2. April, morgens, Himmel bewölkt, kleinere Regenschauer… und dann kam eine Nachricht per Handy von René, dass Meteoblue eine klare Nacht vorhersagt (für Murnau). Für mein Eck hingegen sagte Meteoblue volle Bewölkung, der Wolkenradar aber zeigte ebenfalls klaren Himmel, auch bei mir. Also schnell ein paar Sternkarten ausdrucken, schonmal alles zurechtlegen, damit es am Abend direkt los gehen kann. Einziges „Problem“: der Tag war bereits verplant, da es mit unserem Kurzzeitpflegekind auf den Plärrer nach Augsburg ging. Aber wenn alles gut vorbereitet ist, kann es ja trotzdem raus gehen, wenn man abends zurück kommt. So der Plan. Und in der Tat, der Himmel wurde immer besser (auch in Augsburg) und bei schon etwas dunkler werdendem blauen Himmel ging es retour.
Daheim angekommen hieß es sofort den Dobson einpacken (vielleicht besteht noch die Möglichkeit, „den Komet“ zu sehen…). Als das Auto voll bepackt war, meinte meine Frau, René hätte angerufen. Hmm, wollte er eventuell zu mir kommen? Unwahrscheinlich, da die Prognose ja nicht sicher war. Egal, schnell zurückrufen… René hatte bei sich schon aufgebaut und gerade „den Komet“ ins Okular bekommen und kam live ans Handy. Eigentlich wollte ich ja schnell auf meinen Hügel mit perfektem Blick in den Süden. Angedacht war eine Virgo-Haufen-Nacht mit Abschlussschmankerl Antennengalaxie und einen meiner Lieblings-PNs im Raben und das mit viel Zeichnen und Notieren. Oder doch nach Murnau fahren und gemeinsam spechteln, dafür mehr Unterhaltung, ein netter Abend, zwei Teleskope parallel nutzen und dann eben weniger an Zeichnungen erstellen? Man muss aus dem Bauch heraus entscheiden. Und das tat ich dann. Ich fragte, ob ich dazu stoßen könne, alles sei schon gepackt. René freute sich, also ab ins Auto und los gen Murnau.
Während der Fahrt wurde der Himmel schön dunkel, die Wolken waren weg – aber die Kometenschau mit Schweif geht sich so nicht mehr wirklich aus. Macht nichts, es gibt genug andere Objekte, ich wollte ja eh mehr Deep Sky machen.
In Murnau angekommen, war die erste Hürde das Gartentörchen. Mein Dobson funktioniert ja als Schubkarre, da er zu schwer zum Tragen ist. Und so muss ich durchs Tor schieben. Zum Glück war es eine passgenaue Sache. Knapp, aber es ging. Also rein in den Garten und aufbauen.
Problem: Platz… Da stand schon ein 24-Zöller und mein 22-Zöller muss ja auch noch Platz finden:
(der 24-Zöller in voller Pracht)
Und an der Straße ist eine nervige Laterne, die in den Garten scheint. Man muss also einen Schattenplatz haben. Und dann ist da noch der große Baum. Und das Haus. Und der Bewegungsmelder des Nachbarn, der von Katzen gerne ausgelöst wird… Viele Variablen waren zu bedenken und schlussendlich hatte ich einen dunklen Platz, der aber in der Blickrichtung stark eingeschränkt war. Im Süden der Baum, im Osten und Norden das Haus, im Westen Blick in Richtung Laternenstreulicht (beleuchteter Bereich der Wiese, Gift für die Dunkeladaption). Aber das wusste ich ja vorher, also kein Verzweiflung, sondern Aufbau!
Kurz noch in den 24-Zöller M 101 anschauen (war gerade eingestellt). Puh, enttäuschend… wenig besser als das, was ich im 8-Zöller sehe. Aber die Augen waren noch nicht adaptiert, der Himmel noch hell. Und beides sollte sich im Lauf der Nacht ändern.
Das SQM zeigte erst magere 21m1, was o.k., aber nicht berauschend ist. Es kletterte aber schließlich auf 21m2, später auf 21m3, um sich dann nicht zwischen 21m35 und 21m40 zu entscheiden. Nach dem Durchzug eines Regengebiets kann es eben doch sehr klar werden. M 13 mit bloßem Auge war erst (später in der Nacht) nur indirekt möglich, dann wurde er zu einem kleinen, diffusen Fleck, der gut zu halten war. Doch endlich zu den Objekten.
René hat Berkeley 22 (nahe Betelgeuze) als Objekt auserkoren. Ich habe diesen spannenden Offenen Sternhaufen auch bei schlechten Bedinungen im 22-Zöller erkennen können und auch René hatte wenig bis keine Probleme, mit seinen 24 Zoll die hellsten Einzelsterne aufzulösen. Es sind die Roten Riesen und Blue Stragglers dieses betagten Sternhaufens, der durch die Wolken im Orion hindurch leuchten muss. Währenddessen habe ich meinen Dobson aufgebaut, justiert (am Hauptspiegel musste ich nichtmal was ändern, trotz der knappen Stunde Fahrt) und den Spiegel auskühlen lassen.
Bei SQM 21m2 ging‘s dann „endlich“ mit M 100 los, da einen das OdM April ja geradezu dorthin lockt. Ich hab ja noch nicht sooo viel Dobsonerfahrung und mein GoTo an der parallaktischen Montierung ist da schon Luxus. Wenn man M 100 sucht, sieht man im 22-Zöller überall Nebelfleckchen, wenn man „herumrührt“. Und dann was sehr helles… Ein großer, runder Wattebausch, daneben ein schmaler, länglicher Wattebausch, auf der anderen Seite ein zartes Etwas von Grau. Das zarte Etwas von Grau brauchte das 10mm-Okular, also 224× und eine AP von 2,5 mm (mein „Arbeitspferd“). Wo bin ich denn hier gelandet? Jedenfalls nicht bei M 100. Also schnell eine Zeichnung machen, um den Fund nachträglich einordnen zu können. Es war aber dann schon direkt klar (ein Blick in die ausgedruckte Sternkarte). Das ist M 85, NGC 4394 zu dessen Linken (Bild ist ja um 180° gedreht, gemeint ist also östlich) und IC 3292 zur Rechten (westlich):
Die beiden hellen Scheinwerfer bilden mit zwei Sternen ein gestrecktes Trapez und aus (vor) dem Grau von M 85 funkelt ein Vordergrundstern. Hübsch! Dann noch ein Bisserl rechts und links schauen, einer Sternenkette folgen und erneut ein „Scheinwerfer“, so hell! Das ist NGC 4559 mit 9m6. Hätte auch eine Messier-Nummer verdient. Aber im Virgohaufen tummelt sich einfach zu viel an Galaxien. Heftig! Die Skizze ist nur recht grob. Ich habe auch nur die wichtigsten Sterne eingezeichnet (war ne schnelle Skizze, Positionen wurden mithilfe einer Sternkarte optimiert).
M 100 ist dann also weiter südlich zu suchen. O.k., ab in den Süden. Und wieder zwei helle Galaxien. Westlich davon mit etwas Abstand ist ein heller Stern mit 6m6. Da reicht ein Blick in die Sternkarte: südlich von M 85 und „nur“ zwei Galaxien und dann ein so heller Stern. Das waren also NGC 4340 (11m2, linsenförmig) und NGC 4350 (11m0, sehr schmal). Die beiden sind gravitativ aneinander gebunden und laufen auch unter der Bezeichnung Holm 391. Schnell das 10mm-Okular rein und etwas die Formen genießen, dann zurück zum Übersichtsokular und weiter nach Süden. M 100 war jetzt nicht mehr weit.
Und siehe da, M 100. Groß, Aufsicht, Spiralstruktur. Das musste sie sein! Die Spindel NGC 4312 bestätigte das dann direkt. Passt! Also los mit der Suche nach Begleitgalaxien. Und das war gar nicht so schwierig wie gedacht. Man wird nur von M 100 so abgelenkt, quasi geblendet, dass man schon genau hinsehen muss, um weitere Aufhellungen zu sehen. Aber ganz so deutlich waren die gar nicht mal, weshalb eine Skizze gemacht werden musste, um die Lage nachträglich zu prüfen:
Am schwierigsten war es, die Spiralarme von M 100 richtig zu greifen, da der Kontrast zum hellen Galaxienhintergrund nicht wirklich groß war (die Zeichnung übertreibt da natürlich). Dan der Sternchen rundherum konnte ich aber die Größe ganz gut hinbekommen und nachträglich sehen, dass die Galaxie noch weiter nach außen reicht. Ich habe also nur die beiden hellsten Bereiche der Spiralarme ausmachen können. Weiter draußen habe ich dann nichts mehr klar erkennen können. Zwei Aufhellungen waren aber gut erkennbar, also NGC 4323 und NGC 4328. IC 783 wäre sicher auch gegangen, ist aber ein Bisserl weiter weg und wenn man nicht genau weiß, wo man hinsehen soll, übersieht man sowas eben. Die LEDAs in der Umgebung habe ich nicht rauskitzeln können, trotz SQM-Anzeige von 21m2.
René hatte auch Probleme, M 100 sofort zu finden, aber ich hatte etwas mehr Glück. Die Wanderung von M 85 nach Süden war dann doch recht schnell vollzogen. Und mit Leuchtpunktsucher kann ich, finde ich, schneller und leichter am Himmel navigieren. Das Zielfernrohr zeigt (mir) schon zu viele Sterne, um sich da gut auszukennen. Nur bei schlechtem Himmel, wenn man Sterne von 6m0 und drüber nicht mit bloßem Auge sieht, ist es mit Leuchtpunkt eher mühsam (finde ich). Als ich dann aber mit der Zeichnung fertig war, hat René M 100 auch gefunden. Heureka! Der Anblick im 24-Zöller war aber dem im 22er vergleichbar.
Nach der Zeichnung wollte ich dann „noch schnell“ meine Lieblingszigarre NGC 4565 aufsuchen. Eigentlich einfach. Coma-Sternhaufen nehmen, dann die Ost-West-Sternenkette nach Osten verlängern und da sollte sie sein. Aber eben knapp daneben verlängert und eine andere, helle und ebenfalls interessante Galaxie dabei aufgegabelt: NGC 4559 (9m6). Interessant wegen ihrer Form. Sie ist recht breit, aber asymmetrisch. Am kürzeren Ende sind dann noch ein paar Vordergrundsterne und die Galaxie wirkt hier etwas fransig. Nach Nordwesten ist sie diffuser und läuft aus. Spannend! Was man so als Beifang findet. Ich wollte das dann zeichnen, aber dann war bereits der Baum im Weg. NGC 4565 ging daher auch nicht mehr. Macht nichts, also nochmal M 100 in Renés Dickschiff anschauen…
Ich musste umdisponieren und kam dann auf die Idee, mal im Großen Bären zu wildern. René suchte unterdessen Hickson 44 im 24-Zöller. Ich kam dann direkt rüber und half beim Aufsuchen. René lag nur knapp daneben, aber ich habe die Umgebuing erkannt (ein Sternmuster, kommt unten) und konnte so direkt zu den vier Galaxien im Kopf des Löwen gehen. Alle vier Galaxien waren sofort und direkt erkennbar. NGC 3193 war sehr hell und zeigte nach außen hin schwer greifbare Struktur (direkt nördlich ist ein Vordergrundstern, südlich ist sie irgendwie anders als auf der Seite, die zum Stern zeigt), NGC 3190 war hell, länglich und das Staubband war zu erahnen, NGC 3185 zeigte andeutungsweise eine R8ingstruktur und die notorisch schwache NGC 3187 zeigte bei indirektem Sehen leichte Haken, die die Anfänge der beiden Spiralarme andeuten. Stark!
Ich habe dann gleich noch auf NGC 3177 (12m2) verwiesen. Man muss nur von NGC 3193 über NGC 3190 und NGC 3185 weiter geradeaus in deren Verlängerung nach Südwesten gehen, um dann ein Sternmuster zu finden (einen Tick nach Süden abweichend, also nicht ganz exakt geradeaus, aber ungefähr), das für mich „der Bumerang“ ist. Am Ende des Bumerangs ist dann NGC 3177 nicht zu übersehen. Auch im 8-Zöller geht NGC 3177 gut und da habe ich auch den Bumerang als Muster entdeckt:
(nicht live gezeichnet, sondern nachträglich per Sternkarte und Übertragen)
Wenn Hickson 44 so gut geht, dann vielleicht auch Leo I? Ich hatte keinen Blick auf den Löwen (Baum!), weshalb wir beide erstmal am 24-Zöller blieben. Doch es half weder „Field Sweeping“ (Herumrühren) noch Regulus aus dem Bild zu bringen. Die Zwerggalaxie blieb erneut vor uns verborgen. Aber irgendwann…
Also noch schnell was Hübsches: Arp 94 = NGC 3626 und NGC 3627 = Holm 187 – einfach hübsch, zwei aktive Galaxienkerne, die wie Sterne wirken und rundherum ein gemeinsamer, länglicher Nebel, der beide einhüllt.
So zurück zu meinem 22-Zöller und zu M 109 (direkt bei Phad, gamma UMa). Machte aber wenig Spaß, da im Zenit stehend – Phad in den Leuchtpunktsucher zu stellen, war schon ein bisserl umständlich, dann noch die Galaxie daneben direkt einzustellen. Hm, schlechte Idee. Aber der Ehrgeiz verbot eine Aufgabe, bis der Nebelfleck zu sehen war.
Nun gut. Also was leichteres… Das Draco-Triplett (Holm 719), welches aus NGC 5985, NGC 5982 und NGC 5981, die in einer geraden Linie stehen, besteht. Letztere ist eine sehr schmale edge-on-Spindel, die mir besonders gefällt und mit ihren 13m2 im 8-Zöller schwierig ist. Nicht aber im 22-Zöller. Immer wieder hübsch, die drei.
Das SQM zeigte mittlerweile 21m3 – cool. Es wird immer besser. Und doch zurück zu Ursa Major, nur zum oberen Teil des Nackens der Löwin (nicht im Zenit), also zu M 81 und M 82. Ich habe die beiden bisher noch nicht mit großer Öffnung angeschaut, aber es war (finde ich) atemberaubend. M 81 (Bodes Galaxie) ist die schwächste, bei Bortle 1 mit bloßem Auge sichtbare Galaxie, mit Teleskop aber dank ihrer 7m0 (!) sehr hell. Im 22-Zöller aber… einfach wow, die beiden dünnen Spiralarme waren zu erkennen. Der hellere der beiden Arme fällt zuerst ins Auge, er biegt sich und ist einfach sowas von lang. Wie auf den Fotos. Und der flächenschwächere kommt dann auch zum Vorschein und zieht sich knapp an einem Sternpärchen vorbei. Und sie ist so groß, phantastisch! Holmberg IX wäre wohl auch gegangen, wenn ich vorbereitet gewesen wäre und genau gewusst hätte, mit welchen beiden Sternen sie einen rechten Winkel bildet. Ganz ohne Plan habe ich aber keine Aufhellung sehen können, die eindeutig wäre. Ein Wiederbesuch ist eh Pflicht!
M 82, die Zigarre ist nicht minder spannend. Vor der hellen Zigarre sieht man drei besonders deutliche Staubstreifen, die in unterschiedlichen Richtungen schräg zur Zigarre stehen und innerhalb derer sieht man Verdickungen, Feinstruktur. Einfach nur toll.
NGC 3077 ist dann auch sofort gefunden (10m0, auch sehr hell, aber nichts im Vergleich zu M 81/82). Coddingtons Galaxie (IC 2574) dann auch noch einstellen zu wollen, war etwas blauäugig. Sie ist mit 10m2 zwar auch hell, aber eben sehr groß und diffus, was nur noch 14m7 pro Bogenminute bedeutet. Und da sollte man wissen, wo genau man sein muss, um dann durch Bewegen des Dobsons sie aus dem Hintergrund raushüpfen zu sehen. Also Fehlanzeige.
Mittlerweile erhob sich Herkules über das Hausdach und das SQM ging hoch bis 21m4. Perfekt! M 13 war wie oben beschrieben mit bloßem Auge sichtbar (wie auf meinem Hügel), der Himmel also richtig gut. Also M 13 eingestellt (mit beiden Dobsons parallel). Ich habe den Merzedesstern wieder mal bewundert, der Haufen wirkt fast dreidimensional und ist bis in die innerste Mitte aufgelöst. Unzählbar viele Sterne, dann die Ketten, die abzweigen und immer wieder dunkle Schläuche. Stark.
NGC 6207 ist dann easy peasy, der helle Kern aber immer wieder nett. Aber wo ist IC 4617 (mit ihren 15m2)? Nochmal in der Sternkarte nachgesehen, Position ausgemacht, die beiden hellen Sterne nordnordöstlich von M 13 gefunden, dann mit diesen ein gleichschenkliges Dreieck bildend ein Nebelfleckchen. Bei 476× wurden daraus aber zwei Sterne (14m2 und 15m3 – schön zu sehen, wie manche Fehleinträge in alten Katalogen so entstanden), dann bei 476× weiter gesucht, etwas nordöstlich zwei schwächere Sterne mit 13m7 und 14m2 und im rechten Winkel dazu etwas diffuses. Doch ein Stern? (Aktiver Galaxienkern) Doch diffus? Schwer zu sagen. Erst daheim hat der Blick auf ein Foto bestätigt: da ist sie. Schwierig, sehr schwierig, finde ich. Ging erst im 4,7mm-Okular.
Wenn schon im Herkules, dann auch mal was ganz exotisches: Dolidze-Dzimselejsvili 6. Ein kleines Sternmuster aus 5 Sternen in einem Bereich einiger, locker zerstreuter Sterne. Ich dachte erst, die locker verteilten Sterne seien es (unauffällig), das Muster war mir zu klein, als dass jemand daraus einen Sternhaufen hätte machen wollen (das soll er aber sein, jedenfalls nach dem, was ich dann gefunden habe). Sieht sehr nach Asterismus aus. Aber vielleicht gehören doch noch schwächere Sterne dazu, die nicht von Feldsternen unterscheidbar sind. Ich habe aber auf die Schnelle keine Fachliteratur finden können und gehe daher (auch rein optisch) von einem Asterismus aus.
Also weiter nach Norden im Herkules zum Näschen einer Maus – NGC 6229. Ein Kugelsternhaufen in 100.000 Lichtjahren Entfernung! René und ich haben parallel mit unseren Teleskopen draufgehalten. Wir beide haben bei mittlerer Vergrößerung schon Einzelsterne auflösen können (ich bei 224×). Ab 15. Größenklasse sind es schon ein paar Sternchen. Schwer zu zählen, aber locker 20 (oder mehr? Indirekt mehr als direkt). Bei 476× waren wohl ein paar mehr erkennbar, aber bei 224× sah es irgendwie besser, klarer aus. Geschafft! Aufgelöst hatte ich hier bisher noch nichts. Und der helle Fleck an sich, an dessen Rand die Sternchen rausblitzten, wirkte zudem deutlich gemottelt.
Erneut übermütig probierten wir dann die beiden sich überschneidenden Abell-Galaxienhaufen ACG 2197 und ACG 2199. Die hellsten Mitglieder sind bei 12. Größenklasse, also gut zu sehen, aber es sind eben nur einzelne so hell. Und da geht es ohne Detailkarte kaum. Der Blauäugige Versuch von 30 Her ausgehend einfach nur nach Süden zu gehen klappte nicht. Es war auch schon recht spät mittlerweile.
Stattdessen Sightseeing: M 51 und NGC 5195. Ich könnte jetzt endlos über sie schreiben. So schön habe ich sie aber bisher noch nicht gesehen. Ich mache es trotzdem in Kurzform… NGC 5195 mit der aus Fotos bekannten Form (Gezeitenschweifansatz nach „hinten“). Die Spiralarme von M 51 kontrastreich, deutlich, mit Verdickungen, Knoten, Feinstruktur. Die Verbindung zu NGC 5195 klar erkennbar. Und selbst der südliche Spiralarm weit zu erkennen, sehr diffus auslaufend. Grandios! Vor dem Spiralarm, der zu NGC 5195 führt stehen zwei klar erkennbare Sterne, ein dritter etwas versetzt dazu. Und vor dem äußeren Spiralarm stehen zwei weitere Sternchen. Und die Delle, die Verformung im helleren Spiralarm ist auch klar zu erkennen. Wie ein gutes Schwarzweißfoto. Ein Erlebnis.
Zum Abschluss noch PN-Schau… Ich habe den Katzenaugennebel eingestellt (NGC 6543). Mit 8m1 sehr hell. Und türkisgrün. Schon bei 106× (AP 5,3mm) ist ein ovaler, heller, türkisgrüner PN zu sehen, der einen großen, weiten Halo zeigt. Bei 224× (AP 2,5mm) ist der innere Bereich immer noch türkis. Im Halo war IC 4677 richtig auffällig, als wäre da eine diffuse Galaxie. Im 8-Zöller habe ich auch den inneren Bereich grün gesehen (bei Übersichtsvergrößerung), aber von Halo und der Stoßfront des Halos keine Spur. Anders heute im 22-Zöller. Den Rand des Halos konnte ich aber nicht abgesetzt sehen, aber durch IC 4677 erahnen. Im inneren Nebel (dem farbigen) habe ich aber keine Feinstruktur erkennen können, auch nicht bei 476× (da schwindet dann die Farbe). Einen großen Vorteil hat der PN – die nördliche Deklination lässt ihn selbst bei 476× nur langsam durch das Okular wandern.
René hatte parallel erst den Ringnebel M 57 eingestellt, dann den kleinen Minkowski 1-64. Bei ersterem haben wir uns erneut die Zähne am Zentralstern ausgebissen, wobei es aber vermutlich knapp war, denn ich sah kurz einen Stern außerhalb der Mitte aufblitzen, der ja etwas schwächer ist als der Zentralstern (?). Zwei Sternchen sah ich aber nicht. Was aber schön zu sehen war: Strukturen im Ring, ein schwächerer, äußerer Bereich und auch leichte Struktur im Zentralbereich, der grau und nicht dunkel war. Leichte Faserung war zu erahnen.
Minkowski 1-64 hatte ich erst einmal (halbherzig) gesucht und übersehen. René kennt ihn aber schon und hat ihn schnell mit dem 24-Zöller eingefangen. Ich dachte erst, das sei ein länglicher Nebel, denn ein schwacher Stern am Rand des PN wird vom Auge leicht mit diesem verschmolzen. In Wirklichkeit ist das PN kreisrund. Ein Kringel war aber nicht zu sehen. Das Ding ist aber auch winzig. Vielleicht hätten wir ans Maximum Vergrößerung gehen müssen.
Jetzt war es schon kurz nach drei Uhr morgens. Es blieb relativ mild, 1°C laut meinem Thermometer (am Autodach bildete sich aber schon etwas Rauhreif). Die Luft war trocken, nichts war beschlagen und das Seeing auch zufriedenstellend. Die Transparenz war super. Was für eine Nacht! Da ich aber noch eine Stunde fahren musste plus Abbau haben wir dann Schluss gemacht. Es kamen zudem die ersten angesagten Zirren auf. Insgesamt eine tolle und gemütliche Beobachtungsnacht. Es war die richtige Entscheidung, nach Murnau zu fahren. Zu zweit ist es einfach geselliger. Falls ich was vergessen haben sollte, wird René sicher noch was ergänzen. Um Zwanzig nach Vier war ich dann daheim. Und bei mir hat es bereits zugezogen (Zirren, Zirren). Am nächsten Morgen dann Regen, Regen, Regen. Was für ein Glück mit dieser großen Wolkenlücke in der Nacht.
Liebe Grüße in die Runde,
Christoph