OdM August 2024 – auf Pilzsuche im All (mit etwas Beifang) – French 1, NGC 7025 und NGC 7006 (=Caldwell 42)

Geplante Abschlussarbeiten zum Providerwechsel am 08.09.2024 im Zeitraum 15-17:00 Uhr Mehr Details ...

  • Servus beinand,


    ich habe lange überlegt, was ich als OdM im August auswählen soll. Es gibt allein im Schwan so viele spannende Objekte. Nach M 27 (Juli 2024) dachte ich mir aber, ich nehme eine etwas obskurere Ecke mit obskureren Objekten. Ein süßes, kleines Sternbild sollte es sein, also habe ich den Delphin gewählt. Und da ich selber ja pilzverrückt bin, bin ich beim "Toadstool", einem Astrismus, hängen geblieben, auch als French 1 bekannt. Und direkt am Fuß des Pilzes befindet sich mit NGC 7025 eine Galaxie. Und in direkter Nähe ist auch noch NGC 7006, ein Kugelsternhaufen in ca. 130000 Lichtjahren Entfernung. Drei auf einen Streich, das lohnt sich.


    Ich habe alle drei Objekte selber gesten Nacht mit meinem 22-Zöller beobachtet und fand sie hübsch (den Pilz), faszinierend (die Galaxie wegen ihrer Position) und spannend (den Kugelsternhaufen).


    Zu den reinen Daten:


    French 1: Asterismus, 12 Sterne ab 8. Größenklasse, ca. 13 × 13' groß – vgl. die Beschreibung bei den Freunden der Nacht: https://www.freunde-der-nacht.…e/sternmuster/sm-von-a-h/ – dort zu French 1 scrollen


    NGC 7025: Spiralgalaxie (Sa), 12m9, 1,9 × 1,2' (Positionswinkel 120°, 231 Millionen Lichtjahre entfernt (also ein gutes Stück weg von uns)


    NGC 7006: Kugelsternhaufen der Klasse I (extrem kompakt), 10m6, 3,6' im Durchmesser, ca. 130000 Lichtjahre entfernt, hellster Mitgliedstern bei 16m0.


    Das Auffinden ist gar nicht so einfach, da in der direkten Umgebung hellere Sterne fehlen (alles da ist jenseits von 6m4). Man kann die Objekte dennoch recht einfach mit einem Leuchtpunktsucher einstellen (alle Bilder von wikisky.org, also SDSS, Markierungen und Beschriftung jeweils von mir):



    Man suche den Delphin und denkt sich ungefähr die Verlängerung von alpha zu gamma Del. Das ist simpel. Dann sucht man schonmal das Pferdchen (Equulus) und epsilon Peg sowie 1 Peg (4m1, also recht hell). Denkt man sich eine Verbindungslinie von alpha Del und 1 Peg, dann bildet man von epsilon Peg, also von Enif aus, eine Linie, die die Mitte der Strecke von alpha Del und 1 Peg kreuzt. Da, wo sich die beiden gedachten Linien kreuzen, ist man richtig. Man kann als dritte Linie noch von alpha Equ aus durch die Mitte zwischen gamma und delta Equ eine dritte Gerade ziehen. Die kreuzt die beiden anderen Linien im gleichen Schnittpunkt.

    Wenn man also ganz gut peilen kann, ist das Einstellen des Ortes per Leuchtpunkt kein Problem. Ich habe es gestern Nacht getestet und hatte den Pilz sofort im Gesichtsfeld. Es geht also ;-).


    Hier eine genauere Darstellung:



    Hier sieht man, dass man recht gut den Delphin zum Peilen nutzen kann. Man muss nur ein klein Bisserl schlampig sein und etwas südlastig rübergehen.


    Jetzt noch etwas genauer. Ich habe den Pilz eingezeichnet (man braucht da echt Phantasie, aber mit etwas Mühe kann ich ihn auch im Fernrohr sehen. Der Hut ist halt etwas asymmetrisch und es fehlt ein Bisserl an Sternen, um die nördliche Hutunterseite darzustellen, aber so ist es eben. HD 200393 mit 6m9 ist hier einer der hellsten Sterne, weshalb man wirklich wie oben beschrieben peilen sollte. French 1 geht übrigens schon im Fernglas. So kann man die angepeilte Position auch überprüfen.


    Jetzt zu NGC 7025:


    Auf dem Foto erscheint sie sehr hell, was visuell natürlich nicht der Fall ist. Ich fand sie im 22-Zöller aber recht hell und deutlich. Nett ist die Position, da vom hellen Eckstern des Pilzstiels eine kleine gebogenen Sternenkette abgeht (wie der Fuß des Zwillings mit M 35). Die Galaxie ist Teil der gebogenen Kette. Sieht im Teleskop sehr nett aus.


    Wenn man sich an dem Sternmuster erfreut hat und die Galaxie NGC 7025 entdeckt und beweundert hat (ist ja recht weit weg von uns), dann noch ein Stückerl nach Westen und schon hat man NGC 7006 im Okular.


    Man dachte früher, dass er verschiedene Sternpopulationen enthält, aber eine Studie aus dem Jahr 2018 legt nahe, dass es Feldsterne sind, die das Farben-Magnituden-Diagramm kontaminiert haben: A. N. Gerashchenko & Y. K. Ananjevskaja (2018): The Globular Cluster NGC 7006. Astrophysics, Vol. 61, No. 2, DOI 10.1007/s10511-018-9527-8


    Dieser Kugelsternhaufen fliegt auf einer sehr exzentrischen Umlaufbahn um unsere Galaxie und ist im weitesten Punkt über 300000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt. Er ist sehr kompakt und lässt sich mit kleineren Teleskopen nicht auflösen. Die scheinbar hellsten Sterne in der Peripherie sind 14 mag hell, gehören aber nicht zum Kugelsternhaufen. Da geht es mit einem Stern bei 16 mag los und dann kommen wenige bis hin zu 17 mag. Das Knie im CMD ist erst bei 22 mag(!) erreicht. Man sieht also extreme, rote Riesen. Ich habe aus der zitierten Publikation die Sterne zwischen 16 und 17 mag nachgezählt und komme auf insgesamt 9 Stück, zwei mit 16m0, einer mit 16m3. Es ist also eine harte Nuss, aber schon in kleinem Gerät kann man den Nebelfleck sehen. Da er so kompakt ist, erscheint er sehr hell.


    Folgende Aufgaben wären möglich:


    Visuell:


    • Kann man bei French 1 die Form des Pilzes auch live am Okular nachvollziehen? Unabhängig davon, ob man ein Fernglas oder ein größeres Teleskop verwendet. Oder kommen andere Assoziationen beim Beobachten auf?
    • Ab welcher Öffnung ist NGC 7025 erkennbar?
    • Ab welcher Öffnung (Fernglas) ist NGC 7006 erkennbar?
    • Ab welcher Öffnung ist zu erkennen, dass die Mitte von NGC 7006 heller als der Rand ist (also kein Planetarischer Nebel, sondern ein Kugelsternhaufen)
    • Ab welcher Öffnung kann man Einzelsterne sehen? Ich vermute, dass man schon 18 Zoll aufwärts benötigt. Alles heller als 16 mag ist "Kontamination".



    Fotografisch:


    • Alle drei Objekte aus ein Foto? Egal ob Seestar oder kleinbrennweitige, andere Teleskope.
    • Die Ästhetik der Pilzes mit der Galaxie am Fuß mit mehr Brennweite einfangen?



    Egal mit welcher Optik und ob visuell oder fotografisch, Hauptsache man hat Freude an den Objekten. Das Auffinden dürfte für Anfänger am Dobson aber eine gewisse Schwierigkeit mit sich bringen. Aber dafür wird man durch ein schönes Sternmuster belohnt.


    Zum Namen Toadstool... Im Niederdeutschen gibt es auch den Begriff Paddestolen, also Krötenhocker. Im Englischen ist das dann Toad (Kröte) und Stool (Hocker). Damit werden eigentlich eher "Little Brown Mushrooms" bezeichnet, Giftpilze mit spitzem Hut. Das passt nicht so recht zum Muster, aber das macht nichts. Und giftig? Ich wäre eher bei Mushroom. Aber das ist sehr off topic.


    Noch kurz zu meinen Beobachtungen:


    Im 22-Zöller ist das Sternmuster bei 224× sehr schön. Es funkelt, man erkennt das Muster, wobei ich wie oben beschrieben gewisse Defizite im Umriss zu erkennen meine (mehr Sterne für das Muster wären optimal). NGC 7025 ist sehr einfach im 22-Zöller. Mit 8 Zoll dürfte es eine echte Aufgabe sein.

    Und NGC 7006... sehr kompakt, hell, Mitte deutlich heller als der Rand, klar gemottelt, aber Einzelsterne? Nicht so wirklich... ich meinte, ab und an einen oder zwei Sterne auftauchen zu sehen, aber unsicher. Da braucht es eine trockenere, transparentere Luft als gestern Nacht, denke ich.


    Liebe Grüße und viel Freude mit dem OdM,

    Christoph


    P.S.: Es gibt im Delphin weitere Sternmuster. Ich empfehle noch Pokus 1, die Fliegenklatsche oder die Laute, je nach Quelle. Liegt direkt bei gamma Del, da, wo im zweiten Foto das D ist. Aber das ist nicht Teil des OdM, da zu weit vom Pilz entfernt. Es gibt weitere, schöne Sternmuster im Delphin, aber aller guten Dinge sind drei, daher nur ein Muster, eine Galaxie und als dritten im Bunde den Kugelsternhaufen (der wegen M 15 in der Nähe sehr oft vernachlässigt wird, jedenfalls visuell).

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Moin Christoph,

    Ist ja klar das ein Pilzologe die Dinger auch am Himmel sucht!


    Ein sehr schönes OdM und toll vorgestellt , dann blasen wir mal Halali und gehen auf die Jagd, den kleinen Kugelsternhaufen habe ich schon mal beobachtet, French1 war noch auf der Liste.


    Beste Grüße und CS,

    Rainer

  • Hallo Christoph,


    ich finde diese "etwas obskurere Ecke mit obskureren Objekten" auch sehr nett, nicht zuletzt wegen der ganz unterschiedlichen Art der Objekte. Auf den Pilz bin auch durch Rene gestoßen.


    Im Sommer 2019 haben Ralph und ich mit zwei kleinen 3-Zoll Refraktoren auf dem Brauneck übernachtet:


    "... Ralph ergänzt noch: 'Ben nimmt sich hier diverse Objekte vor, darunter zwei Kugelhaufen im Delphin, die ich auch aufgesucht habe: NGC6934 Kugelhaufen, nicht hell, aber leicht; NGC7006 ist weit, weit draußen und ziemlich lichtschwach, da muss man genauer hinschauen und die Stelle wissen.'


    ... Und anderthalb Grad östlich von NGC 7006 steht die Sternfigur des 'Krötenstuhl': Bei 40-fach konnte ich das Wesentliche sehr nett erkennen, wie es auf der Seite der
    "Freunde der Nacht" unter dem Sternmuster "French 1" detailliert beschrieben wird."



    Servus

    Ben

  • Hallo Wolfram,

    originelle Idee und der Schwammerlsaison schon etwas voraus😂. Sehr schön😊

    Und perfekt für die Haupt-Schwammerlsaison positioniert: Mitte September kulminiert der Pilz gegen 21:30 MEZ, und Mitte Oktober entsprechend zwei Stunden früher. Dann ist es jeweils schon dunkel, und man muss nicht spät ins Bett gehen.


    Aber Vorsicht: Toadstool meint im Englischen wohl allgemein Giftpilze, und Krötenstuhl wohl im Besonderen den Fliegenpilz: Also nur gucken, nicht essen ;).


    Servus

    Ben

  • Moin Zusammen!


    Lucifugus : Danke für die ODM-Aufbereitung! :trophy:


    Ich kann leider diesmal nicht mehr als ein schäbiges Stellina-Bildchen beisteuern, in dessen Mitte sich der NGC7006 befindet ;)


    5350-ngc-7006-mit-der-vaonis-stellina


    Aufnahmedaten:
    Datum: 23.08. und 24.08.2022

    Teleskop: Vaonis Stellina | Belichtung: 1009x10 Sekunden = 2,8 Stunden | Gestackt mit APP, Bearbeitet mit PI und PS


    CS, Jochen

  • Hallo Sternfreunde,


    nach langem Suchen habe ich tatsächlich einen Versuch von French 1 aus dem Jahre 2018 gefunden.

    Entstanden mit einem Newton 368/1660 und einer ASI 183 @2bin / 6 x 100sec


    Den Kugelsternhaufen NGC 7006 hatte ich auch 2018 mit einem ED 80/600 beobachtet. Visuell aus der Stadt ist es eben nur eine kleine, graue Scheibe.

    Aber... Wenn man ein Nachtsichtgerät hinter das Okular setzt, wird es tatsächlich ein kleiner, richtiger Kugelsternhaufen!!!

    (hat auch damals bei NGC 6934 geklappt!)


    Wenn jemand noch etwas interessantes in dieser Region sucht, hätte ich die Empfehlung UGC 11672.

    UGC 116752 (links im Bild): C11 @ f/2; ASI 290; 21 x 100sec


    cs eike

  • Hallo Christoph




    Da werden wieder Erinnerungen ans HTT2022 geweckt. Damals hatte ich das Sternenmuster unter bewölkter Bedingung aufgesucht

    und gezeichnet. Startpunkt bei mir war 1 Pegasi. Die Galaxie NGC7025 war zuerst nur stellar erkennbar. Nach kurzer Beobachtung

    wurde das elliptische Halo, um den Kern, herausgearbeitet. Ein schönes Sternmuster ergibt die auffällige Pilzform. Der Kugelsternhaufen

    NGC 7006 ist mir aber nicht mehr in Erinnerung, den sollte ich nochmals anfahren.


    Die Fußpilzgalaxie im Delphin / French1 und NGC7025


    Dazu wieder der Bericht mit Link zu Astromerk:



    Grüße an alle

  • Servus beinand,


    es ist erst der (mittlerweile) 5. August und schon so viele Reaktionen inkl. Fotos und Zeichnung. Finde ich klasse. Bald soll ja (hie rbei mir im Süden) dank eines Hochs klarer Himmel sein.


    Fußpilzgalaxie gefällt mir als Name wiederum nicht wirklich, denn Pilze haben keine Füße, nur Stiele und somit Stielbasen. Und zudem ist Fußpilz so negativ konnotiert. 8) Ich sehe es eher so, dass die Stielbasis etwas flauschig an der einen Stelle ist.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Moin,

    letzte Nacht, 5./6. August, habe ich mich mit meinem 16"-Dobson diesem OdM gewidmet. Gleich zu Beginn wurde ich von einem sehr hellen Boliden begrüßt. Was für ein Auftakt! Die Beobachtungsbedingungen waren allerdings nicht so prickelnd. Bei 85% Luftfeuchtigkeit war der Himmel stark aufgehellt. Die Milchstraße war nur im Zenit zu sehen und M31 nur zu erahnen. Das war also bestenfalls Bortle 5.

    Das Auffinden der Objekte gestaltete sich völlig problemlos. Vom Delfin ausgehend war ich mit dem Telrad gleich im Zielgebiet und hatte NGC 7006 bei 90-facher Vergrößerung sofort im Okular. Ein kleiner, strukturloser Nebelfleck, der auch bei V=200x nicht mehr herzeigte.

    Mit einem kleinen Schwenk kam dann French 1 ins Gesichtsfeld. Ein schönes Sternmuster, bei dem ich keine Schwierigkeiten hatte , einen Pilz zu erkennen, zumal er aufrecht im Gesichtsfeld meines Dobson stand. Bei wiederum 200-facher Vergrößerung waren auch viele schwache Sterne auszumachen, wobei ich dank des aufgehellten Himmel nicht unter 14m kam.

    Bei diesen Bedingungen war natürlich auch NGC 7025 nicht gerade der Brüller. Mit V=90x war sie indirekt nur zu erahnen, bei 200x konnte ich sie indirekt dauerhaft halten.

    Ich hätte natürlich auf bessere Beobachtungsbedingungen warten können, aber wer weiß, wie oft sich diese noch einstellen. Deswegen bin ich auch unter nicht so optimalen Voraussetzungen, so oft es geht, für zwei bis drei Stunden mit meinem Dobson draußen.


    Viele Grüße aus Schleswig-Holstein

    Wolfgang

  • Hallo zusammen,


    gestern Nacht bot sich endlich mal wieder die Gelegenheit zur visuellen Beobachtung eines OdM bei uns auf dem Vereinsgelände der AARe.V. Zum Einsatz kamen unser 18" Dobson f/4 (f/4,6 mit Paracorr) mit Okularen 26mm Nagler (81x, AP 5,7mm), 13mm Ethos (162x, AP 2,8mm), 6mm Ethos (350x, AP 1,3mm) und 3,7mm Ethos (568x, AP 0,8mm). Die Himmelsqualität war für den Standort recht gut mit SQM20,3, später sogar noch SQM20,5, Seeing anfangs extrem gut. Mitbeobachter: Ingo, Horia, Friedhelm, Gordian, Stefan, Philipp und Martin.


    Das Aufsuchen von French1 ausgehend von M15, schlug zunächst fehl. Zweiter Anlauf vom Delphin aus, über die Verbindungslinie Alpha-Gamma Delphi und siehe da, gleich über den Kugelsternhaufen NGC7006 gestolpert. Im 26er Nagler ein kleiner runder Nebel ohne Struktur, auch im 13er Ethos keine Einzelsterne sichtbar. Im 6er Ethos erscheint er dann doch etwas gemottelt, einzelne Sterne im Haufen blinken Blickweise auf. Im 3,7er Ethos ist die Mottelung noch etwas offensichtlicher.


    Vom Kugelsternhaufen aus, der Verbindungslinie von Alpha-Gamma Delphinus weiter folgend, taucht dann French1 im Gesichtsfeld auf, im 13er Ethos einigermaßen feldfüllend, im 6er Ethos fast exakt feldfüllend, der Asterismus in Form eines "Pilzes" wird sofort offensichtlich.


    Die Galaxie NGC7025 am rechten Fuß des "Pilzes" wird erst im 13er Ethos richtig sichtbar, noch etwas besser im 6er Ethos. Die Galaxie erscheint elliptisch mit einem Seitenverhältnis von etwa 3:1 (Länge:Breite), ansonsten ist keine Struktur, auch kein Kern, wahrnehmbar.


    Den "Pilz" French1 kannte ich schon, allerdings nicht unter diesem Namen, hatte ihn irgendwann zufällig mal im Fernglas entdeckt. NGC7006 hatte ich noch nicht auf dem Schirm, vielen Dank dafür! Interessant, dass man in einem so weit entfernten Kugelsternhaufen doch noch Einzelsterne ausmachen kann, toll. Die Galaxie war mir auch neu, die braucht aber auch etwas größeres Gerät um aufzufallen.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo,


    amAbend des 6.August.24 habe ich French 1mit dem 5'' Newton zwischen 23:30 und 0:00Uhr beobachtet. Das SQM zeigt 20,93mag, die Michstraße ist leicht strukturiert bis 20° über dem Horizont. Hin und wieder ziehen Kondenssteifen durch.


    Bei 32facher Vergößerung zeigt sich die Form des Pilzes deutlich. NGC 7025 ist auch bei 97fach nicht auszumachen.

    An NGC 7006 muss ich auch noch mal ran, der ist irgendwie an mir vorbei gehuscht. Hoffentlich kommt bald die Montierung von der Reparatur zurück, das ich den 10''er wieder einsetzen kann.


    Hallo Christoph,

    Fußpilzgalaxie

    zur Erkälerung: auf dem HTT (Herzberger Teleskoptreffen, die schönste Zeit im Jahr) gibt es eine kleine Gruppe von Leuten die während der Beobachtung manchmal auf solche Umschreibungen kommt. Da kein Mykologe in der Nähe war um den Fehler zu korigiern hat der Pilz einen Fuß. Also ist es eine Pilzfußgalaxie und es dauert keine Minute bis einer die Wörter vertaucht.


    Von den Objekten habe ich zwei kurze Bilder gemacht


    Das Sternmuster kommt auf dem Bild nicht so zur Geltung wie im Teleskop.



    Beide Bilder sind in etwa gleich beaebeitet. Aufnahmeprogramm: NINA, weitere Bearbeitung in Siril: Stacking Durchschnitt mit Ausschluss, Photometrische Farbkalibrierung, Farbsättigung etwas angehoben, Ashin-Transformation vorgestreckt, Histogramm Transformation,



    Viele Grüße,

    Bianka

  • Hallo zusammen!


    Zwei tolle Beobachtungsnächte liegen hinter mir mit sehr guten Bedingungen gestern, SQM besser 21,3, kein Tau und schöne Durchsicht… wenn auch die eine oder andere Sternschnuppe vom OdM ablenkte.


    French 1 : sehr einfach ein schönes Objekt und auch die Pilzform wurde von Mitbeobachtern sofort erkannt, mit 15“ war die Fusspilzgalaxie NGC 7025 bei der tollen Sicht gestern auch direkt sehr einfach, schön bei 330x wenn auch nicht ganz so groß gesehen wie auf Werners klasse Zeichnung. Oval, eher 1:4? Aufhellung im Zentrum.


    NGC 7006 - den KS empfand ich als gelblich und ich bin der Ansicht, dass ich den bei 540x Auflösen konnte. Erst hatte ich Zweifel, ebenso mein Mitbeobachter, ob das denn stimmen könne… Selbsthypnose wirkt ja immer ganz gut, wenn man etwas sehen will, mit 15“ schwächer als 16. Grösse. Ich habe dann vorhin mit Robert Houdarts Rechner das mal geprüft ( gibt es hier im Forum Erfahrungen zu den Ergebnissen? ) - also für mich passt das offenbar. Cruxis.com


    Also: ich konnte den KS ein wenig auflösen und die schwachen Sternlein blitzten immer ml wieder am Rand des KS an der selben Stelle auf. Freitag Nacht wäre das nicht gegangen, da war es viel zu feucht…


    Beste Grüße,

    Rainer

  • Hallo zusammen,


    gestern bin ich nach langer Zeit endlich mal wieder mit dem Doppel-10er unterwegs gewesen. Die Bedingungen waren ordentlich, aber nicht umwerfend: SQM-L 21,13 im Maximum, feuchte Luft und Dunst / Cirren, aber immerhin fast windstill und ganz brauchbares Seeing. Der Asterismus ist bei 210x fast formatfüllend und sehr nett anzusehen, die Pilzgestalt gut nachvollziehbar. Überraschend leicht und direkt ist die kleine Galaxie am Pilzfuß zu erkennen, auch schon bei 47x. Eindeutig oval, ohne Struktur mit hellerem Kernbereich. Der Kugelsternhaufen passt leider nicht gemeinsam mit den beiden anderen Objekten in das maximal ca. 1,4° große Gesichtsfeld und ist auch eher von der kleineren Sorte. Bei 210x wirkt er gemottelt, aber nicht aufgelöst.


    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Christoph,

    hallo Sternfreunde,


    Christoph, zunächst erst einmal ein Dankeschön für deine wie immer so detailliert dargestellte Objektinformation. Fotografisch haben sich alle drei Objekte bei 600 mm BW gemeinsam ablichten lassen.


    French1 (Sternmuster) + NGC 7025 (Gx) + NGC 7006 (GC) im Sternbild Delfin


    Wer genau hinschaut, findet etwas unterhalb der Bildmitte auch das von Eike unter Post #7 genannte, offenbar interagierende Galaxienpaar PGC 66034 und PGC 200369.


    Um die drei Einzelobjekte des ODM's etwas deutlicher hervorzuheben, habe ich noch zwei Crops gefertigt:


    French 1 (Sternmuster) und NGC 7025 (Gx) im Sternbild Delfin


    Das Sternmuster bildet zusammen mit der Galaxie in der Tat einen netten Anblick, wobei es bei der Nord-Süd-Ausrichtung des Fotos nicht so einfach ist, die Pilzform zu erkennen.


    NGC 7006 (GC) im Sternbild Delfin


    Besonders interessant fand ich den Kugelsternhaufen. Die von Christoph beschriebenen roten Riesen lassen sich recht gut erkennen. Einige blau – weiße Sterne, man würde meinen blaue Nachzügler, lassen sich meines Erachtens auch erkennen. Hier muß es sich aber wohl um eine Fehlinterpretation handeln, da die von Christoph ausgewertete Studie solche Sterne ausschließt und es sich demnach um Feldsterne handelt. Angesichts der Anordnung dieser Sterne mag es kaum glauben.


    Viele Grüße

    Heinz



    Aufnahmedaten:


    Equipment:

    OS RH 200/600 (f/3)

    Kamera: QHY 268 Mono mit R,G,B Filtern von Baader

    Montierung: CGEM

    Guiding über Leitrohr mit MGEN III

    Verwendete Software: APT, Astro Pixel Processor, Pixinsight


    Bildinformation:

    Aufnahmedatum: 10.08.2024

    347 x 30 Sek. (von 360) für alle Farbkanäle zusammen, Binning 1x1, Gain 0, Temp. -10 Grad

    Gesamtbelichtungszeit von knapp 3 Stunden

    Bortle 4 bis 5; kein Mond; sehr klar, gegen Ende Transparenz schlechter; schwacher Wind

  • Danke an Christoph für den leckeren Pilz und an die anderen für die rege Beteiligung.


    French 1 mit der Galaxie NGC 7025 konnte ich am 23+24. Aug. fotografisch mit dem 10" f/4 Newton + gekühlter APSC Kamera 5,7 Stunden lang belichten. Ich wählte das Feld etwas exzentrisch, damit das schöne GX-Paar UGC 11672 und weiterer Beifang mit auf das Bild passt (Bilddaten siehe Galerie) :



    1,5' SW von NGC 7025 sehe ich den auffällig blauen 16,5 mag hellen Stern Gaia DR2 1763768349197693568, der in Simbad als "Hot Subdwarf Candidate" bezeichnet ist.


    Ein Crop mit dem offensichtlich interagierendem Paar UGC 11672 (danke für den Hinweis darauf). Weiter links finden sich LEDA 214758 und LEDA 1500568+ schwächere Nachbarn. Unten im Ausschnitt ein enges Galaxienpaar ohne PGC/LEDA Nummer, das mich an eine Miniaturausgabe der Siamesischen Zwillinge erinnert:


  • Jetzt konnte ich auch die weiter westliche Seite mit dem Kugelhaufen NGC 7006 in 2 Nächten insgesamt 5:40 Stunden belichten. Links im Bild zeigt sich wieder das interagierende Galaxienpaar UGC 11672, und jede Menge weiterer kleiner Fuzzies:



    Zum Kugelsternhaufen NGC 7006 notierte ich im Aug 1989 von Nordgriechenland bei dörflichen Himmel aus mit dem 140 mm f/3,6 Comet Catcher:

    Kugelhaufen mit Uranometria genau geortet. Im 18 mm Ortho fixiert und etwas gesehen. Erst im 8 mm (63-fach) will das Teil erst so recht wie ein Kugelhaufen aussehen. Recht zart, wie verwaschener Stern, der radial ausläuft. 


    Im September 1991 mit dem damals neuen 155 mm f/5,6 Reisedobson aus dem Umland bei Berlin

    Im 7 mm Nagler (125-fach): Zur Mitte hin recht steiler Helligkeitsanstieg. Insgesamt kompakt. Keine Anzeichen von Auflösung, auch nicht mal gemottelt.

    Knallscharfes Bild, Viel schärfer als im Comet Catcher!


    Im Juni 2002 mit dem 440 mm f/4,5 Dobson aus dem Umland bei Berlin:

    Auch im 4,8 mm Nagler (415-fach) immer noch sehr kompakt. Ca. 1-1,5’ Durchmesser. Im Zentrum Knubbel oder Vordergrundstern. Weitere Feldsterne ~15m. Kugelhaufen selbst im Randbereich im indirektem Sehen aufgelöst, weiter innen gemottelt.


    Seitdem hatte ich ihn auch mit dem 610 mm f/4,1 Dobson immer wieder aufgesucht und ich glaube auch einige der umliegenden Galaxiechen, habe jedoch nie was dazu notiert.

  • Hallo zusammen,

    lieber Christoph,


    was für eine tolle Idee! Nach Monaten habe ich nun den 24 Zoll F3 Dobson gegen 22:00 Uhr auf der Terrasse aufgebaut. Milde Temperaturen sind ja fast schon traumhaft - die lange Hose und den Pulli hatte ich nur der Mücken wegen an ;).

    Dank Deiner tollen Aufsuchkarten konnte ich die Objekte sehr gut finden! Großes Lob!

    Gamma Del ist wirklich ein schöner Doppelstern - hat mir im 31er Nagler (Vergrößerung 68x und Austrittspupille 8,8) sehr gefallen! Den Dobson einfach in Richtung Osten und dabei etwas nach "oben" geschoben und schon kam NGC 7006 ins Bild. Hier habe ich bis zum 7er Nagler (Vergrößerung 302x und Austrittspupille 2,0) vergrößert. Einzelsterne konnte ich nicht erkennen. Das lag sicher auch an den Bedingungen - es war sehr feucht, der Himmel gefühlt recht hell, die Milchstraße hat sich nicht klar abgezeichnet.

    An dieser Stelle - die visuelle Helligkeit war ca. +5,3 mit 12Cas im Zenit (anfangs besser, ab Mitternacht deutlich schlechter)

    Nun wieder mit dem Übersichts-Nagler weiter zum Schwammerl. Easy Peasy! NGC 7025 habe ich dann erneut mit der Palette 16er, 13er, 9er und dann 7er vergrößert. Bei 302facher Vergrößerung war die Galaxie sehr gut zu erkennen! Ist ja doch ein bißchen weg von uns - gut, dass der ´Fußpilz-Stern´ ein wenig auf der Seite steht und sich nicht in den Vordergrund gedrängt hat :D


    Hat richtig Freude bereitet :)


    viele Grüße

    René

  • Hallo zusammen,

    ich habe mich vorletzte Nacht auch mal an diesem tollen OdM versucht. Nachdem ich erstmal einen Astroneuling in den Umgang mit seinem neuen Teleskop (127er Mak) eingewiesen und wir zusammen damit ein paar "Leuchttürme" aufgesucht hatten, bin ich mit meiner 12" Lightbridge mal zum Delphin geflogen.

    Ausgehend von Gamma Delphini bin ich wie von Christoph ganz wunderbar beschrieben ratzfatz im Pilzsuchgebiet angekommen, mit Flug über NGC7006, den ich zum Schluss inspizieren wollte. Der Pilz fiel mir schon im 31er Nagler sofort deutlich als solcher auf. Immer wieder nett, diese Asterismen, die sich da oben so tummeln, wenngleich ich eigentlich nicht so ein Sternhaufenfan bin, mal von den kugeligen abgesehen. Deswegen hatte ich mir NGC7006, quasi als Hauptgang, auch bis zum Schluss aufgehoben. 8)

    Die hier so witzig bereits "Fußpilz-Galaxie" genannte NGC7025 fiel bei genaueren beobachten von French 1 (mit dem 14er Speers Waler, dann mit dem 5-8er Speers Waler Zoom in der 8mm-Einstellung) auch sofort als milchiges Fleckchen auf. Beim umfahren des Pilzes war es erst nur ein Sternchen in einer abbiegenden kleinen Sternkette, aber schon im nächsten Augenblick zeigte sich, dass es was nebulöses mit fast stellarem Kern war. Mit höherer Vergrösserung zeigte sich die deutlich längliche Form, etwas geneigt zum Fuß des Pilzes. Ich würde das Verhältnis auch in etwa 1:4 beschreiben. Details konnte ich keine ausmachen, außer dem fast stellar wirkenden Kern und der ansonsten relativ gleichmäßig verteilten Flächenhelligkeit.

    Dann also auf zum Kugelsternhaufen NGC7006. Im 31er Nagler war er ja beim Flug vom Delphin zum Pilz schon sofort aufgefallen, sodass ich ihn auch beim quasi Rückflug sofort wiederfand. Es war erstmal nur ein nebliges Fleckchen, aber auch in der Übersichtsvergrösserung nicht gleichmäßig rund, sondern irgendwie eher wie ein dichter (Farb)Kleks. Bei höherer Vergrösserung im 5-8er Speers verstärkte sich der Eindruck. In Zoomstufe 8 schienen auch immer wieder feine Sternchen aufzuploppen - nix was ich indirekt halten konnte, sondern wie gesagt, die ploppten immer wieder mal ganz kurz auf. Fast so, als würde man aus sehr hoher Flughöhe auf ein Feuerwerk schauen, was unter einem abgefackelt wird. Am deutlichsten fiel mir das in der 6mm Zoomstufe, also bei 250facher Vergrösserung auf. Ich kann aber auch nicht sicher sagen, ob es immer die gleichen Sternchen waren, die mir da entgegen sprangen. Es schien mir aber, dass es öfter im linken Teil (Anblick im Okular) des Sternhaufens passierte. Im Gesamten wirkte das Objekt auf jeden Fall sehr unruhig, deutlich gemottelt und zum "Rand" hin ausgefranst. Ein tolles Objekt. Würde ich mir gern mal mit mehr Öffnung anschauen.

    Christoph, vielen Dank für das tolle OdM - alles Objekte, die ich noch nicht kannte. Daher bin ich sehr froh, das mir dieses OdM aufgefallen war, da ich aus zeitlichen und musikalischen Gründen (zwei Hobbies können ganz schön anstrengend werden 8o ) nicht mehr soooo oft und regelmäßig im Forum unterwegs bin, wie noch vor über 10 Jahren. Aber ich bleibe dem AstroTreff natürlich weiterhin treu ... ein anderes Astroforum brauch ich nicht. :thumbup: 8)


    Ergänzung: Die Grenzgröße dürfte nahe des Zenit bei ca. 6m3 gelegen haben. Die Bedingungen hier auf dem Land in Nordhessen waren recht gut. Das Seeing war auch ganz ok (Schulnote 2-), wie sich zum Abschluss noch an Saturn zeigte. Viel mehr als 200fache Vergrößerung war aber nicht mehr gewinnbringend.

    Viele Grüße an alle und ordentlich CS
    Heiko

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