Über die "Verwurstung" eines Starsense Explorer Teleskops

  • Hallo Klaus,


    mit einer Parabolisierung kannst Du die Abbildungsleistung entscheidend verbessern. Mein 130 er geht mit Barlow auf max. 160-fach.


    Allerdings, z.B. für jemand der noch nie einen Spiegel geschliffen hat, ist so etwas eine recht große Herausforderung. Für einen einigermaßen geübten Spiegelschleifer dürfte es kein Problem sein, Deinen 114 er in Form zu bringen.


    Aber man kann als Spiegelschleifer auch mit kleinen Spiegel Mist machen. Ich hatte beim ersten Versuch unbewusst mit beiden Daumen zu viel Druck in der Mitte ausgeübt. Die Folge nach rund 7 Minuten Arbeit war dann ein riesiges Loch mittig, das ich erst nach einer Stunde rauskorrigiert hatte.


    Der zeitlich Aufwand meiner 2. Parabolisierungsaktion, mit reiner Nettopolierzeit von knapp 30 Minuten war sehr gering. Darin sind aber nicht die Zeit für die Herstellung des Tools und die Prüfzeiten mit drin.

    Ich habe mit langen Strichen MOT die Mitte vertieft und später dann den äußeren Bereich durch lange weitausladende Striche abgeflacht. Je näher es in Richtung Parabel ging, desto kürzer die Runden. So konnte der Spiegel dann sicher ins Ziel gesteuert werden.


    Das teuerste an der ganzer Aktion war die Neuverspiegellung mit 80.- Euro in Bergedorf. Das tut schon etwas weh, wenn man die Größe der Optik dazu in Relation sieht. Aber aktuell ist ja das versilbern, insbesondere von großen Optiken, in Mode gekommen. Vielleicht wäre das ja noch preisgünstige Alternative.


    Viele Grüße

    Rüdiger

  • Auf dem ITV haben wir ausführlich mit Rüdiger's elektronischen Starsense Finder an seinem 60 cm Dobson rumgespielt. Es funktioniert zuverlässig.


    Nach dem Einschalten muss man es nur grob mit dem Teleskop ausrichten und ihm sagen, wohin das Teleskop gerade hinschaut. Das Objekt muss somit nicht einmal genau in die Mitte des Displays einjustiert werden. Danach muss man nur noch das Objekt auswählen oder eintippen und die App zeigt einem mit Pfeilen, wohin das Teleskop geschwenkt werden muss. Sobald man sich der Zielregion nähert, zoomt die App automatisch auf und ermöglicht eine präzisere Ausrichtung. Die Genauigkeit ist hoch, das Objekt war immer gut zentriert im Okular.


    Die Vorteile, die ich sehe:

    1. Nach dem Update sind neben den ca. 250 direkt in der App integrierten Objekten, alle möglichen Kataloge enthalten. Man kann sie nicht in der App direkt auswählen, kann sie jedoch eintippen. Sogar so etwas wie Abell 39 im Herkules ist der App bekannt. Das ist für mich der entscheidende Punkt!

    2. Das Platesolving der App ist schnell. Man muss also nach dem Schwenk nicht lange warten, bis das neue Bild gelöst wird.

    3. Die Datenbank ist komplett in der App enthalten, kein WiFi oder Funkverbindung zum www. nötig.

    4. Die Planetariums-App sieht gut aus und ist intuitiv bedienbar, erinnert stark an SkySafari. Rüdiger vermutet, dass die SkySafari Leute es programmiert haben.

    5. Es ist günstig, da die teure Hardware (Kamera, Computer, Display) ohnehin im Smartphone enthalten ist.

    6. Der Umlenkspiegel ist nicht exponiert und beschlägt nicht leicht

    7. Funktioniert im Gegensatz zu digitalen Teilkreisen auch auf einer EQ-Plattform


    Nachteile:

    1. Man bekommt Umlenkspiegel+ App nicht einzeln, muss es im Set mit mindestens einem sogenannten "Einsteiger Teleskop" (= Neuschrott) kaufen

    2. Es zieht ordentlich Strom. Rüdiger nutzt dazu eine Powerbank


    Ich gehe davon aus, dass die digitalen Teilkreise hiermit aussterben werden. Meine Glaskugel sagt mir, dass dieses Prinzip sich selbst bei erfahrenen Sternfreunden durchsetzen wird und würde mich nicht wundern, wenn in 2 Jahren an jedem zweiten Dobson so ein elekrotronisches Astronavi klebt.


    p.s.

    Das von Rüdiger zum Weitfeld- Gucker getunte Beipack- Teleskop konnte ebenfalls beeindrucken: Parabolisierter Spiegel, Komakorrektor, Ethos Okular. Der Nordamerikanebel passte komplett ins Gesichtsfeld, Sterne scharf bis zum Rand. Das nenne ich mal nachhaltige Ressourcenverwertung :thumbup:

  • Vielen Dank schon mal für die ganzen Infos. Ich habe mir jetzt unlängst genau so ein billiges Starsense geholt und werde mich damit in Kürze näher befassen. Das Paketle steht schon in der Ecke :P


    Ich finde das System deshalb gut, weil es einem auch bei schlechter Sicht die Richtung weisen kann. Bei mir kam noch die lange Abstinenz von der Astronomie dazu, die dazu führte, dass ich mir derzeit am Himmel immer noch etwas verloren vorkomme. :S


    Eigentlich wollte ich einen 8''er oder 10'' Celestron nehmen, um das System mitzukaufen, war aber dann von deren Mechanik nicht überzeugt - ich brauche außerdem einen guten APO-ACHRO, der dann gleich mitgesteuert werden soll. Meine Planung geht nun dahin, einen Gitter-Dobson anzuschaffen und das "Schrottfernrohr" (s.o.) als Sucher mit dranzuklemmen. Das sollte von der Tragkraft her locker reichen. In meiner naiven Vorstellung klemmt dann aber auf der Gegenseite auch noch ein APO-ACHRO mit Kamera. Kriegt man das hin? Ich muss das erstmal so machen, weil der Platz für mehr nicht reicht. Der APO soll dann später mal auf eine eigene Montierung mit Nachführung an einen anderen Platz.


    Ich liebäugle mit einem Explore Scientific, fürchte aber, dass das zu leicht gebacken ist, um viel dranzuklemmen. (?)
    Wahrscheinlich ist der Selbstbau das Beste, weil man die Stabilität und Masse gut steuern kann, nur habe ich zu wenig Ahnung. Spiegelschleifen scheidet völlig aus.

    Thema hierhin ausgelagert:
    Stabiles Gitterrohr-Dobson finden und mit mittelschwerem Linsenteleskop komplettieren

  • Vielen Dank auch von mir :thumbup:

    Ich habe gerade nachgesehen, aber mein Smartphone ist leider nicht kompatibel mit der App. Ich würde mir das Starsense dennoch gerne zulegen und gleich ein kompatibles Handy dazu. Da dieses dann nur für Astro verwendet werden soll und mein Aktuelles im Alltagsgebrauch nicht ersetzen wird, die Frage, welches Smartphones bei Euch gut funktionieren? Muss nicht super-aktuell sein, soll halt gescheit funktionieren ;)


    Viele Grüße

    Andreas

  • Hallo, ich finde die StarSense Technologie herausragend! Ich habe mir auch das 70 mm Teleskop gekauft und den Adapter für die Sucher Halterung drucken lassen. Ich setze es jetzt am 12 Zoll Light Bridge Dobson ein und auch wenn ich mit der Star Adventure unterwegs fotografiere… Auf eine Fotoschiene neben die Kamera, so kann ich sehr gut das Objekt finden und deutlich schneller loslegen als beim herkömmlichen Finden…

  • Der Stromverbrauch kommt, nehme ich mal an, vom beständig aktiven Display? Es ist in der heutigen Zeit nun mal so, dass das Smartfone ein digitales Universalgerät geworden ist, das div. frühere spezielle Einzelgeräte ersetzt. Eigentlich sollte der geneigte Bastler sich doch so einen Halter mit Spiegel auch selbst bauen können? Ich denke, wenn ich wieder mehr Zeit habe, mal drüber nach...

  • Ach so, dachte die wäre frei bei Gugglplay runterzuladen... Aber sowas mag ich eh nicht gern, denn kommen da auch regelmäßige Updates? Was macht man. wenn man das Smartfone wechselt? Da ist mir sogar schon manche Bezahlapp bei hops gegangen...

  • Ich habe es runterladen und installieren können. Ok, die App fragt dann den Freischaltcode ab. Den kann man dann nur mit dem Teleskop kaufen und ist wohl individuell. Aber verzichte ich auf die Pointierungsmöglichkeit, habe ich immer noch einen Himmelsatlas in der Hosentasche und kann genügend heranzoomen um das als Aufsuchkarte zu verwenden. Im Nachtmodus sollte die Blendung auch nicht zu krass sein.

  • Hallo allerseits,

    Wie es scheint, wird wegen bestehender Patente wohl so schnell kein anderer Anbieter einen elektronischen Sucher mit Platesolving als App fürs Mobiltelefon anbieten.

    Es gibt aber eine Open Source Alternativlösung mit Namen SkySolve, die auf einem Raspberry Pi läuft und per WLAN Positionsdaten an Planetariums-Apps wie SkySafari senden kann. Billiger als die StarSense Explorer Lösung wird das allerdings nicht, und man muss auch noch mehrere Stunden Zeit reinstecken, bis es läuft.


    SkySolve wurde bereits auf CloudyNights und und in Sky&Telescope vorgestellt.

    Autor ist Dale Eason, der bereits bei den meisten Spiegelschleifern bekannt ist, weil er sich seit Jahren um die Software OpenFringe bzw. DFTFringe kümmert.

    Auf Anregung von Alfredo bei den Münchener Teleskopbauern habe ich mich ein wenig damit befasst. Wir werden hier in Kürze einen neuen Thread dazu aufmachen.


    Edit: Hier ist der Link zum SkySolve Thread:


    Gruß,

    Martin

  • Ok, macht jetzt wenig Sinn, sich über die Produktpolitik von Celestron zu echauffieren. Aber würden sie das als Kaufapp für z.B. 3€ anbieten, würden sie viel mehr Kohle machen als diese App an eines ihrer eher minderwertigen Teleskope zu binden.

  • Also, ich echauffier mich jedenfalls nicht über die Produktpolitik von Celestron.

    Eine günstige Lösung für "Nicht-Bastler" wäre natürlich sehr schön. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass es diese App in absehbarer Zeit ohne Teleskop für 3€ geben wird.

    Eine Halterung mit brauchbarem 90° Umlenkspiegel (Prisma oder Vorderseitenspiegel) benötigt man auf jeden Fall zusätzlich zur App.


    Gruß,

    Martin

  • Ich habe mir auch das 70 mm Teleskop gekauft und den Adapter für die Sucher Halterung drucken lassen.

    Willkommen im Club der Starsense-70er :)
    Wo hast du den Halter drucken lassen?
    Ich würde das System gerne an 2 Anwendungen verwenden.


    Eine Halterung mit brauchbarem 90° Umlenkspiegel (Prisma oder Vorderseitenspiegel) benötigt man auf jeden Fall zusätzlich zur App.

    Ich hoffe da auf die Chinesen! Ich habe schon einen drauf angesetzt, sich zu überlegen, ob er da einen Wechseladapter anbietet.
    Sobald das in China verbreitet ist, werden die ersten anfangen die APP zu knacken.

    Zum Thema Patente gehe ich persönlich nicht davon aus, dass es bis zum Ablauf desselben dauert, bis die Community eine derartige SW in Händen halten wird. 2-3 Jahre sage ich mal. Grundsätzlich ist das auch nicht unbedingt ein technisches Problem: Ich selber war in einem Projekt involviert, welches fliegende Objekte anhand von Sternkarten leiten kann. Das passiert in Echtzeit mit Überschallgeschwindigkeit > "Suchkopf". Es war halt nicht so genau, könnte man aber so genau bekommen. Wäre jetzt die Frage, was Celestron da nun genau über solche (bekannte optogeografische) Verfahren hinaus noch patentiert hat. Kann sein, dass es nur die Teleskopausrichtung als solche ist. Ich würde da sofort eine App definieren, mit dem Esotheriker ihren Thermomix gemäß Feng-Shui nach den Sternen ausrichten können und das vertreiben. Wenn es dann halt einer zweckentfremdet ....


    Wie auch immer - ich wollte das Starsense JETZT haben und das Röhle kann man ja auch mal verschenken.
    Und sooo schlecht ist das Fernrohr jetzt ja auch nicht. Zum Mond anvisieren ist das allemal ausreichend.

    Jürgen

    Einmal editiert, zuletzt von engineer () aus folgendem Grund: Feng-Shui als Begründung zur Nutzung einer Sternen-APP #

  • Ja so in etwa - ich hatte einen EBAY-Rabatt für ein Angebot von 199,- vom Fotohändler. Ich würde mir aber überlegen, ob man dieses Fernrohr kaufen sollte. Eventuell ist ein Newton (wenn es den mit Starsense geben sollte) die bessere Wahl. Ich fand ad hoc nur die beiden Dobsons ...

  • Den Kat-Newton ohne StarSense will ich niemandem antun. Mit StarSense ist er brauchbar, will sagen, man findet die Objekte, auch wenn das Stativ nachsackt.

    Nur mit Leuchtpunktsucher hat es seinen Grund, dass Kat-Newtons und Alu-Stative so einen schlechten Ruf haben...


    Ich habe mal Richtung Sun Gun (Sonnenprojektionsteleskop) rumgespielt, was funktioniert, nur habe ich da keinen Bedarf für – da bin ich schon besser ausgestattet. Vielleicht schlachte ich ihn mal aus und gebe den Hauptspiegel als Schauobjekt an unsere Sternwarte.


    Beste Grüße,

    Alex

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