Hallo Leute,
nachdem der Wettergott Mitleid mit mir hatte & Schoenwetter fuer die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag beschert hat, konnte ich endlich wieder einmal einen all-night Beobachtungsrun starten. Mit im Gepaeck: mein brandneues Nagler 5mm sowie eine immens lange Liste von Objekten, die ich mir vornehmen wollte. Mehr dazu aber spaeter.
Beim Eintreffen an meinem Standardbeobachtungsplatz in den oberoesterreichischen Voralpen ( Herndleck, Seehoehe irgendwo zwischen 800 und 850 Meter ) schon hervorragende Bedingungen ( fst > 6.5 ), allerdings die erste Ueberraschung: Dort, wo sich normalerweise nur Paraglider herumtreiben ( und die nur untertags ), laeuft eine Herde Kuehe herum.
Zweite Ueberraschung: Die "§%$! Viecher sind aber sowas von gar nicht schuechtern, sondern haben sich in Windeseile um mich gruppiert und schauen mir interessiert beim Aufbauen zu. Als sie dann zu guter Letzt anfangen, abwechseln die Aufbewahrungssdchachtel meiner guten alten Starfinder-Kraxn anzuknabbern und -zusabbern & sich dabei gegenseitig zu bespringen [xx(], reist mir der Geduldsfaden, packe mein Zeux wieder ein und mache mich auf zu einer hoehergelegenen Stelle. Dort gibts dann zwar keine Kuehe mit seltsamen Ritualen, dafuer allerdings auch wesentlich schlechtere Rundumsicht, speziell Richtung Sueden. Also nix mit Schuetzen, Skorpion & Co ... [:(]
Egal. Disponiere ein wenig um und fange mal an, die Gegend zwischen alpha Scuti und NGC 6712 zu erkunden.
Mit der Betonung auf 'anfangen' allerdings - <font color="red">M 26</font id="red">, <font color="red">Trumpler 34 </font id="red">und die (stellaren) PNs <font color="red">PK 23-2.1</font id="red"> (einfach, schon ohne Filter) und <font color="red">PK 22-2.1</font id="red"> gehen sich noch aus, dann schieben sich aber Wolken ins Feld & nix geht mehr fuer eine Weile. Und wie die dann eine lange, lange halbe Stunde spaeter sich verziehen, ist der Schild halb hintern Berg verschwunden *GRRRRRRRRRRR*.
Na gut, dann halt weiter nach Norden, in den nordwestlichen Teil des Adlers. Dort vor allem schwache PNs beobachtet, aber auch ein paar Sternhaufen & Asterismen. Here the list:
- <font color="red">PK 48-2.1</font id="red">: im 6.7 mm UWA noch unsichtbar, laesst er sich im Nagler ( das auch unter diesen superben Bedingungen sicher 0.3, 0.4 mag mehr an Grenzgroesse bringt !! ) schon ohne Filter schwach, mit OIII dann weitaus deutlicher zu erkennen; stellar
- <font color="red">King 25</font id="red">: von diesem als OC klassifiziertes Loch im interstellaren Medium ( im englischen: dust hole ) kaum was zu sehen; ein paar Sternchen, nix aufregend sonst.
- Interessanter ist da schon der 1.5' grosse <font color="red">Kronberger 13</font id="red">, ca. 20' NNE davon bei 19 25 14.9 +13 56 44. Auch nicht gerade grosse Action, aber ein schwacher Knoten aus Sternen 14m und schwaecher ist schon zu erkennen. Mit stolzgeschwellter Brust ( immerhin ja eine meiner Entdeckungen ... [8D] ) gehts dann weiter zu
- <font color="red">PK 48+1.1 & PK 49+2.2</font id="red">. Ersterer sehr schwierig & erst im Nagler + OIII sicher identifizierbar, letzterer sowieso viel zu schwach, um gesehen werden zu koennen. Also weiter zu einem weiteren DSH-Haufen, naemlich
- <font color="red">Riddle 15</font id="red"> (19 11 09.2 +14 50 04, 0.8'). Von diesem Winzling nur der hellste Stern (12m) zu erkennen, von den restlichen Mitgliedern & dem im Haufen vorhandenen Reflexionsnebel nur ein diffuses Leuchten auszumachen.
Weitere Ziele: die beiden Haufen <font color="red">Berkeley 82 </font id="red">( klein, ca. 12 Sterne erkannt ) und <font color="red">NGC 6709 </font id="red">( gross, sternreich, locker. Schoenes Low-Power Objekt ) sowie den mit <font color="red">PK 44+5.1 </font id="red">einen PN, den ich zwar mit 17.7 mag im Katalog stehen hab, der aber tatsaechlich im OIII zwar schwierig, dennoch aber eindeutig als stellare Quelle im Nagler + OIII zu erkennen ist. Helligkeit kann also nicht ganz stimmen ...
Meine Schaetzung: irgendwo bei 15.5.
Danach kurze Labung an einem bis ins Zentrum aufgeloesten <font color="red">M 92 </font id="red">( geiles Teil !!! ) & sowie ein paar schwache Galaxien in der Umgebung auf der Speisekarte. <font color="red">NGC's 6329, 6332, 6336, 6311, 6301 ... usw.; </font id="red">alles faint fuzzies, also nicht weiter interessant. Als ich dann aber Richtung Norden schwenke um ein paar Quasaren ( 1Zw 187 + PG 1718+48 (glaubich) sowie dem PN Sa 4-1 nachzujagen: Wieder Wolken. Bis die weg sind, ist der Herkules soweit in der Lichtglocke meiner Heimatstadt Steyr drinnen, dass sich eine Suche nach diesen Objekten nicht mehr auszahlt. Hatten wir das heute nicht schon mal ... [:(!]
Egal. Naechster Programmpunkt: der westlichste Teil der Perseus. Dort mal geguckt nach dem eigentlich in Andromeda gelegenen <font color="red">PK 130-11.1</font id="red">: mit Filter unsichtbar, im OIII aber eindeutig als stellare Quelle zu erkennen.
Danach eines der Highlights des Abends: <font color="red">M 76</font id="red">. super Objekt! Wirkt auf den ersten Blick ( und ohne Filter ) rechteckig, fein strukturiert,mit einem etwas helleren SW-Teil; im OIII sind dann auch zwei symmetrische zum Zentralstern gelegene, schwache Knoten etwas abseits des Hauptkoerpers zu erkennen, wobei der suedoestliche etwas heller erscheint.
Weiter zu <font color="red">LBN 640</font id="red"> ( schwache Aufhellung um 12mag - Dreifachstern ) & den unspektakulaeren OCs <font color="red">NGC 744, NGC 657 </font id="red">sowie dem halbwegs okayen Haufen <font color="red">Stock 4 </font id="red">( der speziell bei 75x recht gut kommt ), und zu guter Letzt wird noch das schwache Scheibchen von <font color="red">PK 131-5.1</font id="red"> aufgesucht. Abschliessend noch ein kurzer Blick auf <font color="red">h/chi Persei</font id="red">, aber nachdem mir der Sinn jetzt wieder mehr nach Galaxien steht ( ich liebe Abwechslung ), ab in die Andromeda & dort die Galaxiengruppe <font color="red">NGC 68/70/71/72/76 </font id="red">gesucht. Nette Gruppe, allerdings schwierig, die einzelnen Mitglieder zweifelsfrei zu erkennen, da diese sehr lichtschwach und eng aneinnader gedraengt im Sternfeld stehen. Zu guter letzt sind aber alle korrekt identifiziert.
Nach dieser gelungenen Beobachtungen mach ich mich auf Richtung <font color="red">Jones 1</font id="red"> im Pegasus. Auf dem Weg dorthin noch ein paar weitere faint fuzzies mitgenommen, dann den OIII in das 15mm Oku reingeschraubt und siehe da - dort wo vorher lediglich ein sehr schwaches, diffuses Leuchten zu erkennen war, tritt der PN nun deutlich hervor und zeigt auch klar seine beiden leicht gewellten Sicheln am Nord-bzw. Suedende seiner schwachen Scheibe. Cool !
Mittlerweiole ist es schon halb drei Uhr morgens, meine Augen werden schon muede ... aber trotzdem: ein Objekt muss einfach noch sein.
<font color="red">Stephans' Quintett </font id="red">hatte ich vor zwei Jahren schon einmal vor dem Spiegel, konnte damals ( unter etwas schlechteren Bedingungen ) mit dem 6.7mm UWA aber lediglich NGC 7318A/B als diffusen Fleck sowie NGC 7320 erkennen. Das ist heute aber anders: Stelle im Grossfeldoku gesucht, mit dem Nagler reingezoomt - und sofort ist NGC 7320 zu erkennen. Dann - deutlich aufgeloest - der Doppelknoten NGC 7318A / B. Dann das etwas diffusere Leuchten von NGC 7317. Und schlussendlich findet sich auch noch das sehr schwache laengliche Leuchten von NGC 7319 im Feld. Geschafft!!! Nun bin ich endgueltig gluecklich.
Noch ein kurzer Blick in Richtung Sternenhimmel, dann packe ich mein Zeux wieder ins Auto und mache mich auf in Richtung Heimat & Bett. Und im Herzen: die Erinnerung an die eindruecklichen Momente, die mir eine Sternennacht wieder einmal zu bescheren war imstande.
OK, ist ein wenig lang geworden, sorry ... hoffe ihr hattet dennoch Spass daran ( ich jedenfalls schon [:D] )!
greetz,
Matthias