ganz aufgeregt, wenn ein Deep Sky Objekt überhaupt irgendwelche Einzelheiten hatte. Endlich konnte man was Zeichnen, was nicht nur ein Fleck ist. Mit den größeren Rohren kamen dann tolle Möglichkeiten fürs Zeichnen und dann der Moment, wo ein Objekt – manchmal nur beim ersten Versuch - einfach zu viel Detail hatte.
    Ich denke bei JEDEM Nebel, der Struktur hat, wie man den zeichnen könnte.
    Der Tarantelnebel sieht toll aus, überwältigend, mit unzählbaren Einzelheiten. Drumherum ganz viele weitere Nebel, die teils untereinander verbunden sind. Mit dem OIII waren fast keine Sterne mehr da. Der Anblick erinnerte an diese Fotos, die durch sehr schmale Filter gemacht wurden. Nur Nebel.
    „Ertragen“ ist genau das richtige Wort. So umwerfend der Anblick war, war es gleichzeitig ebenso klar wie frustrierend, daß dieses Objekt unzeichenbar ist. Diese Ohnmächtigkeit, das zeichnen zu können, keine Vorstellung zu haben, wo man überhaupt anfangen würde. Das habe ich in dieser Form bisher nicht erlebt.
    Interessant, daß wir das beide genauso empfunden haben.


    Hier bleibt nur die Erinnerung an ein tolles Deep Sky Objekt und der Wunsch, es nochmal zu sehen.


    Ja, die PNs.... ein über zehn Jahre alter Traum ist in Erfüllung gegangen! Wie gesagt, genaueres später. Soviel vorab: ich habe viele Stunden im Internet nach Papers gesucht, bis ich alle notwendigen Daten hatte. Das Erstellen der Aufsuchekarten hat dann nochmal genauso lang gedauert. Das Beobachten selbst ging verhältnismäßig schnell, zumal sich nach einigen Objekten eine gewisse Routine eingestellt hatte. Ich werde auf jeden Fall was dazu veröffentlichen.


    Clear skies
    Stefan

  • Hallo Stefan,
    wenn Du Deine Hand nicht mehr sehen konntest, dann heißt das wohl, dass Du die Neumond-Zeit im November erwischt hast. Ich war da gerade in Coonanbarabran, dem Sternwartenplatz schlechthin in Australien. Dabei hatte ich nur mein Lidl-Scope, aber für Touristen gab es noch das Skywatch-Observatory mit einem nachgeführten zwölf-und-halb-Zöller. Der Südsternhimmel wurde auch noch erklärt von kompetenter Hand. Leider war ich nicht alleine unterwegs, sonst hätte ich mehr als nur eine Nacht investiert. Ich war jedenfalls begeistert, was man bei dunkler Nacht am Rande des Warrumbungles-National-Park so alles am Himmel sehen konnte.


    Gruß
    Kalle


    PS: Den Anblick des Orions mit unbewaffnetem Auge aus 14.000m Höhe während des Rückfluges aus Australien durch das Bullauge eines Jumbos kann ich nur wärmstens empfehlen. Man kommt sich fast vor wie im Weltraum. Aber nur fast.


    PPS: Irritierend ist nur, dass die Sonne mittatgs im Norden steht.


    PPPS: Quantas war überhaupt nicht kleinlich, was das Übergewicht meines Gepäcks betraf. Da wurde einfach ein Zusatzschild montiert, dass der Koffer mehr als 20 Kg wiegt. Jaja, da Kontergewicht der Lidlmontierung war auch dabei, sowie mein Lidl-Feldstehcher.

  • Servus oder besser, moin moin Stefan!


    Einen tollen Bericht hast Du da geschrieben...Du weißt schon, welche Begehrlichkeiten Du da in uns weckst, oder? Was mir besonders gefällt ist, das es nicht nur um Astronomie ging.


    Freundliche Grüße,
    die Winterers

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