Servus beinand,
endlich Ferien, endlich auch wochentags astronomiefähige Zeit... und dann kommen Gewitter, Wolken, man kennt es ja. Aber vom 29. auf den 30. Juli 2024 war auch bei mir der Himmel als wolkenlos vorhergesagt. Na also, geht doch! Aber bei 90% Luftfeuchtigkeit. Egal, vielleicht wird's nicht ganz so schlimm. Also Sack und Pack ins Auto verladen, raus auf meinen Beobachtungshügel fahren und dort alles aufbauen. Diesmal habe ich auch nichts vergessen. Um 22 Uhr fuhr ich daheim los und ensprechend war ich kurz nach Zehn auf meinem Hügel. Viel Zeit also, um ganz entspannt aufzubauen.
Als der große Dobson fertig war, habe ich mich erstmal gemütlich in den Campingstuhl gesetzt, um die Stimmung zu genießen. O.k., die Luft war schwül, aber die 15 Grad waren sowas von angenehm im Vergleich zur Hitze des Tages. Die Milchstraße kam immer besser zur Deutung und das SQM zeigte noch 20m8 als Himmelshelligkeit. Das Teleskop war sicher passend ausgekühlt dank des Gemütlichen Hockens, also kann's losgehen.
Erstes Ziel: T CrB – die Nova, die auf sich warten lässt. Trotzdem kann man den Lichtpunkt aufsuchen. Im Fernglas ist das simpel, da nicht so viele Sterne zu sehen sind und das Gesichtsfeld groß ist. Im 22-Zöller aber bei 106-facher Vergrößerung sieht man so viele Sterne, dass man schon aufpassen muss (ich habe T CrB noch zu selten im 22er gesucht, um die exakte Position auswendig zu können). Es geht aber trotzdem recht einfach und ja, da ist er. In der Nähe steht ein 10m6-Stern, beide im gleichen Gesichtsfeld. Hm, sehen auf den ersten Blick ziemlich gleich hell aus. Aber der erste Trick ist ja zu grob. O.k., T CrB ist etwas heller, was auch durch Unscharfstellen bestätigt wird. Ich schätze mal mit wenig Erfahrung allerdings auf ca. 10m3. Also weiter warten, bis es den Ausbruch gibt.
Saturn stand noch tief, aber ich will mir später nicht die Adaption versauen. Also kurz besucht und mit 224× bewundert. Die Ringe sind schon sehr schmal, was aber ein besonderer Anblick ist. Die Refraktion der Athmosphäre macht aber Details nicht möglich. Macht nichts, schön ist er immer. Und nett zu sehen, wie weit er seit der letzten Opposition gewandert ist. Husch husch, kaum, dass di buckst...
Jetzt ist das SQM bei 21m1, es wird also. Ab ging es zum Objekt des Monats Juli 2024, zu M 27, dem Hantgelnebel. Ich habe die Beobachtung schon im zugehörigen Thread beschrieben. Cool fand ich den graugrünen Farbeindruck, dern der Nebel bei 106× gemacht hat. Bei 224× war es nur noch grau, aber dafür doch detailreich. Die Hantel war klar erkennbar, aber nicht einheitlich hell, sondern mit Feinstruktur. Der Zentralstern war sofort zu sehen und rund um ihn erscheint die Hantelö etwas dunkler. Sehr nett. Auch die Bögen quer zur Hantel sind deutlich erkennbar und zudem die diffusen Ohren oder Flügel, die dort zu sehen sind. Insgesamt habe ich 9 Sterne, Zentralstern plus 8 Feldsterne, ausmachen können, die scheinbar innerhalb des Nebels liegen. Beim Zentralstern natürlich nicht scheinbar, sondern wirklich. Ich habe mich hier schon ein Bisserl aufgehalten, so viel war zu sehen. Filter habe ich aber nicht eingesetzt. Eine Zeichnung war mir für die kurze (Mond!) und doch recht nasse Nacht ebenfalls zu aufwändig. Muss irgendwann nachgeholt werden, wenn eine Schönwetterkatastrophe für ausreichend Zeit sorgt.
Mittlerweile war der Pegasus so weit gestiegen, dass ich die Deer Lick Group (warum auch immer die so heißt), sprich NGC 7331 und Freunde besuchen konnte. Da stand noch vom letzten Jahr auf der Bucket-List. Der Erstbesuch war sehr nett. NGC 7331 ist eine mit 9m5 sehr helle Galaxie, die auch nur 46 Millionen Lichtjahre entfernt ist. Sofort fällt neben ihr ein kleiner Wattebausch auf und gegenüber desselben eine scharfe Kante in NGC 7331, die ein Staubband auslöst. Ich wusste nicht mehr im Kopf, ob NGC 7331 Staubbänder hat oder nicht. War aber egal, da man es ja direkt und sofort sehen konnte. Erinnert an den Andromedanebel, nur optisch viel kleiner. Spiralarme selbst habe ich aber nicht ausgemacht. Aber zurück zum Wattebausch... nein, nicht einer, drei sehe ich sofort. Namentlich sind das NGC 7335 (13m8, das war der Wattebausch, der sofort auffiel), NGC 7337 (14m6) und NGC 7340 (13m9). Sie sind alle drei Hintergrundgalaxien in ca. 300 Millionen Lichtjahren Entfernung. Das Dreieck der drei Wattebäusche ist nett neben der hellen NGC 7331.
Es gibt zwar weitere Galaxien bei NGC 7331, aber die Transparenz war nicht so berauschend. Das SQM stieg auf 21m2, der beste Wert der Nacht. Mehr ist bei der Luftfeuchtigkeit nicht drin. Die Mücken fanden die aber toll. Ich habe mich ständig mit Anti-Brumm eingesprüht, aber es sirrte ständig vor meinen Ohren und eine hat mich in die Stirn gestochen. Also auch im Gesicht das Abwehrmittel verteilen und ansonsten Geduld zu haben, das war die Devise. Wie auch immer, wenn man bei NGC 7331 ist, dann muss man ja noch zu Hickson 92 schauen, besser bekannt als Stephans Quintett. Das liegt ja direkt daneben. Also haben mir die drei kleinen bei NGC 7331 gereicht und ich habe zu Hickson 92 geschwenkt. Und ja, sofort im Übersichtsokular ist viel Nebliges zu sehen. Bei 224× habe ich zwei große, diffuse Nebelflecken gesehen, die jeweils aus zwei Galaxien bestanden. Das wiederum war nicht so klar auszumachen. Ich hätte hier vermutlich mehr Arbeit reinstecken sollen, aber es wurde immer luftfeuchter. Der Okularwechsel macht wenig Spaß, wenn die Okulare beschlagen, weil man falsch ausatmet. Nich kurz bei 476× versucht, aber dann wandern die Flecken recht schnell. Ich wollte eigentlich alle fünf rausarbeiten, aber das habe ich auf eine bessere, transparentere Nacht verschoben. Es soll ja gute Herbstnächte geben, habe ich mal gehört. Zudem hatte ich noch ein Ziel mit drei Objekten, bevor der Mond aufgeht.
Also ging es zum jetzigen Objekt des Monats August, das ich vorher selber am Himmel testen wollte (siehe entsprechender OdM-Thread). Namentlich sind das French 1 ("the Toadstool"), NGC 7025, eine Galaxie und NGC 7006 aka Caldwell 42, alle nebeneinander im Delfin. French 1 ist ein hübsches Sternmuster, das auch im 22-Zöller hübsch ist und nicht in einer Sternenflut untergeht. NGC 7025 ist 12m9 hell und damit für den 22er auffallend. Die Lage im Sternmuster ist auch nett. Sie reiht sich in eine kleine Sternenkette ein. Und NGC 7006 ist ein sehr weit entfernter Kugelsternhaufen (135000 Lichtjahre). Er ist sehr kompakt und trotz der Entfernung immerhin 10m6 hell. Die hellsten Haufenmitglieder beginnen bei 16 mag, das Knie im CMD liegt bei 22 mag, ist also unerreichbar. Bis 17 mag sind es 9 Sterne, also sollte man ihn am Rand auflösen können. Aber die Transparenz... der Fleck wirkte gemottelt, ich meinte auch, einen oder zwei Sterne rausfischen zu können, aber ich konnte das nicht sauber verifizieren (bei 476×). Auch hier: eine bessere, dunklere und transparentere Nacht muss her.
Jetzt kommt gleich der Mond, also noch ein abschließendes Sightseeing... Erst NGC 6960, der Sturmvogel, Teil des Zirrusnebel, ohne Filter, quick and dirty sozusagen. Und er ist so hell, man sieht bei 106× schon Feinstrukturen. Sehr nett, wie immer. Dann rüber zu M 17 in den Schützen, bevor es zu spät ist. Der Omeganebel. Ich habe diesmal sehr deutlich einen majestätischen Schwan gesehen, schön mit dem gebogenen Hals. Am Hinterteil befindet sich ein weiterer, deutlich schwächerer Nebelbereich, den ich im 8-Zöller nicht sehen kann bzw. nie gesehen habe. Ich hätte früher hierhergehen sollen, als M 17 noch im Meridian stand, aber es ging noch. Dann kurz rüber zu M 16 (Offner Sternhaufen im Adlernebel) und IC 4703 (Adlernebel im engen Sinn). Der Nebel ist deutlich schwächer als der Schwan oder das Omega, aber trotzdem sehr nett, da der helle Sternhaufen hier so dominant ist. Ich habe dann doch noch meien Filterschieber ausgepackt und eingesetzt. Im UHC-Filter war der Nebel deutlicher. Ich habe aber nur kurz beobachtet, die Säulen der Schöpfung gar nicht probiert.
Noch kurz als Abschluss zu h & chi Persei (NGC 869 und 884). Ich kann sie nicht gleichzeitig sehen, sondern muss hin und her schwenken, aber das macht nichts. Im 22er ist der Anblick grandios. Im 8-Zöller auch, aber im 22er meine ich, Sternfarben bei den helleren zu erkennen und die roten Riesen von den Blauen zu trennen (die Blauen sind einfach weiß, die Roten erscheinen aber irgendwie anders, mehr gelblich). Sehr nett. Und da mittlerweile die noch etwas zu dicke Mondsichel klar zu sehen war (am Horizont oberhalb der dort sich befindenen Bäume) noch kurz draufghalten. Ich hätte mich auf den Boden setzen können. Die Luft war erstaunlich ruhig so horizontnah. Klar waberte es etwas, aber für 106× hat es locker gereicht. Der Mond ist schon nett ;-). Geblendet (da ohne Filter) konnte ich jetzt besten Gewissens meine Stirnlampe auf "weiß, hell" einstellen und habe alles abgebaut. Um 2 Uhr war alles im Auto.
Eine kurze Nacht, aber insgesamt 3 Stunden Beobachtungsfreude. Die erste Stunde war nur Aufbau und Entspannung, zählt daher nicht mit. Der Anblick von Plejaden, Mond, Aldebaran und Mars am Ende war himmlisch. Jupiter war da noch verdeckt. Die Tempreaturen waren auch sehr genehm. Am Ende waren es so um die 13 Grad. Hach, schön war's, mal wieder draußen zu sein. Und wer meint, ein 22-Zöller sei nicht transportabel genug, dem kann ich das Gegenteil zeigen. Ich bin schneller mit Auf- und Abbau als bei meinem 8-Zöller.
Die Folgenacht hätte auch klar sein können, aber es zogen Zirren auf, es war noch diesiger, der Horizont völlig übel. Ich hab's dann gelassen.
Liebe Grüße,
Christoph