Venus 28.05.2023 mit 8" Newton

  • Hallo Planetetenfreunde,

    Wetter war zwar nicht hasenrein mit Gewittern innergebirg. Konnte trotz steifem NO-Wind diese Venus hereinholen:



    Venus 28.05.2023 UT 18:49

    8"f6.5 Newton @ 2600mm

    ASI290mm

    Falschfarbenbild

    UV Baader U

    IR Halpha 60nm

    Gaisberg bei Salzburg 1240m



    Venus 28.05.2023 UT 18:49

    UV Baader U 370nm

    72.000 Bilder über 22 min derotiert



    Venus 28.05.2023 UT 19:10

    IR 645....690nm

    126.000 Bilder über 9 Minuten derotiert



    So sah der Aufbau dazu aus. Da war die beste Zeit schon vorbei.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    wohl die beste Venus, die ich bisher diese Saison gesehen hab (bin auf Alpo allerdings bisher noch nicht rundgegangen). Insbesondere auch mit korrekter Phase!


    Ich habe gestern auch beobachtet und zu Deinem Aufnahmezeitpunkt bereits sehr unruhige, überwiegend sogar unbrauchbare, Luftruhe gehabt.

    Eine Stunde zuvor konnte ich mittig, dort wo bei Dir die kleine Bogenstruktur zu sehen ist, eine ähnliche Struktur aufnehmen, allerdings ohne Aufhellung. Auch die Streifen waren bei mir nicht so gut aufgelöst.

    Ich fand im Livebild war gestern mit am Wenigsten zu erkennen, im Vergleich zu den Tagen zuvor.


    Wenn Du gestattest, hätte ich gerne ein paar Fragen.

    Hast Du den UV-Kanal als Luminanz verwendet, oder sind da noch andere Anteile mit drin? Hast Du mehrere Videos im Bild verarbeitet? Hast Du das Randartefakt korrigiert?

    Warum bist vom Astronomik-Rotfilter weg? Im Roten muss man doch ewig überschärfen, um etwas zu erkennen; vom Randartefakt ganz zu schweigen. Was soll da ein 60nm H-Alpha-Filter bringen?


    Viele Grüße

    Torsten

  • Hallo Torsten,

    War gut vorbereitet und hatte in den Tagen davor geübt ;) . Bild ist klassisches L(UV)-UVGsynthIR. IR mild geschärft ohne Details. Macht nur die Fase und Helligkeitsverteilung bzw. die Farbe. Träger des Bilds ist der gute UV-Kanal. Hab 9 Filme UV in winjupos System II addiert - Verwendung 72.000 Bilder. Bei den besten Filmen konnte ich 50% verwenden. Zum Schluß waren es nur noch 25%. Hab dafür dann 4 min aufgenommen. In Summe 22 min derotiert nur UV. UV ist nur geschärft (Giotto Mex hat) und nicht randbearbeitet. Im Falschfarbenbild hab ich dann eine schwarze Maske um die aktuelle Fase und Rand gelegt mit kleinem Abstand zur Planetenscheibe (2 pixel) und Softeffekt nach innen ca 4 pixel . Damit wird der Rand auch leicht abgeschwächt. War notwendig, da im IR ordentlich Überblendung und in Summe nicht genau zu UV passend. Wirklich nicht viel Trickserei. Nur Beseitigung der Effekte außerhalb Planet und leichte Randabschwächung. Stackung war mit einem handgesetztem länglichen Kasten. Werde auch noch Multipoint probieren. Bei den besten Filmen könnte das noch was bringen.


    Dein Schüler-Filter läßt mehr Licht durch als der Baader U. Der Baader U ist dicht im R und IR. Würde trotzdem jederzeit tauschen.


    Aufnahmedaten vom besten UV-Film:

    Newton 205f6,5 @ 2600mm (F/13, Clave 2x Barlow 40 Jahre alt)

    Camera=ZWO ASI290MM

    Filter=UV (Baader U)

    Duration=120s
    Frames captured=11997

    FPS (avg.)=99

    ROI=400x290

    Shutter=10.00ms

    Gain=320 (53%)

    Histogramm=39%


    Den großen ROI hab ich wegen Wind genommen. Der hat heftig geblasen. Bin da auf Nummer sicher gegangen. Ist bei 100 fps egal. Die ASI kann ohne ROI 160 fps.


    Das H alpha ist Idee von Ralf. Schmalband hilft beim Seeing und spart den ADK. Ich nehme dazu den Astronomik 642 BP und UV-IR cut L2. Das sollte zwischen 642 und 690nm viel Licht hereinlassen. Licht ist genug da. Hab auch nur mit Astronomik 642 aufgenommen. Da muss man dann mit Belichtungszeit noch weiter runter (0,5ms). Bringt nichts oder Seeing war schlechter. Hab nur einen Film mit 23% Verwendungsrate genommen. Der war schon mit geringer Schärfung gut, aber ohne Details (für Details muss man grob schärfen, werde ich später zeigen). Wind war ruhiger, so dass ich mit ROI auch runtergehen konnte und mit der Brennweite trotzdem rauf mit einer Zwischenhülse. 60 sec Filme haben dann bereit mehr als 50.000 Bilder bei niedrigem Gain. Da geht speed. High Speed on nicht vergessen 8) .


    Aufnahmedaten vom verwendeten IR Film:

    Filter=IR (Astronomik 642 BP und UV-IR cut L2)

    FocalLength=2800mm (F/14)
    Duration=59.984s

    Frames captured=52834 (verwendet 12.000)

    FPS (avg.)=880

    ROI=272x186

    Shutter=1.126ms

    Gain=196 (32%)

    HighSpeed=on

    Histogramm=45%


    Zwischen UT 18:40 und 19:00 , d.h. MESZ 20:40 und 21:00 war Seeing gut bis sehr gut. Das war um den Sonnenuntergang. Bild ist im UV fast gestanden. Detail am Bildschirm fast wie beim Mars: helle N-Polkappe und viele Wolkendetails. Der nahe IR war dann schon deutlich unruhiger und keine Details zu sehen. Der Astronomik 642 BP war dann der letzte Durchgang. Da war Venus dann schon ziemlich tief. Für mehr Filter hat es nicht gereicht. Hätte gerne noch den Wratten 47 probiert oder auch R.


    Werde versuchen, den H alfa Kanal auszupressen. Brauche dazu harte Schärfung und bekomme damit häßliches Randartefact. Da muss ich mich noch spielen. Schön wird das nicht. Da sind die Stimmungsbilder schöner:



    Gewitterstimmung über den Bergen im SW um ca. 19:00 MESZ

    Da unten wohne ich (rechts neben der Salzach).



    Um 21:00 MESZ war es im NWW schon besser. Trotzdem hätte ich so gutes Seeing bei diesen Wetterbedingungen (inkl. scharfem NO-Wind) nicht erwartet.


    LG

    Robert

  • Hier das UV-Summenbild von oben:



    Hier Versuche mit den besten Filmen:




    Oben der beste UV Film. 9000 von 12000 Bilder mit 3 Kästchen gestackt.

    2x vergrößert, Giotto-Mex Hat 9er Filter - Histogramm in fitswork angepaßt - fertig - keinerlei Kantenbearbeitung

    wenig Aufwand - ein paar Filme mit winjupos addiert und es wird wunderbar.


    Unten der beste IR (Astronomik 642 BP und UV-IR cut L2). 9000 von 52000 Bilder mit 3 Kästchen gestackt.

    2x vergrößert, Giotto-Mex Hat 9er Filter, Photoshop zur Beseitigung häßliches Randartefact und zur Nachschärfung, weitere Nachschärfung in fitswork

    Größe und Histogramm in fitswork angepaßt - viel Arbeit


    Im IR steckt Information drinnen, ohne Zweifel. Wenn ich es mit der Schärfung übertreibe, bekommt Venus Wurmbefall. Ich muss mir da Masken basteln, die nur die inneren Bereiche schärfen und dann mal einige Filme addieren. Da kommt sicher noch mehr zum Vorschein. Dauert etwas.


    LG

    Robert

  • Arbeite noch an dem Material. UV hab ich wohl schon optimal hinbekommen. Meine Meinung zum besten Film hat sich geändert. Das ist wohl nun dieser:



    Venus 28.05.2023 UT 18:53

    Aufnahme über 4 Minuten mit 100fps 10ms Belichtungszeit

    AS3 mit 3 Kästchen

    16.000 von 24.000 Bildern verwendet

    2x vergrößert, nur giotto geschärft

    Histogramm leicht verbogen

    sonst keine weitere Bearbeitung


    Das ist der Schärfungsfilter dazu (Venus vorher 2x vergrößert):



    Wenn ich mehrere Filme addiere, kann ich das leichte Anglätten (Rauschfilter 5) weglassen, was dann zu mehr Auflösung im Bild führt. Das, was ich oben gezeigt habe, ist schon ziemlich optimal.

    Drei Kästchen in AS3 erlauben weniger Schärfung bei selber Information und damit weniger Rauschen. Bei 72.000 Bildern spielt das keine entscheidende Rolle. Da macht einfach die Masse das Ergebnis.



    Für die Kollegen ohne Adleraugen das Bild aus dem bestem Film in kräftig nachgeschärfter Version.


    An dem IR bastel ich noch. Notwendige harte Schärfung führt zu üblem Vergröbern des eigentlich fiigranen Bildinhalts. Die Strukturen sind nicht völlig anders als im UV.


    LG

    Robert

  • Den IR-Kanal hab ich jetzt auch soweit, dass man ihn her zeigen kann:



    Venus 28.05.2023 UT 19:10

    8"f6.5 Newton @ 2800mm

    ASI290mm

    IR 642...690 nm 126.000 Bilder in winjupos addiert

    Gaisberg bei Salzburg 1240m


    Das Bild hat höhere Auflösung als das UV-Bild. Konnte letztendlich mit 11er MexHat Filter in der 2x Vergrößerung schärfen. Damit der Rand das aushält, hab ich Venus in einem grauen Umfeld versenkt

    und nach Schärfen wieder ausgeschnitten. Wenn man das ideal macht, gibt es kaum Randartefact, da es keinen Rand gibt. Ist halt Bastelei, aber wirkungsvoll.


    Im IR scheint die Struktur aus dem UV nach unten bzw. Richtung Süd verrutscht zu sein. Das war ja auch schon in meinen ersten Versuchen zu erkennen.


    Hier IR nochmal kräftig nachgeschärft für die Kollegen, die es gerne deutlicher haben:



    harte Version von oben


    Ich bekomme das sicher noch schöner hin, wenn ich mir Mühe gebe.


    LG

    Robert

  • Erstaunlich, im IR sehe ich richtig feine Strukturen. Ja, die Tiefen der Venus sind schon eine ganz andere Herausforderung. Aber bei der nächsten Abendelongation lachen wir schon wieder darüber, weil man dann schon wieder viel weiter ist, bei neuen Herausforderungen.

    Die Methodik der UVIR-Belichtung scheint mittlerweile Standard geworden zu sein. Meine Überlegung dazu ist, ob man nicht auch etwas im Grünkanal finden kann, wahrscheinlich ja, aber dort sind diese Kontraste so gering, das man sie noch nicht sichtbar machen kann. Ohne die moderne Sensortechnik würden wir immer noch eine weiße Billardkugel betrachten....

  • Guten Morgen,

    die Details im IR sind ein übler Berabeitungsmarathon. Die Details sind trotzdem wohl real. Hab das ganze noch über mehr Filme ausgedehnt und 200.000 Bilder addiert. Die Filtrierung hab ich gleich gelassen. Normalerweise werden die Strukturen dann nochmal feiner. Was da nun wirklich zu sehen ist und wie das mit der Wolkenoberfläche im UV zusammenhängt, wäre interessant zu wissen. Man sieht ähnliche Struktur, aber leicht versetzt. Im IR sehe ich die Drehung bereits über 12 min als störende Kante im Terminator. Da muss ich tatsächlich in winjupos mit RV-Korrektur arbeiten.



    Venus 28.05.2023 UT 19:12

    IR 642...690 nm 196.000 Bilder in winjupos addiert


    Strukturen sind definitiv da! Die Sachen im Randbereich würde ich nicht ganz so ernst nehmen. Das in Bildmitte ist aber sicher Realität.


    Hätte gerne auch andere Filter probiert. Die ideale Zeit zur Aufnahme ist bei Venus leider knapp. Am Tageshimmel ist Seeing zu schlecht und nach Sonnenuntergang marschiert Venus zackig nach unten. Da ist zum Expeimentieren nicht soviel Zeit. Bei den schwachen Kontrasten braucht man Unmengen von Bildern. Aber G ist sicher für einen 8" mögliche Option. Für richtig gutes IR ist 8" halt schon etwas klein. Aber halt auch noch Teleskope wechseln geht in der Zeit gar nicht. Die großen Töpfe sind nicht gut im UV und beim Auskühlen.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    danke für Deine Antworten.


    Ich habe mittlerweile auf Alpo-Japan-Latest ein wenig verglichen. Am gleichen Datum hat jemand aus den Niederlanden ein ähnliches Ergebnis, allerdings mit doppelt so großem Gerät, erzielt. Die Bearbeitung wirkt auf mich etwas gröber als im letzten Bild Deines Beitrags #5, trotz Astrodon Johnson Cousins UV. Bei ihm sieht man auch die Retousche eines recht ausgeprägten Randartefakts.

    Insgesamt achten die allermeisten Bildautoren auf Alpo-Japan-Latest, wohl zu Gunsten eines stärkeren Kontrastes, nicht auf die korrekte Venus-Phase, so dass bei vielen Bildern die Dichotomie schon einige Tage vor dem tatsächlichen Termin stattgefunden zu haben scheint (in Deinem letzen Bild in Beitrag #5, für diejenigen ohne Adleraugen, erscheint sie sogar deutlich überschritten). Meine eigenen Beobachtungen von gestern zeigten, dass gestern wohl Dichotomie gewesen ist.



    Aus Beitrag #4:

    ...

    ... , Photoshop zur Beseitigung häßliches Randartefact und zur Nachschärfung, weitere Nachschärfung in fitswork

    Größe und Histogramm in fitswork angepaßt - viel Arbeit


    Im IR steckt Information drinnen, ohne Zweifel. Wenn ich es mit der Schärfung übertreibe, bekommt Venus Wurmbefall. Ich muss mir da Masken basteln, die nur die inneren Bereiche schärfen und dann mal einige Filme addieren. Da kommt sicher noch mehr zum Vorschein. Dauert etwas.

    ...

    Ich finde leider, dass man die Retousche in den Bildern deutlich sieht. Da wäre es vermutlich authentischer, das Schärfungsartefakt ( = Randartefakt ) stehen zu lassen, um einschätzen zu können, wie stark bearbeitet wurde. Dies sieht man so auch bei einigen Bildbeispielen auf Alpo-Japan-Latest.


    Im übrigen handelt es sich, so wie Du es im zweiten Absatz beschrieben hast, bei der Methode um partielle Schärfung. Ich finde das Ganze geht gerade nicht in eine gute Richtung! Für den Einsatz von KI in der Planeten-Bildbearbeitung, wie ich es jetzt schon des Öfteren gesehen habe, gilt dasselbe. Im Nachbarforum wollte jemand mit einem 14-Zöller, nach Einsatz von KI, Strukturen in der Caldera von Olympus Mons nachgewiesen haben, und nach Vergleich mit Aufnahmen mit 1-Meter-Teleskopen, auch diese noch in der Auflösung übertroffen haben!


    Viele Grüße,

    Torsten

  • Hallo Torsten,

    mein IR-Bild ist grauslich und gefällt mir selber nicht. Die Randretuschiererei ist nicht meine Leidenschaft. Bei Mars hab ich mich immerhin soweit eingschult, dass ich das selbst ganz gut hinbringe, ohne allzuviel in die Trickkiste greifen zu müssen. Die Randunterdrückung bei Venus ist andere Liga und damit sehr deutlich. Es ist ja eindeutig ein Naturrand da, den ich so austrickse und einen "künstlichen Rand" auschneide. Das hat dann schon fast was mit Malen zu tun. Den Randbereich kann man so vergessen. Ein häßliches dickes Schärfungsartefact sieht dafür so aus wie eine übel abgefallene Kante beim Spiegelschleifen im Facaulttest. Beides ist schlecht. Ich gelobe Besserung ;( .


    Bei Venus IR muss man ganz häßlich hart reinschärfen, damit da auf der Oberfläche was halbwegs deutlich zu sehen ist. Nach Literatur sind das ja dann immer noch Nebeneffekte von dem, was im UV wesentlich deutlicher zu sehen ist. Neue Erkentnisse gewinnt man mit IR eher nicht. Werde das trotzdem im Herbst mit größerem Gerät probieren, wenn es sich zeitlich ausgeht. Jetzt am Abend macht das wenig Sinn, da die Temperatur zu schnell herunterrasselt und meine dickeren und größeren Spiegel nicht mitkommen. Das sollte aus der Nacht heraus besser gehen. Mit großem Gerät muss ich dann am Rand auch nicht soviel machen, da der Rand dann eh etwas unschärfer ausfällt. Mit 8" und passablem Seeing hab ich schon nach der Stackung einen knallharten Rand, wenigstens im IR.


    LG

    Robert

  • RobertR

    Hat den Titel des Themas von „Venus28.05.2023 mit 8" Newton“ zu „Venus 28.05.2023 mit 8" Newton“ geändert.

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