Suche eines Objektes nach Ra/Dec

  • Gruß an alle,


    zunächst mal ein ganz großes Lob an alle hier, die die Fragen beantworten. Hier herrscht ein guter Ton und jede Menge wohlwollende Beteiligung, SEHR angenehm!


    Zum Thema:
    Ich baue mein Teleskop auf:
    1. Waagerechte Stellung, Deklinationsachse auf den Polarstern, was ich mit dem Kompass sogar noch abgleiche, 48,1 Grad Polhöhe für München.
    2. Gröbstes Okular einsetzen = 20mm, Polarstern anvisieren und im Okular zentrieren.
    3. Die Skalenräder auf h0/0° einstellen. Da ich ja auf die Erdachse ziele (von den 0,5° Ungenauigkeit wg. Polarsternposition mal abgesehen), habe ich nach meinen Überlegungen (und Anzeigen meiner SkyMap Shareware) 90 Grad-Winkel auf 0 Uhr.
    4. Jetzt die Ra/Dec-Angaben eines gut sichtbaren Sternes von einer Karte ablesen, die auf den aktuellen Sternenhimmel passt. Das war in meinem Falle Caph, Hauptstern von Kassiopeia.
    5. Nachdem das Teleskop jetzt auf das reale Himmelskoordinatensystem geeicht war (Übereinstimmung der Skalenräder für Sternzeit/Grad mit der tatsächlichen Ziel-Position des Hauptrohrs), hätte ich doch jetzt nach 'kurbeln' der Achsen, bis auf den zugehörigen Skalen die entsprechenden Zielkoordinaten erscheinen, wenigsten in der Nähe von Caph sein müssen!


    [V]War ich aber nicht.[V]


    Was mache ich da bloss falsch[?][?][?]


    Sind wenigstens meine Überlegungen richtig[?]

  • Hallo Jörg,


    Du kannst den Rektaszensionskreis nicht am Polarstern einstellen. Vor allem ist es falsch, 0h zu wählen. Wenn der Polarstern genau am Pol stünde, hätte er eine unbestimmte Rektaszension, weil dort alle Rektaszensionskreise zusammenlaufen. Er steht aber 43' (etwa 3/4°, nicht 0,5°) davon ab, und zwar etwa bei 2h35m. Allerdings liegen dort die Rektaszensionskreise so dicht beisammen, daß sich ein kleiner Fehler gleich beträchtlich auswirkt.


    Was Du mit "waagerechte Stellung, Deklinationsachse auf den Polarstern" meinst, ist mir unklar. Wenn irgendwas auf den Polarstern zeigen muß, dann ist es die Rektaszensionsachse. Und was stellst Du waagerecht?


    Richtiges Vorgehen:
    1) Montierung am Polarstern einnorden
    2) Deklinationsskala auf 90° stellen und klemmen.
    3) Hellen Stern in Äquatornähe anvisieren.
    4) Deklination des Sterns an der Deklinationsskala kontrollieren, wenn falsch zurück zu 1)
    5) Rektaszensionsskala auf die Rektaszension des Sterns stellen und klemmen.
    6) Einen anderen Stern am Ost- oder Westhimmel anvisieren.
    7) Deklination und Rektaszension des Sterns an den Skalen kontrollieren; wenn falsch zurück zu 1)
    Dann müßte es klappen.
    Für einen Schnelldurchgang und bei hinreichender Erfahrung kannst Du auf 4, 6 und 7 verzichten.


    Gruß, mike

  • Hi Jörg,
    wenn ich das ganze richtig verstanden habe, hast Du noch etwas vergessen: Du kannst zwar die Deklination von einem Objekt auf der (richtig justierten) Montierung eingeben, aber nicht die Rektaszension. Streng genommen zeigt die Rektaszensions-Achse nicht die Rektaszension, sondern den Stundenwinkel an. Die Rektaszension eines Objektes bleibt ja gleich aber wenn Du ein Objekt nachführst, ändert sich laufend die Anzeige an der Rektaszensionsachse.
    Jetzt wirds kompliziert:
    Die Formel lautet: Stundenwinkel = Sternzeit - Rektaszension des Objekts. Das heißt, Du mußt die aktuelle Sternzeit kennen und davon die Rektaszension abziehen. Das Ergebnis kannst Du dann auf der Montierung einstellen. Das Problem dabei ist die Sternzeit. Die ist relativ kompliziert auszurechnen. Am besten ist, Du holst sie aus dem Internet oder von einem Programm und merkst Dir die Differenz zu Deiner Zeit. Für ein paar Stunden laufen die zwei Zeiten gleich schnell, Du mußt also dann nur von Deiner Zeit auf die Sternzeit umrechnen, die Rektaszension abziehen, und voila! [:)]
    Ich hoffe, die Experten hier zerreissen mich jetzt nich in der Luft, aber so habe ich es noch vom Unterricht in Erinnerung.
    Viel Spaß beim rechnen,
    Peter

  • Danke!


    Für Hammer Kruse:
    >Was Du mit "waagerechte Stellung, Deklinationsachse auf den Polarstern" meinst, ist mir >unklar.


    waagerechte Stellung: in meinen Teleskopunterlagen steht, dass ich mittels einer Libellendose das Stativ waagerecht stellen muss. Ist ja auch logisch, sonst stimmen die Winkel nicht mehr. Nur den Bezug zum Stativ habe ich nicht hergestellt. Sorry.


    >Deklinationsachse auf den Polarstern
    Hier liegt offensichtlich eine Verwechselung vor! Ich komme immer durcheinander mit Deklinationsachse und Rektaszensionsachse. Ich meinte die Rektaszensionachse!


    Danke nochmal für die Hilfe,

  • Hi alle,


    also ich bin ein wenig verzweifelt!!!


    Stimmt das, was Paladin sagt: die aktuelle Sternzeit muss mit der Rektaszensionszeit, die die aktuelle Sternenkarte einzeigt, verrechnet werden?


    Ich habe gestern wieder erfolglos die Verwendung der Koordinaten versucht. Wenn nun das mit der Sternzeitaussage vom Paladin stimmt wundert mich nix mehr.....nur noch, dass niemand davon spricht!!!


    Also irgendwie frage ich mich, wie ich die Grundschule erfolgreich absolvieren konnte... [:)]

  • Hallo Jörg,
    das stimmt schon so ungefähr. Allerdings weiß ich nicht genau, was Du mit Rektaszensionszeit meinst. Du mußt aufgrund Deiner lokalen Zeit und Deines Standortes die Sternzeit ausrechnen. Ein Sterntag ist ja 4 Minuten kürzer als ein Sonnentag (Erdrotation dauert ja nur 23h 56m, nicht 24h). Du ziehst dann die Rektaszensions-koordinate Deines gewünschten Objektes von der Sternzeit ab, und erhältst dadurch den Stundenwinkel. Diesen Stundenwinkel stellst Du dann einfach an der Montierung ein. Diese ändert sich natürlich laufend, ungefähr um 1 minute pro Minute...


    Schau am besten mal im Internet unter: http://www.zum.de/Faecher/A/Sa/LB2/A11G.HTM


    Ich habe aber für meinen PDA ein kleines Programm zur Berechnung geschrieben. Wenn Du mir ein Mail schickst, kann ich Dir es in ein normales EXE portieren, dass Du auf einem PC / Notebook laufen lassen kannst.
    Email: paladin==>mindless.com


    Hat aber nichts mit der Grundschule zu tun, ich habs auf der Uni gelernt [;)]

  • Hi Paladin,


    danke für die Antwort! Ist doch immer für was gut, einen Akademiker zu kennen! [;)]


    Das mit der Sternzeit ist mir bekannt. Pro Jahr gibts da genau einen Tag Versatz. Beim Nachrechnen nicht wundern, es sind nicht genau 4 Minuten, da fallen noch ein paar Sekunden weg(6?).


    Nun habe ich aber das gleiche Problem wie mit dem Längengrad: da musste man sich auch einmal einigen, wo es losgeht = Greenwich. Wie sieht es da mit der Sternzeit aus? Wann decken sich Stern- und Sonnenzeit? Dann könnte ich mir das Progrämmchen nämlich selber basteln, und das würde ich ganz gerne machen.

  • ...und gleich noch ein Problem: ich habe ein paar Sternzeit-Programme entdeckt. Die geben alle eine Zahl > 100.000 mit 2 oder drei Nachkommastellen aus. Was soll man denn damit anfangen?

  • Also, wie gesagt, schau mal unter dem Link nach, den ich gepostet habe. Genau mit diesen Angaben habe ich mein Progrämmchen gemacht. Es ist dort noch eine Excel-Datei dabei, mit der Du Deine Ergebnisse überprüfen kannst.
    Wegen dem Übereinstimmen. Soviel ich weiß, stimmen die 2 Zeiten am 21. September um 12 Uhr?. Ganz sicher bin ich mir aber nicht mehr.
    Die Sternzeiten, die Du gefunden hast, sind sehr wahrscheinlich Die Berechnungsprogramme für die Star Trek - Sternzeit. [:)] Keine Ahnung, was die mit unserer zu tun haben...


    Viel Spaß beim Programmieren,
    Peter

  • Hallo Jörg -


    so ganz einfach ist das nicht mit dem Einstellen von Objekten nach RA/DE. Wichtig ist wirklich, daß die RA-Achse (z.B. mittels Polsucher) genau auf den Pol ausgerichtet ist. Dann empiehlt sich folgendes: Die DE-Achse auf die gewünschte Höhe einstellen und dann RA-Klemmung lösen und den Himmel abscannen. Vorher muß man sich natürlich ungefähr die Stelle einprägen, wo sich das gesuchte Objekt befindet.


    Alles andere geht nur wenn man entweder einen mitlaufenden Teilkreis hat oder eine Goto Steuerung hat.


    Viel Erfolg


    ullrich

  • Hallo Ullrich,


    vielen Dank für diesen Trost! Ich ärgere mich ganz schön, denn wenn ich die Anleitung für mein Teleskop lese bekomme ich den Eindruck, dass es erstens ganz normal ist, Sterne per RA/Dec anzusteuern und zweitens auch nicht sehr schwer.


    Wieso das? Ist das nun eine geeignete Technik? Wenn ja, wie ist sie praktikabel, wenn nicht: wie finden denn all die anderen ihre ganzen Objekte? Ausschließlich per Starhopping? Kann ich fast nicht glauben, was mache ich denn bei einem fürs Auge / Sucher unsichtbaren Objekt?


    Gerade an der Goto Technologie wird doch bemängelt, dass man dann verlernt, bzw. erst gar nicht lernt den Himmel kennen zu lernen.


    Ich werde das Gefühl einfach nicht los, das mir irgendeine entscheidende Info fehlt um das Thema korrekt einzuschätzen.


    Sorry für den Frustausfluss... Dir auf jeden Fall vielen Dank!!!

  • Hallo Joerg,


    ich als Dobson-Besitzer finde tatsächlich alle Objekte per Starhopping. Muß ich auch, weil ein Dobson eine Alt-azimutale Montierung hat, da geht von Haus aus nix mit Deklination und Rektaszension [;)].
    Beim Starhopping gehe ich von einem schon mit bloßem Auge sichtbaren Stern in der Nähe des gesuchten Objektes aus. Dann hangele ich mich mit Hilfe des Suchers anhand eindeutig identifizierbarer Sternkonstellationen näher zum gesuchten Objekt vor. Dabei ist es wichtig, jederzeit den Sucheranblick mit der Karte in Einklang zu bringen und immer genau zu wissen, wo man ist. Falls man sich dabei 'verläuft' muß man halt zur letzten eindeutig identifizierten Konstellation zurück, im schlimmsten Fall bis zum Ausgangspunkt.
    Irgendwann sollte man eine Sternkonstellation gefunden haben, die so nahe beim gesuchten Objekt liegt, daß dieses im Okular sichtbar sein müßte. Dann blickt man ins Okular und sieht entweder das gewünschte Objekt (hoffentlich), oder eben nicht. Im letzteren Fall sollte man dann klären, woran das liegt, aber das führt hier zu weit [;)].


    Ja, so mache ich das mit meinem Dobson tatsächlich, wenn ich neue Objekte suche oder solche, deren Position ich nicht auswendig kenne.
    Bei 'alten Bekannten' hingegen reicht oft ein Anpeilen mit dem Telrad und schon ist das Objekt im Weitwinkelokular zu sehen.


    Mit Teilkreisen habe ich bislang nur in folgender Weise gearbeitet: einen dem gesuchten Objekt nahegelegenen mit bloßem Auge sichtbaren Stern anpeilen, dessen Koordinaten z.B. aus dem Karkoschka entnehmen und an den Teilkreisen einstellen. Dann schwenken, bis die Teilkreise die Koordinaten des gesuchten Objektes anzeigen. Dann Blick ins Okular und das Objekt sollte zu sehen sein. So habe ich z.B. ausgehend von der Sonne am hellen Tage Venus und Jupiter aufgefunden.
    Wenn der 'Rektaszensionskreis' die Sternzeit angibt (verläuft umgekehrt wie die Rektaszension) muß man vorher die Differenz des Objekts zum Ausgangsstern in Rektaszension ausrechnen und um eben diese Differenz schwenken.
    Einigermaßen eingenordet muß das Teleskop auch bei dieser Vorgehensweise natürlich sein.

  • Hallo Meinolf,


    zunächst vielen Dank für deine Erläuterungen. Das Starhopping habe ich auch schon probiert. Damit bin ich auch nicht zufrieden, weil ich die 'Verdrehungen' meines Suchers im Kopf nicht genügend nachvolluiehen kann. Jedenfalls ist das meist sehr nervig.


    Darum freue ich mich auch riesig über meinen neuen Tubus, der morgen eintreffen müsste! Da ist nämlich ein Rigel Quickfinder dran, und da ist nix mehr mit Inversion oder ähnlichen Spielchen, sondern da sehe ich im Sucher, was ich auf am Himmel, bzw. auf der Karte sehe!


    Das wird ein Fest! [:D]

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