Hallo Freunde der visuellen Beobachtung,
gestern Abend war es entgegen aller Vorhersagen klar, also habe ich endlich mal den 5“-Apo rausholen können um den Mond zu beobachten. Es war zwar etwas diesig, aber der Halbmond war schön zu beobachten. Ich habe den Apo jetzt seit fast drei Monaten, aber tatsächlich war das das erste mal, dass ich Mond gemacht habe. Bei 250x und knackscharfer Abbildung bringt das richtig Spaß. Das Mond-Quincunx, die fünf Bergspitzen oberhalb von Copernicus, war gut sichtbar. Auch Clavius war sehr schön, genau wie die Terrassen in Copernicus. Ich meine blickweise Strukturen im Alpental gesehen zu haben, aber da bin ich nicht sicher. Der Einsatz des ADCs war ebenfalls lohnend. Auch in der Höhe des Mondes gestern war bei der Vergrößerung die atmosphärische Refraktion eindeutig sichtbar.
Mit der Nachführung den Terminator abzufahren ist schon etwas anderes als einen Dobson nachzuschubsen.
Danach wechselte ich zu Jupiter. Leider wurde es mittlerweile etwas diesig, so dass die Kontraste schwächer wurden. Die sichtbaren Monde waren aber eindeutig Scheiben und keine Blobs, also gutes Seeing. Blickweise deuteten sich Strukturen in den Wolkenbändern an, aber das habe ich schon besser gesehen. 200x was die optimale Vergrößerung. Da der GRF sich mal wieder vor einer Beobachtung drückte, war das aber nicht so spannend.
Also zum Mars. Noch acht Tage bis zur Opposition/Erdnähe. Man sieht schon, dass wir dieses Jahr eine erdferne Opposition haben, das Planetenscheibchen war recht klein. Und es wurde immer diesiger. Der Mond warf einen schönen Mondhalo, war aber durch den Dunstschleier völlig zermatscht. Aber spannenderweise verbesserte der Dunst das Seeing enorm. Mars stand teilweise wie eine Eins und war knackscharf. Der ADC sorgte für eine schöne, reinweiße Polkappe ohne den sonst üblichen Blaustich. Ich ging auf 250x hoch und konnte eindeutig feine Strukturen ausmachen. Die große Syrte schickte sich gerade an, hinter dem Rand zu verschwinden, war aber eindeutig auszumachen. Die dunkle Region Noachis Terra westlich davon war sichtbar und zeigte immer mal wieder Strukturen im Inneren. Acidalia Planitia südlich der Polkappe war ebenfalls gut zu sehen. Das war eindeutig der beste Mars, den ich jemals aus meinem Garten gesehen habe!
Es wurde immer diesiger und der Planet immer lichtschwächer. Aber zugleich wurde das Seeing immer besser und immer mehr Details schälten sich heraus. Es war unglaublich.
Irgendwann wurde es dann aber zu neblig und die Details verschwanden wieder. Ich habe dann gegen halb elf Schluss gemacht. Der Mond war nur noch ein riesiger heller Blob, Jupiter und Mars so gerade noch visuell auszumachen. Aber das war eine tolle Beobachtung. Besser habe ich den Mars bisher nur in einem 6“ Apo auf dem MTT bei der Opposition vor vier (?) Jahren gesehen. Und da stand er deutlich näher an der Erde.
Ich habe mir gestern Abend dann noch schnell einen Baader Neodym-Skyglowfilter bestellt. Ich habe damals ausprobieren können, wie gut er die Kontraste an Mars und Jupiter erhöht. Der sollte also gerade rechtzeitig zur Opposition da sein. Ich freue mich darauf.
Und ich bin nach wie vor super happy mit meinem neuen 125 f/7.8 SD-Apo von TS. Für visuelle Beobachtung ein großartiges Instrument. Bei 250x am Mond konnte ich keinerlei Farbfehler sehen. Auf jeden Fall ist die atmosphärische Refraktion größer als der Aberrationen der Optik. Ein ADC ist absolut lohnend.
Ich hoffe, dieser kleine Beobachtungsbericht gefällt Euch. Wir werden momentan ja nicht gerade mit gutem Wetter verwöhnt. Da muss man jede Gelegenheit nutzen. Und lasst Euch für Planeten nicht von Dunst abschrecken. Das Seeing kann dennoch überraschend gut sein.
Bis dann:
Marcus