Plitsch platsch... wenn es einen doch mal erwischt mit dem Regen?

  • Hallo in die Runde,


    ich wusste jetzt nicht so ganz, wo ich das posten soll, deswegen einfach hier.

    Was ich mich schon seit einigen Jahren frage (aber natürlich noch nie ausprobiert habe) ist, was wohl passiert wenn man das Equipment voll regnen lässt.

    Szenario:

    Mobiles Setup steht draußen im Garten und man pennt auf der Couch ein. Es läuft munter weiter, aber Nachts fängt es an zu regnen. Kein Regensturm, aber auch kein leichtes Tröpfeln. Ein gemütlicher Landregen würde ich jetzt mal behaupten. Was passiert tatsächlich mit dem Equipment?


    Einige Punkte sind klar:

    Der Spiegel oder die Linse wird nass. Der Spiegel dadurch dreckig? Die Linse auch? In die Linsenfassung könnte / wird Wasser eindringen.

    Die Montierung wird nass und es könnte Feuchtigkeit in die Anschlussbuchsen kommen.


    Jetzt noch mal zur Frage oben. Meine Setups sind teilweise dermaßen zugetaut gewesen, dass sie so aussahen, als wären sie nass geregnet worden. Sind sie aber nicht, es war wirklich nur der Tau. Und da muss ich sagen ist bisher noch nie was passiert, selbst wenn alles klatschnass war als ich das Zeuch wieder abbaute. Das gehört halt irgendwie zum Hobby dazu. Die Linse hält man mittels Heizung taufrei, aber der Rest wird natürlich komplett nass werden.

    Gibt es hier Kolleginnen oder Kollegen, die schon mal vom Regen erwischt wurden?

    Das würde mich wirklich mal interessieren.

  • Hallo Drehn,


    ich hatte meine Stellina mal kurz bei der Sonnenbeobachtung alleine gelassen... dann hat ein "spontanes Wolkenfeld" einen Starkregenschauer abgelassen.

    M.E. sollte die Stellina eigentlich bei sowas automatisch zuklappen - da tat sich aber nix. Das Stellina-Gehäuse ist spritzwassergeschützt, da ist nichts passiert.

    Den Sonnenfilter musste ich allerdings trockenfönen.


    Ich gucke aber normalerweise akribisch auf's Wolkenradar und wenn auch nur eine geringe Chance auf Regen besteht, dann stelle ich mir den Wecker.

    Ansonsten: ja, manchmal sind Teleskop und Montierung vom Tau pitschnass - das trocke ich dann morgens vorm Abplanen gut ab. Die Polhöhenschrauben meiner EQ6 haben

    mittlerweile etwas Flugrost angesetzt - das tut der Funktion aber keinen Abbruch.


    Gruß, Jochen


    PS: eine bessere Kategorie für das Thema fällt mir spontan auch nicht ein, evt. hat ein anderer Mod eine Idee zur besseren Einordnung - ist ja nicht "themenfremd"...

  • Bei starkem Tau läuft ja auch das Wasser auch schon einmal in Strömen am Equipment herunter.


    Meine olle GP-DX hat bei einem Sturm nach heruntergerissener Schutzplane schon einmal ein Wasserbad genommen und selbst die stromlosen Platinen waren klatschnass. Nach dem Trocknen war die robuste Technik aber ok. Das weitere Setup mit dem Mini-PC hat noch keine Dusche abbekommen. Das schwächste Glied wäre wohl der Mini-PC unter Strom, wenn wirklich Wasser durch die Lüftungsschlitze reinläuft. Die modernen Kameras sind wahrscheinlich ganz gut versiegelt und das Teleskop trocknet auch wieder.

    Solange nichts unter Strom steht, wird wohl nach gutem Trocknen alles überleben.

  • Die modernen Kameras sind wahrscheinlich ganz gut versiegelt

    Dazu fällt mir noch ein: in meiner AllSky-Kamera werkelt eine ASI178MC. Ich wollte den Fokus mal nachstellen und habe dazu den Plexiglas-Dome abgenommen. Leider ist mir das "neu Silikonieren" irgendwie nicht so gut gelungen. :whistling:

    Beim nächsten Mega-Starkregen ist die ZWO komplett abgesoffen, hat einen heftigen Kurzschluß auf dem USB-Bus verursacht und den Pi4 mit über den Jordan gezogen.

    Insgesamt ein teurer Spaß...


    Gruß, Jochen

  • Hallo an Alle ... ich habe das Thema mal zum "Technikforum Zubehoer" verschoben, da es ja starke Relevanz zur praktischen Astronomie hat und somit nicht wirklich themenfremd ist.


    Klatschnasse Teleskope hatte ich auch schon oft ohne Regen, einfach in sehr feuchten Naechten. Generell sollte die Optik nach dem Hineintragen nicht abgedeckt werden, sondern mit der Oeffnung nach unten (sodass kein Staub draufrieselt) trocknen gelassen werden. Ergeben sich Wasserraender, muss die Optik gegebenenfalls gereinigt werden.


    Einem Sternfreund hier in England war mal waehrend einer Starparty sein spezielles Astrozelt abgesoffen. Er hatte gerade von einem Haendler auf der Starparty die "Storm Cover" gekauft, also eine weitere Ueberdachung des Astrozeltes gegen starke Unwetter. Jedoch bildete sich oben auf dem Dach ein See, und irgendwann stuerzte das Gebilde ein. Der Fussboden war eingenaeht, sodass das Wasser innen einen schoenen Swimmingpool bildete, in dem ein C9 1/4, ein Okularkoffer und Elektronikteile herumschwammen. Der Sternfreund bekam uebrigens vom Haendler sein Geld zurueck! Wir haben dann die Elektronik sorgsam getrocknet, und ich habe sein C 9 1/4 notoperiert. Spaeter zuhause wurde es nochmal endgereinigt. Letzten Endes konnte aber alles wieder reaktiviert werden, die Elektronik hatte ueberlebt.


    Elektronik ist wahrscheinlich das Fragilste bei derlei Ungemach. Erstes Gebot ist, sie nicht in Betrieb zu nehmen, bevor alles wieder 100% trocken ist. Notfalls Gehaeuse z.B. von Handsets aufmachen, denn sie koennten "fluessig gefuellt" sein.


    Ich habe es mal geschafft, eine Canon EOS1100D eine Regennacht lang im Garten vergessen zu haben (war nicht astronomisch eingesetzt). Das Objektiv bekam ich wieder hin, die Kamera war dagegen gehimmelt.

  • Hallo Drehn,


    das stimmt ... bei Refraktoren ist es halt besonders aufwendig, den Wasserschaden zu beseitigen. In der Regel muss dazu das Objektiv fachmaennisch zerlegt und nach Reinigung wieder zusammengesetzt werden. Hier haben beispielsweise Vogelbeobachter mit ihren Spektiven die Nase vorn, da die Teile fuer alle Wetter ausgelegt sind (z.B. Gummiarmierung, Innenfokussierung). Bei den modular aufgebauten astronomischen Teleskopen hat sich das nicht durchgesetzt. Im Grund genommen waere aber eine zumindest spritzwasserdichte Objektivfassung machbar.


    Auf einer Messe sah ich mal auf einem Stand von "Explore Scientific" ein mit Wasser gefuelltes Goldfischglas. Hier hinein wurden Okulare getaucht, um zu demonstieren, dass Selbige dicht hielten. Da sie gegen Innenbeschlag mit Stickstoff gefuellt waren, mussten sie ja sowieso dicht sein.

  • Vielleicht wertet es den Refraktor ja auch auf. Aus einem schnöden Luftspalt Objektiv wird dann ein technisch und optisch weit überlegenes wassergefügtes Objektiv.


    Ja, das habe ich mich ehrlich gesagt auch immer genau so gefragt, warum man Spektive so anders konstruiert als Teleskope. Aber das liegt dann wohl in der Natur der Nutzungsumstände der Geräte. Wolkenloser Himmel bedeutet eben meist auch keinen Regen :)

  • Hallo Drehn,

    solche Tripletts taugen nix. Ich hatte mal einen von Kron+Flint auf Wassereis+Kron+Flint getuntes Teil, da es in der Winternacht sehr kalt war. Aber der Strehl kommt nicht nach ... :saint:


    Ich denke, dass die Astroteleskope zu oft umgebaut werden muessen, um ein versiegeltes Design sinnvoll zu machen. Gut, vorne ginge es (dichte LInsenfassung). Aber hinten am Okularauszug muss zu viel verfahren werden, und es werden ja immer wieder Komponenten hinzugefuegt und entfernt. Innenfokussierung bei Refraktoren bedeutet auch wieder mehr Linsen, denn der Abstand zum Okular bleibt ja gleich - sonst waere es keine Innenfokussierung. Allein bei Cassegrainvarianten wie SCT oder MCT laesst sich eine Innenfokussierung einfach realisieren.


    Allerdings sollten astronomische Instrumente schon zu einem gewissen Grad wasserfest sein, da es ja auch in klaren Naechten zu Taubeschlag kommen kann. Gerade in diesen feuchten Herbstnaechten ... spaetestens beim Hereintragen in die beheizte Wohnung sieht das ganze Instrument so aus, als haette es unter der Dusche gestanden. In der Regel kein Problem.


    Nach einem sehr feuchten Kielder Starfest 2004 zum Beispiel hatte ich im Vixen 102/660er Beschlag innen. Ich habe das Geraet an einen warmen Ort gelegt und gewartet ... der Tau entfernte sich rueckstandsfrei. Der Spalt in der Fassung war wohl gross genug, dass die Feuchtigkeit sich wieder aus dem Objektiv davonmachen konnte.

  • Zu dem Thema kann ich auch einen Bericht über eine unangenehme Erfahrung beitragen:


    Meine AllSky-Kamera ist mit dem 180° Fisheye Objektiv Starlight OCULUS bestückt. Da ich die Kamera nur dann der Witterung aussetze, wenn klarer Himmel vorherrscht, verzichte ich auf einen Schutzdom. Aber nicht immer bleiben klare Nächte auch durchgehend niederschlagsfrei. So kam es wie es kommen muss: Eines Morgens musste ich entsetzt feststellen, dass nach einem Nachteinsatz mit Regeneinwirkung Feuchtigkeit in das Objektiv eingedrungen war.


    Meine Versuche, das Objektiv zwecks Trocknung zu öffnen, scheiterten - damit hatte ich einfach kein Glück. Deshalb versuchte ich es mit vierstündiger Trocknung bei Backofenwärme zwischen 35 und 45 °C. Mehr Hitze wagte ich nicht anzuwenden. Nach dem Trocknungsvorgang hatte sich der Feuchtigkeitsniederschlag im Objektiv vom Zentrum zum Rand hin verlagert (siehe Bilder).



    Die folgenden Nachtaufnahmen mit dem so beeinträchtigten Objektiv zeigten mir aber, dass die Qualität der Aufnahmen durch den an den Objektivrand gewanderten Feuchtigkeitsbelag kaum beeinträchtig war. Jedenfalls konnte ich keinen Unterschied zu früheren Aufnahmen erkennen.


    Zwischen den Einsätzen befindet sich das Objektiv immer in trockener Umgebung. So hoffte ich, würde sich der Feuchtigkeitsbelag mit der Zeit schon verziehen. Das war aber ein Irrtum. Auch die Langzeitlagerung in einem geschlossenen Gefäß mit viel Silicagelmaterial brachte nicht die geringste erkennbare Veränderung. Und heute 1,7 Jahre später zeigt sich der Feuchtigkeitsbelag am Objektivrand immer noch scheinbar unvermindert mit nahezu der gleichen Anordnung kleiner Wasserbläschen wie zu Beginn.


    Da frage ich mich: Wenn das Objektiv so dicht ist, dass die Feuchtigkeit nach so langer Zeit nicht entweichen konnte, wie konnte sie dann überhaupt in das Innere gelangen? Das scheint eine Einbahnstraße zu sein.


    Grüße, Rolf

  • Hallo,


    unangenehmes mit Regenwasser erlebt hatte ich vor etlichen Jahren. Damals bin ich mit meinem Canon 100-400mm EF Teleobjektiv in einen Starkregen graten, ohne Chance, mich irgendwo unterstellen zu können. Da das Objektiv ein Schiebezoom war, lief Wasser natürlich genau am Schiebering in den Tubus und sammelte sich dort. Nach dem Regenguss stiegen die Temperaturen gleich wieder an und die Linse beschlug sofort. Ich habe das Objektiv drei Tage trocknen lassen müssen - mit gefühlt zweistellig kiloweise Siiakagel. Danach konnte ich es wieder benutzen, aber die nacharbeiten in PS dauerten jetzt länger..

    Ein paar Monate danach habe ich es dann zur Reaparatur geben müssen, weil als Spätfolgen der Bildstabilisator und der Autofokus nicht mehr ordentlich funktionierten. Für sechshundert Euro und vier Monate Reparaturdauer hatte ich dann ein fast nagelneues und gereinigtes Objektiv, bei dem sogar noch zwei Linsen getauscht wurden.

    Seit dieser Erfahrung bleiben bei mir alle optischen Geräte nicht länger im Freien als notwendig und ich hebe jede Tüte mit Silika - und wenn sie noch so winzig ist - auf.


    Ralf

  • Also ich denke man schon mal zusammenfassen, dass Refraktoren bzw. Teleskope mit geschlossenen Systemen problematischer bei sowas sind.


    Mir würde bei einem Gitterrohrdobson nicht viel einfallen, was schief gehen könnte. Spiegel ausbauen, reinigen und gut. Und wenn der Rest gut lackiert ist - was er eh sein sollte wegen Tau - dann passiert dem Holz nichts.


    Ein SC kann man notfalls mit Markierungen auch noch auseinander bauen, trocknen und wieder zusammen fügen.


    Bei einem Refraktor ist das wirklich wie auch von Jürgen schon geschrieben problematisch, da man den nicht so ohne Weiteres zerlegen kann. Wenn dann noch Elektronik wie bei dem Objektiv verbaut ist wird’s ganz kritisch.

  • Quote RoStm:


    "Auch die Langzeitlagerung in einem geschlossenen Gefäß mit viel Silicagelmaterial brachte nicht die geringste erkennbare Veränderung. Und heute 1,7 Jahre später zeigt sich der Feuchtigkeitsbelag am Objektivrand immer noch scheinbar unvermindert mit nahezu der gleichen Anordnung kleiner Wasserbläschen wie zu Beginn."



    Eine ähnliche Erfahrung wie RoStm durfte ich einmal mit einen 20mm Luminos Okular v. Celestron machen. Diese Okulare sind zwar teuer aber sie sind exzellent. Das Problem und ihre Schwachstelle sind die hintere Linse (Auge). Dort drang nach einer sehr feuchten Nacht Tau ein. Ich dachte, okay, legst Du das Ding auf die Heizung bei moderater Wärme, Der Tau ging zurück aber es bildete sich mittig von innen auf der hintersten Linse ein winziger Fleck, der bis heute nicht wieder weggeht. Und wie man diese Luminos-Okulare hinten öffnet, ist für mich immer noch ein Rätsel, die sind sehr gut gekapselt, leider so gut, daß man als Amateur nie wieder an die Innenseite dieser verflixten Linse kommt.


    Regen bzw. Tau schädigt also Okulare, ist mein Fazit, solange sie nicht hundertprozent wasserdicht sind, so wie Pentax- oder ES-Okulare...


    Gruß,


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Hallo


    Vacuumkammer würde wohl das Wasser wieder rausholen,

    Dauert aber paar Stunden, wasserverdunstung in Vakuum, praktisch gleich mit raussaugen, bisschen Wärme sicher ein Vorteil, mit Öldiffusionspumpen aber wohl nicht gut, die mögen auch kein Wasser.

    Gummiteile auch möglichst ab

    Und kein Ölgefülltes


    Aber es ging um in der Kuppel, sollte sich in Steuerungssoftware doch eine Wetterstion einbinden lassen.

    Gruß Frank

  • Ich studiere vorher sorgfältig das lokale Regen-Radar im Internet und habe ansonsten Riesenmüllsäcke, Abdeckplanen etc. immer griffbereit.

    Im letzten Mai bin ich von einem heftigen Gewitter überrascht worden, da kam Platzregen innerhalb von Sekunden; ich konnte das gesamte setup mit o. g. Material schnell und wasserdicht abdecken...

  • Hi,


    Wollte eigentlich heute Nachmittag ein par Sonnenvideos drehen da der Wetterbericht gestern für den Spätnachmittag besseres vorhergesagt hatte.

    Aber musste doch mal auf die schnelle einpacken da es gerade ordentlich gedonnert hatte und jetzt am Regnen ist.

    Optik ist dabei wieder runter zurück ins Zimmer gekommen.


    Clear skies!!!,

    - Martin

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