Startest 17" f/4,25

  • Hallo,


    nach anfänglichen Widrigkeiten wie größeren Dunstschleiern, die primär um Polaris herum auftragen konnte ich heute dann doch noch testen.


    Verwendet wurde ein 5mm Okular, d.h. AP = 1,18mm bei V = 364-fach.


    Ohne Blenden:
    ca. 1,8mm extrafokal: etwas dominanter Außenring, 6 bis 8 gleich helle, zarte Zwischenringe, Innenring wenig heller als Zwischenringe
    ca. 1,2mm extrafokal: deutlich dominater Außenring, noch 3 oder 4 Zwischenringe, zarter Lichtfleck innerhalb der FS-Abschattung
    ca. 0,6mm Extrafokal: Heller Außenring, sehr scharf auch nach außen abgegrenzt, 2 Innenringe, dann FS-Abschattung mit zartem Lichtblop in der Mitte.


    ca. 0,6mm intrafokal: Innenring und Außenring etwa gleich hell, nur ein Zwischenring, der fast durch die etwas breiteren Ringe überstrahlt wird
    ca. 1,2mm intrafokal: FS-Schatten ist kleiner als Extrafokal, nun 2 oder 3 Zwischenringe, Außenring leicht ausgefranst
    ca. 1,8mm intrafokal: FS-Schatten etwas kleiner als Extrafokal, Zwischenringe nicht so deutlich abgegrenzt wie extrafokal, äußerster Ring fast gleich hell wie innerster aber etwas breiter, leicht ausgefranst


    Mit 30% Blende Zentral (130mm Durchmesser):
    Wenig Einfluß auf Äußersten Ring, sowohl Extra- als auch Intrafokal; Zwischenringe intrafokal, bei 0,6mm deutlich merklich blasser. Intafokal ist der äußerste Ring nun einen tick blasse, sehr geringe Änderung bei aufstecken und abnehmen; der Effekt, daß zentrale Obstuktion Extrafokal größer als Intrafokal ist wird deutlicher. Um gleiche Abschattungsgröße zu erreichen, muß 1,2mm vs. 1,6mm defokussiert werden.


    Ringblende, auf 378mm (äußerste 25mm abgeblendet):
    Extrafokal nach wie vor der äußerste Ring dominant, kaum eine Änderung erkennbar. Intrafokal ist nun der innere Ring etwas (aber doch merklich) heller im Vergleich zum äußersten Ring.


    Ringblende mit 408mm - gleiche Tendenz, kaum Unterschiede zur vollen Öffnung.


    Insgesamt sind die Interferenzringe Extrafokal klarer abgegrenzt, intrafokal zumindest jedoch auch eindeutig erkennbar.


    Ronchi-Test ist absolut unauffällig, auch bei 3 Linien im Blickfeld sauber gerade bis zur Kante (10 Linien/mm).


    Meine Interpretation:
    Ich denke die Foucaultmesswerte dürften sich (zumindest tendentiell) bestätigen; der Spiegel hat einen leichten Zonenfehler - nach meinen Messungen im Bereich zwischen 60% und 80% - d.h. zwischen den Abblendbereichen.


    Nun bin ich SEHR gespannt auf eure Einschätzung/Meinungen/Ratschläge.
    Was tun mit dem Spiegel???


    Viele Grüße


    Achim

  • Kalimera Achim,


    erstmal der Link zur Vorgeschichte, damit wir wissen wovon wir reden. Diesmal hast du ja einen sehr ausführlichen Sterntest gemacht. Daraus kann man schon ziemlich gut ableiten, was Sache ist.


    Ich sehe leichte Überkorrektur auf der gesamten Fläche oder zumindest im Bereich 30 bis 88% Radius, den du nicht abgeblendet hast. Das entnehme ich auf folgenden Effekten:
    - Fangspiegelschatten sowohl im Normalzustand als auch mit 30% Zentralblende extrafokal größer. Wäre der Effekt nur ohne Zentralblende zu sehen, hättest du Überkorrektur nur in der Mitte (Loch in der Mitte)
    - Mehr Kontrast in den Ringen extrafokal, der beim Abblenden des Randes erhalten bleibt. Hättest du ausschließlich einen überkorrigierten Rand (=abgesunkenen Rand) würde der Effekt beim Abblenden des Randes verschwinden
    - Dominanter Außenring extrafokal, ausfransender Innenring intrafokal, was ebenfalls beim Abblenden des Randes erhalten bleibt.


    Groß kann der Gesamtfehler nicht sein, da sonst intrafokal die Ringe im Seeing total verschmieren würden (der Effekt ist natürlich abhängig vom Seeing). Die Unterschiede der Zentralabschattungsgröße erscheinen mir auch eher gering. Suiter schreibt, dass bei reiner sphärischer Aberration (also z.B. gleichmäßige Überkorrektur ohne Zonen) ein Erscheinen des Fangspiegels extrafokal doppelt so schnell wie intrafokal ca. Lambda/4 Überkorrektur bedeutet. Du hast ja scheinbar deutlich weniger als das (was zeigt, wie brutal empfindlich dieser Test ist). Hat man aber Zonen, stimmt nach meiner Erfahrung diese Aussage nicht mehr, bzw. wird durch die Zoneneffekte überlagert.


    In deiner Foucaultmessung sehe ich im Gegensatz zu obigem insgesamt etwas Unterkorrektur (Schnittweite 5,8 mm statt 5,95 im Ideal von Zone 1-8). Kann es sein, dass allein die Überkorrektur zwischen Zone 4 und 5 mehr Kontrast extrafokal bringt? Max hat im vorigen Posting so etwas angedeutet. Max liest du mit?


    Nach deiner Beschreibung sieht das jedenfalls alles schon ziemlich gut aus; so aus der Ferne gesehen würde ich jedenfalls sehr geneigt sein, den so wie er ist in die Alukammer zu schicken und ab dann nur noch im Fokus zu beobachten[:)]. Wenn man ganz pingellig unter den Teppich und in die Ecken schaut, findet sich auch im saubersten Haushalt noch Dreck.


    Mal sehen, was die anderen sagen.

  • Hallo Achim, Hallo Stathis,
    mit der Beobachtungsgabe hättest Du Naturwissenschaftler werden sollen, Achim!


    Die Beschreibung bestätigt eigentlich die Indoor-Messungen, in der Interpretation bin ich mit Stathis weitgehend einig:


    - 1.2mm vs 1.6mm zeigt gesamthaft eine leichte Überkorrektur, ich kann mir auch vorstellen, dass die Gesamtkorrektur eigentlich gut ist, aber die von aussen nach innen "steil" abfallende Flanke zwischen 80 und 150mm Radius eine Überkorrektur vortäuscht weil ihre Lichtsrahlen vor dem besten Fokus fokussieren und so den Fangspiegelschatten intrafokal beschneiden.


    - Die Randabdeckerei zeigt, dass der Rand wie im Wavefrontprofil gezeigt eigentlich sehr gut gelungen ist.


    Zur Interpretation: Es hilft, wenn man die mit Foucault gemessene Kurve für eine Konstante -1 aufzeichnet und dann die Strahlengänge übertrieben, also nicht massstäblich aufzeichnet um das Caustische Horn (oder so ähnlich [;)]) zu erhalten. Dabei ist es hilfreich, in langen und kurzen Zonen, also Zonen mit langem Fokus und kurzem Fokus zu denken. An den Schnittstellen der Strahlen ist die Lichtenergie am grössten und es sollten helle Ringe zu sehen sein.


    Ich glaube, dass der Spiegel nach dem gemachten Sterntest in die Kategorie "Gut" nach Suiter gehört, bin mir dabei aber bewusst, dass ich mich da weit aus dem Fenster lehne.


    Falls Achim noch Lust auf Korrekturen hat, würde ich folgendes Vorschlagen: Ministerntool mit tangentialen Strichen ohne Druck auf 130mm Radius, mal mit 2 Umdrehung anfangen. Nach jedem tangentialen Strich einen V-Strich nach innen machen um eine Rillenbildung zu verhindern. Im Foucaulttest ohne Maske würde ich noch die Mitte mal unter die Lupe nehmen: Die scheint noch etwas erhaben zu sein und könnte mit einigen dutztend Sekunden Wattebausch noch etwas runtergeholt werden.


    Die Korrekturen scheinen für mich noch vertretbar zu sein, was das Risiko betrifft, die Kurve zu ruinieren. Wichtig ist ein behutsames vorgehen, um die Rauhigkeit klein zu halten.


    Wichtig ist hier auch, ob ein geeignetes Minitool vorhanden ist und Achim auch etwas Übung in dessen Verwendung hat. Persönlich war meine erste Anwendung des Minitools eine Katastrophe und erst nach einigem Üben am Rand meines 21-Zöllers schaffe ich es damit relativ zonenfrei zu arbeiten. Ob es sich lohnt, einen guten Spiegel mit Lambda/7 so auf vielleicht Lambda/10-15 zu bringen muss Achim selber entscheiden. Mit dem guten Rand wäre das dann aber ein rechter Planetenkiller....


    Grüsse Max

  • ... Ich habs vergeigt [V]


    natürlich konnte ich die Finger nicht vom Spiegel lassen, nicht weil ich mometan spaß daran habe, sondern weil ich endlich mal fertig werden wollte.
    Und mit einem guten Spiegel kann ich doch nicht zufrieden sein, liest man hier doch allenthalben von Spiegeln mit mindestens ,98 Strehl und Lamda/10 - wie kann ich mich da mit Lamda/7 geschlagen geben???
    (um ehrlich zu sein: ich war kurz davor, es gut sein zu lassen, doch prompt in der gleichen Nacht wieder ein fertiger 18" f/4,2 mit deutlich besseren Werten als meiner) - Achim: selber schuld!!


    Was habe ich getan? es mit kleinem Sterntool versucht (ca. 8cm Gesamtdurchmesser), versucht auch Zone 3 (ca. 130mm Radius) die Kurve etwas abzuflachen. Tangentiale, relativ kurze Striche (Länge etwa 10cm vor und 10cm zurück), V-Strich habe ich als seitliche Striche nach innen interpretiert. Nach 2min oder etwa 3 Runden ist die Kurve auf ca. 100mm Radius deutlich steiler geworden (2/10mm), auf 130mm etwas flacher (1/10)
    Nochmals 3min, etwas mehr innen um die Korretur zur deutlich unterkorrigieten Zone 1 (60mm) zu transportieren, was nur ganz leicht gelingt. Eine weitere Sitzung bringt kaum Veränderung.
    Ich habe den Eindruck, es tut sich nicht wirklich etwas, ich werde nur ganz allmählich schlechter.
    Um Zonenbildung entgegenzuwirken (ich kann keine sehen, hatte auch nur mit dünner Suspension ohne Druck gearbeitet)nun 3min mit Fullsize MOT, sehr großer Überhang wechselseitig(gut 2/3), fast gar keine zentralen Striche. Innerste Zone wird etwas flacher, äußerste einen Tick steiler. Das Tool läuft etwas schwer, der Polierraum ist relativ kühl (18 Grad)
    Und nun der Fehler: nochmals 3min MOT, aber mit weniger seitlichem Überhang und auch mehr zentralen Strichen. Insgesamt werden die Zonenradien gleichmäßiger, ja relativ gut, nur habe ich mir den Rand dabei versaut, merklich!!! in 3Minuten ist der um 3/10mm steiler geworden!


    Eben komme ich vom Startest rein, wollte mir das mit Nulltest ansehen.
    Extrafokal der Außenring nun recht kräftig, Interfernzringe mit weniger Lichtanteil, der Innenring nur minimal. Intrfokal der Innenring dominant hell, Interferenzringe viel schwerer auszumachen.
    Abblenden auf 378mm dämpft den Effekt, beseitigt ihn aber nicht. Da habe ich einen deutlicheren Effekt erwartet.


    Die zentrale Blende mit 130mm Durchmesser zeigt den Unterschied des FS-Schattens wie gehabt: Extrafokal größer als Intrafokal, geschätzt um den Faktor 1,5.


    Anbei die Meßwerte:



    Ich denke, mit den Sterntool innerhalb Zone 6/7 um den Rand wieder einzufangen ist nicht verkehrt. Die innerste Zone selbst steiler zu machen ist nicht das Problem, wenn ich dies isoliert mache geht die Gesamtkorrektur hoch - ich will den Spiegel aber eher tententiell (gemessen) unterkorrigieren. Bis auf beim Erstling habe ich eine (effektive) Tendenz zur Überkorretur.


    Für Ideen und Anregungen, welche wir diskutieren könnten bin ich sehr dankbar!


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Achim,
    tut mir leid, dass ich Dich zum Weitermachen angestachelt habe [V]


    Mit der von Dir vorgeschlagenen Methode mit dem Sterntool wirst Du wahrscheinlich gleich 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Korrektur zurücknehmen (durch Polieren der 70%-Zone) und den Rand wieder einfangen. Die Zone in der Mitte solltest Du auf alle Fälle mal mit einem lokalem Polierer zu Leibe rücken.


    Ein Glätten mit Volltool ist immer riskant, da das Tool in Null Zeit eine "enorme" Menge Glas abpoliert. Lass es nächstes mal lieber bleiben...


    Viel Glück und Erfolg wünscht


    Max

  • Hi Max,


    du hast mich nicht angestachelt, das war ich schon selbst.


    Bisher hatte ich noch nie mit Minitool gearbeitet (dabei ist dies bereits mein 11. Spiegel). Ich war bisher immer mit meinem 8-Zolltool (noch vom Erstling) ausgekommen. Auch beim aktuellen wäre dies noch gegangen. Bei dem F/4,25 hat man den Effekt, wenn einem die äußerste Zone enteilt, muß man fast bis zu Sphäre wieder zurück, bis der Rand eingefangen ist. Mit dem Minitool kann man lokal arbeiten.
    Ich hatte dies immer vermieden, um möglichst Zonenfrei und glatte Oberfläche zu erzielen.


    Nun gut - jetzt werde ich auch noch lernen, mit einem Minitool umzugehen.


    Viele Grüße und vielen Dank für die Tips und Anregungen


    Achim

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