Spechtelnacht auf dem Hohloh

  • Hallo zusammen,


    kurzfristig (wg Wetter) vereinbahrten Timm u ich gestern einen Beobachtungsabend auf dem Hohloh
    Wir trafen uns auf dem C-Parkplatz auf ca 950m Höhe gegen 22Uhr. Timm hatte seinen 20" F/4 Lowrider-Dobson mit, ich selbige Bauart in 24" und F/4.24
    Da es noch nicht dunkel war wurde nach dem Aufbau der Teleskope, der nur wenige Minuten in Anspruch nahm, der Grill ausgepackt und sich erst einmal gestärkt.
    Danach war es immer noch nicht richtig dunkel, aber die Milchstrasse war schon andeutungsweise im Sternbild Schwan zu sehen, immer mal durchziehende Zirren sorgten für etwas wechselnde Bedingungen, bestenfalls Bortle4, aber das Seeing war brauchbar wenn auch nicht gut, ca 6/10. In den guten Phasen gab es dann doch noch ordentlich was zu sehen, hier ein paar Auszüge: die Spiralarme von M51 knallten richtig rüber, sehr gut konnte man bei 370X die strukturierte Bulge, Helligkeitsunterschiede in den Spiralarmen und Dunkelbändern unterscheiden. M101 war mit Knotigen H2-Regionen gradezu übersät und zeigte auch den kompletten Verlauf eines weit nach aussen reichenden Spiralarms der ebenfalls noch einen hellen Knoten barg. In M57 konnte man zeitweise den Zentralstern direkt halten, die dem 13m Stern gegenüberliegende 15m7er war noch deutlich besser zu sehen, Timm sah gar einen zweiten Stern im Ring kurz aufblitzen, imo hat dieser 17te Größe. Auch die naheliegende IC1296 war einfach als schwacher konturloser Schimmer in einem Sternviereck sichtbar. NGC 6888, oder auch als Crescend-Nebel bekannt war bei 128X im 20er Nagler eine Augenweide: die abgestoßene Materie des Wolf-Rayet Sterns war als großer ohrförmiger geschlossener Ring sichtbar, die aufgehellten Randgebiete zeigten auch noch zahlreiche Strukturen.
    Ngc 7008 ist bei 370X ein schöner, recht heller, mit ein paar Sternen gespickter Planetary dessen Helligkeitsverteilung recht inhomogen ist.
    Ngc 6894 (Ringnebel im Schwan) ist am besten mit OIII und 250X als deutlicher Rauchkringel auszumachen, ohne OIII ist bei 370x ein Stern in der nördlichen Seite des Rings zu sehen.
    Eine Besonderheit war noch der Egg-Nebula PK 80- 6.1, ein bipolarer protoplanetarischer Nebel, das Auffinden ist nicht einfach, gilt es doch eine winzige Doppelblase von einem Sternpaar zu unterscheiden, das gelingt dieses Mal mit 160x, bei 370X ist die nördliche Blase deutlich getrennt u größer als die Südliche, das Ganze wird von einem schwachen Halo umgeben, auf der Nordseite deutlicher.
    Ngc 6804 (12m) reagiert auch sehr auf OIII erscheint als recht homogene kreisrunde Nebelblase, ohne OIII sieht man den 14m3er Zentralstern leicht. Knapp ein Grad weiter nördlich steht NGC6803, mit 11m4 bei ca 12" Größe ist ein kleines türkisfarbenes Wattebällchen mit großer Flächenhelligkeit zu sehen, der 15m2 ZS bleibt in der hellen Nebelblase unsichtbar. Gut 4° SW ist der ebenfalls 11m4 helle aber 2' große NGC6781 schon ein anderer Brocken, kreisrund und unübersehbar im OIII geht er aber auch noch ohne und bei 370x ist der 15m ZS bei genauem Hinschauen nebst zwei weiteren schwächeren Stenen sichtbar.
    Cat's Eye oder Ngc6543 im Drachen ist richtig grün bei 100X, auch der ZS knackt hervor, bei 370X sind andeutungweise Strukturen in der kleinen Nebelblase die von einem recht hellen Halo umgeben ist, und deutlich ein dunkler Hof um den ZS sichtbar, in westlicher Richtung, auf etwa halber Strecke zu dem 3' entfernten 10m-Stern konnten wir auch noch IC4677, als ein Teil der "outer Shell" sehen, diese Blase ist etwas gemottelt und ca 2:1 elongiert und schräg zur Verbindungslinie PN-Stern ausgerichtet, ursprünglich wurde dieses Objekt als Galaxie gehandelt.
    Ein paar Kugelsternhaufen haben wir aber auch noch gemacht, die hellen Gesellen M3,5,13 und 15 waren in beiden Teleskopen wie fast immer eine Augenweide, aber auch im Vergleich winzige Vertreter dieser Gattung wie Ngc 6229 und 7008 konnten bei 250-370x problemlos aufgelöst werden, obwohl die hellsten Einzelsterne da erst bei ca 16ter Größe beginnen.
    Ansonsten waren noch viele kleine Quälgeister als Fliegen getarnt unterwegs, worauf uns nix anderes übrig blieb gegen das Vermummungsgesetz zu verstoßen, gegen 3Uhr zogen dann immer mehr Zirren auf und der Osten wurde zunehmend heller, worauf wir dann auch die Beobachtung beendeten, hatten wir doch noch 100 (Timm) und ich 200Km Heimfahr vor uns.


    Grüße

  • Hallo Roland!


    Ein sehr schöner Bericht mit vielen interessanten Objekten. [:)] Finde es klasse, dass man von dir jetzt wieder öfters Berichte lesen kann. Hat halt immer was besonderes, von Beobachtungen mit 24" zu hören.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Ansonsten waren noch viele kleine Quälgeister als Fliegen getarnt unterwegs, worauf uns nix anderes übrig blieb gegen das Vermummungsgesetz zu verstoßen<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hehe, mussten Timm und ich letzte Woche auch machen. Wird Zeit, dass die Mücken bald wieder verschwinden. Wenn ich es noch richtig in Erinnerung hab, war das immer im Juli/August soweit.


    Chris

  • Hallo Roland,
    da hattet ihr ja eine klasse Nacht! Beim Egg Nebel empfehle ich immer wieder mal einen Polarisationsfilter zur Hand zu nehmen und in dann zu drehen. Der Nebel verändert seine Helligkeit deutlich! Möglicherweise ist das aber in 24" nicht mehr so gut zu sehen wie bei 10", hier verschwindet der Nebel bei entsprechender Filterstellung fast!


    Gruß
    Martin

  • Hallo Roland,
    schöner hätte ich den Bericht auch nicht schreiben können... vielleicht etwas ausführlicher.
    Denn da waren ja noch viiieeeele andere Objekte, die wir gesehen haben.
    Vor allem die in Lichteimern so wunderschönen Lagunennebel, Omeganebel, Trifidnebel und Adlernebel, bei dem die "black Pilars" so schön zu sehen waren. Und dann auch die vielen Kugelhaufen im Ophiuchus, Skorpion und Schützen, von M 10, M 12 und M 107, M 9, M 19 und
    M 62 über M 4, NGC 6144 und M 80 bis hin zu M 22, der aber im Dunst nicht so gewaltig wie sonst erschien. Aber dann M 11, der schöne offene Haufen in der Schildwolke, eine richtige Augenweide! Die vielen Galaxien in den Jagdhunden, die ich dann auch im Vorübergehen mitgenommen habe, sollten auch erwähnt werden:
    M 106, die Heringsgalaxis NGC 4631, daneben die Fishhookgalaxis und etwas weiter weg das Pärchen NGC 4485 und 4490 und die superthin 4244. Auch nicht vergessen darf man Cirrus und Sturmvogel, die mit höheren Vergrößerungen und OIII unheimlich viele Details zeigen.
    Richtig blöd waren die Mücken, die einem das Spechteln fast zur Qual machten. Du, vermummt mit Handtuch über dem Kopf sahst schon witzig aus und ich, mit meiner Jacke und bis auf einen Sehschlitz zugezogener Kapuze erst recht, denn die Temperatur bewegte sich um die 20°
    Trotz der Mücken/Fliegen eine wirklich schöne Spechtelnacht. Ausgekostet von Abenddämmerung bis zur Morgendämmerung!
    CS
    Timm

  • Hallo,


    Chris: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wird Zeit, dass die Mücken bald wieder verschwinden<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> darauf kann ich leider keine Rücksicht nehmen, wenn ich Zeit habe, gutes Wetter ist, ein paar Liter Sprit im Tank und ein paar Mitspechtler zugegen sind werde ich auch künftig diese Biester in Kauf nehmen und hinfahren [}:)][:D]


    Martin: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Beim Egg Nebel empfehle ich immer wieder mal einen Polarisationsfilter zur Hand zu nehmen und in dann zu drehen. Der Nebel verändert seine Helligkeit deutlich! Möglicherweise ist das aber in 24" nicht mehr so gut zu sehen wie bei 10", hier verschwindet der Nebel bei entsprechender Filterstellung fast!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> irgendwo hatte ich was von 48% Polarisationsgrad gehört, wenn das Licht in dem Maße schwächer wird hätte man bei 24" immer noch einen 17er und das Bild wäre eine dreiviertel Größenklasse dunkler, aber wohl immer noch gut zu erkennen, leider findet sich ein solches Util nicht in meinem Equipment um es mal zu testen.


    Timm: <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Denn da waren ja noch viiieeeele andere Objekte, die wir gesehen haben.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote"> ja, ich weiss, aber man soll auch nicht immer alles verraten und ausserdem hatte ich insgeheim gehofft dass du mir etwas Schreibarbeit abnimmst [;)]
    M11, 16,17, 8 u 20 waren wirklich eine Augenweide, so plastisch habe ich die lange bzw überhaupt noch nicht gesehen, besonders die black Pillars in M16 waren deutlich aufzulösen und die Dreiteilung vom Triffid wie mit einem schwarzen Pinsel gemalt. M22 schwächelte allerdings in einer verzirrten Phase und war ein Schatten seiner selbst. Die Frühjahrsobjekte ab dem Uma-Kasten und darunter waren mir wg eines Baumes leider nicht zugänglich, aber die konnte ich ja in deinem 20er ohne Leiter bzw Tritt bequem beobachten [^]


    Grüße

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