Hallo Astrotreffler,
ich habe folgende Frage: Ist bei einem korrekt mit Offset justierten schnellen Newton der Fangspiegelschatten im extra- und intrafokalen Sternscheibchen zentral zu sehen oder liegt er außerhalb der Mitte?
Nachdem Sven Wienstein und ich uns lange den Kopf darüber zerbrochen haben, sind wir der Meinung, dass er nicht mittig zu sehen sein kann. Was meint Ihr?
Hallo Thorsten -
der Schatten des FSP *muss* exzentrisch liegen. Denn - von vorn in den Tubus hineingeschaut ist der Spiegel ja auch ausserhalb der Mitte. Daher ist die optische Achse auch nicht identisch mit der Mitte des FSP.
Gruss
ullrich
Hallo,
> Ist bei einem korrekt mit Offset justierten schnellen Newton der Fangspiegelschatten im
> extra- und intrafokalen Sternscheibchen zentral zu sehen oder liegt er außerhalb der Mitte?
Außerhalb der Mitte, und gar so schnell muss der Newton dazu gar nicht sein. Auch bei meinem per Augenmaß, Justierokular sowie Laser bestmöglich justierten 8" f/6 ist der Fangspiegelschatten intra- und extrafokal ganz leicht aus der Mitte. Ausschließlich schön mittiges gibts nur bei Kollimation ohne Offset.
Siehe hierzu auch die Lüfter/Nichtlüfter-Bilder von Tom Licha unter http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=3722, ich glaube eine ordentliche Kollimation des Gerätes darf man ihm zutrauen [:D]
Ciao,
Roland
Hallo Ullrich und Roland,
ja, auf Toms Bilder war mir das auch aufgefallen. Bei meinem eigenen f/5-Newton natürlich auch - Schatten nicht zentrisch, aber trotzdem keine Kometensterne. Ich hatte es aber in der Vergangenheit oft anders gelesen oder gehört, so dass ich es hier mal richtig geklärt haben wollte.
Danke für eure Antworten.
Hi!
Die Vorredner widersprechen vielen Justieranleitungen. Selbst Suiter hat sich um das Thema gedrückt. All seine MTFs gehen von zentrischem Fangspiegelschatten aus.
Ich stimme aber auch der Theorie zu, dass der Fangspiegelschatten *nicht* zentrisch im defokussierten Zustand abgebildet wird. Das er rein geometrisch nicht zentrisch ist, ist ja klar.
Hier ein sehr präzise kollimierter schneller Newton bei 0.165 Bogensekunden pro Pixel Auflösung im WebCam-Bild. Fangspiegelschatten ist exzentrisch.
http://www.licha.de/AstroWeb/a…s_fullsize.php3?iHowTo=21
Hier deutet sich auch an, dass die Beugungsfigur ebenso assymetrisch ist.
Hallo Tom,
> Die Vorredner widersprechen vielen Justieranleitungen.
Genau das meine ich. Bei Wolfgang Strickling findet man immerhin eine korrekte bildliche Darstellung der nicht zentrischen Spiegelungen beim mittigen Blick durch den Okularauszug eines mit Offset justierten Newton, aber ein Hinweis zum unscharfen Sternscheibchen an einem so justierten Gerät fehlt auch hier - obwohl er die Kontrolle der Justage auf diese Art mit erwähnt. Eigentlich müssen fast alle Nicht-Optiker-Astronomen glauben, dass alles zentrisch sein sollte - jedenfalls nach 95% der Anleitungen.
Hi Torsten,
ich weiss physikalisch-mathematisch relativ genau, was im Fokus stattfindet. Ich muss aber zugeben, dass trotz vieler Diskussionen mein Wissen über den unfokussierten Zustand etwas lückenhaft ist.
Meine derzeitige Vermutung ist, dass ein defokussiertes Bild die Überlagerung des wellentheoretischen Bildes + des aus der geometrischen (Strahlen-) Optik herleitbaren Bildes ist. Bei sehr, sehr starker Defokussierung sieht man ja dann in der Tat den Spiegel samt seinen Streben. Also: Je mehr defokussiert, desto mehr geometrischer Anteil. Im Fokus: zu 100% wellentheoretisches Bild, und deshalb keinen Mini-Fangspiegel als schwarzes Pünktchen im Sternbild eines Newton. Und auch keine Fangstreben im Bild, sondern deren Beugungsfigur (die dummerweise irgendwie ähnlich ausschaut).
Demnach wäre der zentrale Fleck der Fangspeiegelschatten und damit assymetrisch. Zumindest eine Überlagerung von Fangspiegelschatten + Beugungsbild, denn...
Ich gebe aber zu bedenken, dass es am Refraktor ebenso defokussierte Figuren gibt, die einen dunklen Schatten in der Mitte haben. Und der kommt dann nun nicht vom Fangspiegelschatten (des danebenstehenden Newtons ;).
Es bleibt also spannend.
Wenn man die Komplexität und die gleichzeitig magere Literatur zum Thema (inkl. Suiter bei diesem Punkt und sogar Hecht) bedenkt, dann wird klar, wieso sich die meisten Autoren von Kollimations-Anleitungen um diesen Punkt drücken und "schwammig" bis "inkonsistent" bleiben...
Hallo Torsten !
Du und Sven haben recht. Er kann nicht mittig sein.
Dazu eine kleine Überlegung.
Hat man das Teleskop richtig kollimiert, dann ist der beste Fokus ja in der Mitte des Gesichtsfeldes also auf der Achse.
Daher sind alle einfallenden Strahlen der ganzen Öffnung achsenparallel.
Deshalb fallen alle Schatten der Gegenstände so auf den Hauptspiegel als wären sie dort.
Zeichnet man von dort aus die Brennstrahlen dann sieht man das der Schatten zwar kleiner wird aber immer auf der gleichen Seite bleibt bis zum Brennpunkt wo er verschwindet und erst außerfokal wieder größer wird aber die Seite wechselt.
Ist man nicht auf der Achse, dann gilt dieser Fehler auch für die eintretenden Öffnungsstrahlen so dass sie zwar parallel sind aber nicht mehr parallel zur Achse. Dies kann dann subtrahierend oder adierend wirken.
Auch kann durch eine Über oder Uterkorrektur wie Tom Licha schon geschrieben hat, ein Schatten entstehen der zwar zentrisch ist aber sich mit dem vom Fangspiegelschatten überlagert und das Erkennen schwierig macht. Jedoch ein solcher Schatten kann nur intra oder nur extrafokal entstehen und im Gegenüber alles verwaschen und unterscheidet sich dadurch.
In der Praxis ist das oft sehr schwer zu Unterscheiden, deshalb werden auch wenige darüber schreiben.
Aber vielleicht kann euch die Aufzählung dieser Punkte etwas helfen.
Viele Grüße
Alois
Hallo Alois und alle anderen,
danke für eure Bestätigung, so ganz sicher waren wir nicht als wir das gestern gedanklich durchgegangen sind - obwohl mein Newton die Antwort beim Durchsehen zeigt - es hätte auch ein mechanischer oder optischer Fehler sein können...obwohl bei den Überlegungen keine andere Möglichkeit blieb.
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