Worauf es bei einem guten Astrofoto ankommt

  • Hallo Forum,


    gelegentlich sieht man hier im Forum oder auch in der Galerie Bilder, die - evt. mit übermäßig angewendeten (KI-)Tools - zu sehr geschärft oder zu stark entrauscht wurden oder

    bei denen die Sternfarben nicht passen, usw.

    Oft geraten Hintergründe zu dunkel, manchmal werden die Schwarztöne auch bewusst beschnitten, um Unzulänglichkeiten wie Banding usw. zu kaschieren.

    Man versucht ja irgendwie immer, sich mit seinem Workflow dem Ideal anzunähern - auch mir gelingt das nicht immer. :saint:


    Jedenfalls: auf der Suche nach dem Bild des Tages von  pete_xl bin ich bei Astrobin auf die "Photographer Guidelines" gestoßen:


    Astrobin Photographer Guidelines


    M.E. eine nützliche Zusammenstellung, die genau erklärt, worauf es bei einem guten Astrofoto ankommt.


    CS, Jochen

  • Das Problem ist oftmals, dass die Darstellung am eigenen Bildschirm ganz anders ausfällt, als an den Monitoren anderer.


    Ab und zu lade ich mir aus Spaß Bilder hier runter, die zum Beispiel extrem wolkenartige Strukturen oder stark aufgeblähte Sterne zeigen und prüfe mal schnell, ob sich da in PI oder SetiAstroSuite noch was machen läßt. Den Kollegen hier diese per PN mit ein paar Tipps zuzusenden, erspare ich mir aber inzwischen, da dies teilweise auf Unverständnis stößt. ("Hier ist alles ok!"), mit Ausnahme solcher, die um Feedback bitten.


    Mein Monitor ist farbkalibiriert und recht hell. Die Bilder fallen ganz anders aus als z.Z. auf meinem iPAD. Dort sind die Hintergründe nahezu immer sehr schwarz.


    Von daher bleibt alles immer sehr individuell und abhängig vom eigenen Monitor.


    Grüße

    Hartmut

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A. | METEORCAM (RPi4) ( https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html ) DE000Q

  • Von daher bleibt alles immer sehr individuell und abhängig vom eigenen Monitor.

    Definitiv. Ich schaue mir Bilder gerne an unterschiedliche Rechnern/Tablet/Handy an. Ich besitze leider keinen farbkalibrierten Monitor, auf meinem "Bearbeitung-Monitor" fällt das Bild immer etwas dunkler aus als woanders. Trotzdem kann man sich aber den "Basics" annähern, es ist ja ein Unterschied, ob mein Hintergrund noch Strukturen zeigt oder ob der komplett schwarz mit ein paar ausgestanzten Sternen ist. Gleiches gilt für die Sternabbildung (Farbe, Form), die Farben, das Rauschen, ...

    Es ist sicher nicht einfach, ein "allgemeingültiges" Resultat zu erreichen - die Wenigsten schauen sich vermutlich die Bilder auf einem farbkalibrierten Monitor an (das wäre das Ideal).

    Übermäßiges Entrauschen und übertriebene Schärfung fallen sicher auf allen Monitoren auf.


    Gruß, Jochen

  • Jep, ...ich habe hier schon einige Male gelesen, dass Bilder auf dem Smartphone oder Tablett bearbeitet wurden. Davon kann ich nur abraten.

    Zumindest auf meinen Samsung A53 und S6 Lite als auch iPAD aller meiner bisherigen Generationen sind die Hintergründe immer tiefschwarz.

    Besser auf einem PC-Monitor anschauen und diesen ggf. mal temporär in den Einstellungen heller machen, dann sieht man solche "Sünden" besser.


    Was ich auch ab und zu sehe sind Sterne mit schwarzen Kränzen drumherum.


    Grüße

    Hartmut

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A. | METEORCAM (RPi4) ( https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html ) DE000Q

  • Zur Darstellung fällt mir noch ein, dass z.B. die Farbprofile von Internetbrowsern unterschiedlich gehandhabt werden.

    Manche Browser zeigen Farben korrekt nur an, wenn die Bilder ein eingebettetes Farbprofil (z. B. sRGB, AdobeRGB, Display P3) enthalten.

    Fehlt das Profil, nimmt der Browser meist sRGB an, auch wenn der Monitor einen größeren Farbraum abdeckt. Dadurch wirken Farben „flauer“ oder leicht verschoben.

    Eigentlich müsste man sicherstellen, dass die Bilder vor dem Upload in Netz nach sRGB konvertiert werden.


    Gruß, Jochen

  • Quote

    M.E. eine nützliche Zusammenstellung, die genau erklärt, worauf es bei einem guten Astrofoto ankommt.

    Ja, die Zusammenstellung ist gut. Und dennoch, wer genau ALLE diese Ziele verfolgt, muss schon ein tief bewanderter Hobby-Astronom sein mit sehr starken Kenntnissen über die unterschiedliche Bearbeitungssoftware. Ich zum Beispiel kenne mich, was deep sky angeht, nicht mit der hier so häufig angewendeten Software wie SIRIL, Grapexpert (????) und wie sie alle heißen aus. Ehrlich: ich verstehe sie nicht. Trotz meiner hohen IT-Affinität komme ich mit vielen dieser APPs nicht klar. Schon GIMP ist für mich herrlich anwenderunfreundlich.


    Bin ich zu alt? Nee, ich habe einfach nur keinen Bock auf die Komplexität dieser vielen APPs. Deswegen nutze ich auch nur - vielleicht aus Sicht vieler anderer - äußerst primitive Software zur Bildbbearbeitung. Das entscheidende dabei ist: ICH bin mit dem Ergebnis meiner Bildbearbeitung zufrieden, auch wenn viele andere - zurecht - sagen, es geht noch deutlich besser (wenn ich so und so und so stacke, bearbeite etc.).


    Für mich ist das Entscheidende: mein Ziel ist nicht ein künstlerisch ästhetisches Bild. Ich möchte verstehen, was ich fotografiert habe, recherchiere Informationen zum Objekt, suche die Details im Bild, beschreibe das Bild. Da kommt es auf das schönste Bild aller Zeiten nicht drauf an.


    Und ich bin der Meinung: so wie mir ergeht es einigen anderen hier auch.


    Und für interessant halte ich: jeder sieht ein Bild anders. Das stelle ich schon in unserer Kuppel fest, wenn wir öffentliche Abende haben. Jeden Gast frage ich, wenn er/sie durch das Okular guckt: Was sehen Sie? Und jeder beschreibt etwas anderes. Ähnlich ergeht es auch mit Bildern.


    Was die Monitore angeht: Ja das ist ein echtes Problem. Ich nutze nur für mein Hobby ein Windows Notebook mit Windows 10. Einige Male gab es hier Empfehlungen, die ich gut fand, wie ich meine Apple Hard- und Software einsetzen kann. Aber wie oben dargestellt. Mit dieser komplexen und anwenderunfreundlichen Software SIRIL etc. komme ich nicht klar. Also bleibe ich bei Windows mit meiner alten Software für alles, was nicht Seestar S50 angeht. Dann denke ich, ich habe ein für mich schönes Bild geschaffen, betrachte es auf den Windows Screen, übertrage es dann auf meine Apple Hardware (Mac mini mit eigenem Screen oder Notebook oder iPad) und stelle jedesmal fest, dass es - von Screen zu Screen - optisch vollkommen unterschiedlich wirkt. Also, Monitore sind wirklich ein echtes Problem. Aber ich werde das nicht ändern. Warum auch. Ich bin und bleibe mit dem Ergebnis der Bildbearbeitung zufrieden.


    Also, aus diesen meinen Gründen: Ja, es gibt unterschiedliche Bildqualitäten, ja es gibt fantastisch tolle und eben auch nur durchschnittliche, ja, ich finde das gut und akzeptiere es. Jeder/jede so, wie er/sie es möchte und zufrieden ist.


    Als ehemaliger Naturwissenschaftlicher: es gibt wirklich fantastisch schöne Bilder von Hobby-Astronomen. Aber treffen diese Bilder die Realität, bilden sie die Realität ab? Oder ist das Kunst?


    CS


    Andreas

    OTA: Meade Schmidt-Cassegrain 8", Seestar S50; Zeiss Cassegrain 150/900/2250, Zeiss AS 80/1200, Zeiss AS 63/840 Bj. 1961, Zeiss AS 63/840 BJ 1965, Zeiss C 63/840

    Montierung: Skywatcher EQ6-R Pro; 2x Zeiss IB;  Zeiss T; Zeiss Polkopf mit Azimutklemme

    Kameras: Nikon D5500, ASI Zwo 178 MC color

    Gartenkuppel

  • Bei mir geht es schon da los, dass ich zwei Monitore des gleichen Modells benutze und die Helligkeitswerte bei gleicher Einstellung leichte Unterschiede aufweisen.

    Bildnachbearbeitung wird von jedem, der ein Bild macht, anders ausgeführt - es ist eher eine Kunst, als ein Handwerk.

    Den allermeisten kann bzw muss man auch gar nicht helfen, sie würden es wahrscheinlich nicht verstehen.

  • Also ich sag mal ein Astrofoto sollte schon relativ "sauber" bearbeitet worden sein.. was ich öfters sehe sind Bilder die so stark bearbeitet worden sind (meistens von Anfängern) das man glaubt die Grafikkarte ist defekt.. einfach weil die Bilder so stark verpixelt sind das man glaubt da läuft grade 8Bit im Hintergrund (wie damals bei XP wo der Treiber fehlte).. klar das sind die Anfänge irgndwann merkt man das man es anders Handhaben muss ect.. aber für mich persönlich sind das so an sich die Bilder die ich nicht gerne sehe.


    Zu "weich" bearbeitet ist auch so eine Sache, persönlich habe ich aber auch gerne einen leichten "Glow" effekt mit im Bild weil das irgendwie das Bild Dynamischer erscheinen lässt.


    Aller Anfang ist nunmal schwer, die Lernkurve relativ Lang und Steil. ;)

  • es ist eher eine Kunst, als ein Handwerk.

    Eigentlich sollte es eher ein Handwerk sein, als eine Kunst. Es gibt natürlich ästhetische Kriterien (Motivauswahl, Bildausschnitt) aber eben auch physikalische.


    z.B. die Sternfarben:

    • Massereiche Sterne sind als junger Stern blau (=heiße Oberfläche) und werden dann nach wenigen Millionen jahren zum roten Überriesen
    • Sterne mittlerer Masse (wie unsere Sonne) sind gelb, wenn sie jung sind und werden dann langsam dunkler und rötlicher und enden als weißer Zwerg
    • Rote Zwerge (kleine Sterne) bleiben rot und verändern sich im Laufe ihres Lebens kaum


    usw., usw.


    Das "Handwerk" beinhaltet leider auch die Auseinandersetzung mit unterschiedlicher, meist sehr komplexer Software.

    Für mich persönlich ist die Beschäftigung mit solcher Software ein Teil des Spaßes, aber ich kann verstehen, dass da nicht jeder Bock drauf hat.


    Von daher freue ich mich persönlich über ein gut gemachtes und kaum bearbeitetes Bild genau so wie über ein High-End "pretty picture".


    Gruß, Jochen

  • Also wenn Ihr euch über massiv überbearbeitete Bilder aufregen wollt, dann geht in eine ZWO Facbookgruppe... was manche Leute da hochladen, da wirste fast blind, und das hat nichts mit Monitor zu tun...

  • Hallo,


    Bildschirmkalibrierung, ohne Colorimeter, ist kein Hexenwerk.

    Man kann das mit auch mit der Windows eigenen Monitorkalibrierung durchführen.

    Mit dieser lässt sich der Monitor schon ziemlich genau einstellen.

    Aufrufen kann man das Tool, unter Suche " Bildschirmfarbe kalibrieren".

    Beachten muss man, dass Helligkeit des Monitors und der Umgebung so eingestellt wird , die man bei der Bildverarbeitung verwendet.

    Am helllichten Tag wird man ja kaum seine Astrofotos bearbeiten.


    VG Cl.-D.

  • Hallo zusammen,


    nur kurz ein kleiner Klecks Senf von mir: Wichtig sind m. E. ein guter farbtreuer Bildbearbeitungsmonitor (bei mir ein Quato) und vor allem: Erfahrung, Erfahrung, Erfahrung. Wenn man die hat, kann man zur Not auch mit einem schlechteren Monitor klarkommen. Auch für die Software ist Erfahrung essenziell. Es ist auch nicht entscheidend, ob man die neueste Version eines Bildbearbeitungsprogramms besitzt, sondern ob man in der Lage ist, damit umzugehen. Ich hatte das Glück, bereits vor über 30 Jahren beruflich mit Photoshop anzufangen, Lehrgänge zu besuchen und es intensiv kennenzulernen. Seitdem hat sich mein Verständnis dafür mit jedem Jahr weiterentwickelt, wobei ich glaube, immer noch nicht alle Möglichkeiten nutzen zu können. Ich arbeite seit vielen Jahren mit PS CS5 und brauche abgesehen von der Vorbereitung und vom Stacking für die EBV nichts anderes. Bei Affinity, Siril usw. bin ich im Vergleich zu PS ein hoffnungsloser Anfänger und Dilettant.


    Noch eine Bemerkung zu Smartphones und Tablets: Hier kommt es sehr auf die Qualität des Geräts — und die vorherige EBV am PC an. Die Bilder die ich am Quato bearbeitet habe, sehen auf meinem iPhone 15 Pro Max und dem iPad Pro (6. Generation) nahezu identisch aus. Sie wirken höchstens noch ein bisschen tiefer und leuchtender. Das A und O ist die Beherrschung der Tonwerte. Das war schon zur Zeit der analogen Fotografie so, als man das nur über die Art der Filmentwicklung und die Gradationswahl beim Fotopapier beeinflussen konnte. Insofern leben wir heute in sehr komfortablen Zeiten.


    CS

    Jörg

  • Letztlich ist es doch Geschmacksache, jeder macht das Bild so wie es ihm am besten gefällt, oder je nach intention , so das es anderen gefällt.

    Denn, dadurch das wir ja z.b. bestimmte Wellenlängen bestimmten Farben zuordnen, ist es letztlich, wie ein Gemälde , ein Kunstwerk, und hier liegt es eben im Auge des Betrachters , ob es gefällt oder nicht.

    Aber das ist nur meine Meinung zu dem Thema.

  • Tablet/Handy und PC sind auch wieder so eine Sache, auf dem Handy ist das Bild viel klarer aufgelöst weil die Pixeldichte viel höher ist wie an einem PC Monitor, da sieht das Foto auf dem Handy schöner aus als auf dem Bildschirm..


    Und dazu darf man nicht vergessen das Handys/Tablet's gerne standardmäßig einen Papagei Effekt Aktiviert haben was die Farben viel knalliger erscheinen lässt als sie wirklich sind.

  • Ich arbeite mit einem Eizo Monitor. Farbkalibriert und Helligkeit via Sensor dynamisch angepasst. Da passt es auch auf iPhone/iPad.


    Ich sehe es aber genauso. Mit den passenden Kalibrierbildern für Kontrast, Farbe und Helligkeit lässt sich schon einiges erreichen.


    Wenn Bildschirmhelligkeit und Umgebungslicht nicht harmonieren, ist aber jede Bearbeitung schnell für die Katz. Bildbearbeitung mache ich daher am liebsten bei Tageslicht und durchgehender Bewölkung (Neutralgrau).


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM/MC, ZWO ASI585MM/MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K :robot: Smartscopes: ZWO Seestar S30/S50 :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo zusammen,


    ich kann mich noch so grob an einen Vortrag zur Bochumer Herbsttagung über die Farbechtheit von Astrofotos erinnern.

    Ewig her und leider weiß ich nicht mehr wer den Vortrag gehalten hat. Aber eines weiß ich noch, es ging echt heiß her

    im Hörsaal. Will nicht sagen das es zu einer Schlägerei gekommen wäre aber die Stimmung war echt hochgradig explosiv

    im Auditorium.


    Einheitliche Meinung/Vorstellung unter den Experten "nicht vorhanden" könnte man sagen.


    Das eine Lager postulierte eine stringente absolute Farbechtheit als oberstes Ziel, das andere Lager vertrat die Auffassung

    das es per se unmöglich sei dies zu erreichen. Dann warf noch ein sehr empatischer Amateur den Brandbeschleuniger "Pretty Pictures"

    in den Saal und die "Meute" jaulte auf, haste nicht gesehen. Mit dem journalistisch mittlerweile klassischen Erklärungsmuster für alles

    "Der Hörsaal war gespalten" aber sowas von........!!!!


    Viel interessanter war das Verhalten der Profis im Saal und ich meine nicht die Amateurastronomen, sondern die Berufsatronomen

    die in einer kleinen Gruppe im Saal zugegen war. Prof. X der Fakultät für Astronomie an der Ruhruniversität Bochum.


    Die Amateure krallten sich an der Farbechtheit beinahe dogmatisch fest während der Prof. das aber sowas von anders sah:


    Ich versuche aus der Erinnerung, in eigenen Worten so grob wiederzugeben was der Prof. X zu bedenken gab:


    Oberste Priorität der bildgebenden Verfahren in der Astronomie ist es, unsichtbare Details, unsichtbare Strukturen,

    unsichtbare Informationen über das natürliche Maß der menschlichen Sinneswahrnehmung hinaus für das menschlche

    Auge sichtbar zu machen, die als Grundlage oder Kondensationskeime für neue Gedankenansätze zur Problemlösung

    der räumlichen und dynamischen Interpretation des Universums beitragen können. Die Farbe oder die Farbechtheit

    dabei ist mir völlig wurscht! Die Farbe ist nur Mittel zum Zweck!


    Da kochte der Saal und Teile einer sehr bekannten Interessenvertretung für Amateurastronomen wurden richtig laut.

    Das ging dort damals zu wie im Britischen Unterhaus.


    Trotzdem, auch ich arbeite mit einem sich selbst kalibrierenden Monitor von EIZO. Dies aber hauptsächlich deshalb,

    weil ich in der Druckstufe eine relativ gute Reproduzierbarkeit der Prints anstrebe um nicht die Hälfte meiner Ausdrucke

    wegwerfen zu müssen. Das Material ist ja schließlich alles andere als günstig.


    Die aus meiner Sicht wichtigste Frage der Problematik hat damals allerdings niemand beantwortet:


    Was ist das eigendliche Ziel (Singular oder Plural) bei der Sache!?



    Mit den besten Grüßen aus dem Fichtelgebirge


    Otto

  • Hallo Otto,

    Das ging dort damals zu wie im Britischen Unterhaus.

    das passiert im Astrotreff fast nie - höchstens, wenn jemand mal das "S"-Wort erwähnt. ;) ^^


    Ich hoffe, mein Eingangspost kam richtig rüber - ich wollte da keineswegs die "Dogmatismus-Welle" reiten.

    Natürlich führen unterschiedliche Workflows zu unterschiedlichen (und nicht unbedingt schlechteren) Ergebnissen - auch in der Farbdarstellung.

    Wir sind fast alle "Hobbyisten" und wenn jemand mit seinem eigenen Bild zufrieden ist, dann ist doch ein wichtiges Ziel schon erreicht.


    Oberste Priorität der bildgebenden Verfahren in der Astronomie ist es, unsichtbare Details, unsichtbare Strukturen,

    unsichtbare Informationen über das natürliche Maß der menschlichen Sinneswahrnehmung hinaus für das menschlche

    Auge sichtbar zu machen, die als Grundlage oder Kondensationskeime für neue Gedankenansätze zur Problemlösung

    der räumlichen und dynamischen Interpretation des Universums beitragen können. Die Farbe oder die Farbechtheit

    dabei ist mir völlig wurscht! Die Farbe ist nur Mittel zum Zweck!

    Aus wissenschaftlicher Sicht absolut verständlich. Aus ähnlichen Beweggründen (= bessere "Sichtbarmachung") betreiben wir ja die Sterntrennung und heben Nebelanteile getrennt hervor,

    nutzen so "Tricks" wie Dekonvolution und Drizzle oder verwenden Filter bei Narrowband-Aufnahmen, um Emissionslinien mit Falschfarben hervorzuheben.

    Natürlich ist da die Farbe - wie bei jeder Bildgebung - Mittel zum Zweck. Manchmal lassen sich Dinge sogar besser in der invertierten s/w-Darstellung zeigen.

    Wir betreiben aber auch keine Wissenschaft, unser Hobby ist ein naturwissenschaftliches und folgt damit den wissenschaftlichen Grundsätzen und Erkenntnissen.


    Ich fand die Astrobin-Seite (das sind ja die Leitlinien für die Auswahlkriterien für das "Top-Notch-Bild des Tages") nur ziemlich nachvollziehbar und bin der Meinung,

    dass ein Astrofotograf auf einem guten Weg ist, wenn er sich an dieser Schnur entlanghangelt.


    Oder anders: ein Astrobild mit durchgehend Magentafarbenen Sternen ist auch ein Astrobild, aber es wird halt niemals zum APOD.

    Oder ein Bild mit dicken, aufgeblasenen Sternen. Oder ein Bild mit durch übermäßigen Tool-Einsatz (selbst-)produzierten Schärfungs- oder Entrauschungs-Artefakten.

    Kann "crispy" aussehen, geht aber eher Richtung Kunst.


    Wie gesagt: es ist sicher alles kein Dogma, jeder wie er will. Bei uns Hobby-Astros soll ja der Spaß im Vordergrund stehen.

    Ich denke allerdings, in den Kriterien, nach denen wir ein gelungenes Astrobild bewerten, sind wir uns in der Mehrheit ziemlich einig:


    Hintergrund nicht zu dunkel, vorsichtig Strecken, sparsamer Einsatz von Entrauschung und Schärfung, halbwegs korrekte Sternfarben, runde und scharfe Sterne.

    Werden diese Punkte berücksichtigt (und stimmt das Rohmaterial einigermaßen), dann steht dem Ziel "gutes Astrobild" m.E. fast nicht im Weg.


    Gruß, Jochen

  • Hallo Jochen,


    Hallo Otto,

    das passiert im Astrotreff fast nie - höchstens, wenn jemand mal das "S"-Wort erwähnt. ;) ^^


    Ich hoffe, mein Eingangspost kam richtig rüber - ich wollte da keineswegs die "Dogmatismus-Welle" reiten.

    Nein, nein ich wollte auch niemandem "Dogmatismus" unterstellen. Dir schon gar nicht!

    Als ich den Thread gesehen hab ist mir nebenbei sofort die BoHeTa von damals eingefallen.

    Das ist eigendlich schon des Pudels Kern. Thema leicht verfehlt. Beitrag sollte eher eine spaßige

    Randnotiz sein.


    Ich bin nur verwundert darüber wieviele unterschiedliche Ergebnisse bei gleichen Ausgangsdaten

    als Grundlage nach der Bearbeitung in PI oder APP etc. herauskommen.


    Am spannensten fand ich vor geraumer Zeit einen Wettbewerb von Chilescope an dem relativ

    viele Amateurastronomen teilgenommen hatten mit dem Ergebnis keines war trotz aller Bemühungen

    wie das andere. Noch nicht einmal in grober Näherung trotz professioneller Astrosoftware.


    Vielleicht finde ich den Link noch.....


    Das allerwichtigste Denke ich ist die Variabilität in der Objektivität beim Empfänger.


    Frauen haben eine andere Farbwahrnehmung als Männer (Blauverschiebung).

    Männer sind sogar in zwei Gruppen geteilt die Rottöne jeweils anders an das Sehzentrum weiterleiten.

    Das hat zur Folge das 1/3 aller Männer einen kalibrierten Rotton als dunkelrot und 2/3 aller Männer

    diesen fast als hellrot Wahrnehmen. Oder war´s andersherum? :/


    Das hat mit einer molekularen Variation der Zäpfchen die für das Rotsehen verantwortlich sind zu tun.


    Das heißt für mich vereinfacht gesagt. Das Problem für eine standardisierten Farb.- und Kontrastdarstellung

    der Astrofotos ist eigendlich auf breiter Fläche kaum lösbar. Aber vielleicht täusche ich mich. Bin ja kein Experte.

    Arbeite nur mit Lightroom Classic, Photoshop, Sequator.



    Also wirklich nix für ungut! Alles gut!! ;)



    Mit den besten Grüßen


    Otto

  • Nein, nein ich wollte auch niemandem "Dogmatismus" unterstellen. Dir schon gar nicht!

    Hallo Otto, keine Sorge - das hatte auch nicht so verstanden und meine Antwort bezog sich eher auf die Aussage der Wissenschaftler in Bochum. ;)

    Ich wollte zum Ausdruck bringen, dass die ja eigentlich recht haben, es aber zwischen Wissenschaft und Amateur-Fotografie einen gewissen Unterschied gibt.

    Und mit der unterschiedlichen Farbwahrnehmung hast Du natürlich auch recht.

    Solange wir Menschen nicht nach einer gewissen Farbnorm gucken, nützt eigentlich auch ein kalibrierter Monitor nicht viel. ;)


    Ich wollte das ganze auch gar nicht so hoch hängen, ich fand' wie gesagt die Astrobin-Übersicht sehr schlüssig und aussagekräftig.


    Gruß, Jochen

  • Ich weiß nicht, ob farbkalibrierte Monitore wirklich notwendig sind? Das ist für mich was für High-End-Puristen und helfen einem bei den vielen technischen Fehlern in der Bildbearbeitung bis zum finalen Bild auch nicht weiter.


    Ich denke, es ist eine Mischung von technischer Ausrüstung bei der Aufnahme, dem gekonnten Einsatz von guten Bildbearbeitungsprogrammen (der eigenen Wahl) und vorallem der eigenen Erfahrung bei der Bildauswertung. In der Astrotreff-Galerie findet man ja ständig eine Mischung von unterschiedich "guten" Bildern. "Gut" im Sinne von Motivauswahl aber auch "gut" im Sinne technischen und wenn man will auch künstlerischen Bearbeitung. Das mag arrogant klingen, aber wenn man mal selbst mehrere hundert Bilder bearbeitet hat und Bilder von andere wahrnehmen kann, dann lernt man gute Bilder zu erkennen. In Astrobin gibt es auch erstaunlich "schlechte Bilder", aber die Mehrzahl der Bilder dort sind Langzeitaufnahmen von Amateuren aus aller Welt, die wirklich gut Bilder entwickeln können. Meiner subjektiven Meinung nach hilft einem der Vergleich von fremden mit den eigenen Bildern wesentlich zu einer ansteigenden Lernkurve, die viele hier in Astrotreff aktiv anstreben.


    Manche wollen aber genau das garnicht und sind mit ihren Standard zufrieden und reagieren auf Vorschläge von anderen eher empfindlich. Wenn man hier in Astrotreff so eine Anforderungsliste aufstellen wollte, würde man von der letztgenannten Seite deshalb unweigerlich Druck bekommen. So ist mal mein alter Vorschlag, in Astrotreff auch sowas wie ein Bild des Monats zu installieren, als elitär und nicht durchführbar abgelehnt worden, obwohl es den Vorteil hätte, sozusagen objektiv "gute" Bilder für eine individuellen Vergleich zusammenstellen zu können. Die Like-anzahl bei Bildern in der Galerie bringt das per se so nicht, weil der zufällige Eingang von vielen neuen Bilder in einem kurzen Zeitraum, viele potentiell gute Bilder in den Hintergrund drängt. Gut, diese Diskussion hatten wir hier auch schon oft.


    Die Liste in Astrobin ist schon gut aber schon ewas speziell, grundlegender wäre nach meiner Meinung eine Art von von minimalem Workflow, der große Effekte in Richtung Bildqualität bringen würde:


    1. Verwendung von technisch gut eingestellten Teleskopen (speziell Newtons) und Kameras. Ausreichende Gesamtbelichtungszeit.

    Bei DeepSky Bilder meist gutes guiding , gutes dithern sehr wichtig.

    2. Flats sind allein schon für die Vignitierung essentiell. Dazu auch Darflats/darks und/oder bias notwendig (s. Hotpixel)

    3. Stacking erst nach Identifizierung und Aussortieren von schlechtern Einzelbildern.

    4. Entfernung von Lichtgradienten z.B. mit GraXpert (kostenlos) oder anderen Programmen

    5. Trennung von Sternebene und Hintergrundebene vor dem Stretchen. Das schont Form und Farbe von Sternen ganz wesentlich.

    6. Vorsichtiges Stretchen von Sternenebene und Hintergrund mit geeigneten Programmen. Hier ist besonders viel Erfahrung notwendig.

    7. ggf. Bildbearbeitung der gestrechten Files und Vereinigung von Sternen und Hintergrund

    8 Finale Bildbearbeitung auch in Hinblick auf Farben, dazu auch das Histogramm des Bildes beachten


    Die oft genannten "Gamechanger" in Sachen Bildkorrektur wie Schärfen und Rauschkorrektor mit BlurX und NoiseX setzen teure Programme voraus. Kostenfreie Programme können das zwar auch etwas, aber bisher nicht vergleichbar gut.


    Das ist aber alles nur meine persönliche Meinung, In meinem Alter weiß ich, jeder mag es anders und soll es auch so gerne machen dürfen.

    Nichts für ungut, wie immer.


    CS Peter







    _________________________________________________________________________________________________________________

    EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), Skywatcher Quattro 8'' f4 (200/800mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; :Canon 6Da, Zwo ASI 1600 MM Pro, Touptek 2600kpm, ZWO EFW 7*2'' mit Baader 2'' CCD LRGB Ha,OIII;SII,  ZwoOAG mit ZwoASI 220mini; www.astro-besitz.de

    Edited 5 times, last by PeterBez ().

  • Immer wenn Schmalbandfilter zum Einsatz kommen, spielt die Farbkalibrierung des Monitors schon keine Rolle mehr. Denn letztlich erzeugt man mit den Filtern ein Falsch-Farben-Bild.


    6. Vorsichtiges Stretchen von Sternenebene und Hintergrund mit geeigneten Programmen. Hier ist besonders viel Erfahrung notwendig.

    Wenn einer mitten in die Milchstraße reinhält, will er oft das Gegenteil und die Sterne im Bild zurücknehmen, sonst sieht man vor lauter Sterne den Zirrusnebel kaum noch.
    Und mit Schmalbandfiltern muss man die natürlichen Farben der Sterne unterm Strich schon hinzu dichten, weil im Signal sind die dann nicht mehr. Fleißige machen zusätzlich ein paar Farbbilder ohne Filter, so dass sie den Gelb- und Blauanteil der bei OIII und H-Alpha nicht durchkommt, rekonstruieren können.

    Ist ja nicht verboten. Wir machen nur "Pretty Pictures".



    Last but not least: Die ästhetische Komponente kommt mir zu kurz. Der Kugelhaufen muss nicht immer genau in der Bildmitte sein. Wer schon mal was von Goldenen Schnitt gehört hat, ist klar im Vorteil.

    PS:
    Stretchen ist eine Kunst, die ich noch nicht zufriedenstellend beherrsche. Manchmal bin ich schon froh, dass ich überhaupt was im Bild sehe. Aber feine Nuancen gezielt herausarbeiten ... ist ne Wissenschaft für sich. Persönlich mag ich nicht, wenn unterschiedliche Bildbereiche maskiert und dann unterschiedlich bearbeitet werden, wie es viele z.B. im Orionnebel machen. Ich persönlich empfinde das dann eher als Malen nach Zahlen. Bildverarbeitende Funktion, die über das ganze Bild wirken, sind für mich okay. Dass man Sterne extrahiert und getrennt bearbeitet, scheint mir inzwischen gängige Praxis ... Leider. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt den Orionnebel in den Wagenkasten zu setzen.

    Nebenbei: Diese Sternextraktion kann auch unschöne Artefakte liefern, wenn Sternentstehungsregionen in Andromeda auf diese Weise mit extrahiert werden, weil sie als Einzelsterne falsch positiv "erkannt" werden.

  • Eine Anmerkung zur Bildwiedergabe:

    Burosch bietet Testbilder und auch Blueraydisks an, die eigentlich für das Einstellen von TV-Geräten gedacht sind. Man kann sie aber zum Justieren sämtlicher Monitore nutzen.

    Mit Hilfe dieser Testbilder lassen sich Schwarzwert, Kontrast, Helligkeit und Sättigung definiert justieren. So kann man innerhalb des darstellbaren Farbraums des Bildwiedergabegerätes auch feine Nuancen voneinander unterscheiden lernen.

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