Der Begriff Halb-Apo

  • Hallo Sternfreunde,


    ich habe eine Frage zum Gebrauch des Begriffes "Semi-Apo".


    Ausmerksam geworden durch eine Annonce in welcher das Teleskop Scopos
    Observer 80 beworben wird habe ich einmal versucht herauzufinden ob dort
    andere Gläser als die üblicherweise beim Fraunhofer-Achromat verbauten
    Bk7 und F2 verwendet werden, bin aber nicht fündig geworen.


    Das Teleskop wird offenbar von 2 Händlern vertrieben, wegen der
    bevorstehenden Sofi ist zumindest einer der Händler derzeit in der
    Türkei so daß er sich nicht zur Frage der bei dem Teleskop verwendeten
    Gläser äußern kann.


    Dies ist mir aber weniger wichtig als die allgemeine Frage:
    - gibt es für den Begriff "Semi-Apo" oder auch "Halb-Apo" irgendwelche
    verbindlich festgelegten Kriterien?
    Ich weis wohl daß in der Literatur verschiedene Teleskope als Halbapo
    beschrieben wurden, etwa der Lichtenknecker HA oder der Zeiss AS.


    Beide zeichneten sich dadurch aus, daß der Farblängsfehler durch die
    Abkehr von der Verwendung der Glaskombination Bk7/F2 verringert werden
    konnte. Beim AS wurde statt des F2 Flintglases Kurzflint mit dem Bk7
    kombiniert und der Farblängsfehler dadurch verringert.


    Die Differenz bei den relativen Teildispersionen dieser Gläser führt
    gedoch nur zu einer im Vergleich zum Apochromaten geringen Verringerung
    des Farblängsfehlers.


    Beim A-Objektiv hat man das F2 Glas dagegen durch das Kronglas BaLK2
    ersetzt welches eine dem Kurzflint besser angepasste relative Teil-
    dispersion aufweist. Der Farblängsfehler konnte dadurch noch etwas
    verringert werden, jedoch wird auch das A-Objektiv in der Literatur
    häufig als Halb-Apo bezeichnet.


    Meine Fragen sind folgende:
    - weis jemand welche Gläser beim oben erwähnten Scopos Observer 80
    verwendet werden?
    - wer kann mir erklären wie der Begriff Halb-Apo und/oder "Semi-Apo"
    definiert ist?
    Gibt es dafürüberhaupt eine Definition? Oder ist alles was besser als
    der Bk7/F2 Achromat ist aber an der Apochromasie-Definition scheitert
    automatisch ein Halbapo?


    Ich wäre an sachdienlichen Antworten auf die beiden Fragen sehr interessiert!


    Falls ein Optikfachmann mir auch erläutern könnte welche genaue Definition
    für Apochomasie existiert wäre ich geradezu entzückt! Ich habe in der
    Literatur nämlich verschiedene durchaus unterschiedliche Aussagen gefunden.
    Die strengste scheint die von Abbe gewesen zu sein. Da diese zu hohe
    Anforderungen stellte scheint man später "entschärfte" Definitionen
    gewählt zu haben die mit vertretbarem Aufwand erreichbar schienen...


    MfG,Karsten

  • Hallo Karsten,


    auch der Begriff APO ist j nicht eindeutig definiert.... Es gibt sog. APO`s, die ich persönlich lediglich als Halbapo bezeichnen würde, da das sek. Spektrum definitiv zu sehen ist (z.B. Meade Apo`s, Televue Apo's und sicherlich noch andere)


    Und das obwohl entsprechende Gläser verwendet wurden.... Wichtig ist auch der genaue Einbauort, die Lage der Gläser zueinander, die Verblendung etc.


    Ich pers. halte von diversen Bezeichnungen garnichts - ist halt meist lediglch Werbung und ht mit der Realität oft nichts gemein !!!


    Gruß


    Copernicus

  • Hallo Swen,


    soweit ich weiss, ist der Begriff APO(chromat) schon eindeutig definiert. Vorraussetzung ist, dass das Licht in drei unterschiedlichen sichbaren Wellenlängen den gleichen Fokuspunkt hat (zwei bei Achromaten). Das heisst natürlich nicht, dass nicht alle anderen Wellenlängen einen deutlich anderen Fokuspunkt haben können. Darum ist auch ein Apochromat nicht 100%-ig farbrein. Und Unterschiede gibt es durchaus. Bei Fotoobjektiven erkennt man das daran, wie weit der IR-Index vom normalen Fokuspunkt abweicht. Wirkliche Spitzen-Apos haben auch im IR-Licht nur eine geringfügig andere Fokallage.
    Halb-Apo oder Semi-Apo ist IMHO nicht definiert, den Begriff kann jeder nach Lust und Laune verwenden. Es ist sogar möglich, dass ein Achromat einen geringeren Farbfehler aufweisst als ein Apochromat, da diese sich ja nur über die Anzahl der Wellenlängen definieren, in denen der Fokuspunkt übereinstimmt, aber keine Aussage darüber gemacht wird, wie gross die Abweichung bei den anderen Wellenlängen ist.


    CS Heinz

  • Hallo Karsten,


    so trifft man sich mal wieder [:)]
    Der Begriff Halb-Apo oder Semi-Apo hat schon einen wirklichen Hintergrund. Mittels der Verwendung von ED-Gläsern (Extra Low Dispersion) ist es möglich geworden, die achromatische Bauweise (Zweilinser) im Farblängsfehler deutlich zu verbessern. Typische Farblängsfehler sind 1/2000 für Achromaten, 1/8000 für Semi-Apos und 1/20000 für Vollapochromaten. Es empfiehlt sich aber in jedem Fall, den Händler um Auskunft zum Farblängsfehler zu bitten. Halb-Apo verkauft sich ja doch erheblich teurer, und da sollte man schon wissen, was man bekommt.
    Wer mag, der kann sich gerne auf unserer Homepage (Icon oben anklicken), im Menu Wissenswertes, Thema Farbfehler von Refraktoren weiter informieren. Es gibt auch eine kleine Excel-Kalkulation, die die Farbfehler verschiedener Refraktoren miteinander vergleicht.


    Grüße,


    Carsten

  • Hallo Heinz,


    mit der Anzahl der Farben hast Du natürlich vollkommen recht. Vielleicht habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt - da hast Du es mit den Abweichungen der verbleibenen Farben techn. besser auf den Punkt gebracht !!


    Somit kann man Refr. ohne sek. Spektrum bei hocher Vergrößerung als Vollapos bezeichnen - andere natürlich auch (obwohl der potentizielle Käufinteressent hier natürlich getäuscht werden kann) wenn er ein Gerät erhält, dass diese Eigenschaft nicht bedingungslos erfüllt.


    Viele Grüße


    Copernicus

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