Astigmatismus: Spiegelrückseite nicht ganz Eben!

  • Hallo Leute,


    Der Thread ist so unübersichtlich geworden, ich mache einfach einen neuen auf [:)]


    heute habe ich - nach dem Schritt zurück zum Feinschliff - den Spiegel 1h poliert und dann getestet.


    Das Ergebnis? ... astigmatisch! Exakt an der gleichen Stelle, sogar noch etwas stärker ausgeprägt als zuvor.


    Auf Rat von Armin habe ich mir die Spiegelrückseite genauer angesehen. Auf den ersten Blick völlig flach, habe ich ein langes Stahllineal aufgelegt und gemessen. Auf der einen Hauptachse des Astigmatismus völlig flach, auf der anderen zum Rand hin etwa 0,2mm gewölbt in diesem Bereich hatte ich genau die Krümmung nach oben. Die Ursache meines Problems war also nicht (zumindest nicht allein) das fehlende Drehen auf der Unterlage.


    Wie bekomme ich die Spiegelrückseite absolut eben? Auf was bzw. mit was kann man da schleifen?


    Die Scherbe testet meine Geduld ganz schön stark![:(!]


    Mal wieder fragende Grüße


    Achim

  • Hallo Achim !


    Du wirst wirklich von allen Möglichkeiten geplagt.
    Kauf dir eine 8 oder 10 mm dicke Glasscheibe und lasse sie rund schneiden am besten gleich 3 cm größer als der Spiegel. Weil sie dient dann als unten liegendes Schleiftool.
    Größer soll sie deshalb sein, damit der Spiegel nicht hohl wird und das man größere Striche machen kann und sie trotzdem möglichst plan bleibt.
    Dann prüfst du auch diese mit dem Stahllineal und du wirst sehen wie krumm solche Scheiben sein können.
    Wenn sie nur wellig ist dann ist das egal. Wenn sie krumm ist dann legst du sie so auf den Schleiftisch das die gewölbte Seite oben ist. Sie dient jetzt als unten liegendes Schleiftool.
    Dann beginnst du mit Karbo 320 oder 380 oder was du in der Nähe dieser Korngröße hast, aber nicht größer als 320, die Rückseite deines Spiegels zu schleifen.
    Zuerst nur einmal 60 bis 80 Drittelstriche. dann schaust du wo sie gegriffen haben.
    Ist sie nur unregelmäßig oder gewölbt dann macht das nichts. Hat sie einen Sattel dann machst du die Striche entlang dem Sattel bis dieser 3 viertel der Fläche kontaktiert und drehst dabei nur den Parapolspiegel. Danach kannst du in allen Richtungen schleifen aber drehen darfst du in diesen Fall immer nur den Parapolspiegel.
    Die Fensterscheibe bekommt dann automatisch eine genaue Oberfläche, aber wenn du sie drehst wird diese durch die Druckveränderung wieder verändert und ist in diesen fall nicht gut. Ich denke in 2 Stunden hat die ganze Rückseite Kontakt bekommen weil eine viertel Stunde sollte man nach dem letzten Kontakt noch weiter schleifen, weil erst dann alle Druckunterschiede behoben sind.
    Hoffe das du jetzt Glück hast und wieder Aufwind bekommst.


    Viele Grüße
    Alois

  • Hallo Alois,


    bin ich froh, daß wir so tolle Spezialisten im Forum haben, die auf (nahezu) jede Frage mit Tipps und Tricks antworten können [^]


    Ich frage gerade bei diversen Glasern nach einer Glasscheibe an. Die Angebote für 8mm stärke, 80cm Durchmesser mit unbearbeiteter Kante liegen bisher zwischen 90 Euro und 38 Euro. Mit Glasbruchrest habe ich (bisher) kein Glück, der wird normalerweise sofort entsorgt. Nur eine Firma sammelt diese, bevor die abgefahren werden. Letzten Freitag wurde entsorgt, wann wieder was da sein wird, ist ungewiss [:(] : Ergänzung um 14.00h - habe einen Glaser gefunden, der eine alte Schaufensterscheibe hat und mir die 80cm-Rundscheibe für 20 Euro fertigt [:)]


    Verständnisfragen zu deinen Erläuterungen:


    Ist sie nur unregelmäßig oder gewölbt dann macht das nichts. Hat sie einen Sattel dann machst du die Striche entlang dem Sattel bis dieser 3 viertel der Fläche kontaktiert und drehst dabei nur den Parapolspiegel.
    ... heist dies, W-Striche, langsam von einer Seite zur nächsten wechselnd, ohne über die Kante des Tools hinaus zu fahren (sind ein paar cm über die Kante hinaus, vielleicht 3 bis 5cm zulässig?), dabei nur den Spiegel drehen?


    Kann ich - nachdem ich weis, wie die Toolscheibe beschaffen ist, und entsprechend die Strichführung festliegt zu gröberen Carbo greifen? ich denke an Carbo 120, davon habe ich noch eine ganze Menge; evtl später mit Carbo 240 noch glätten? vermutlich ist zum Testen ebenfalls die Bleistiftmethode angebracht.


    Beste Grüße


    Achim
    p.s. bin noch am grübeln, wo ich eine Unterlage mit mind. 80cm Durchmesser finde, auf die ich das ScheibenTool legen und auch dauerhaft liegen lassen darf
    [/quote]

  • Hallo Achim,


    Schreiner haben oft heimliche Bestände an Glas, das sie irgendwo
    ausgebaut haben, also auch dickeres Schaufenster-Glas. Ein kleines
    Problem jedoch ist das Schneiden in eine runde Scheibe. Das kann
    nicht jeder gleich gut. In den etwas größeren Städten gibt es auch
    den Glas-Großhandel. Dort haben sie alle Flach-Glas-Sorten und können
    damit umgehen, also auch in wunderbar runde Scheiben schneiden.


    Dein Spiegel scheint ja wirklich eine "Prinzessin" auf der Erbse zu
    sein. Jedenfalls bestätigt sich durch Deine Erlebnisse erneut, wie
    sensibel Glas in unserem Genauigkeits-Bereich reagiert. Wäre Deine
    Spiegel-Auflage aus Stahl und plangedreht, dann müßtest Du sicherheits
    halber den Spiegel auf der Rückseite mit dieser Stahlplatte ein-
    schleifen, bevor Du später zwischen beide noch eine dünne ca. 2-4 mm
    Platte für den Druckausgleich legst.


    Jedenfalls machst Du alle die Erfahrungen, mit denen ich mich auch
    schon herumgeschlagen habe.


    Frohes Gelingen!


    Wolfgang

  • Ich habe die Rückseiten einfach mit irgeneinem Tool oder große Fliese ohne sie rund zu machen (von denen du ja sicher noch einige rumliegen hast) plangeschliffen.
    Man sieht ja in etwa, wo Kontakt ist und wo nicht.


    Die Methode von Alois ist natürlich sicherer und erzeugt sehr plane Flächen.


    Wie auch immer, wenn du schonmal dabei bist, würde ich auch prüfen, dass kein zu großer Keilfehler drin ist, dass also die Randdicke überall einigermaßen gleich ist.
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Die Scherbe testet meine Geduld ganz schön stark!
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Niemand hat behauptet, dass ein dünner Zwanzigzöller leicht von der Hand geht. Tröste dich, wenn du den schaffst, bist du ein Meister der "Großen Dünnen"

  • Hallo Achim



    Zitat.
    Verständnisfragen zu deinen Erläuterungen:


    Ist sie nur unregelmäßig oder gewölbt dann macht das nichts. Hat sie einen Sattel dann machst du die Striche entlang dem Sattel bis dieser 3 viertel der Fläche kontaktiert und drehst dabei nur den Parapolspiegel.
    ... heist dies, W-Striche, langsam von einer Seite zur nächsten wechselnd, ohne über die Kante des Tools hinaus zu fahren (sind ein paar cm über die Kante hinaus, vielleicht 3 bis 5cm zulässig?), dabei nur den Spiegel drehen?
    ---------------------------------------------------------
    Das heist zu erst ganz lang gezogene W Striche entlang des Sattels und und nicht viel zur Seite. Der Spiegelrand kann ruhig 10 cm darüber hinaus gehen, dadurch erreichst du das der Sattel in der ganzen Länge gleichmäßig abgetragen wird.
    Gröber als Karbo 320 solltest du nicht verwenden.
    Dafür gibt es 3 Gründe.
    1.) Eine gröbere Körnung würde schon zu früh einen guten Eindruck machen wo die Fläche noch nicht genau genug ist und ein feineres Korn zwingt automatisch zu mehr Genauigkeit.
    2.) 0,2 mm sind bei dieser Schleifbewegungsgröße sehr schnell abgetragen.
    3.) Beim fertigen Spiegel ist es besser wenn die Fläche fein ist, weil der Abkühlungsprozess an der rauen Fläche schneller ist und der Spiegel sich daher mehr verformt. Am Besten ist es wenn sie sogar etwas poliert ist.


    Eine Frage meinerseits.
    Warum suchst du eine 80 cm Scheibe. Dein Spiegel ist doch 50 cm groß und da sind 52 bis 53 cm richtig. Verwendest du eine 80 cm Scheibe dann wird diese immer hohler und deine Spiegelrückwand immer erhabener.
    Möchtest du das beheben, dann müsstest du merheitlich auf den den Rand der 80ger Scheibe fahren und die wird dann nie regelmäßig.
    Was ich noch sagen Möchte. Die Scheibe kann auch Achteckig sein das geht auch schon gut.
    Gutes gelingen.
    Alois

  • <font size="1">Eine Frage meinerseits.
    Warum suchst du eine 80 cm Scheibe. </font id="size1">


    .... weil ich Doof bin! [xx(] Kaum zu glauben, statt 3cm hat der Dussel (Ich!) 30cm zum Durchmesser addiert, und auch so tatsächlich in Auftrag gegeben! Hoffentlich kann ich das noch rückgängig machen, sonst muß ich die Scheibe nochmals (kostenpflichtig, was sonst) schneiden lassen.


    Ubersichselbstkopfschüttelnde Grüße


    Achim

  • Ja ja Achim.


    Diese Scherbe hat dir halt schon viel Nerven gekostet.
    Aber, Ruhe, Ruhe, nur die Ruhe kann es machen.
    Eile mit Weile, dann wirds schon gehen.
    Das haben schon viele Überstanden und sich nachher gefreut.


    Viele Grüße
    Alois

  • Hallo Leute,


    gestern habe ich von einem Glaser eine 55cm Rundscheibe aus Schaufensterbruch erworben.


    Anbei einen Auszug aus meinem Spiegelschleiftagebuch (Telegrammstil)


    Habe zunächst mit Abralox 360 3min geschliffen, um Glasscheibe beurteilen zu können. Lege diese so hin, das leichte Wölbung nach oben weist, Glas ist mehr wellig als gewölbt. Dann 10min mit Carbo 180: Großer, ca. 80 Grad breiter abgesenkter Sektor, wie ein Kuchenstück, an zwei Randbereichen zusätzlich die äußersten 2cm tiefer. Nehme Carbo 120, der Fehler ist doch deutlich stärker, also zunächst abgeschätzt. Nach 60min nicht wesentlich besser, nur das Kuchensegment reicht weniger Richtung Spiegelzentrum.Prüfe ab und an mit dem Stahllineal, um die Form zu kontrollieren, minimale Vertiefung zur Mitte, verkürze nun etwas die Striche. Nun 40min Carbo 80. Sektoren sind nun kleiner geworden, brauche sicherlich noch 1h Carbo 80, dann will ich je 30min Carbo 120 und Carbo 180 draufsetzen.


    Leider weis ich (noch) nicht, wie ich Bilder direkt einbinden kann, darum hier ein Link: ERGÄNZUNG: dank eurer Hinweise klappt es nun!!



    Die anpolierte Seite habe ich durch Abdecken mit Knallfolie und luftdichten Verkleben am Rand geschützt.



    Heute will ich mit 80er die Rückseite flach bekommen, morgen dann feiner machen.


    Beste Grüße


    Achim
    p.s. was muß man tun, um Bilder einzubinden??

  • Hallo Achim !


    Wie man sieht, hat die Rückseite doch eine beachtliche Krümmung.
    Da bewährt sich die 55 cm Scheibe ganz sicher.


    Glück auf
    Alois

  • Hi,


    zunächst danke für die Hinweise zum Bild einbinden, wie man sieht haben die Tips geholfen.


    Nun zur Spiegelrückseite:


    Mann, was für eine Schinderei! Ich habe heute in 2 3/4-Stunden den Rest Carbo 80 (ca. 500 g!) durchgeschliffen - mit viel Druck, ab und an Edding bzw. Stahllinealprobe, am Rand war dann noch eine max. 8mm breite, 12cm lange Zone, die nicht Kontakt hatte. Dann ca. 200g Carbo 120 ( 1 1/2 Stunden), nun mit Ausnahme von einigen fetten Pits bis zum Rand Kontakt, dann noch 30min Carbo 180. Mit 360er kann ich nicht schleifen, da ich die Glasscheibe nicht geklebt habe, der Kontakt ist saugend, so daß sehr starke Scherkräfte auftreten. Naja, 360er muß ja nicht sein. Nun ist es endlich vollbracht, die Rückseite ist eben - nach insges. 7 1/2 Stunden, 1200g Carbo 80, 250g Carbo 120 und 50g Carbo 180!


    Der Spiegel ist auf nunmehr 38,1mm bzw. 38,4mm (0,3mm Keilfehler) dünn, und wiegt 16,0kg. Gut das ich mir den Fehler nicht so genau angesehen habe, so war mir zunächst nicht klar, wieviel Arbeit da auf mich zugekommen war [;)]!


    Jetzt schmerzen Schulter und Arme, fast 4 Stunden eine 16kg Glasscheibe mit viel Druck in Schwung zu halten ist fast schon Kraftsport.


    Morgen geht es - zum 3. Mal - mit WAC 9my zum Feinschliff, dann noch WAC 5my, 1h polieren ... wenn dann wieder Astigmatismus bzw. starke Zonenfehler zu sehen sind ....


    Positiv denken, es wird schon werden!!


    Achim

  • Hallo Leute,


    neues Update: in der Zwischenzeit habe ich 1h mit WAC9my und 40min WAC5my geschiffen, dann eine Pechhaut auf ein neues Poliertool gegossen, Kanäle geschmolzen und die Pechhaut gepreßt.


    Nach nunmehr 1h polieren steht das Ergebnis: im Foucaulttest: Keine auffällige Unregelmäßigkeit, äußerste 5cm des Randes hängen etwas. Pinhole-Test: kreisrunde Abbildung, im Fokus sehe ich ganz scharf abgegrenzt die LED, der Astigmatismus ist ... weg! Ufff!! Der "Spaß" hat mich einen vollen Monat zurückgeworfen, Netto sind dabei gut 30 Stunden draufgegangen.


    Jetzt heist es wieder "Meter machen". Ich halte Euch auf dem laufenden


    Achim

  • Hallo Achim !


    Hurra, nun ist die Erfolgsmeldung da.
    Erstes Ziel erreicht.
    Da sieht man wie stark so eine dünne Scheibe reagiert.
    Das freut mich.
    Ganz sicher auch dich.
    Nun weiter hin viel Glück.


    Gruß
    Alois

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: AchimS</i>
    <br />Jetzt heist es wieder "Meter machen". Ich halte Euch auf dem laufenden <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Das war eine Bergwetung der "haute" Kategorie. Jetzt geht's erst mal berg ab mit Tempo 80[:)]

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