Startest und kein bischen Weise

  • Hallo liebe ATM-Gemeinde,


    nachdem ich gestern morgen die Glasoberfläche meines aktuellen 17" f/4,25 noch etwas gesteichelt hatte, waren die Meßwerte so, daß ein Startest sinn machen sollte. Der Tag war Wolkenlos (die Nacht nur anfangs) - so sollte nichts entgegenstehen.


    Anbei erst mal die Meßwerte mit Andreas Reifkes neuester Programmversion von Foucault Test Analysis; (V2.0B). Besonders gut finde ich das Logbuch und nun auch die Möglichkeit, sich jede einzelne der Meßreihen separat anzusehen; die Messwerte sind das Mittel aus 6 Reihen, 3 nach 90 Grad Drehung:



    Den Test habe ich aus dem Garten heraus gemacht, bei 5/8 Mond. Grob nach Norden ein Mehrfamilienhaus mit Balkonen in meine Richtung. Auf einem brannte permanent die Außenlaterne. Die Streulichblende ist zwar gefertigt, jedoch noch ohne Befestigung.


    Zunächst habe ich am Mond den Sucher justiert, dann konnte ich mir einen ersten Blick dort nicht verkneifen. Angenehm, wenn man nicht so massiv geblendet wird.


    Dann hin zu Polaris - feinjustage. Hmm - der Stern ist nicht allzu hell. Justieren geht recht schnell, wenn man keine Leiter benötigt.


    Negative Überraschung: Polaris ist wirklich recht mau. Dies dürfte an dem Streulicht liegen, und - daran denke ich eben erst - am durch den hellen Mond deutlich angestrahlten Boden; durch den unbelegten Spiegel kommt so das Licht ungehindert von unten durch. Ich konnte die Brennweitenangabe auf den Okularen im Mondlicht gut ablesen.


    Ich teste mit dem 5er Oku bei 364-fach und 1,18mm AP. Extrafokal ist der äußerste Ring heller als die anderen, dies wird sehr merklich kurz vor dem Fokus. Intrafokal ist der innerste etwas heller, aber nur wenig ausgeprägt. Der äußerste ist auch leicht heller, eine spur breiter. Die Fangspiegelabschattung ist intra- und extrafokal nahezu identisch groß. Mir fällt es schwer, die Interferenzringe auszumachen, was mich sehr irritiert. Seeing beeinträchtigt die Beurteilung. Leichter Wind aus W bläst Körperwärme in den Strahlengang.
    Positiv: nicht ein hauch von Astigmatismus erkennbar; im Fokus ein kreisrunder Punkt; Intra- und Extrafokal runde Kreise.
    Schwenke zum Mond: im 5er knackscharfe Abbildung, kaum Seeing-Effekte. Nun mit Powermate und 9er Oku: 505-fach bei 0,9mm AP. Fokus-finden nicht ganz einfach, (ich hätte die Klemmschraube am Helikal-OAZ lockerer einstellen sollen) - immer noch sehr gut, etwas mehr Seeing-Einflüsse, im 7er mit Powermate (650-fach): kein Gewinn mehr, das 5er (910-fach) eindeutig überzogen.
    Erst später ist mir eingefallen, daß Saturn sehr günstig gestanden wäre - dort wäre eine Beurteilung sicherlich noch besser möglich gewesen.


    Hmm - nun mit Ronchi-Gitter zurück zu Polaris: so wenig Licht! Ich sehe gut den Fangspiegel (der Rand ist noch nicht geschwärzt), den Hauptspiegel, durch den Spiegel die Stützdreiecke und den Boden. Dann auch etwas Licht von Polaris auf dem FS, ee dichter am Fokus, desto weniger Linien. Diese gerade, lokales Seeing stört etwas. Auch bei nur noch 3 hellen und 3 dunklen Streifen nichts auffälliges, gerade bis einschließlich Kante. Wenig Licht: Hmm - warum nicht am Mond? das ist doch auch paralleles Licht - denke ich! Geht aber bei Ronchi nicht, dafür braucht es eine punktförmige Lichtquelle, wie ich nun weis.


    Also nun an Kapella. Da gibt es mehr Licht, nur wandert der Stern aus. Trotzdem: mit dem Ronchitest bin ich zufrieden.


    Zurück zu Polaris: nun kann ich so gut wie keine Interferenzringe ausmachen, bin etwas ratlos. Wie ich bald merke, wird der Himmel diesig, der Mond bekommt einen hell leuchtenden Hof. So wird der Kontrast noch niedriger.


    Fazit: Startest durchgeführt, aber ohne ausreichendes Ergebnis.
    Ich habe keine richtige Bestätigung: richtig schlecht ist der Spiegel sicher nicht, sonst wäre Ronchi nicht sehr gut, und der Mond nicht so schön gewesen. Für bessere Beurteilung hätte ich aber etwas mehr Licht und damit Kontrast an Polaris benötigt. Oder fehlte der Kontrast wegen mängeln am Spiegel? Die Oberfläche müsste m.E. jedoch recht glatt sein, wurde doch die letzten 40 Nettominuten ausschließlich mit Fullsizetool und ohne Druck mit sehr dünner Suspension poliert.


    Was nun? Für einen neuen Test muß die Streulichtblende ran, auch ein schwarzer Stoff unter den Hauptspiegel. Das Wetter ist nun schlecht, der Mond wird immer voller. Eigentlich soll das Teleskop mit zum CHAT fertig sein - bei längerem schlechten Wetter wird es eng - der Spiegel muß ja erst noch belegt werden.


    Ideen? ... Anregungen???


    Viele Grüße


    Achim

  • Hallo Achim,
    wenn der Ronchi- Test bolzgerade Balken zeigt und der Startest keinen Asti, dann lass es gut sein. Wiederholung der Prüfung bei besserer Streulichtunterdrückung ist auf jeden Fall sinnvoll.


    Gruß Kurt

  • Hallo Achim,


    überleg Dir doch mal, ob Du den Spiegel fürs CHAT versilberst. Licht für den Startest sollte dann ausreichend da sein, und wenn die Korrektur nicht stimmen sollte gehts halt weiter mit polieren.


    Gruß Ulli

  • Hallo Achim,


    ich war am gleichen Abend wie Du draussen um ausführliche Sterntests an meinem 303mm Scheibchen (bereits belegt) zu machen. Die Resultate waren wie in deinen Fall eher unklar.


    Jetzt aber zu Deinem Fall:


    -Ronchi ist nicht genug sensibel um einen anständigen von einem guten Spiegel zu unterscheiden. Mit dem Test kannst Du auf höchstem Spiegelschleifkunst-Niveau nur gerade den Rand beurteilen.


    - Der innerste und äusserste Ring im Sternscheibchen intra/extrafokal ist wegen Beugungserscheinungen an den Rändern immer etwas heller als die dazwischenliegenden Ringe.


    - Ein besonders heller Randring extrafokal nahe Fokus und ein helles Zentrum intrafokal nahe Fokus heisst, dass da irgend eine Zone einen kürzeren Radius hat als der Rest des Spiegels (Kurzer Radius fokussiert in der Mitte, wenn du intrafokal bist und bildet extrafokal einen Hellen Ring weiter aussen als die Zone wirklich liegt). Das wird wohl die Zone von 80-160mm Radius sein.


    - Gleich grosse FS-Schatten: Ich versuchte dieses Kriterium während geschlagenen 1.5 Stunden auf meinen Spiegel anzuwenden. Resultat: erst bei 3mm extra/intra konnte wegen seeing und anderer Einflüsse der FS-Schatten von Auge beurteilt werden (Vergrösserung 240x). Eingegeben in Abberator bemerkte ich, dass die Defokussierung viel zu hoch war und die Resultate so weit vom Fokus weg zu ungenau sind. Suiter empfiehlt, auf einer Seite die Grösse des FS-Schattens festzustellen und zu messen, wieviel Du auf der anderen Seite MEHR oder WENIGER fokussieren musst, um einen gleich grossen Schatten zu erhalten. Ich muss mal noch nachlesen, bei welcher Defokussierung der Test gefahren wird, ich glaube es war 10 Lambda.


    Grüsse Max


    (den 303er würd ich heute länger Testen vor dem Aluminisieren, da er leider noch gut korrigierbare, eklige Oberflächenfehler aufweist! Trotdem: Cassini-Teilung war an dem Abend rundum gut sichtbar, auf dem Mond sah ich die Mäuselöcher in den Kratern....)

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">


    -Ronchi ist nicht genug sensibel um einen anständigen von einem guten Spiegel zu unterscheiden. Mit dem Test kannst Du auf höchstem Spiegelschleifkunst-Niveau nur gerade den Rand beurteilen.
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo


    na das hängt von der Qualität des Gitters ab und vom Seeing, das auch beim Startest stört bei dem du ja auch nur gerade in der Lage bist Randfehler zu erkennen und den Grad der Korrektor über die FS-Größe schätzt, sicher kann man da noch mehr rauslesen wenn man den mal alle Ringe bei gutem Seeing sieht.
    Andererseits sieht man mit Ronchi den den Korekturgrad aller Zonen, beim Nulldurchgang auch Asti, den man auch noch durch Gitter drehen und Streifen zählen erfassen kann oder das die Linien V-förmig sind...
    schwierig sind beide Methoden


    Gruß Frank

  • Vorweg:
    Ich würde unbedingt die Blende wenn auch provisorisch (Gurt, Gewebeband...) dran bauen. Bei zu hellem Boden auch den Spiegel von hinten mit schwarzer Pappe o.a. abdunkeln. Bei hoher Vergrößerung im unverspiegeltem Zustand, wird das Bild ziemlich dunkel, das Streulicht bleibt aber gleich hell. Ohne Blende verwischen daher die Kontraste stark, der Polarstern säuft fast ab.


    Zum Test:
    - Mit dem Ronchi Test am Himmel sehe ich es genau wie Max: Gut um zu prüfen, ob die Gesamtkorrektur einigermaßen stimmt und für den Rand. Für die Feinheiten ist der Sterntest wesentlich genauer, aber auch schwerer interpretieren.


    - Ein guter Mond sagt leider auch nicht viel mehr, alsdass der Spiegel einigermaßen ok. ist. Der Mond sieht immer gut aus, da er so kontrastreich ist (es sei denn, der Spiegel hat größere Fehler). Saturn hat eine recht geringe Flächenhelligkeit, der kam bei mir unverspiegelt nie richtig gut. Mars hingegen ist unverspiegelt fast besser.


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">- Ein besonders heller Randring extrafokal nahe Fokus und ein helles Zentrum intrafokal nahe Fokus heißt, dass da irgend eine Zone einen kürzeren Radius hat als der Rest des Spiegels (Kurzer Radius fokussiert in der Mitte, wenn du intrafokal bist und bildet extrafokal einen Hellen Ring weiter aussen als die Zone wirklich liegt). Das wird wohl die Zone von 80-160mm Radius sein.<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Oder es ist die um 7,5% überkorrigierte Randzone. Um dies zu lokalisieren, klebe ich den Rand mit Krepppapier ab, und gucke, was sich ändert. Siehe hierzu Sterntest Details meines 24-Zöllers.


    - Fangspiegelabschattung: Ich befestige zusätzlich eine 33% Pappscheibe, damit wird es etwas einfacher, Unterschiede zu erkennen. Aber Vorsicht, auch wenn die Korrektur nur in der Mitte nicht stimmt, sieht man den Fangspiegel unterschiedlich schnell kommen. Das steht so nicht im Suiter.


    Achim, aus deinen Sterntestbeschreibungen entnehme ich, dass der Spiegel schon gut ist. Ob er saumäßig gut ist, können nur weitere Tests zeigen.

  • Hallo!


    vielen Dank für die Resonanz, beim Startest kann ich noch reichlich dazulernen und bin für jeden Hinweis dankbar!


    Zum Ronchigitter: Ich habe meines von Raphael. Ca. 10 Linien pro Milimeter, Chromstreifen auf Glasträger aufgedampft. Ich denke dieses ist von sehr guter Qualität.


    Viele Grüße


    Achim

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