OdM März 2023 – eine kleine Sternhaufen-Wanderung von nah nach Fern in den Zwillingen: M 35, NGC 2129, NGC 2158, IC 2156 und IC 2157

  • Guten Abend


    Vor wenigen Minuten riss der Himmel kurz auf, endlich wieder mal Sterne sichtbar, und das bei relativ guter Transparenz (im Vergleich zu den letzten "klaren" Nächten). Leider waren bereits in allen Richtungen die Wolken schon im Anmarsch, weshalb ich nur kurz mit dem Billig Fernglas (12 x 50) draussen war.

    Um meine Augen etwas an die Dunkelheit zu gewöhnen, habe ich erstmal freiäugig die Sternbilder abgeklappert, zu meiner Schande bin ich da noch nicht ganz Sattelfest.

    Mit dem Fernglas vergewisserte ich mich dann ob M42 noch da ist (ja ist noch da). Dann machte ich einen kleinen Umweg über M44 (ich liebe ihn, Freiäugig im Fernglas oder im Teleskop einfach wahnsinnig schön) und näherte mich via Cr69 (Sarahs Klappstuhl) langsam meinem Ziel. Mit blossem Auge ist M35 indirekt als deutlichen Fleck zu erkennen.

    M35 zeigte sich im Fernglas als hübscher nebliger Fleck mit einigen sichtbaren Sternen. Vom Rest konnte ich leider nichts erkennen.

    Mittlerweile wurde auch der Wind wieder heftiger und das Stativ (also ich ;) ) schwankte so sehr, dass ein weiter beobachten nicht mehr möglich war. Ich genoss den sternenreichen Himmel noch einige Minuten bis die Wolken die Lücke wieder verschlossen hatten.


    Ich hoffe ich kann bald mehr berichten als diese fünf Minuten Beobachtung. Aber schön wars trotzdem!


    CS, Seraphin

  • Hallo,


    gleich 5 Sternhaufen auf einmal, das hat mir ordentlich Arbeit verschafft. Hier habe ich mal die ersten Beobachtungen vom 11.März zusammengefasst.


    NGC 2168 (M35) Stellarium nennt ihn auch Schuschnallenhaufen,

    Mit bloßem Auge habe ich ihn nicht gesehen, im 130mm Newton bei 38x ein deutlich aufgelöster Sternhaufen. Viele der Sterne scheinen in Ketten angeordnet, im Zentrum des Haufens scheint ein längliches annähernd herzförmiges Loch zu sein. Bei längerem konzentriertem schauen werken einige der Sterne rötlich.


    NGC 2158

    bei 43x hebt sich ein nebeliger Bereich vom Hintergrund ab, die Auflösung in Einzelsterne gelingt jedoch nicht.


    NGC 2129

    bei 26x sehe ich an der stelle nur zwei Sternchen schimmern, bei 97x werde es deutlich mehr so das der Haufen erkennbar wird,


    von IC 2156/57 konte ich praktisch nichts wahrnehmen, da muss ich mit größerem Gerät nochmal ran.


    Zu den Bedingungen, die Mischstraße ist im Zenit schwach sichtbar, M44 als Nebelfleck mit bloßem Auge direkt zu halten. Am Horizont wurde es zunehmend dunstig, die Temperatur lagt bei -1°C und es ging ein schwacher Wind.


    Spaßeshalber habe ich auch die Kamera wider angesteckt und ein paar Bilder gemacht.


    NGC 2129


    NGC 2158 mit M35


    Viele Grüße,

    Bianka

  • Guten Abend Zusammen


    Gestern hatte ich wieder mal klaren Himmel und habe meinen 12" F 5 Dobson aufgebaut. Leider war die Transparenz eher mässig. Ich konnte aber das ODM nochmals beobachten. Ich geh gleich weiter zu den Fragen:


    1.) M 35 mit bloßem Auge (Himmeltester) – klappt das, wenn ja, wie gut?

    M35 ist indirekt zu sehen. (Als ich dann abgebaut habe, klappte es nicht mehr, da es immer dunstiger wurde)


    2.) Mit welcher Optik kann man Sternfarben in M 35 unterscheiden? (Darauf habe ich bisher auch noch nicht geachtet, was ich unbedingt nachholen muss)

    Deutlich aufgefallen sind mir drei sehr gelbe/orange Sterne. Ansonsten konnte ich keine Farben sehen.


    3.) Ab welcher Öffnung kann man NGC 2158 in erste Sterne auflösen?

    Bereits im Übersichtsokular bei 46x sind indirekt erste Sterne aufgelöst, welche immer wieder aus dem Nebelfleck hervor kamen.

    5.) IC 2156/57: inwieweit sind zwei unterscheidbare Haufen im Teleskop zu erkennen?

    Beide Haufen sind doch auffällig als zwei isolierte Sternkonzentrationen. Allerdings nur wenn man weiss, dass dies Sternhaufen sind ;)


    6.) NGC 2129: Sind visuell Farbunterscheide bei den Sternen zu erkennen?

    Leider nein.


    7.) Zeichnungen und/oder Fotos: mit passender Brennweite müssten alle Objekte auf ein Foto passen, denn sie sind wirklich sehr nah beinander. M 35 zu zeichnen wäre eine Sisiyphusarbeit, aber die kleineren Haufen lohnen sich.

    Als Sisiyphus habe ich mich natürlich an M35 gewagt (nach M46 und M47, gar nicht so schlimm  ;) )


    M35 und NGC 2158


    Bei den beiden IC's habe ich auf viele Feldsterne verzichtet (hauptsächlich aus Zeitgründen, aber auch um die Haufen etwas zu isolieren.


    IC2156 & IC2157


    Lucifugus: Danke für dieses tolle ODM! Gleich vier offene Sternhaufen, so unterschiedlich in einer Linie zu beobachten, ist schon was! Ich hatte grossen Spass daran!


    CS, Seraphin

  • Servus Seraphin und Bianka,


    vielen Dank für eure Berichte / Fotos / Zeichnungen! Ich selber konnte kein einziges Mal beobachten, zeichnen oder fotografieren – immer zog es zu oder es wurde in der Früh klar (wo das OdM eh weg ist und ich halt blöderweise auch arbeiten muss, ergo früh aufstehen ohne Spechtelei).


    NGC 2129 kommt sehr schön rüber, Bianka. Man kann sich an deinem Foto dank der kurzen Belichtungszeit sehr schön den visuellen Eindruck vorstellen.


    Die Skizze von IC 2156/57 ist super geworden, Seraphin. M 35 ist natürlich etwas anstrengend, aber die gelben Sterne kann man so natürlich ideal dokumentieren.


    Gleich vier offene Sternhaufen, so unterschiedlich in einer Linie zu beobachten, ist schon was! Ich hatte grossen Spass daran!

    Das freut mich natürlich. Ich selber schaue eigentlich immer auch bei NGC 2158 vorbei, wenn ich M 35 anschaue (geht fast gar nicht anders) und dann auch rüber zu IC 2156/57. NGC 2129 wird dann oft vernachlässigt (auch von mir), weshalb ich den bewusst mit rein genommen habe. Meist gehe ich dann weiter zu Pismis 27 (direkt am Affenkopfnebel) und nehme den auch noch mit. Das hätte das OdM dann aber gesprengt. Und der benötigt Brennweite, da er sehr klein ist. Noch ein Funfact zum off topic Pismis 27: der ist in einen blauen Reflexionsnebel eingebettet, der auf den allermeisten Fotos vom Affenkopfnebel einfach fehlt, weil da mit Schmalband draufgehalten wird und RGB nicht jeden interessiert. Dabei ist gerade der Kontrast von rot zu blau so toll. Aber wie gesagt: off topic.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung: Teleskop: Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G; Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Guten Morgen Christoph


    Die Skizze von IC 2156/57 ist super geworden, Seraphin. M 35 ist natürlich etwas anstrengend, aber die gelben Sterne kann man so natürlich ideal dokumentieren.

    Danke dir! Ja, an M35 könnte man sicher auch deutlich länger zeichnen. Ich musste früh ins Bett und der Himmel war ziemlich dunstig.. Aber ich mag das OC zeichnen schon sehr, es gibt doch kaum was entspannenders ;)


    NGC 2129 wird dann oft vernachlässigt (auch von mir)

    Ich war leider völlig unvorbereitet, war die Prognose doch immer schlecht. Überrascht vom klaren Himmel, habe ich den schlicht und ergreifend vergessen.. Das werde ich bei nächster Gelegenheit nachholen!


    Ich finde das ODM ähnlich faszinierend wie Hickson 44, gleich mehrere gleiche Objekttypen die komplett unterschiedlich aussehen. So viel zu "offene Sternhaufen sind langweilig" ;)


    Zu Off Topic:

    Pismis 27

    Oh ja, den habe ich auch schon wieder fast vergessen! Gleich auf die Todo gesetzt. Ja die Reflexionsnebel werden oft vernachlässigt, oder gehen wegen äusseren Einflüssen einfach nicht (Lichtverschmutzung, Mond, Transparenz...) aber oft sind es gerade die Reflexionsanteile die einem Bild eine weitere "Dimension" verleihen, so zu sagen das tüpfelchen auf dem i. Aber sie sind auch deutlich schwieriger einzufangen, alleine schon weil die Bedingungen einfach gut sein müssen.


    Ich habe Pismis 27 vor fast einem Jahr (25.03.2022) eingefangen, reine RGB Aufnahme mit DSLR:

    NGC2174-Affenkopfnebel

    Die blauen Anteile kommen nur mässig zur Geltung, was aber wohl meinen damaligen Bildbearbeitungsskills geschuldet sein dürfte. Da lohnt sich eventuell eine neue Bearbeitung.


    CS, Seraphin

  • Hallo Christoph und Seraphin,

    Noch ein Funfact zum off topic Pismis 27: der ist in einen blauen Reflexionsnebel eingebettet, der auf den allermeisten Fotos vom Affenkopfnebel einfach fehlt, weil da mit Schmalband draufgehalten wird und RGB nicht jeden interessiert. Dabei ist gerade der Kontrast von rot zu blau so toll. Aber wie gesagt: off topic.

    Zu diesem Off-Topic Thema "Farben bei Nebeln" fällt mir noch etwas ein, was für uns jeweils sehr denkwürdig war. Ich zitiere aus meinem Südafrikabericht 2018:


    " ... Und die Farben des Trifidnebels erschienen mir erneut anders herum als auf den Fotos: Auf denen ist der Emissionsteil vom starken H-Alpha Lichtanteil her rötlich, und der Reflexionsteil bläulich. Visuell ist dagegen von H-Alpha nicht mehr viel zu erkennen, und dann kommt der ins türkis gehende OIII-Anteil viel besser zur Geltung; ... Dass mir der lichtschwächere Reflexionsteil dabei leicht rötlich erscheint, dürfte dem Kontrasteffekt geschuldet sein. Das haben Friedhelm und ich schon alles sehr schön mit dem 13-Zöller auf Reunion gesehen, als M20 gleichermaßen zenitnah stand, und Friedhelm im Hinblick auf die Farben auf den Fotos witzelte: 'Alles Lüge'. Das ist doch mal eine Verschwörungstheorie, die schwarz auf weiß - nein, rot auf blau - direkt am Okular bewiesen werden kann ;-)"


    Servus

    Ben

  • Lieber Christoph,


    wie du habe auch ich den ganzen März über vergeblich auf klaren Himmel gewartet und mich alle paar Tage frustriert und stumm darüber ausgelassen, dass ich die "Aufgaben" nicht lösen gehen durfte. Kurz nach Neumond kam dann eine ausgiebige Regenphase, alle Wolken wurden weggepustet und wie zu erwarten, belohnte der Himmel mit ganz besonders klarer, reiner Luft und allerschönster Durchsicht. Fun Fact am Rande: Ich kann halbwegs gesichert behaupten, dass mein Stuttgarter Neumondhimmel mit dem dänischen Vollmondhimmel mithalten kann - cool, oder? (ok, feiner Spott, falls man es nicht rauslesen kann :D)


    Jedenfalls, hier nun nochmal meine Notizen zu den wunderbaren Haufen:


    1.) M 35 mit bloßem Auge (Himmeltester) – klappt das, wenn ja, wie gut?

    11.03.23 Streuobstwiesen direkt über Flughafen/Messegelände: Nope.

    24.03.23 Neumondzeit im Garten: Nichts.


    2.) Mit welcher Optik kann man Sternfarben in M 35 unterscheiden?

    September 2022 10‘‘ Bortle 2: bei 42x einfach nur wunderschön, Explosion an Gefunkel und ein goldener und blauer Stern im NW nebeneinander, die wie eine Kette ganz klein und schmal nach außen reichen; was ist denn da im Westen für ein Nebelfleck? -> es ist NGC 2158, ein OS

    11.03.23 4‘‘ Flughafen: der goldene Stern im NW, der zweite wirkt nicht so blau wie im August mit 10‘‘

    24.03.23 4‘‘ Garten: die Hauptkomponente von STT134, die südliche Spitze von Mayers Herz sowie ein Stern westlich im Haufen zeigen eine Orangefärbung

    24.03.23 FG 12x42 Garten: die Hauptkomponente von STT134 sowie die südliche Spitze von Mayers Herz sind orange zu sehen


    3.) Ab welcher Öffnung kann man NGC 2158 in erste Sterne auflösen?

    11.03.23 4'' Flughafen: Der OS ist im Prinzip überhaupt nicht zu erkennen, nur als manchmal auffluffender Nebel zu erahnen

    24.03.23 10‘‘ Garten: bei 96-fach nicht viel mehr als eine große, ganz feinkörnige Aufhellung zu erkennen


    4.) IC 2156/57 im Fernglas: bis zu welcher Öffnung und Vergrößerung klappt das?

    11.03.23 FG 12x42: jedenfalls am Flughafen nicht


    5.) IC 2156/57: inwieweit sind zwei unterscheidbare Haufen im Teleskop zu erkennen?

    September 2022: 10‘‘ Bortle 2: IC 2156 ist zusammen mit dem OS IC 2157 noch als Aufhellung zu sehen, die wie zwei Haufen aussieht, die ums Eck gehen; ich sehe ein paar Hauptsterne und bei 42x auch noch ein Hintergrundglimmen; gut möglich, dass IC 2156 das nördliche Häuflein ist, vielleicht sind es auch nur andere Vordergrundsterne, die die „Eck-Optik“ erzeugen, IC 2157 ist gesichert

    11.03.23 4‘‘ Flughafen: die Haufen überhaupt zu erkennen, grenzt schon an waghalsige Einbildung, mehr als zwei Hände voll einzelner Sterne sind nicht auszumachen

    24.03.23 10‘‘ Garten: bei 96-fach wesentlich mehr Sterne als im Vierzöller zu sehen – im Norden zeigen zwei von Nord nach Süd weisende Sterne, der nördliche ist etwas heller, auf IC2156 zu, dann folgen über das gesamte GF von 1,0° recht lose einige Sterne – der nördliche Haufen hat etwa 15-20 feine Sternchen; es folgen von Osten nach Südwesten drei bis vier hellere Sterne in einem Bogen, südlich davon befinden sich nochmals acht Sterne, insgesamt eher mager bestückt und nicht als zwei getrennte Haufen auszumachen


    6.) NGC 2129: Sind visuell Farbunterscheide bei den Sternen zu erkennen?

    Absolut nein :)


    7.) Zeichnungen und/oder Fotos: mit passender Brennweite müssten alle Objekte auf ein Foto passen, denn sie sind wirklich sehr nah beinander. M 35 zu zeichnen wäre eine Sisiyphusarbeit, aber die kleineren Haufen lohnen sich.


    Jeeeeeeetzt kommt die große Stunde! Den Rest meines Beitrags lasse ich unkommentiert :)


    Viele Grüße

    Sarah


      


  • Servus Sarah,


    cool... bei mir gab es immer noch keine Möglichkeit, rauszugehen ;(

    Krass, wie übel dein Himmel ist. Aber besser Flughafenhimmel also "Bortle 2 bei Vollmond" als nur Wolken, Regen, Schnee und wieder Wolken bzw. wenn wolkenlos, dann tagsüber.


    Und natürlich erwartungsgemäß: coole Zeichnungen!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung: Teleskop: Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G; Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

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