Liebes Forum,
als Objekt für diesem Juli habe ich einen Klassiker aus dem Messier Katalog gewählt, groß und hell so dass man auch kurz nach der Sommersonnenwende in den teilweise noch weißen Nächten durchaus ein schönes Objekt für Einsteiger und geübten Beobachter hat.
Credit: REU program/NOIRLab/NSF/AURA
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Erreichbar schon mit kleinen Teleskopen und Ferngläsern und relativ einfach auffindbar (der Nebel ist im 50er Sucher leicht zu erkennen) links von der Verbindungslinie zwischen der Spitze vom Pfeil (Sagitta) und Albireo, dem Kopf des Schwanes (Cygnus). Das eigentliche Sternbild Füchslein (Vulpecula) ist doch sehr unscheinbar.
Rektaszension 19h 59m 36s , Deklination +22° 43′ 16″
Quelle: http://www.en.wikipedia.org
Ein paar Daten:
Der für uns in Mitteleuropa hellste Planetarische Nebel wird regelmäßig von Profis untersucht, seit der Gaia Vermessung konnte die Entfernung auf 1278 +/- 9 LJ bestimmt werden. Über unterschiedliche Berechnungen nimmt man inzwischen ein Alter von etwa 10.000 Jahren für den Nebel an, der Zentralstern gehört zu einem Doppelsternsystem.
Visuelle Beobachtung:
Planetarische Nebel sind normalerweise Bi-Polar, der Massenauswurf ist beim Abstoßen der Gashüllen in Richtung der Pole schwächer und wird dort entsprechend schneller vom Zentralstern nach außen geblasen. Wir schauen beim Hantelnebel vermutlich ziemlich genau von der Seite auf die Äquatorebene, der Nebel hat eine kürzere Ausdehnung Nordost / Südwest. Die mit Simulationen nachgerechnete Interaktion zwischen dem Sonnenwind des sterbenden Sterns und Materie im umgebenden interstellaren Medium hat dazu geführt, dass das Objekt nicht mehr symmetrisch ist, was bei einer Beobachtung sehr schön erkennbar ist.
Herausforderung gibt es je nach Öffnung sehr unterschiedliche, von dem Erkennen der inneren Sanduhr (engl. Applecore) über die innere Hülle der Stoßfronten, den „Ohren“ der äußeren Stoßfronten bis hin zum äußeren Halo, was hierzulande wohl nur an den besten Standorten (und nicht in den weißen Nächten) gelingen wird. Auch kann man mit zunehmender Öffnung feststellen, dass die Sanduhr entsprechend zunehmend wolkig wird.
Zur Beobachtung von Zentralstern und überhaupt Sternen in (oder besser hinter) dem Nebel verwendet man am besten keinen Filter, für die Nebelstrukturen wird UHC empfohlen.
Bei meiner letzten Beobachtung Anfang Juni habe ich ein wenig mit Filtern herumprobiert, ich war überrascht, wieviel auch im h-Beta Filter vom Zentralbereich sichtbar ist and das zwischen OIII und UHC nur ein geringer Unterschied ist.
Hier ein paar Links :
Hantelnebel – Wikipedia (dieser Artikel wurde als exzellent bewertet)
Eine schöne Beschreibung zur Erstellen von Zeichungen ist auf Cloudy Nights: Sketching-m-27-step-by-step
Wer Tränen in den Augen bekommen möchte schaut mal auf der wundervollen (französischen) Seite „Astro Dessin“ von
Serge Vieillard, hier ist eine Zeichnung mit einem Meter Teleskop zu finden:
Trivia:
Es gibt Briefmarken mit planetarischen Nebeln inklusive des Hantelnebels.
Ich freue mich auf Eure Skizzen, Zeichnungen, Fotos und Beschreibungen. Viel Spaß und klaren Himmel.
Beste Grüße,
Rainer