Gewinde schneiden

  • Hallo zusammen,


    mal eine blöden Frage eines handwerklichen Laien:


    Was braucht man, um in ein Stück Metall ein Gewinde zu schneiden ? Geht das mit einer stinknormalen Bohrmaschine, auf die ich einen "Gewinderschneider" statt eines Bohrers aufsetze ?


    Danke
    Markus

  • Das kommt jetzt auf Dein Stück Metall an.
    Is es ein Stift, eine Welle oder ein Rohr??
    Innen- Aussengewinde?
    Also mit der Bohrmaschine macht man das nicht in der Regel.
    Entweder auf einer Drehbank, oder mit einem Handgewindeschneider. Die gibts für innen und aussengewinde.
    Man setzt ihn am Metall an und wie bei einer Weinflasche mit dem Korkenzieher dreht man sich ein Gewinde rein.

  • Hallo Markus,
    bei "handelsüblichen" Innengewinden, ao M2 bis M6, nehme ich gern einen Akkubohrschrauber. Die Rutschkupplung nicht auf zu hohes Drehmoment einstellen. Speziell bei Sacklöchern evtl. ein paarmal rausdrehen zum Späne beseitigen.
    Eine stufenlos regelbare Standbohrmaschine mit Rechts/Linkslauf kann man auch nehmen, wenn das Werkstück fest eingespannt ist.
    Bei Stahl Schneidöl nicht vergessen, bei Alu Spiritus!


    Nachtrag: Sehr wichtig vor allem bei tieferen Gewinden ist es, den Gewindeschneider genau fluchtend anzusetzen, sonst wird das Gewinde schief, ein Gewindebohrer bricht dann sehr leicht ab!


    Gruß,
    Martin

  • Hallo,
    Akkuschrauber ist nicht zu empfehlen, kann leicht schief gehen, besonders wenn man keine Erfahrung hat. Gute alte handarbeit ist noch die beste.
    Mit einer Bohrmaschiene oder noch schlimmer Ständerbohrmaschiene auf keinen Fall.


    Stefan

  • Das mein ich auch. Grad weil sich ja die kleinen Gewinde bis M8 recht gut mit der Hand machen lassen.
    M10 braucht schon ein bissl Hebel. Aber es geht. Und zu schnell bist Du auf keinen Fall.:)

  • Hallo Markus,


    solange es duktile Werkstoffe (Alu, Zinkdruckguss, weicher Stahl usw.) sind würde ich keineswegs mehr schneiden.
    In vielen Bereichen der Technik macht man das seit 15 Jahren nicht mehr.


    FURCHEN!


    Vorteil:
    - keine Späne
    - kein Zerschneiden der Materialfasern
    - ERHEBLICH höhere Festigkeit
    - Kaltverfestigung des Materials
    - dynamische Selbsthemmung
    - glattes Gewinde
    - viel einfacher Vorgang
    - extrem günstige "Werkzeuge"


    Beim Gewindefurchen ist die Schraube das Werkzeug.
    Hierbei wird durch eine spezielle Geometrie der Schraube direkt in das Material ein Normgewinde gefurcht.
    Dabei wird in der Bohrung des werkstücks Material verdrängt, welches in das Gewinde der Furchschraube fließt.
    Hierdurch wird eine Gewindeüberdeckung von nahezu 100% erreicht.


    Um günstig an Werkzeuge zu kommen, kann man einfach die Gewindefurchenden Schrauben nach DIN 7500 einsetzen, damit das Gewinde einbringen und dann z. B. eine normschraube nach Wahl in das gefurchte Gewinde eindrehen.
    Diese Gewindefurchenden Schrauben bekommt man in jedem Schraubenhandel.
    Sowohl bei uns in der Fertigung, als auch bei mir privat setze ich sie gut eingeölt mit dem Akkuschrauber...geht VIEL besser als mit Gewindeschneider.
    Die Vorbohrungen sind größer als beim Gewindeschneiden.
    Es gibt im Netz Tabellen dazu, sonst...falls Interesse, fragt mich einfach!


    Hier ein wenig Infos: http://www.menschel.de/Meptite.htm


    [:D]

  • =&gt;Stefan, <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mit einer Bohrmaschiene oder noch schlimmer Ständerbohrmaschiene auf keinen Fall.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Mit reinem Handwerkzeug habe ich aber ziemliche Schwierigkeiten, den Gewindebohrer gerade anzusetzen. Vor allem wenn ich Gewinde in tiefere Sacklöcher bohre.
    Vielleicht habe ich es nicht deutlich genug ausgedrückt: Gut regelbar ist wichtig, d.h. Drehzahlen möglichst unter 60 U/min sollten möglich sein - das kann eine Aldi-Standbohrmaschine für 40€ natürlich nicht.




    =&gt;Ekkehard,
    danke für den Tipp - ich hatte zwar schon vom spanlosen Gewinde Furchen gehört, es aber bisher für mich nicht in Erwägung gezogen. Sollte ich wohl doch[:)].


    Gruß,
    Martin

  • Hallo,


    also das ist wirklich ein Meilenstein in der Befestigungstechnik gewesen und wer das einmal gemacht hat, schneidet nie wieder.


    Ich hab aktuell in 8mm Alu mehrere M4-Gewinde mit Schrauben nach DIN 7500 gefurch, so bei ca. 200-400 U/min. einfach gut geölt rein.


    Hier ergänzend zur Information mit Bohrungsdurchmessern usw.


    http://www.ribe.de/files/ribe_gfs_d.pdf

  • Hallo,


    was Ekki mit "Furchen" meint ist mir unter "Formen" bekannt wobei die allgemeine Formel für das Kernloch (Nenndurchmesser minus Steigung) hier keine Gültigkeit mehr hat, weil das Kernloch größer sein muss da ja nur noch verformt u nichts mehr weggeschnitten wird. Bei mir und sind allerdings noch die alten Schneidwerkzeuge im Einsatz, vorzugsweise Maschinengewindebohrer mit kurzem Anschnitt die in einem Zug das Gewinde fertigstellen, bei härteren Werkstoffen wie z.B. V2A sind dreiteilige Sets mit Vorschneider (50%Schnitt) Nachschneider (80%) und Fertigschneider (100%) wg der Bruchgefahr von Vorteil, geschnitten wird von Hand mit einem Windeisen oder einer Ratsche wobei auf gerades Ansetzen während der ersten ein oder zwei Gänge zu achten ist. Guß kann man trocken, ziemlich alle anderen Werkstoffe (harte zwingend) mit Schmierung schneiden und alle paar Gänge dsa Werkzeug etwas zurückdrehen um den Span zu brechen.


    Grüße

  • Hallo Roland,


    Deine Beschreibung entspricht genau dem, was ich vor knapp zwanzig Jahren im Metallgrundlehrgang für Elektronikberufe gelernt habe. Das Furchen oder Formen klingt gut...aber für die 1-2 kleinen Gewinde, die ich im Jahr schneide, hole ich noch immer die alten Gewindeschneider raus [;)]

  • Hallo


    klar kannst du mit billiger Ständerbohrmaschiene Gewinde schneiden, ziehst den Stecker raus machst oben den Deckel auf und drehst die Riehmenscheibe von Hand, wenigstens gerade wirds dann.


    Gruß Frank

  • Hallo ATM-Freunde,


    nicht alles, was technisch möglich und angesagt ist, taugt auch als Antwort auf einfache Fragen.
    Eine Unsitte, die hier leider manchmal verbreitet ist und mehr Verwirrung stiftet als
    dem Ratsuchenden hilft.


    Nun zu Deiner Frage, Markus: Um ein Innengewinde in ein Loch reinzuschneiden brauchst Du 4 Dinge:
    - passenden Bohrer
    - Gewindebohrer
    - Windeisen (oder bei etwas mehr Erfahrung auch ein Akkuschrauber oder besser Ständerbohrmaschine)
    - Schmiermittel (Spiritus bei Alu, Öl bei Stahl)


    Mit den folgenden Durchmessern wird das passende Loch für das passende M-GEwinde gebohrt:


    M2.5 --&gt; Bohrer 2.0 - 2.1mm
    M3 --&gt; Bohrer 2.5mm
    M4 --&gt; Bohrer 3.3mm
    M5 --&gt; Bohrer 4.2mm
    M6 --&gt; Bohrer 5.0mm
    M8 --&gt; Bohrer 6.8mm


    Wenn kein passender Bohrer vorhanden ist, kann zur Not der nächst größere
    Bohrer genommen werden. Das Gewinde hat dann aber nicht die volle Tragkraft.
    Wenn irgend möglich, die passenden Bohrer besorgen.
    Wichtig ist nur, dass der Gewindebohrer möglichst senkrecht zum Loch
    angesetzt wird und mit sehr viel Gefühl gedreht wird.
    Je kleiner das Gewinde und je härter das Material, desto leichter
    bricht der sehr spröde Gewindebohrer ab. Das sollte auf keinen Fall
    passieren, da dies oftmals das Aus für das Werkstück bedeutet!
    Es ist auch hilfreich, den Gewindebohrer nach ein paar Umdrehungen
    kurz rückwärts zu drehen, damit die Späne brechen.


    Gewinde in dünnes Alublech kann man problemlos mit der Akkubohrmaschine
    reinschneiden. Für die allermeisten Bastelzwecke reicht dies vollkommen aus.


    Festigkeit: Eine Faustregel besagt, dass ein Aluminium-Gewinde ca. 3x so tief
    sein sollte, wie der Durchmesser der Schraube. Bei Stahl genügt eine Tiefe
    der dem Durchmesser der Schraube entspricht. Mehr ist natürlich immer besser.


    Ein komplette Gewindeschneidset gibt es manchmal bei Aldi. Ist natürlich
    nicht erste Werkzeugmacherqualität, aber für ein paar Alugewinde
    reicht das aus.


    Grüße
    Rolf

  • (==&gt;)all


    Also vielen Dank für die zahlreichen Tips. Ich bin erstaunt welches Feedback doch so eine simple Frage verursachen kann.


    Ich denke ich werde mein M4-Innengewinde mal versuchen zu schneiden.


    Markus

  • Zum Thema winklig Gewinde schneiden: Im Praktikum hab ich gelernt, die ersten paar Umdrehungen mit dem Haarwinkel zu kontrollieren. Inzwischen drehe ich den Gewindeschneider in eine hohe Rändelmutter und habe dadurch quasi einen Fuß mit drann, der das Gewinde für meinen Bedarf ausreichend genau senkrecht werden läßt.


    Gruß, Daniel

  • Hallo,
    Ahhhhh
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ein komplette Gewindeschneidset gibt es manchmal bei Aldi<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    [xx(]
    Stefan

  • Hi Rolf,


    Mensch hatte deine Antwort nicht mitbekommen...deshalb jetzt, da ich meine Du beziehst sie auf mich:


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">...nicht alles, was technisch möglich und angesagt ist, taugt auch als Antwort auf einfache Fragen.
    Eine Unsitte, die hier leider manchmal verbreitet ist und mehr Verwirrung stiftet als dem Ratsuchenden hilft.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Grundsätzlich Zustimmung, hier aber nicht, da die herkömmliche Methode nicht nur um ein vielfaches schwieriger und teurer ist, sondern auch noch viel schlechtere Ergebnisse nach sich zieht.
    Wahrscheinlich hast Du aber nicht richtig verstanden was diese Furcherei bedeutet und wie sie funktioniert.
    Ich texte um: "Nicht alles was technisch überholt ist, sollte unkorrigiert stehen bleiben".


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Um ein Innengewinde in ein Loch reinzuschneiden brauchst Du 4 Dinge:
    - passenden Bohrer
    - Gewindebohrer
    - Windeisen (oder bei etwas mehr Erfahrung auch ein Akkuschrauber oder besser Ständerbohrmaschine)
    - Schmiermittel (Spiritus bei Alu, Öl bei Stahl)<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Im Gegensatzt dazu benötigt man beim Furchen:
    - passenden Bohrer
    - ein Tropfen Öl


    Die Befestigungsschraube selbst ist hier das Werkzeug und eine Schraube braucht man eh.


    Glaub mir Rolf, wenn Du das einmal gemacht hast steht dein Gewindeschneidersatz in Rente.


    Ich finde, daß hier ein Zurückhalten dieser Information wohl kaum sinnvoll wäre [;)]

  • Hallo Ekkehard,


    wir sind uns ja in vielen Punkten rund um die Astronomie einig. Beim Thema Gewindeschneiden werden wir da aber nicht so schnell zusammenkommen. Die Spezial-Schrauben müssen erst mal in allen möglichen Längen und Stärken besorgt werden.
    Die gibt es nicht in jedem Baumarkt udn schon gar nicht in allen möglichen Größen. Zumindest hab ich noch keine gesehen.
    Ich hab wirklich viele Sorten Maschinenschrauben auf Vorrat, aber selbst da muss ich immer viele kürzen, damit die genau passen.
    Bitte bedenke, dass nicht jeder Zugang zu einem top-sortierten Furch-Schrauben Lager hat. Für kurz mal ein Gewinde machen, ist IMHO der klassische Gewindebohrersatz M3-M8 universell verwendbar.
    Aber, wie gesagt, jeder hat da so seine Meinung und Vorlieben.


    Übrigens bin ich wieder am schlechten Wetter Schuld :)


    Grüße
    Rolf

  • Hi Rolf,


    Du hast Recht, da kommen wir nicht zusammen.
    Das liegt sicher daran daß Du das Verfahren nicht kennst.
    Ich arbeite seit 15 Jahren damit.


    Ich erklär mal:
    Bevor man sich einen Gewindeschneider kauft, besorgt man sich 2-3 Gewindefurchende Schrauben im entsprechenden Gewinde.
    Da hat man dann ein Gewindewerkzeug, welches man ja nicht als Schraube einsetzen muß - in verschiedenen Längen also nicht nötig.
    Betrachte die Schraube einfach als Werkzeug.


    Damit bekommt man viel viel einfacher und schneller Gewinde die mit keinem noch so hochwertigen Schneidwerkzeug zu erreichen sind.


    Es gibt selten Sachen die gleichzeitig billiger, sicherer, einfacher und mit erheblich besserem Ergebnis daher kommen.


    Im Lebensmittelladen gibt es diese Schrauben nicht, aber in JEDEM Schraubenhandel, Fachbedarf oder Werkzeugladen.


    Es gib keinen einzigen Grund noch in duktile Materialien zu schneiden.
    Schneiden ist eine einzige Aneinanderreihung von unnötigen Nachteilen.


    Wer da nicht zugreift ist selber schuld [;)]


    Rolf, probier es einfach mal aus, dann wirst Du von universell in Bezug auf Schneidwerkzeuge nicht mehr reden.

  • Hallo miteinander,


    (==&gt;)Rolf: eines ist in diesem Thread meiner Meinung noch nicht klar rübergekommen, nämlich das die gewindefurchenden Schrauben ein metrisches Gewinde "furchen", in das dann auch jede x-beliebige Maschinenschraube der entsprechenden Größe eingedreht werden kann.
    Von daher braucht es kein umfangreiches Sortiment an Furch- Schrauben, und Dein reichhaltiges Sortiment an Maschinenschrauben kann nach wie vor verwendet werden.
    Das Verfahren hat viele Vorteile, allerdings auch einige Einschränkungen.
    Meiner Meinung überwiegen die Vorteile, wen´s interessiert mag es hier nachlesen.


    Viele Grüße,


    Ulli

  • Moin Ulli,


    interessante Dissertation - kannte ich noch nicht.


    Die einzigen Einschränkungen, die ich sehe sind die Anwendung auf duktile Materialien.
    Bei zu sprödem oder zu hartem Material geht es halt nicht.
    Alu, Zink, Kupfer und weiche Stähle sind kein Problem.


    Kennst Du weitere Einschränkungen?

  • Hallo Ekkehard,


    was auch noch einen Einfluß hat ist die Wandstärke.
    Bei Gewinden in dünnwandigen Teilen kanns Probleme geben.
    Ansonsten ist das schon eine supereinfache Geschichte, wenn auch anfangs etwas gewöhnungsbedürftig.


    Viele Grüße,


    Ulli

  • Hi Ulli,


    wir verwenden das u. a. bei M6-Gewinden in Rohren 159 x 3,5
    Diese Verbindungen unterliegen Zulassungsauflagen vom TÜV und werden laufend überwacht.
    Mit Schneiden in 3,5mm dünnen Material wäre bei mal gerade 0,6 x d nichts zu machen....schon gar nicht wenn man einen TÜV-Stempel braucht.
    Beim Furchen erreichen wir die Auszugskräfte eines geschnittenen Gewindes mit 1 x d in gleiches Material!


    Insofern denke ich, daß die Einschränkung relativ ist, da es dann mit Schneiden schon lange nicht mehr geht.

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