Grüß Euch!
Wir (Petra und ich) waren um den April-Neumond im Parador Cañadas del Teide
auf Teneriffa und wollten auch ein paar Eindrücke zum Besten geben. Ich stelle
in Analogie zu Pteng diesen Bericht mal hier ein, auch wenn sich Teile eher
auf "Kontakte und Treffen" bzw. "ATM-Technik" beziehen.
Nach dem endlosen Winter und einem stressigen Umzug wollten wir mal ein paar
Tage rauskommen, deswegen hatten wir schon vor einiger Zeit einen Flug auf die
Kanaren, einen Mietwagen und ein Zimmer im Parador gebucht. Leider nur für
fünf Tage, im Nachhinein wäre zeitlich auch etwas mehr gegangen, aber es war
auch so schon teuer genug. Aber ich kann ja nun mal nicht normal wegfahren wie
alle anderen Leute, ich mußte mir Anfang Februar unbedingt noch ein neues
Reiseteleskop einbilden, das natürlich bis zum Abflug fertig werden
sollte. Deswegen habe ich mir die Zeit vor der Reise mit jeder Menge
Freizeitstress versüßt. Das Teleskop wurde mal wieder auf den letzten Drücker
fertig und so konnte die Ausrüstung verpackt und am Münchner Flughafen
eingecheckt werden.
Die Flugroute führte diesmal recht mittig durch die Pyrenäen und wir konnten
das erste mal so richtig die Brèche de Roland aus der Luft sehen.
Auf Teneriffa angekommen wurde der Mietwagen erstmal in Adeje in den
Supermarkt gesteuert, Wasser, Chips und Rotwein bunkern. Danach ging es ab in
die blühenden Cañadas, Hotelzimmer beziehen. Von dort aus starteten wir erst
einmal unsere "wir sind wieder da"-Begrüßungswanderung um die Roques de
García. Wunderbar!
Wieder im Hotel, ging es an den Zusammenbau des neuen Teleskops...
Nach unserem Debakel vom März 2005 (7 von 7 Nächten hohe Bewölkung, Saukälte
in Bude ohne Heizung, nervige Haustiere des Vermieters) hatten wir die
Erwartungen von vorneherein runtergeschraubt und uns auf eine zweigleisige
Strategie Astronomie/Wandern geeinigt. Beides gleichzeitig kann ja nicht
schiefgehen.
Die Wanderungen waren sehr schön, im vierten Anlauf haben wir endlich mal den
"Siete Cañadas"-Weg geschafft. Nach dem letzten Winter tat diese sonnige
Semi-Wüste unglaublich gut.
Die Nächte waren allesamt klar, die ersten beiden allerdings recht windig mit
schlechtem Seeing. Zeitweilig habe ich mich einer Gruppe von Schweizern
angeschlossen, die ebenfalls im Parador logierten und mal deren Reiseequipment
durchprobiert: Ein Hofheim-Dobson (extrem enttäuschend), ein 4"-Borg-Apo
(nett), ein 80mm-Swarovski-Spektiv (auch nicht schlecht) und ein C5 auf
Nexstar-Gabel (knirsch, mahl).
Unser ganzer Astro-Krempel funktionierte ausgesprochen gut, mit einer
Ausnahme: Der Montierung. Die EQ-3 war trotz Semi-Leichtbau-Teleskop doch
etwas überfordert und wurde etwas unberechenbar. Nach meinen ersten
frustrierenden SC3-Versuchen hatte ich schon Angst, mit leeren Händen
heimzukommen, aber mit vereinten Kräften und der 350D ging dann doch noch was.
Neben Astronomie und Wanderlust blieb noch etwas Zeit für pures Abhängen auf
der Hotelterasse mit unseren ständigen Begleitern...
Canada-Eidechse (Gallotia galloti eisentrauti). Es ging einiges an
Revierkämpfen ab. Ich wußte gar nicht, daß Eidechsen so einen Lärm machen können.
Kanarenpieper (Anthus berthelotii)
... und auch etwas Zeit für die IR-Fotographie.
Natürlich war die letzte Nacht die schönste mit glasklarer Luft, tollem Seeing
und einer wunderbaren Dämmerung.
Tja, und dann mußten wir unser Geraffel schon wieder zum Flughafen
schaffen und heim. Aber dieser Trip war zur Abwechslung mal wieder richtig
schön. Das Parador ist zwar nicht gerade billig aber ich kann diese Form von
Kurztrip nur empfehlen.
Zur Ausrüstung:
Neben dem 150/750-Newton hatten wir diesmal unser Lidl-Fernglas vom letzten
Jahr mit, das hat während des Fotographierens als Zweitoptik gedient. So ein
10x50 ist eine feine Sache, viel leichter als unser 15x70, gutes Gesichtsfeld
und unter so einem Himmel genug Leistung (ich hätte nicht gedacht, daß man
Centaurus A so locker im 10x50 sehen kann), auch wenn sich Albireo nicht
trennen ließ.
Auch haben wir erstmals den Parador-eigenen 10"-Dobson in Aktion
gesehen. Mechanisch ist er nicht der Brüller und er wird wohl ohne Abdeckung
gelagert, jedenfalls ist der Spiegel staubig wie nur was. Aber er war
brauchbar justiert, der alte OAZ wurde gegen ein GSO-Modell ausgetauscht und
die Abbildung war recht gut. Nur Okulare sollte man selbst dabei haben.
CS Gernot