NGC 1333 / VdB13 / Perseus-Molekülwolke

  • Hallo Sternenfreunde,


    nach etwas „Zwangspause“ aus privaten Gründen – ich habe zwar fleißig fotografiert, bin aber kaum zum Entwickeln geschweige denn Hochladen gekommen - möchte ich euch heute wieder ein Bild vorstellen, und zwar die aktuelle Version von einem meiner Lieblingsobjekte: NGC1333 mit den umgebenden Dunkelwolken der Perseus-Molekülwolke. In letzter Zeit wurden hier ja schon sehr schöne Bilder von NGC1333 gezeigt, daher hoffe ich, dass ihr noch Interesse an einer weiteren Version habt.


    NGC1333, der Embryonebel, ist ein Reflexionsnebel im Randbereich der großen Perseus-Molekülwolke in einer Entfernung von ca. 1000 Lichtjahren und eine aktive Sternentstehungsregion. Kleine, rot leuchtende Gebiete (als Herbig-Haro-Objekt bezeichnet) sind zu erkennen, bei denen es sich um noch sehr junge Protosterne handelt, die sich innerhalb von verdichteten Gas- und Staubwolken bilden. Am rechten Bildrand ist noch der kleine Reflexionsnebel VdB13 zu sehen.


    Belichtet wurde knapp 17 Stunden im Oktober 2024 mit der ASI294MC Pro. Zusätzlich sind gute 12 Stunden Daten eingearbeitet, die Ende 2023/Anfang 2024 mit einer unmodifizierten DSLM (Sony) aufgezeichnet wurden. Ich hatte lange überlegt, ob ich diese DSLM-Daten mit verwenden soll, da der Bildausschnitt der DSLM aufgrund der Sensorgröße deutlich größer ist und auch sichtbar mehr Rauschen im DSLM-Summenbild vorhanden ist. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, die Daten untergewichtet (2/7) mit einfließen zu lassen, da ich der Meinung war, dass sie zur Darstellung der größeren Strukturen doch ihren Beitrag leisten. An 100 Stunden Belichtungszeit, siehe hier:


    … komme ich natürlich nicht ran :winking_face: , aber so gesehen sind es aktuell immerhin 30 Stunden, wenn man die DSLM-Daten mit dazurechnet (ist so nicht ganz korrekt, ich weiß :grinning_face_with_sweat: ). Das genauen Bildinformationen sind am Ende des Beitrags angegeben.



    Hier also nun das Bild:


    NGC 1333 / VdB13 / Perseus-Molekülwolke



    Die annotierte Version:



    Und falls es noch von Interesse sein sollte, den Unterschied zur „12-Stunden-nur-DSLM-Version“ zu sehen, diese findet sich hier:




    Ich hoffe, das Bild gefällt euch. Die weiteren Ergebnisse aus den letzten Monaten würde ich nach und nach ergänzen, wenn ich es geschafft habe, sie zu entwickeln.

    Liebe Grüße und CS,


    Matthias




    Setup A (ASI294MC Pro):


    TS PhotoLine 102/714 OTA (FPL53/Lanthan) Doublet SD-ED-Apo ; TSRed379 Reducer/Korrektor;

    ZWO Asi 294 MC Pro (Gain 121, gekühlt auf 0°C);

    Filter: Baader 2 Zoll UV/IR Cut;

    Skywatcher HEQ-5 Pro;

    ASI Air Plus, ASI120MINI und ZWO 30F4 Leitfernrohr;


    Bilddaten:

    Lights: 338 x 180s (Gesamt ca. 16.9h, am 22.10.2024, 23.10.2024, 24.10.2024 und 25.10.2024);

    Korrektur jeweils durch Darks (Masterdarks für mehrere Nächte), Flats und Darkflats (für jede Nacht);



    Setup B (DSLM Sony A7ii)


    TS PhotoLine 102/714 OTA (FPL53/Lanthan) Doublet SD-ED-Apo ; TSRed379 Reducer/Korrektor;

    DSLM Sony A7ii (unmodifiziert);

    Skywatcher HEQ-5 Pro;

    ASI Air Plus, ASI120MINI und ZWO 30F4 Leitfernrohr;


    Bilddaten:

    Lights: 254 x 180s bei ISO1600 (Gesamt ca. 12.7h, am 17.12.2023, 08.01.2024, 09.01.2024);

    Korrektur durch Darks (20,20,17) und Flats (30,30,30); 25 Bias;



    Bildorientierung:

    Norden ist bei ca. 10:30 Uhr, Osten ist bei ca. 7:30 Uhr.


    Aufnahmeort: südliches Ruhrgebiet

    Software: PixInsight, Gimp

  • Hallo Matthias,

    sehr schönes Bild.

    Wenn du die Menge der gesammelten Photonen nimmst, dann wärst du auch bei 100 Stunden Seestar und das sieht man auch.

    Ich verheirate auch oft 2 ungleiche Bilder und gehe dabei so vor, dass ich beide Bilder auf das gleiche Rauschniveau strecke und dann 50/50 mache. Vielleicht auch ein Weg für dich.

    Die Umgebung von VDB13 sieht ungewöhnlich aus. Ich fürchte, da hat eine Gradientenentfernung irgendwie etwas falsch interpretiert. Fällt aber nicht wirklich ins Gewicht.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Ralf,


    herzlichen Dank für dein Lob und deinen Kommentar! Auch allen anderen Sternchengebern vielen Dank, das freut mich sehr!


    Ich verheirate auch oft 2 ungleiche Bilder und gehe dabei so vor, dass ich beide Bilder auf das gleiche Rauschniveau strecke und dann 50/50 mache.

    Ach so machst du das, gut zu wissen! Das werde ich einmal ausprobieren. Ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass das gestreckt auch noch geht. Ich habe das direkt mit den beiden Rohstacks gemacht, indem ich sie aufeinander registriert und dann integriert habe. Das ASI294-Bild eben 5-fach gewichtet, das Sony-Bild 2-fach.



    Die Umgebung von VDB13 sieht ungewöhnlich aus. Ich fürchte, da hat eine Gradientenentfernung irgendwie etwas falsch interpretiert.

    Ganz lieben Dank für dein Feedback, so etwas ist mir immer sehr wichtig. Meinst du dieses "dunkle Loch" links von VdB13, wo es zu VdB13 hin dann diese "Nebelkante" gibt? Ich bin mir nicht sicher, ob das an der Gradientenentfernung liegt. Dieses dunkle Gebiet sehe ich auch auf Vergleichsbildern im Netz, mal stärker, mal etwas weniger stark ausgeprägt. Es könnte vielleicht auch sein, dass einer meiner GHS-Stretches etwas stark geraten ist beim Versuch, die feinen Nebelkanten besser vom Hintergrund abzuheben. Hierfür hatte ich den Symmetriepunkt knapp unterhalb der Helligkeit des Nebelfilaments gesetzt, und GHS bewirkt dann ja genau hier eine Kontrastverstärkung - somit könnte der dunkle Teil noch dunkler geworden sein. Geclippt ist aber nichts, das habe ich geprüft.


    Bei der Gradientenentfernung versuche ich immer, sehr vorsichtig zu sein. Wie üblich habe ich auch hier mehrere Varianten (konkret drei) getestet und dann mit der für mich besten weitergearbeitet. Weil das so ein heikler Punkt ist, habe ich die Versionen und zugehörigen Gradientenmodelle aufbewahrt, um später noch nachvollziehen zu können, was ich da eigentlich gemacht habe. Daher kann ich sie hier einmal zeigen, vielleicht fällt dir/euch daran ja etwas auf. Bei dem Modell, für das ich mich dann entschieden hatte (ADBE, nachfolgende Nummer 2), ist mir jedenfalls nichts Negatives aufgefallen.


    Die Gradientenentfernung mit dem ADBE-Script lieferte m.E. das beste Ergebnis in meinen Händen: das Gradientenmodell ist am wenigsten "kleinfleckig" und das resultierende Bild enthält noch mehr Farbinformationen als bei den anderen Tools (die anderen Tools erschienen mir diesbezüglich etwas zu aggressiv; bei so "kleinfleckigen" Gradientenmodellen bin ich immer skeptisch, dass auch wirkliche Bildinformation entfernt worden ist). Ich habe daher mit Bild Nr. 2 weitergearbeitet und sehe hier eigentlich keine nennenswerte negative Beeinflussung der Region um VdB13. Was meinst du?


    Liebe Grüße und CS,

    Matthias



    Achtung, jetzt kommen viele Bilder, wen das nicht interessiert, bitte einfach ignorieren. Alle nachfolgenden Bilder wurden, da linear, lediglich per STF/Autostretch in PI gestreckt und dann als JPG gespeichert.


    1. Rohstack=Masterlight, Stackingränder abgeschnitten und Farbkanäle angeglichen ("linear fit", KEINE Farbkalibrierung)



    2. ADBE-Script von SetiAstro ("Automatic Dynamic Background Extraction)




    3. Gradient Correction Prozess in PI




    4. GraXpert (PI-Prozess)



  • Hallo Ralf,

    hallo Forum,


    vielen Dank Ralf, dass du dir so viel Mühe gemacht hast! Ja, das Bild sieht dann homogener und passender aus, da hast du recht.


    Was meine Bearbeitung betrifft stört mich dabei nur, dass sich der homogenere Bildeindruck nicht direkt aus dem Bearbeitungsworkflow ergibt bzw. ergeben hat. Daher habe ich mich auch nochmal an die Bearbeitung gesetzt und aus dem Bild #3 von oben - also dem mit "Gradient Correction" prozessierten Rohstack - ein sternloses Bild entwickelt. Dieses habe ich dann jeweils hälftig mit dem sternlosen Bild der ursprünglichen Entwicklung (also Bild #2 von oben) verheiratet - wenn man nicht weiß, welches Bild man nehmen soll, weil beide Vor- und Nachteile haben, nimmt man eben beide... ;)


    Die Sterne sind die gleichen wie ursprünglich. Das folgende Bild ist dabei herausgekommen, ich finde es kommt deiner Bearbeitung schon näher. Bei mir haben sich natürlich die Nebel überall etwas verändert, da ich ja nicht nur Teilbereiche korrigiert habe.


    Was denkst du bzw. ihr? Jetzt besser? Ich warte erst einmal euer Feedback ab, bevor ich das Bild dann in die Galerie stelle... :grinning_face_with_sweat:


    Vielen Dank nochmals für deine Hinweise, Ralf - das bringt mich echt weiter!


    LG und CS,

    Matthias



  • Hallo Matthias,

    das blöde ist ja, dass das Unerwartete oft auch als falscher empfunden wird. Vielleicht ist da ja auch echt. Ich habe Laien mal 5 Planetenmonde gezeigt und gefragt, welchen sie für gefaked halten. Alle habe einen herausgesucht. Es war das einzige echte Bild, und zwar von Io.

    Bei deinem neuen Bild stört mich nichts mehr. Ich sehe zwar eine leicht wärmere (also rot-orangere) Umgebung um VdB 13, aber ob die real ist? Vielleicht haben auch alle anderen gesagt, das sieht unecht aus und ich mache es mal etwas kühler. Der Durchschnitt ist nicht zwangsläufig echter. Aber wie gesagt, das ist minimal, und irgendwo müssen wir auch mit unseren Unperfektheiten leben. Als Wissenschaftler müssten wir da vermutlich anders herangehen, aber als Amateur, eine Ecke heller, eine Ecke etwas wärmer .... da sollten wir die Kirche im Dorf lassen. Deine letzte Version gefällt mir auf jeden Fall so gut, dass ich niemals sagen würde, da ist was krumm gelaufen.

    Viele Grüße

    ralf

  • Servus Matthias,


    faszinierend, diese Langzeitaufnahme. So viele Details in den Staubwolken! Und NGC 1333 sieht vogelwild aus – man kann die Knoten, in denen gerade Sterne geboren werden, wunderbar erkennen. Danke für's Zeigen!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: "Dino" 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (9 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Matthias,


    Glückwunsch zu der gelungenen Aufnahme, die investierte Zeit für die Belichtung hat sich auf jeden Fall gelohnt!

    Ich finde es immer wieder toll, wie tief man heute mit der Technik kommen kann, dein Bild ist ein Beispiel dafür.


    Viele Grüße

    Roland

  • Hallo Ralf, hallo Christoph, hallo Roland,


    ganz herzlichen Dank für eure Rückmeldungen, eure lobenden Worte und Anregungen. Das motiviert sehr und bringt mich weiter in unserem schönen Hobby!


    Nachdem ich jetzt ja auf dem - naja, "richtigen Weg" ist ja die Frage, was ist richtig (stimmt genau Ralf/ 03sec was du sagst)... - sagen wir homogeneren Weg war, habe ich eine "Fürs-Erste-Endversion" entwickelt, die auf den obigen Gradientenentfernungen #2 und #3 (zu jeweils 50%) basiert. Ich hoffe, ich hab´s nicht "verschlimmbessert", man wird ja irgendwann betriebsblind. Im dunklen Bereich rechts unten ist aber auf jeden Fall deutlich mehr Signal erhalten geblieben. Optisch finde ich die ursprüngliche Version auch okay, ich denke aber schon, dass diese Version die "authentischere" sein dürfte - aber diese Frage ist nicht zu beantworten, wie du Ralf richtigerweise sagst. Man muss letztlich eben mit einer (unperfekten) Version leben.


    Also nun die aktuelle Version:


    NGC 1333 / VdB13 / Perseus-Molekülwolke (überarbeitet)


    An den Aufnahmedaten hat sich natürlich nichts geändert, daher spare ich mir die an dieser Stelle. In der Galerie stehen sie auf jeden Fall nochmal mit dabei.


    Lieber Christoph/ Lucifugus,


    herzlichen Dank für dein Lob! Ja, ich finde diese Details im Staub und die "Sternentstehungsknoten" auch faszinierend und bin froh, dass ich diese auch im lichtverseuchten Ruhrpott abbilden konnte. Auch wenn´s dann halt 30 Stunden braucht... NGC1333 und Umgebung ist defnitiv eines meiner absoluten Lieblingsobjekte.


    Lieber Roland/ roszl,


    herzlichen Dank auch dir! Ich denke auch, dass die Belichtungszeit gut investiert ist und würde auch noch weiter sammeln. Nur vermutlich erst wieder im nächsten Jahr, ich habe noch so viel anderes auf meiner Liste. Und die technischen Möglichkeiten heutzutage finde ich auch mehr als faszinierend. Meine Ausrüstung ist zwar alles andere als "high-end", aber ich möchte sie nicht missen, man kann ja ordentlich damit arbeiten. Ein Schmalbandfilter wäre noch etwas...


    Liebe Grüße und CS für uns alle,

    Matthias

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