Teil 2 der schwarzen Nächte auf La Palma

  • Hola Freunde,


    wieder zurück in Deutschland komme ich erst jetzt dazu, diese abenteuerliche Astroreise abzuschließen.
    Abenteuerlich, weil wir zwei Nächte ganz im Süden La Palmas verbracht haben. Nicht freiwillig, denn wir wurden wegen des großen Waldbrandes in Puntagorda evakuiert.
    Um 7 Uhr früh klopfte es wild an der Tür! Wir mussten innerhalb von Minuten unsere Koffer packen, ins Auto bringen und abfahrtsbereit sein.

    Nach zwanzig Minuten sollten wir dann sicherheitshalber losfahren. Ohne Dobson, der hatte keinen Platz mehr im Auto.



    Im laufe der Tage hatte das Feuer sich den Berg hoch gefressen und zum Schluss fast 50 qkm zerstört. So konnten wir erst am Montag zurück in unsere Ferienvilla. Wir hatten Glück, dass sie nicht verbrannt ist und mit ihr unser 18-Zoll Dobson, der darin geblieben war.


    Die Nacht vor dem Brand hatten wir noch ausgiebig gespechtelt und viele interessante Objekte gesehen.
    Etwa Djorg2 und Djorg3, die beide neben Schützens schönstem Dunkelnebel stehen, dem Ink Spot. Beide eindeutig zu sehen, Djorg3 sogar sehr einfach.
    Wie jede klare Nacht besuchten wir die Supernova im M101, daneben M51 und darunter M63, die Sonnenblumengalaxis.

    Dann immer wieder die hellen Kugelhaufen, viele Planetaries und alle hellen Galaxien.
    Die vorletzte Nacht war mäßig und nur eine dreiviertel Stunde zu gebrauchen.


    Aber die letzte Nacht war sensationell!
    Leider recht kurz, denn wir mussten am nächsten Tag spätestens um 11 Uhr zum Flughafen fahren.
    Hier ein paar Höhepunkte:


    Noch in der Dämmerung war das erste Objekt M3. Wenn man den drauf hat, geht der schon bei SQM 18,5. Nur mit dem Rigel Quickfinder! Im Sucher unsichtbar.
    M101 geht bei SQM 19,3 und ist erkennbar durch die Supernova. Von M101 ist nur ein Hauch sichtbar. Das macht Spaß, hat aber beobachtungstechnisch wenig Wert.
    Nach dem Ende der astronomischen Dämmerung ging es dann richtig los.
    Wir hatten uns ein paar schöne, kleine Planetaries ausgesucht.
    NGC6309 war der erste… und der einzige, den wir nicht gefunden haben.


    Der Box Nebel hat sich irgendwo versteckt. Es zogen auch immer wieder Wolken durch das Gesichtsfeld, so dass wir weiter zogen zum Smaragd-Nebel NGC6572.

    Er ist winzig, aber sehr hell. Schon im 17 Ethos sofort sichtbar durch seine auffällige blaugrüne Farbe.
    Bei höherer Vergrößerung wird etwas Struktur sichtbar, aber der 13mag Zentralstern bleibt unsichtbar.


    Ähnlich zeigt sich auch der Turtle Nebel NGC6210 im Herkules.
    Sehr hell, klein, blau und wenige Details. Auch der Zentralstern hat keine Lust sich zu zeigen.
    Dagegen sieht man beim gleich hellen NGC6826, dem Blinking Planetary, den Zentralstern ganz leicht. Im 18-Zöller blinkt der nicht, sondern ist dauernd sichtbar.


    Das gilt auch für den sehr hellen NGC6543, dem Katzenauge. Sehr hell, sehr türkis, klein und heller Zentralstern.

    Hier sieht man bei hoher Vergrößerung sehr schön eine Schalenstruktur.
    Im Adler steht der Snowglobe Nebel, ein großer, aber etwas schwächerer Planetary. Er zeigt eine strukturierte Scheibe mit etwas hellerem Außenbereich.
    Natürlich war auch der Ringnebel M57 im Programm, diesmal leider ohne Zentralstern. Auch die neben dran stehende IC1296 war mit 18 Zoll nicht zu sehen.


    Auch M27 war dabei, der große und helle Monster-Planetary. Besonders mit Filter, egal ob mit OIII oder UHC ein prächtiger Anblick.

    Um den Zentralstern zu sehen, sollte man die Filter weglassen. Dann sieht man auch ein Dutzend Vordergrundsternchen.


    Die mittlerweile höher stehende Milchstraße lädt ein zur Besichtigung weiterer Höhepunkte:
    M8, M20, M17 und M16. Alle sind eine Augenweide, da sie so viel höher stehen als in Deutschland.


    Auf Kamilas Foto sind sie schön zu sehen, aufgefädelt in einer Reihe.
    Auch Timms Eiffelturm ist zu sehen, wenn man weit in das Bild herein zoomt.




    Dietmar versuchte sich nun am Little Gem Nebel NGC6818. Klein, hell, ein rundes Scheibchen in auffälliger blaugrüner Farbe.
    Dieser Planetary ist nur ein Gesichtsfeld entfernt von Barnards Galaxy NGC6822.
    Diese schwache Galaxis ist nicht sehr auffällig und am besten mit field sweeping zu sehen.
    Man kann aber einige HII-Regionen recht gut erkennen. Dafür kann man auch einen UHC-Filter versuchen.


    Um 1 Uhr wurde abgebrochen, da ein paar Stunden später das große Packen ansteht.
    Der 18-Zöller muss zur Birgit in den Aufbewahrungsschrank gebracht werden und ebenso das große Stativ für die Fernglasmontierung. Dann kommen die vielen Koffer dran und die Fahrt zum Flughafen auf der anderen Seite der Insel.
    Der Rückflug über Madrid nach Frankfurt mit Ankunft um 22 Uhr 30 verlief problemlos.
    Nur die Koffer kamen erst lange nach 23 Uhr auf das Kofferband und kurz vor Mitternacht kamen wir beim Dietmar an.

    Erst um 1 Uhr konnte ich die Fahrt mit dem Wohnmobil nach Gengenbach antreten und war um halb vier Uhr endlich zuhause.


    Ein abenteuerlicher Urlaub war zu Ende.



    Cs


    Timm

  • Hallo Timm, Dietmar


    na das war wieder ein Abenteuer :-). Wart ihr nicht auch letztes mal zu der Zeit da als der Vulkan aktiv war? Oder kurz danach?


    Schön daß ihr so viel mitnehmen konnet, ich dachte Sommer wäre nicht die Zeit für La Palma, aber schau...geht auch.


    Interessant vom Lesen war mir besonders, daß auch in La Palma Barnards Galaxy schwierig ist. Ich hab mich ja neulich dran (vergeblich) mit 16" versucht.

    Timms Eifelturm hab ich auch mitgenommen vor ein paar Tagen. Im 8" ist er schwieriger, aber im neuen 16" ganz einfach, wenn man weiß wonach man sucht.

    Hier in Deutschland "liegt" er aber quer. In Südafrika stand er aufrecht meine ich mich zu erinnern.


    Liebe Grüße und CS,

    Walter


    NB: Was würdest Du sagen, die Anstrengungen der Anreise nach La Palma und zu Hottie. Mit Umsteigen und Gedöns ist da nicht viel Unterschied scheint mir - so rein vom Lesen?

  • Hola Timm,


    Ja La Palma scheint ja immer 'etwas neues' zu bieten für seine Besucher - wow ! Tolle Astroreise, aber auch ganz schön heikel mit dem Brand um die Ecke. Die Kiefern brennen ja sicher wie Zunder... Ich war schon oft auf La Palma, daher kenne ich die Orte und Landschaften ganz gut. Toll! Es ist echt nett jetzt mal wieder von Euch davon zu lesen. Zum Beobachten war ich nur 1x am Observatorio am Roque oben (am JKT 1.0m) noch zu Zeiten als ich mit CCDs durch Profiteleskope 'guckte' ;). War auch interessant, aber visuell mit irgendwas um 20" ist's natürlich NOCH schöner... Dass ihr auch unten in Küstennähe so gute Himmelswerte hattet, super ! Ich hatte es gut erwartet aber so gut, wow. Jetzt warte ich wieder bis die Vulkanschäden etwas besser verdaut sind, dann gehts auch wieder mal hin ! Vor allem zum Wandern, aber ich seh schon, ich muss wohl doch mal n Teleskop mitbringen... :)


    Schöne Grüsse und welcome back home, ( wann gehts wieder fort !? :) ;) )

    Peter

  • Interessant vom Lesen war mir besonders, daß auch in La Palma Barnards Galaxy schwierig ist. Ich hab mich ja neulich dran (vergeblich) mit 16" versucht.

    Jap, man muss genau lokalisieren und wissen was man erwarten kann. Dann kann man sie durchaus von D aus sehen ! Tatsächlich hab ich sie bei 21.2mag Himmel schon mit 6" f4.5 Newton ( meinem Bigfinder ;) ) gesehen, nur als Fleck natürlich. In 20" aber sogar ihre HII Gebiete ! Hier mein damaliger Bericht mit 20" f/4

    eyes4skies - Astro / BeobachtungsReports

    Die Flächenhelligkeit der 6822 ist max im Bereich von 21.4mag, also darf der Himmel nicht drastisch heller sein als das... Man kann unter Himmel gucken, aber nicht sooo weit, sonst geht der Kontrast gegen 0.


    Gruss,

    Peter

  • Hallo Peter,


    Na ja, in Küstennähe ist es schon, aber immerhin über den Passatwolken.

    Die Villa Ermita liegt 820m hoch. Die SQM-Werte liegen meist über 21,80…

    Die Vulkanschäden sind noch lange nicht behoben, aber man kann schon längst wieder über den Lavastrom fahren.

    Also nix wie hin!

    Für uns steht noch nicht fest, wann wir wieder hinfliegen. Die Condor fliegt ab November wieder direkt von Frankfurt.

    Das wäre wirklich eine Option. Den Dobson müssen wir ja nicht mitnehmen, denn er ist ja dort stationiert.


    Hi Walter,


    einfach ist Barnards Galaxy nicht, aber bei gutem Himmel kein Problem.

    Mit 16“ auf jeden Fall sichtbar. Such zuerst den little Gem und schwenke dann nach unten.


    cs

    Timm

  • Hola Peter,


    ja, das ist der 18er vom DSM… lange her. Heute gehört er dem Dietmar.

    Er hat ihn auf La Palma stationiert, so wie ich lange meinen 20er in Südafrika.

    Wenn man öfter von dort aus beobachten möchte, spart man sich den aufwändigen Transport.

    Nachteil: man braucht ein zweites Teleskop für zuhause!


    cs

    Timm

  • Hallo miteinander,

    So konnten wir erst am Montag zurück in unsere Ferienvilla. Wir hatten Glück, dass sie nicht verbrannt ist und mit ihr unser 18-Zoll Dobson, der darin geblieben war. ... Aber die letzte Nacht war sensationell! ... Ein abenteuerlicher Urlaub war zu Ende.

    Ja, da habt ihr ja vieles erlebt !


    Interessant vom Lesen war mir besonders, daß auch in La Palma Barnards Galaxy schwierig ist. Ich hab mich ja neulich dran (vergeblich) mit 16" versucht.

    Dazu gab es 2016 auch ein Monatsthema, hier mein damaliger Beitrag - mit 16-Zoll konnte ich am Jaufenpass einige Details ausmachen:



    Servus

    Ben

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