Abell 31 im Krebs, groß, schwach, alt

  • Abell 31 = PK 219+31 = Sh2-290 im Sternbild Cancer hat mit einer Ausdehnung von 16'x15' einen doppelt so großen Durchmesser wie der Hantelnebel (=4-fache Fläche), er übertrifft auch den Medusanebel deutlich in der Größe. Im Deep Sky Field Guide ist er mit einer Gesamthelligkeit von 12,2 mag angegeben, im SIMBAD mit 15,2 mag(g), was stimmt den nun? Nach SO zeigt das rote H-Alpha eine Schockfront, während er Richtung NW diffuser im Raum ausläuft. Der zentrale türkisblaue OIII- Bereich ist deutlich flächenheller, daher ist er auch visuell für Abell- Verhältnisse recht einfach zu erkennen. Der 10 mag helle Stern TYC0811-2166-1 fast in der Mitte des Nebels ist nicht der Zentralstern. Der Zentralstern selbst ist der 15,2 mag helle WD 0851+090 etwas östlich davon.


    Bei diesen Kenndaten müsste es doch auch für die Fotomaschine aus der Stadt ein sehr lohnenswertes Objekt sein, zumal ich visuell sehr schöne Details gesehen hatte?.. so dachte ich mir... doch nach gut 6 Stunden mit Schmalbandfilter bei dickem Mond in der ersten Nacht machte sich Ernüchterung breit. Der zentrale OIII- Teil kam schon ordentlich heraus, wenn auch schwächer als ich dachte, doch wo ist die rote Außenschale? Nur mit extremer Streckung war da was zu erkennen - an den Rändern unklar, was davon noch echtes Signal und was Strörlicht ist. Die nächste Nacht 4 Stunden ohne Filter nur Sterne und einige Galaxiechen, aber vom Nebel Null, Nada, τίποτα. Dann die 3. Nacht noch mal fast 8 Stunden Schmalband mit etwas weniger Mond, dafür zunehmend tief in den SW Lichtsumpf abtauchend.


    Mein Ergebnis nach 18,5 Stunden Gesamtbelichtung, das Feld leicht beschnitten auf 48'x35':


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    Aufnahmedaten:

    TS-Photon Newton 200/1200 ohne Komakorrektor

    Belichtung am 09.Feb.2023: 128x2 min mit Astronomik UV / IR Cut

    Belichtung am 08+10.02.2023: 425x2min mit Optolong L-eNhance Zweibandfilter

    Gesamtbelichtung: 18h26m, Darks, Himmelsflats während der Dämmerung.

    Montierung: Losmandy G11

    Kamera: ZWO ASI 294MC Pro bei Gain 122 und -10°C.

    Guiding: PHD2 Sucherguiding mit ZWO Guidescope Mini 30 mm + ASI 120MM Mini

    Bedingungen: Klarer Stadthimmel, Laternen, meist dicker abnehmender Mond am Himmel. Bortle 8, fst ca. 3,5 mag

    Bearbeitung: Stacking mit DSS, Hintergrundabzug + Hystogrammstrecken mit Siril (Graxpert), weiter einebnen mit Fitswork. Farbe, Hystogramm, Entrauschen in RawTherapee.

    Die Filterstacks der beiden Nächte einzeln mit Starnet++ die Sterne entfernt und den Planetary weiter gestreckt, Den Rotkanal noch mal gestreckt da sehr schwach. In Gimp zahlreiche Ebenen übereinander gelegt.


    Die Bearbeitung gestaltete sich schwierig. Die Flats passten mal wieder nicht genau, das rote Signal blieb extrem schwach und ich musste es noch mal als separate Ebene darüberlegen. Das umgebende Sternfeld habe ich mehrmals geglättet und entrauscht, damit es nicht gar zu wild ausschaut. Um keiner H-Alpha Fatamorgana aufzusitzen, habe das fantastische Bild von Jedi2014 als Referenz zu Rate gezogen. Der Zentrastern strahlt schön blau, 4 winzige Galaxien scheinen durch den Nebel, oben rechts kurz vor dem Randstern ist noch die 15 mag helle IC 523.

    Was meint ihr, hab ich es "zu tode" bearbeitet?


    Visuell hingegen gab der zentrale OIII-Teil von Abell 31 richtig was her, ich notierte vor 20 Jahren am 24 Zoll Dobson bei guter Voralpen- Transparenz und schlechtem Seeing:

    Im 24 mm Wide Field (105x) + OIII ein Riesen- Planetary (ca. 11' Durchmesser). Rund oder leicht oval grob in O-W. Nebel umrahmt einen Stern 10m5, der die SO- Ecke eines Parallelogramms bildet. Dieser Stern ist nicht der Zentralstern, sondern um 1-2' östlich der Mitte versetzt. Der ZS selbst ist schwer zu sehen bei dem schlechten Seeing. Überall zartes Glühen, das indirekt gut zu halten ist mit vielen Unregelmäßigkeiten: Eine dunkle Stelle im Osten, eine weitere im NW (unsicher). W- Rand ringförmig (nicht ganz sicher). Weitere Details blitzen immer wieder auf, kann sie aber nicht halten. Um hellen Stern scheinbar heller, ist aber wohl Überblendeffekt. Ein klasse Planetary!

    Am 26. Feb. bei besserem Seeing 3 sehr kleine Hintergrundsgalaxien mit 7 mm Nagler (360x) erkannt (schwer)


    Die Zeichnung von damals um 180° gedreht, damit sie wie das Foto orientiert ist:



    Wer nimmt sich den Riesen unter besserem Himmel vor? Das sollte deutlich leichter gehen. Visuell wird es wirklich gute Transparenz brauchen.

  • Hallo Stathis,

    ich finde es beneidenswert, welche Ecke in unserer Milchstraße kennst Du wohl nicht??

    Und Du verstehst es immer wieder -diese so schön darzustellen- als Anregung für uns .

    Wenn Du fragst, wer möchte dabei gehen, ich habe mir die Auszeiten an drei Abenden genommen und Abell12 mit dem 16er belichtet.

    Bin gespannt, Danke fürs zeigen und cs

    Markus

  • Hallo Stathis,


    ein interessanter Beitrag mit toll detaillierter Zeichnung 8).


    Ich bin im Februar 2012 mit dem 16-Zöller bei einigen Abell-PN's des Spätwinterhimmels vorbeigekommen, da waren die Abell's 12, 20, 21 (Medusa), 30, 31 und 33 mit dabei. Ich erinnere ich mich an Abell 31 als groß und lichtschwach, aber mit OIII gut erkennbar; nett war auch Abell 33 direkt an einem Stern dran.


    Wäre in dunkler Nacht sicher auch ein interessantes Ziel für den Fünfling :).


    Servus

    Ben

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