Hellster Quasar 3C 273 im Virgo

  • Wenn man schon dauernd die größten kosmischen Kraftwerke des Universums fotografiert, darf der Quasar 3C 273 in der Jungfrau natürlich nicht fehlen. Einen Tag vor Vollmond und der Himmel voller Zirren blieb mir gestern auch nicht viel anderes übrig. Mich erstaunt, dass sich die Kamera doch irgendwie durch den Sumpf durchbohrt und den hellen Quasar sogar kräftig blau zeigt. Hier das volle Feld:


    8722-hellster-quasar-3c-273-im-virgo


    Von uns aus gesehen ist 3C 273 mit 12,9 mag der hellste und wohl berühmteste Quasar am Himmel, je nach Bedingungen reicht ein Teleskop von 80-200 mm Öffnung, um das Licht aus den Tiefen des Kosmos mit eigenen Augen zu erkennen. Es war Anfang der 1960-er Jahre das erste Objekt, das als "Quasi-Stellar Radio Source" erkannt wurde und zur Wortkreation "Quasar" führte. Dies ist dem glücklichen Zufall zu verdanken, dass ausgerechnet der hellste Vertreter dieser Objektklasse durch seine Nähe zur Ekliptik ab und zu vom Mond bedeckt wird, was eine extrem präzise Positionsbestimmung und Abschätzung der Ausdehnung ermöglichte.


    Wikipedia Link

    Simbad Quasar 3C 273: 140 verschiedene Identifiers und 5660 Publikationen unterstreichen die hausragende Rolle des Objekts

    Parkes Observatory and 3C273 The Identification of the First Quasar. Sehr schöner Artikel zur Entdeckungsgeschichte

    HST 2013: Best image of bright quasar 3C 273

    GMVA+ALMA 2022: Scharfer Blick in den Kern eines Quasars

    Lorenzo Siciliano Amateuraufnahme mit C11 zeigt den Jet


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    Bilddaten:

    Teleskop: TS-RC 200/1600 + TS-0,67x Reducer ==> @ f=1.130 mm

    Kamera: ZWO ASI 2600MC Pro bei Gain 100 und -10°C.

    Belichtung: ca. 150x2 min = 5h. Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.

    Montierung: Losmandy G11

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini

    Bedingungen: Stadthimmel, Zirren, Laternen, 1 Tag vor Vollmond, 30° vom Objekt entfernt. Bortle 9-10, fst ca. 2,5 mag

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Entwickeln mit Siril, RawTherapee.

    Grenzgröße mit Vergleichssternen aus Stellarium Web = 18 mag, nach ASTAP limiting magnitude 19 mag.

    Ich habe die Farbsättigung ordentlich angehoben, um das blau des Quasars hervorzuheben.

  • Hallo Jörg,


    du hast ja Recht, mit 80-100 mm wird es wohl etwas sehr mühsam. Ich wollte auch erst "...ab 150 mm" hinschreiben, dachte dann aber an die "Kleinoptik Extremisten" hier im Forum, die es vielleicht doch mit weit weniger Öffnung schaffen.

    Robert Houdart's Telescope Limiting Magnitude Calculator wirft bei 80 mm Refraktor mit durchschnittlichen Einstellungen eine Grenzgröße von 13 mag aus. In Cloudy Nights Quasar 3C 273 wird von positiven Sichtungen ab 100 mm Apo bzw. 130 mm Spiegel gesprochen. Wer hat ihn mit wieviel Öffnung geschafft oder ist gescheitert?


    Ich selbst habe ihn zum ersten Mal 1993 mit 17,5" Dobson beobachtet, das war mit einer guten Karte natürlich leicht. Später hatte ich ihn mit 10" Reisedobson und mit 6" Reisedobson aufgesucht. Man braucht natürlich eine Karte, die so tief geht, was ja mit den heutigen Apps kein Problem mehr ist.


    p.s. Falls jemand Lust hat, die hellsten Frühlingsquasare zu beobachten:

    Sky and Telescope 12 bright Quasars for Spring Evenings

  • Hallo Stathis,


    eine sehr schöne Weitfeldaufnahme von der Himmelsregion, in der sich dieser denkwürdige Quasar 3C 273 aufhält.


    Ich habe ihn auch schon visuell im Januar 2011 auf La Palma mit einem 10" Newton beobachtet. Ihn zu finden, fiel mir damals trotz der relativ großen Öffnung nicht besonders leicht. Einmal musste ich sogar passen, aber da war eher die zu dem Zeitpunkt nicht besonders hohe Luftqualität der Grund - das gibt es auf La Palma auch.

    Für das Auffinden von diesem für visuelle Beobachtung doch recht lichtschwachen Objekts hatte ich mir seinerzeit ein auffälliges Sternenmuster eingeprägt, wie ich es im Sky&Telescope Heft Mai 2007 beschrieben vorgefunden hatte. Das war für mich eine sehr effektive Aufsuchhilfe.

    Zu der Frage, mit welcher Öffnung das Objekt noch eindeutig beobachtet werden kann, findet sich in besagter S&T auch ein interessanter Hinweis, wonach der namhafte Astronom Brian Skiff den Quasar mit seinem 2.8" (71 mm!) Refraktor beobachtet hat, also mit einer Öffnung ein ganzes Stück unterhalb der von Dir genannten Grenze.



    Im Mai des gleichen Jahres (2011) habe dann, weil mich dieses Objekt auch so sehr faszinierte, mit dem gleichen Spiegel fotografiert, mit dem ich es auf La Palma visuell beobachtet hatte, leider nicht in Farbe. Die auffällige Blaufärbung hätte ich auch gerne dokumentiert. Für den Nachweis dieses fotografisch schon sehr prominenten Objektes genügten gerade mal 10 Minuten Gesamtbelichtungszeit bei 30 Sekunden pro Einzelbild.

    In dem Online-Star-Map-Programm SKY-MAP.ORG fand ich eine kuriose Angabe zur scheinbaren Helligkeit des Objekts: 99.9 mag! Hat dazu jemand eine plausible Erklärung?



    Grüße, Rolf

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