Umbau 8" GSO Dobs -> Truss

  • Hallo zusammen.


    Zur Zeit denke ich intensiv über einen Umbau meines 8" f/6 GSO-Dobson zu einer Truss-Konstruktion nach. Primär geht es mir dabei darum, den Trumm auf eine angenehm transportierbare Größe zu bringen. Ach ja, und flach soll das Dingen werden, also so lowrider wie möglich.


    Dazu muß ich ja irgendwie den Schwerpunkt möglichst weit zum Tubushintern verschieben; der "Hut" sowie das Gestänge müssen daher möglichst leicht sein.
    Ich dachte daher an eine klassische 8-Stangen-Konstruktion mit einem Monoring anstelle des Hutes. Allerdings fällt mir da die Dimensionierung nicht ganz leicht. Eine Recherche im Internet war auch eher verwirrend als erleuchtend; es finden sich zwar viele detailierte Beschreibungen von ähnlichen Selbstbauten, zur Performance findet man dann des öfteren aber nur Dinge wie "Klappt ganz gut" oder "... nach einigen Verbesserungen funktioniert es prima" und das ist dann doch etwas vage...


    Daher meine Frage: Welche Dimensionen sollten die verwendeten Alurohre haben? Komme ich mit 12x1 mm aus oder ist das zu knapp?
    Und wie stark sollte das für den Monoring verwendete Multiplex mindestens sein?


    Da ich HS und FS des alten Gerätes übernehmen möchte, bräuchte ich für weitere Planungen die genauen Daten der beiden Spiegel: Durchmesser des HS (meiner ist übrigens aus BK7), die Dicke am Rand, die genaue Brennweite sowie die kleine Achse des FS.
    Vielleicht hat ja einer von Euch diese Sachen schonmal vermessen und wäre so nett, mich an seinem Wissen teilhaben zu lassen. Dann kann ich meinen Dobson nämlich erstmal bis auf weiteres einsatzbereit halten und muß ihn nicht zerlegen...


    Danke schon mal und Grüße
    Jens

  • Hallo Wurstgote,


    ich habe den selben Dobson wie du und als ich ihn in der Münchner Sternwarte war hat ihn Stathis vermessen und er hatte statt 20cm nur 19.9cm durchmesser festgestellt <b>(Nochmals ein Danke an Stathis)</b> darum gehe ich davon aus das die GSO Spiegel alle minimale unterschiede im Durchmesser haben. Ich würde dir empfehlen baue deinen Spiegel aus und messe ihn. Es ist zwar nur 1 mm aber wenn du es in die Perfektion bringen willst solltest du deinen Spiegel auch messen um sicher zu gehen wie groß das er ist weil vielleicht hat dein Spiegel ein Durchmesser von 20.1cm und du würdest sonst falsch rechnen[;)].


    Gruß[:)]


    Florian

  • Hallo Jens!


    Wenn Du Deinen Umbau nahe an der Perfektion haben willst, dann ist es unabdingbar, dass Du DEINEN Hauptspiegel genau vermisst. Die Brennweite wird wahrscheinlich nicht exakt 1219,2mm (8" f/6 exakt gerechnet) betragen. Selbst ICS gibt bei ihren Spiegeln eine Brennweitentoleranz von +/- 5% an, was in Deinem Beispiel denn heissen könnte, dass die Brennweite zwischen 1160 und 1280mm betragen kann... DAS und auch das Gewicht des Spiegels, diese Faktoren haben deutlich mehr Einfluss auf die Konstruktion, als ob der Spiegel nun 200,2 oder 199,7mm Durchmesser hat...



    Was anderes: Wenn Du dermassen auf eine flache Bauweise aus bist, warum denn überhaupt einen kompletten Monoring?
    Bau' doch sowas, wie dem Stathis sein "Archimedes" [8D]


    Und um den Schwerpunkt möglichst tief zu halten, würde ich anstelle von Alu gleich Carbon (aus dem Lenkdrachenbau, guxtu z.B. Ryll.de) nehmen; es handelt sich ja nicht um die schier unbezahlbaren Durchmesser von &gt;12mm. Bei 20mm oder mehr Durchmesser ist der Preisunterschied zwischen Carbon und Alu enorm; da spart man an der Geldbörse fast mehr Gewicht als am Teleskop([}:)]) Bei 10 oder 12mm ist Carbon nicht unzahlbar (aber der Gewichtsunterschied zu Alu ist auch nicht so gross, so gesehen relativiert sich der Gedanke zum Carbon auch wieder...)


    Aber vorsicht: Wenn der Tubus sehr leicht ist und dazu der Schwerpunkt sehr tief, kannst Du keine schweren Okulare (2" Weitwinkel) mehr ohne weiteres einsetzen, weil die "Variable" des Okulares am langen Hebel zerrt und dazu besonders beim Leichtbautubus natürlich noch mehr "wirkt" - also den Schwerpunkt deutlich verschiebt.



    Wenn Du nun 8" f/6 bauen willst (also rund 1200mm Brennweite; etwa 1100mm Tubuslänge) und dazu einen tiefen Schwerpunkt (sagen wir mal, 200mm über dem unteren Tubusende) dann zerrt das Okular am Hebelverhältnis 5,5 zu 1. [^]
    Ergo: Angenommen, Du würdest den Dobs genau im Schwerpunkt lagern, ohne Reibung, dann müsstest Du 500g Okularlast (realistischer Wert für ein 2" WW; das 31er Nagler hingegen wiegt fast 1kg)
    mit 2750g Ballast am Spiegel ausgleichen...

    Führen wir dieses Beispiel mal weiter: Angenommen, Dein Tubus ist vom UT bis zum OAZ (Du willst ja Monoring) 1100mm lang, wiegt komplett 5kg und der Schwerpunkt liegt, wie gesagt, 200mm über dem unteren Tubusende.


    Dann heisst das, dass bei Deinem Tubus das UT etwa 4,1kg wiegt und das OT etwa 900g. (sonst wäre der Schwerpunkt woanders..[;)])


    Wenn Du nun am OT 500 Gramm Okularlast dazu rechnest, dann machst Du das OT um 1/3 schwerer. Wenn man nun mit den entsprechenden Daten zurückrechnet,
    (also OT 1400g, UT bleibt gleich 4100g) dann ist das noch 2,93 zu 1.


    Auf die 1'100mm Tubuslänge umgemünzt läge der Schwerpunkt dann nicht mehr 200mm über den unteren Tubusende sondern knapp 280mm.


    80mm sind mit "normalgrossen"(*) Höhenrädern noch abzufangen, aber in Realität wird Dein Tubus vielleicht noch leichter und das Gewichtsverhältnis UT/OT noch extremer, somit auch das Hebelverhältnis.


    Die Rechnung ist aber auch nur ca. weil z.B. der Tubus auch noch Stangen hat, die nicht nur am UT und OT liegen sondern auch in der Mitte[:0] Ergo: Man dürfte eigentlich garnicht mit "Gewichten" bzw "Massen" rechnen, sondern müsste alles auf "Drehmomente" umrechnen - schliesslich geht's ja um Kräfte, die an bestimmten Hebellängen auf drehbare Achsen einwirken...[:I]


    Und wer weiss schon die LastHebel-Grössen seines Tubus im Voraus, am besten auf 2 Kommastellen genau...?



    (* man sagt nicht umsonst: Durchmesser der Höhenräder 1x (bei etwa mittigem Schwerpunkt) bis 3x (bei sehr tiefem Schwerpunkt) Optikdurchmesser, dann ist's nicht grob daneben...)



    Deshalb wahrscheinlich auch die vielen Optimierungen: weil man's einfach nicht genauer Rechnen kann oder will - wozu auch?


    Lieber mal so planen, dass die Höhenräder mit dem Schwerpunkt sicher klar kommen.


    Um schlussendlich dann noch das allerletzte Quäntchen Beobachtungskomfort (Haft- und Gleitreibung) rauszuquetschen, ist's ja denn nicht mehr viel Aufwand, mal mit verschiedenen Pad-grössen und/oder Materialien zu experimentieren.
    Und das empfiehlt sich auch dann, wenn das Teleskop "perfekt berechnet" ist - vielleicht mag'man's nämlich trotz der perfekten Berechnung lieber etwas leichtgängiger - oder strenger...[:D]


    So stimmt sich das Teleskop denn auf seinen Benutzer ein - und nicht umgekehrt...[;)]

  • Guten Morgen zusammen!


    Erstmal Dank an Euch beide für Eure Ausführungen.


    (==&gt;) Florian: Ich habe schon befürchtet, daß ich meinen Dob zunächst auseinanderreißen muß, um die Spiegelwerte zu bekommen. Dabei ist der genaue Durchmesser sicher nicht so wichtig wie die Brennweite, aber wenn ich das Teil eh schon mal draußen habe, kann ich da ja auch noch eben mit dem Zollstock dran [;)]


    (==&gt;) Slyv: Hui, eine Menge Stoff zum Nachdenken - danke [:)]
    Ich will mal versuchen, auf die Punkte einzeln einzugehen.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Wenn Du Deinen Umbau nahe an der Perfektion haben willst, dann ist es unabdingbar, dass Du DEINEN Hauptspiegel genau vermisst.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Auf Perfektion bin ich, ehrlich gesagt, gar nicht aus. Die dürfte für meine überschaubaren handwerklichen Fähigkeiten auch nur durch einen bizarren Zufall zu erreichen sein. Wenn nun vom Flachhalten des Gerätes die Rede ist, ist weniger das technisch Machbare gemeint, sondern das für mich erreichbare (und da liegen vermutlich Welten zwischen).
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was anderes: Wenn Du dermassen auf eine flache Bauweise aus bist, warum denn überhaupt einen kompletten Monoring?
    Bau' doch sowas, wie dem Stathis sein "Archimedes"<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Na, Du wirst lachen: Eine 2-Stangen-Konstruktion hatte ich zunächst auch im Sinn. Allerdings finden sich im Netz weit mehr Beschreibungen diverser Fachwerkbauten, daher fühle ich mich als ATM-Anfänger beim Bau einer solchen irgendwie besser aufgehoben.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Und um den Schwerpunkt möglichst tief zu halten, würde ich anstelle von Alu gleich Carbon (aus dem Lenkdrachenbau, guxtu z.B. Ryll.de) nehmen;<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Naja, selbst dünnes Carbonrohr ist immer noch doppelt so teuer wie entsprechendes Alu. Bei insgesamt 8m Material ist das finanziell zwar nicht die Welt, aber Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist.
    Und wenn ich dann mal ausrechne, was ein 1m Carbonrohr 12x2mm im Gegensatz zu einem 12x1mm Alurohr wiegt, komme ich zu dem für mich erstaunlichen Ergebnis, daß das Alu gut 30g leichter als das Carbon ist.


    Deine folgenden Rechnungen leuchten ein; besser noch: Ich kann sie sogar nachvollziehen [:)]
    Allerdings überlege ich ernsthaft, ob ich dem Teleskop überhaupt einen 2" OAZ verpassen soll. Aktuell ist es so, daß ich fast ausschließlich mit 1.25"-Okularen beobachte, das einzige vorhandene 2"-Okular setze ich eigentlich bestenfalls zum Suchen ein. Aber bevor ich mich da festlege, muß ich erst nochmal feste in mich gehen.


    Grüße
    Jens

  • Hallo Jens, ich nochmal.



    Sorry, war vielleicht etwas viel Info, aber ich wüsste nicht, wo ich das kürzer hätte machen sollen...
    Umso mehr freut es mich, dass meine Berechnung nachvollziehbar ist, das war ja auch das eigentliche Ziel... [;)]



    So steckt "Newton" also nicht nur <b>im</b> Tubus, sondern auch drumrum. Er hat nicht nur das Spiegelteleskop erfunden, sondern auch das Hebelgesetz definiert.[:D]



    Dass es von 2-Stangen Tubi weniger Pläne gibt als von klassischen 8-Stangen-Trusses, das würde mich nicht davon abhalten, trotzdem sowas zu versuchen. Und wenn Du es Dir zutraust, den 8"er umzubauen (zu was auch immer) dann solltest Du Dich auch nicht davon abhalten lassen.


    Das mit dem Carbon... Theoretisch müsste bei gleichem Materialquerschnitt und Aufbau das Carbon fester und leichter sein als ein vergleichbares Konstrukt aus Alu, aber Du hast schon recht:


    Erstens müsste man dazu fast Statiker sein und zweitens relativiert sich der Kosten/Nutzenfaktor bei diesem Vorhaben schon enorm. Solange man noch eine Wahl hat, ist es ja nicht verwerflich, den günstigeren Werkstoff zu wählen. [:)]
    Manche Teleskope sind so extrem ausgelegt, dass sie ohne CFK garnicht funktionieren könnten; da wäre die Ballance dann schon im Eimer...



    Mein Tipp: Vergiss das mit dem fertigen Bauplan aus'm WWW,
    zeichne Dir den Plan selber.[8D] Und zwar folgendermassen:



    Erst alle Elemente, die gegeben sind (OAZ, HS ggf. mit Fassung, FS wahrscheinlich auch mit Fassung und Spinne) in originalgrösse in der Seitenansicht auf ein Papier (jeweils 1 Stück DIN A-4 sollte reichen) aufzeichnen.


    Dann diese Papierstücke in ihren reellen Abständen (so wie im jetztigen Teleskop, ggf. mit veränderter Fokallage weil Du kürzeren/längeren OAZ verwenden willst) auf ein Stück Packpapier aufkleben, dazu zeichnest Du vorher einen langen Strich, die "optische Achse" auf das Papier.


    Nun hast Du einen kompletten 1:1 Plan vor Dir liegen, wie die "wichtigen" Teile des Teleskopes zueinander zu liegen haben.


    Alles andere ist Dir und Deiner Phantasie, ggf. noch Deinem Bastelgeschick überlassen.


    Wenn dann später der Tubus gebaut ist, wird der Schwerpunkt mit/ohne Okular ermittelt und die Höhenräder und die Rockerbox entsprechend geplant und gebaut. So passt's dann auch sicher mit der Ballance - egal, wie weit oder Nahe Du bis zu dem Zeitpunkt an Deinen Idealvorstellungen angelangt bist.


    Und fertig ist der Dobs - der dann vielleicht noch hier und da n'Bisserl optimiert werden kann/wird/muss, bis er Dir wirklich passt wie ein massgeschneiderter Anzug.[^]

  • Hi Slyv,


    kein Grund, sich zu entschuldigen: Die Informationsdichte war goldrichtig [8D]
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Mein Tipp: Vergiss das mit dem fertigen Bauplan aus'm WWW,
    zeichne Dir den Plan selber.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Und genau das werde ich tun. Mal sehen, ob ich morgen auf dem ATT schon mit der Materialbeschaffung starten kann.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Erst alle Elemente, die gegeben sind (OAZ, HS ggf. mit Fassung, FS wahrscheinlich auch mit Fassung und Spinne) in originalgrösse in der Seitenansicht auf ein Papier (jeweils 1 Stück DIN A-4 sollte reichen) aufzeichnen.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Nunja, gegeben sind tatsächlich nur FS und HS; beim Rest werde ich wohl mein Bastelgeschick (über)strapazieren müssen.
    Aber ich habe ja Zeit. Wenn's beim ersten Mal nix wird, fange ich halt wieder von vorne an.
    Falls ich mit der Geschichte zurande komme, werde ich hier einen Bericht einstellen.


    Nochmals Danke und ein angenehmes Wochenende,
    Jens

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