Cloverleaf Quasar Gravitationslinse H 1413+117 im Bootes

  • Noch nie vom 4- fach gelinsten Clover Leaf (Kleeblatt) Quasar gehört? Ich bis vorgestern auch nicht, ich habe ihn noch nie visuell beobachtet. Dabei ist H 143+117 = QSO J1415+1129 im Bootes knapp 8° südlich von Arctur eine der zuerst enddeckten und damit berühmtesten Gravitationslinsen und mit 17,3 mag noch mit dem 24 Zoll Dobson visuell erreichbar. Also musste gestern bei unterirdischen Bedingungen (Stadt, 78% Mond, wieder Schleierwolken) der Fotoknecht herhalten. Hier ein 24'x15' Crop, das volle Feld im Anhang.



    Der Quasar hat eine sehr hohe Rotverschiebung von z= 2.51969, was nach dem Ned Wright Cosmology Tool eine Lichtlaufzeit Entfernung von beeindruckenden 11,1 Milliarden Lichtjahren ergibt. Demnach blicken wir auf eine Zeit zurück, zu der unser Universum erst 19% des heutigen Alters erreicht hatte. Das visuelle Licht, das gestern die Kamera Pixel kitzelte, ging ursprünglich als kurzwelliges UV Licht auf die Reise - mit einer um Faktor 3,5 kürzeren Wellenlänge. Die 4 Komponenten sind nur ca. 1" auseinander.


    Hat irgend jemand das Objekt visuell beobachtet? Ich finde weltweit keinen einzigem Beobachtungbericht.

    Wer schafft ihn fotografisch zu trennen? Ich finde weltweit keine einzige Amateuraufnahme davon, ganz zu schweigen von einer Trennung.


    Weitere Info:

    Discovery of a quadruply lensed quasar: the clover leaf H1413 + 117 Originalpaper von der Entdeckung Nov. 1986

    The "cloverleaf" quasar H 1413+117 Foto von 1988 mit dem 2,2 m Teleskop in La Silla

    The quadruple clover leaf quasar Scharfe 3-D Karte beim First Light vom 8,2 m VLT auf dem Paranal Mai 1988

    HST/NICMOS image of the ”cloverleaf”, H 1413+117

    Gravitationally Lensed Quasar Database H 1413+117

    Cloverleaf quasar Wikipedia


    Bilddaten:

    Teleskop: TS-RC 200/1600 + TS-0,67x Reducer ==> @ f=1.130 mm

    Kamera: ZWO ASI 2600MC Pro bei Gain 100 und -10°C.

    Belichtung: ca. 90x2 min = 3 Stunden verwertet. Darks, alte Himmelsflats.

    Montierung: Losmandy G11

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini

    Bedingungen: Verschleimter Stadthimmel, Laternen, 78% dicker Mond, 47° vom Objekt entfernt. Bortle 9, fst ca. 2,5 mag

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Entwickeln mit Siril, RawTherapee.

    Grenzgröße mit Vergleichssternen aus Stellarium Web ca. 18 mag.

  • Hallo Stathis,


    das ist eine tolle Aufnahme - gefällt mir :thumbup:


    Was ich jetzt sehr interessant finde, beim Schmökern der Objekte im Sternbild Leo ist im Deep Sky Atlas auf Seite 45 (46) Cloverleaf Quasar H1413+117 bei ca. RA 11h15´ und DEC +12° eingezeichnet. Ich gehe mal davon aus, dass das ein Fehler des Atlas ist.


    Unabhängig davon, weiß ich nun wo ich suchen kann - danke :)


    und... Cloverleaf steht sicher auf meiner ToDo-Liste!!!


    viele Grüße

    René

  • Hallo Stathis,


    super Aufnahme! Im Buch "Galaxies and How to Observe Them" von Wolfgang Steinicke und Richard Jakiel wird dieses Objekt auch erwähnt. Tabelle 8.16, Seite 176, "Brighter lensed quasars". Da steht 17.0 Vmag, 1.4" separation, z = 2.546. Beobachtungen sind da nicht erwähnt. Manche wie z.B. Andromeda's Parachute waren bei der Veröffentlichung im Jahr 2007 noch gar nicht entdeckt.

    Das wäre mal ein interessantes Beobachtungsobjekt. Alle gelinsten Quasare, die man mit vorhandener Öffnung beobachten kann. So viele sind das denke ich nicht.


    Clear skies


    Robin

  • Hallo Ralph, da bin ich mal gespannt, ob du es schaffst, den zu trennen. Irgend ein eckiges statt genau rundes Sternbild wäre schon ein voller Erfolg. Sogar, wenn du es nicht schaffst, wäre es ein interessanter Versuch. Viel einfacher sollte der Leo Triple Quasar sein, diesen hat Bernd G. schon getrennt.


    Was mich etwas irritiert und dir für Kurzbelichtungen vielleicht entgegenkommt: Der Quasar ist in Simbad mit 17,3 mag (g) angegeben, im roten 16,9 mag. In der Gravitationally Lensed Quasar Database steht 17,3 mag (g) für die hellste Einzel- Komponente aus den Gaia Daten. Im visuellen Vergleich mit mit Stellarium Web schätze ich ihn auf meinem Bild zu 16,7 mag, auch ASTAP "Magnitude measured Annotation" wirft mir 16,7 mag heraus. Daraus schließe ich auf eine Gesamthelligkeit von eher 16,7 als 17,3 mag.


    Die Gravitationslinse ist 1988 entdeckt worden und wurde damals mit 1950-er Koordinaten "1413+117" bezeichnet. Spätere Kataloge beziehen sich auf die 2000-er Koordinaten "1415+1129". Welche ist nun die "bessere"?. Simbad nimmt die "QSO J1415+1129 -- Quasar" als Haupt- Referenz. Als Amateur nehme ich mir die Freiheit diejenigen auszuwählen, die mir am besten gefallen. Ich nehme meist die historische bei der Entdeckung und die Simbad auswirft und, wie in diesem Fall vorhanden, den Eigennamen. Kommt das "H" aus dem [HMT84] (Hazard+Morton+Terlevich+, 1984) Katalog?


    Das ist bei intensiv erforschten Objekten teilweise noch extremer, z.B. kommen in Simbad unter "M87" über 100 Identifiers, selbst Mira = Omikron Ceti wirft über 50 Identifiers heraus, je nach Mission und Katalog.


    Hallo René, als 24 Zoll Pilot hat man natürlich gewisse Verpflichtungen - mit frischer Spiegelschicht erst recht. Das müde alte Licht muss auf die Netzhaut!

  • Hallo Stathis,


    ich habe mich eigentlich noch nie für Quasare richtig interessiert. Auf der Gesamtaufnahme von Abell 1656 (hier hatte ich nur ein Crop gepostet) konnte ich einige Quasare identifizieren. Nach Astap lag die

    Grenzhelligkeit bei dieser Aufnahme bei 20,8 m. Vielleicht eine Anregung für Dich.


    Viele Grüße

    Klaus

  • Gestern konnte ich den Quasar H 143+117 = QSO J1415+1129 weiter belichten:

    Bei 90% dickem Mond, der nur noch 30° entfernt stand, dafür jedoch bei etwas besserer Transparenz (immer noch dunstig- feucht nach Regen, immer noch Halo um den Mond). Insgesamt habe ich jetzt ca. 100x2 min verwertet, die Stern- Grenzgröße steigt auf ca. 18,8 mag nach visuellem Vergleich mit Stellarium bzw. 19,5 nach ASTAP.

    Hier das neue 24'x17' Crop, das komplette Feld im Anhang:



    Hallo Klaus,

    irgendwelche Quasare mit bandwurmlangen SDSS- Namen und ohne weiteren Bezug interessieren mich auch nicht besonders. Dieser hier, sowie z.B. der Leo Triple Quasar, der UMA Doppelquasar, der Rekord APM Quasar, oder Einsteins Kreuz sind jedoch Gravitationslinsen, die ich zum Teil mit eigenen Augen mit dem 24" Dobson beobachtet habe. Das sind es historische Meilensteine, die die moderne Galaxienphysik und Kosmologie geprägt haben. Einstein himself hatte sie vorhergesagt und gleich eingeschränkt, dass es keine Hoffnung auf Beobachtung gäbe. 50-60 Jahre später hat man es doch geschafft, 90 Jahre später kann man sie als Amateur vom Stadtbakkon zumindest aufnehmen. Das ist für mich schon etwas besonderes.

  • Hallo stathis,


    ich wurde vor einigen Monaten auf Rod Mollise´s Astreoblog fündig.


    Hier ein Link von CN:


    Is gravitational lensing visible through amateur scopes? - Deep Sky Observing - Cloudy Nights
    Is gravitational lensing visible through amateur scopes? - posted in Deep Sky Observing: Is gravitational lensing visible through amateur scopes? Or can it be…
    www.cloudynights.com


    Dragan Nikin hat in Nbraska mit seinem 25 inch diese Aufnahme gemacht:

    Dragan Nikin's 25 inch f/5 Dob Zeichnung

    Bild durch Bildlink ersetzt. Bitte das Copyright beachten und keine fremden Bilder ohne Zustimmung des Autors hochladen. Stathis


    Gruß,


    Samuel

    Paranoia ist ein Zustand, welcher der Realität noch am nächsten ist.


    Aus -Four past midnight- von Stephen King

  • Hallo Statis,

    bei schlechten Seeing und visueller Grenzgröße von 3 mag, konnte ich ihn vorgestern filmen. Minimal unterschied sich die PSF von den beiden nahen Sternchen. Nach 5 Min. kamen leider Wolken. Aber nach dieser Erfahrung bin ich nun ziemlich sicher, dass ich die Nuss knacken kann. Sie zerspringt entweder in 3 oder 4 Teile. Der Mond würde mich gar nicht mal so sehr stören, aber das Seeing muss unbedingt passen.

    VG ralf

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