Hallo
Ganz untätig war ich in den Tagen der vergangenen Schönwetter-Phase nicht und konnte in der Nacht zu Samstag beobachten.
Ich habe nun endlich einen wintertauglichen Platz gefunden, mein üblicher Sommerplatz ist um diese Jahreszeit zugeschneit. Bin aber jetzt sogar am überlegen, ob ich meinen Standort nicht generell wechseln sollte. Aber gut, das nur als Randbemerkung 
Der Himmel war recht gut bei einer Grenzgröße von 6m5 und einer 3-4 auf der Bortle-Skala. Seeing war eher mies.
Ich baute erst gegen 22 Uhr auf, genau zur richtigen Zeit um meine Zeichnung der Milchstraße zu vollenden. Die fertige Zeichnung wird aber noch eine Weile auf sich warten lassen, bis ich sie fertig habe. Sie wird dann auch an dieser Stelle präsentiert.
Anschließend widmete ich mich dem interessantesten Objekt an diesem Abend:
Beim durchblättern des "Emission Line Survey of the Milkyway" ist mir etwas nördlich von NGC 2264 ein großer Nebel aufgefallen, der komplett verschiedene Linienverhältnisse zeigt als NGC 2264. Er ist nämlich auf den [OIII] Aufnahmen heller als auf den H-Alpha Aufnahmen, was extrem selten für einen großen Gasnebel ist. Noch merkwürdiger wurde es, als ich die Bezeichnung dieses Nebels suchte. Ich konnte nirgends etwas finden, außer in Simbad die Bezeichnung [GS55] 99. G und S stehen für Gaze und Shaijn, letzteren Namen verband ich mit Simeis 147, dem großen SNR im Taurus, der auch manchmal als Shaijn bezeichnet wird.
Nachdem ich die Geschichte auf einer amerikanischen Mailingliste postete konnte dem Nebel die Bezeichnung Simeis 159 zugeordnet werden. Der Simeis Katalog wurde anfang der 50er Jahre von Gaze und Shaijn erstellt, in welchem Zusammenhang der 1955er Katalog steht weiß ich bislang nicht, da die Papers leider nicht verfügbar sind. Für interessierte: die Koordinaten sind 6h 36.0m +11° 51' und das Objekt ist mit 36'x8' katalogisiert.
Nungut, soviel zur Schreibtisch-Astronomie, jetzt ging es darum den Nebel im Teleskop zu beobachten. Und das war ergiebiger als ich zuerst dachte:
39x, nur mit [OIII] Filter sichtbar, ziemlich groß und recht schwach aber noch recht deutlich zu sehen. Er erscheint wolkig und diffus ohne scharfe Begrenzungen. Der Ostteil erscheint etwa dreieckig und füllt ein Sterndreieck fast aus. Er besteht aus zwei großen helleren Teilen und schwächeren Teilen darum. Er ist nicht mit dem Westteil verknüpft. Dieser erscheint kleiner, etwas schwächer und weniger stark strukturiert. Der hellste Teil hat die Form einer Acht.
Weiter ging es dann mit Arp 143, die Uwe Glahn kürzlich schon mit 16" beobachtet hat. Mit 10" war erwartungsgemäß deutlich weniger zu sehen, aber trotzdem bot sich ein interessanter Anblick:
139x, NGC 2445: Größere Galaxie der beiden sichtbaren. Erscheint etwas heller als NGC 2444 und deutlich größer. Elongiert ca. 3:2 SW-NO. Richtung NO wird die Galaxie heller mit einem versetzten Kern.
NGC 2444: Kleiner der beiden Galaxien, aber flächenheller. Sie erscheint zunächst rund, hat aber auch einen elongierten Halo O-W. Beide Galaxien haben keinen gemeinsamen Halo.
Die Beobachtung ist natürlich auch auf unserer Arp-Seite aktualisiert: http://www.arpgalaxies.com.
Das letzte Objekt das Abends war dann Sh 2-261, der noch auf meiner Liste stand. Das ist eine großflächige HII-Region an Orions Arm. Visuell scheint sie nicht so ergiebig wie sie wohl für Fotografen wäre (das soll als Aufruf zu einer Aufnahme verstanden werden):
39x, nur mit UHC Filter zu sehen. Sehr großer, schwacher Nebel. Erscheint sehr diffus ohne irgendwelche Struktur. Deutlich oval. Im Westen schärfer begrenzt sonst sehr diffuser Rand.
Gruß
Martin
