NGC2264 - seltsames Ergebnis, was ist da los?

  • Hallo liebes Forum,


    ich bin komplett neu hier und schreibe zum allerersten Mal überhaupt in einem Forum, daher möchte ich mich kurz vorstellen: ich bin Matthias / „Astropaps“ (so nennen mich meine beiden Söhne inzwischen…), werde bald 53 Jahre alt, lebe im südlichen Ruhrgebiet und verfalle zunehmend der Astrofotografie...


    Bislang fotografiere ich mit dem vermutlich simpelst möglichen Setup (Fotostativ mit Star Adventurer, unmodifizierte Systemkamera Sony A7ii und manuelles Nikon 300mm Festbrennweiten-Teleobjektiv; kein Guiding, keine Filter, nichts weiter) und freue mich immer sehr, wenn ich trotzdem – für meine Verhältnisse - halbwegs ansehnliche Ergebnisse bekomme und die Objekte und Strukturen auch auf meinen Bildern wiederfinde, die ich auf Euren vielen wunderschönen Bildern sehe.


    Jetzt hatte ich mich an NGC2264/Christmas Tree Cluster versucht und finde das Ergebnis so befremdlich, dass ich mich an Euch wende. Mich irritieren sehr diese „parallelen Streifen“ um NGC2264 und in den angrenzenden Dunkelwolken sowie diese „blauviolette Region“ unten. Das Rot der Halpha-Regionen ist auch nicht toll – gut, die Kamera ist unmodifiziert, das könnte ich ja noch nachvollziehen, obwohl das bei anderen H-Regionen, die ich fotografiert habe, auch nicht so extrem ist.


    Ich mache die komplette Bearbeitung in Pixinsight und hatte das noch nie. Walking Noise sah bislang immer anders aus, wenn er mich plagte, die photometrische Farbkalibrierung lief durch und DBE hat eigentlich ein ordentliches Gradientenmodell geliefert und abgezogen – dachte ich zumindest. Gehören die Streifen/das Blau da hin? Es gibt so viele tolle Bilder von der Region, ich finde mich da überhaupt nicht wieder.


    Hat vielleicht jemand eine Idee dazu?


    Darüber freut sich sehr


    der Astropaps




    Bilddaten:


    Gesamtbelichtungszeit ca. 4h verteilt auf 2 Nächte (Lights/Darks/Flats/Bias: 37x75s/40/30/25 sowie 195x60s/30/35/25, jeweils ISO1600)



  • Servus Matthias,


    herzlich willkommen hier beim Astrotreff! Ich kann dich aber nur willkommen heißen, da ich mich mit PI überhaupt nicht auskenne. Es gibt hier aber einige, die mit Pixinsight arbeiten und die vielleicht helfen können. Vielleicht hilft mein Anstupsen des Beitrags ;-).


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Lieber Christoph,


    vielen Dank für Deine nette Begrüßung hier im Forum und für das „Anstupsen“! Vielleicht hat ja noch ein PI-Erfahrener eine Idee oder es kann mir jemand sagen, ob auf seinen Aufnahmen auch solche unruhigen Strukturen rund um NGC2264 sind (die dann ggfs. während der weiteren Bearbeitung mehr im Hintergrund verschwinden?). Oder fehlt bei mir schlicht noch Einiges an Belichtungszeit? Klar, mehr ist ja immer besser…


    Liebe Grüße,

    Matthias

  • Hallo Matthias, willkommen im Forum.


    Welches 300 mm Nikon Objektiv hast du? Bei welcher Blende hast du aufgenommen? Wie gut ist dein Himmel? Hattest du starke Gradienten zu bändigen?


    Ich hatte mal das manuelle 300 mm f/2,8 geliehen mit dem ich den dicken Kometen Neowise bei voller Öffnung fotografiert hatte. Ich frage auch deshalb, weil ich ähnliche Schwierigkeiten mit den Farben mit dem Canon 200 mm f/2,8 am NGC 2264 Konusnebel hatte. Dieses Objektiv gilt zwar als ein sehr gutes, aber so richtig scharf und farbrein ist es halt doch nicht. In dieser sternübersäten Gegend mitten in der Milchstraße führte das bei mir dazu, dass die Farbsäume der vielen Sterne eine Verfälschung der Himmelhintergrundfarbe bewirkten und zwar je nach Sterndichte anders. So konnte der Hintergrundabzug nicht richtig überall gleichmäßig funktionieren und ich kriegte Bereiche mit eher magenta Hintergrund und andere Bereiche tendierten ins grünblau. Ich habe das erst mit "Defringe" in RawTherappe einigermaßen bändigen können. So etwas ähnliches vermute ich, ist in deinem Bild unten rechts von der Mitte passiert. Dort ist bei tiefen Filteraufnehmen rotes H-Alpha, bei dir ist es blau. Der helle Reflexionsteil sollte eher bläulich sein, bei dir sehe ich ihn mehr weiß und zum Teil ins magenta gehend.


    Hallo Rolf, schön, von dir zu lesen.

    Einverstanden, die Filamente z.B. östlich vom Bereich des Reflexionsnebelteils nahe der Sterne NGC 2264 74 und NGC 2264 43 sind echt. Matthias hat aber z.B. links im Bild teils streifige teils wolkige rote Strukturen, die meiner Meinung nach Artefakte sind. So etwas ähnliches kriege ich, wenn ich die Hintergrundebnung mit zu wenig Glättung mache, sehr stark strecke und versuche, mit starker Rauschunterdrückung das Rausch- Gekrissel wieder auszugleichen.


    Pixinsight kann ich nicht, da müssen andere etwas dazu sagen.

    Ansonsten würde ich Schritt für Schritt untersuchen, ab welcher Anwendung die Farbverfälschungen und "wolkigen Streifen" auftreten. Vielleicht einfach mal den Rohstack vor allen anderen Aktionen strecken, um zu sehen, ob es da schon auftritt, oder erst nach der Hintergrundextraktion bzw. Farbkalibrierung? Vielleicht kennst du den Rohstack irgendwo hochladen, dass können auch andere sich daran versuchen.


    Es ist natürlich auch so, dass diese großflächigen H-Alpha Strukturen (siehe Beispiel) mit einer unmodifizierten Kamera ohne Filter auch nach 4 Stunden ziemlich schwach bleiben. "Quält" man das Signal arg hoch, um sie doch noch zu zeigen, kommen immer mehr Artefakte auf das Bild.


    Meine 2 Stunden Aufnahme mit Astrokamera bei f/2,8 hatte davon kaum etwas zu zeigen, erst weitere 3 Stunden mit L-Enhance Filter brachten sie kräftiger heraus. Ich schätze, mit einer unmodifizierten Kamera ohne Filter wird das Signal arg dünn und wenn man das Bild zu sehr "hochquält", kommen immer mehr Artefakte als Signal.

    Mal schauen, vielleicht raffe ich mich noch mal auf, meinen Konusnebel Komplex noch mal so zu bearbeiten, dass er vorzeigbar ist, dann können wir vergleichen.


    p.s.

    Wo ist bei dir NGC 2261 Hubbles Variable Nebula geblieben? An der Stelle klafft ein kleines Loch.


    pps.:

    Ich habe mich aufgerafft und soeben meinen NGC 2264 Konus Nebel Komplex Weitfeld hochgeladen.

  • Hallo Rolf, hallo Stathis,


    vielen Dank für Eure Antworten und die Mühe, die Ihr Euch macht. Ich versuche mal, auf alles einzugehen und fange mal mit dem "Paps ohne "t" am Ende" an ;) - das ist natürlich wichtig, weil ich für meine Kinder ja vom "Papa" über den "Paps" zum "Astropaps" mutiert bin. Mit "t" hätte ich ja vielleicht noch eine ganz andere Beziehung zum Himmel als "nur" ständig hinein zu fotografieren... :).


    Spannend, dass zumindest einige der Filamente östlich vom Bereich des Reflexionsnebelteils vermutlich real sind. Das freut mich natürlich, wenn ich das auch mit meiner kleinen Brennweite abgebildet bekommen würde.


    Mein Objektiv ist ein manuelles Nikkor 300mm f4 (IF) AF ED, welches ich über einen Novoflex-Adapter an die Sony A7ii angeschlossen und bei voller Öffnung benutzt habe. Das hat bisher auch immer zumindest ordentlich funktioniert. Es ist sehr interessant zu hören, dass Du, Stathis, ähnliche "Farberfahrungen" am gleichen Objekt gemacht hast, auch mit einem Teleobjektiv, und die Farbsäume der vielen Sterne diesbezüglich eine wesentliche Rolle gespielt haben. Dem werde ich auf jeden Fall nachgehen, chromatische Aberrationen sind bei mir definitiv vorhanden. Wendest Du das "Defringe" auf die einzelnen Lights an oder auf den Stack? Linear oder stretched?


    Dann verstehe ich Euch so, dass ich ggfs. einen höheren Smoothing-Faktor bei der Gradientenentfernung versuchen könnte und das Bild dann nicht zu sehr strecke. Mit Gradienten kämpfe ich immer, da ich im südlichen Ruhrgebiet wohne und idR auch dort fotografiere. Meist bekomme ich die mit DBE/ABE in PI auch ganz passabel weg, aber das heißt natürlich nicht, dass das immer klappt. Gerade schwache Strukturen können bei mir sicher nicht gut (wenn überhaupt) von den Gradienten getrennt werden und werden dann wohl mit entfernt.


    Ich werde auch versuchen, das Bild nochmal neu zu bearbeiten und dann die einzelnen Schritte prüfen wie Du vorgeschlagen hast, Stathis. Wenn ich etwas herausfinde, schreibe ich es gerne hier. Den Rohstack (nur gecropped auf den überlappenden Bildanteil der beiden Nächte) habe ich auch hochgeladen als FITS-Datei und hoffe, dass der folgende OneDrive-Link funktioniert:


    NGC2264_Rohstack_cropped.fit
    FIT File
    1drv.ms


    Und ja, viel Hoffnung auf die schwachen H-Alpha-Strukturen kann ich mir mit der bisherigen Belichtungszeit bei meinen Bedingungen wohl nicht machen. Das ist auch völlig okay für mich, nur Artefakte will ich eben keinesfalls haben. Und die Farbgebung soll natürlich auch stimmen: wenn kein H-Alpha-Signal bei mir angekommen ist, dann eben schwarz bzw. dunkel; aber nicht blau oder rotbraune Wölkchen oder was auch immer. Ich habe eigentlich schon beim bisherigen Bild versucht, nicht zu überstrecken, war aber wohl immer noch zu viel.


    Und noch mehr Belichtungszeit sammeln - wie immer... :S


    Lieber Stathis, das wäre toll, Deinen Konusnebel-Komplex zu sehen. Vielleicht kommst Du ja einmal dazu, läuft ja nicht weg. Wäre wirklich schön!


    Und abschließend: sehr gute Frage, was mit NGC 2261 passiert ist. Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich meine, im Rohstack ist er da. Wo er unterwegs verloren gegangen ist, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Eine Vermutung wäre, dass beim Trennen von Sternen und Nebel dieser von Starnet als "verschmierter Stern" erkannt und damit entfernt wurde. Wo der "Stern" dann geblieben ist - keine Ahnung. Noch ein Punkt zum Nachforschen...


    Nochmals vielen Dank für Eure Mühe und die Hilfestellungen! Ich bin weiter gespannt und würde mit diesen Daten gerne am Ball bleiben, da ich gerne lernen würde, was hier nicht gestimmt hat.


    Viele Grüße vom Astropaps

  • Hallo Astropaps!


    Erstmal auch von mir ein herzliches Willkommen. Endlich mal jemand, der sein fits-file hochlädt! :thumbup: :)

    Ich habe Dein Bild mal in PI und auch in PS geladen. Ich sehe da kaum Nebelanteile und ich denke das Signal ist viel zu schwach und das "merkwürdige Ergebnis" kommt vom "hochquälen".

    Der Gradient im Bild ist schon heftig - evt. ist eine Lichtquelle i.d. Nähe der Grund?


    Zum Vergleich: hier meine Aufnahme mit dem APO (772x20s=4,29 Stunden Gesamt-Integrationszeit):


    3559-ngc2264-christmas-tree-cluster-mit-ldn1607-konus-nebel


    crop:


    3562-ngc2264-christmas-tree-cluster-mit-ldn1607-konus-nebel-crop


    Aufnahmedaten:

    Datum: 07./08./09.03.2022

    Teleskop: Omegon Pro APO AP 72/400 Quintuplet | Kamera ZWO ASI294MC Pro |Temp: -10°C | Belichtung: 772x20s=4,29 Stunden RGB ohne Filter |100 Darks, 60 Flats und Darkflats, 30 BIAS



    Viele Grüße, Jochen

  • Du bist einfach zu schnell!! Ich habe das file erst gerade runtergeladen

    ^^

    Ich hab' einfach nur ein schnelles Autostretch in PI gemacht - da ist kaum etwas zu sehen.


    Gruß, Jochen

  • Dazu noch ein ziemlich starker Gradient.

    Sag' ich ja - evt. ist das die Ursache? Strassenlaterne?

  • Matthias, das Defringe mache ich in RawTherapee am bereits gestreckten Bild.

    Danke für das Rohbild. Da war ich natürlich gespannt, was ich raus kriege.... et Voila:



    Workflow:

    - In Siril das .fit Bild geladen. Autostretch Ansicht Hintergrundabzug mit ca. 30 Stichproben Punkten, wo Dunkelwolken oder sonst wie wenig Sterne sind. Photometrische Kalibrierung brachte kaum Unterschied, Dann in linearer Ansicht Hystogramm moderat gestreckt. Oh, ha, fast kein Gas zu sehen.

    - In Raw Therapee weiter Hystogramm angepasst, etwas Rauschreduzierung. Kein Defringe nötig! Diese Version 1 als "Sterne" gespeichert

    - In Raw Therapee viel stärker Hystogramm gestreckt, mehr blau für den hellen Reflexionsteil, mehr rot für die schwachen H-Alpha Bereiche. Noch stärker Rauschreduzierung rein, da es schon arg kriselte. Diese Version 2 als "Nebel" abgepeichert.

    - In Starnet++ die Version 2 "Nebel" entsternt.

    - In Gimp die Sternversion und die entstente Nebelversion in 2 Ebenen geladen und addiert. Dabei die Hystogrammkurve der Nebelversion etwas angepasst, damit die Artefakte nicht überhand nehmen,


    Wie Jochen und Seraphin schon bemerkten, ist da sehr wenig H-Alpha. Die Sterne gefallen mir hingegen wesentlich besser als beim Canon bei f/2,8. Im Gradienten sehe ich kein Problem, das war mit Siril RBF Glättung 0,8 sofort weg. Da es ja Richtung Südhorizont heller wird, wette ich, dass es einfach ganz normale allgemeine Horizontaufhellung ist und keine diskreten Laternen. So was habe ich in der Stadt noch viiiiel schlimmer. Meine Vermutung, dass die Farbsäume der Sterne die Farbverfälschungen erzeugen dürfte in meinem Fall stimmen, bei dir nicht. Das und die Streifen- Artefakte muss PI irgendwie reinbringen. Bei meiner Version sehe ich sie nicht, obwohl ich auch extrem strecken musste, um überhaupt etwas rotes Gas herauszuschälen. Hubbles variabler Nebel ist volle Kanne drauf wie ein kleiner heller Komet.


    Ich will noch mal betonen, wie schwach das H-Alpha am Konusnebel ist. Visuell habe ich immer nur den Reflexionsteil gesehen und auch der ist nicht besonders hell. Vom Konus habe ich nie etwas sehen können, da überstrahlen einfach die vielen Sterne- ist ja nur knallrot und dafür ist das Auge fast blind. Um so erstaunlicher, dass mit einer unmodifizierten Kamera und ohne Filter du doch noch etwas eingefangen hast - gefällt mir. Meine Olympus MFT bekommt auch noch einiges H-Alpha zu sehen. Meine Canon 450D und auch die Canon 5D MII sind hingegen in der Hinsicht viel blinder.


    Bin gespannt, was du Matthias und die anderen rausbekommen.

  • Hallo Jochen und Seraphin,


    Vielen Dank für‘s Runterladen und Anschauen meines Rohstacks. Ihr seid ja schnell, Wahnsinn!!! Vielen Dank auch für Deine Vergleichsbilder Jochen - die sehen toll aus! Dahin möchte ich auch mal kommen…


    Ebenso Stathis - vielen lieben Dank, dass Du Deine Aufnahme ebenfalls hochgeladen hast. Genauso wunderschön und das trotz aller - ich sag mal - Herausforderungen, die Du beschrieben hast! Richtig schön!


    Bei mir ist das Ganze ja wohl die Richtung zu sein: zu wenig Signal in Verbindung mit den Punkten von Stathis (Himmelhintergrundverfälschung) und gleichzeitig starker Gradient. Nein, eine Straßenlaterne ist es wohl nicht, aber dafür ggfs. Licht aus den Nachbarhäusern gegenüber. Das könnte schon sein.


    Auf jeden Fall bekomme ich ein Gefühl dafür, an welchen Stellschrauben ich drehen kann bzw. muss, um ein besseres Ergebnis zu bekommen. Dafür Euch allen nochmals vielen Dank!


    Viele Grüße, Matthias / Astropaps

  • Hi Matthias

    Vielen Dank für‘s Runterladen und Anschauen meines Rohstacks. Ihr seid ja schnell, Wahnsinn!!! Vielen Dank auch für Deine Vergleichsbilder Jochen - die sehen toll aus! Dahin möchte ich auch mal kommen…

    Ich werde morgen noch an deinem Bild weitermachen. Ist leider etwas dazwischen gekommen. Morgen abend werde ich aber mal meine normale Bearbeitung mal an deinem Bild durchführen.


    CS, Seraphin

  • Hallo Stathis, da haben sich unsere Posts wohl grade überschnitten. Wow, vielen Dank für Deine Mühe, meinen Rohstack zu bearbeiten! Und natürlich für die Beschreibung Deines Workflows! Die Nebel sind viel weicher und die Farben stimmig, das gefällt mir viel besser. Auch wenn insgesamt nur wenig H-Alpha Signal da ist - dieses „zarte H-Leuchten“ wirkt viel homogener und realer.


    Ich werde auch nochmal eine Neubearbeitung mit PI starten und wegen der Signalschwäche noch deutlich behutsamer vorgehen. Dann mal sehen was rauskommt, ich weiß ja jetzt dank Deiner Hilfe, dass ein deutlich homogeneres und artefaktfreies Bild „drinsteckt“. Ich fürchte nur, ich brauche etwas länger, bin noch nicht so geübt. Aber das Bild kommt, versprochen!


    Horizontaufhellung kann natürlich auch gut sein. Straßenlaterne gibt es zum Glück nicht, Nachbarhäuser hingegen schon. Also Horizont plus Nachbarn…😉


    Nochmals vielen Dank für Deine Hilfe!

  • Hallo Seraphin, Stathis und alle anderen,


    ganz herzlichen Dank auch an Dich @Seraphin für Deine Hilfe und Deine Mühe, meine Daten zu bearbeiten! Ich finde das richtig super von Dir bzw. Euch und mir hilft das sehr! Deine Version ist auf jeden Fall auch um Längen besser als mein Versuch!


    Und ja, ihr habt völlig recht, das Signal ist wohl einfach zu schwach. Dank Eurer aller Tipps und Vorschläge habe ich den Rohstack heute auch nochmal versucht zu bearbeiten. Alles wieder in PI, nur diesmal alles moderater und vorsichtiger. Bei meinem ersten Versuch habe ich offensichtlich deutlich übertrieben mit dem Minisignal. Ich habe heute auch nach jedem Schritt kontrolliert, ob dieser die Artefaktbildung verstärkt, so wie Stathis das vorgeschlagen hat. Einen eindeutigen "Schuldigen" konnte ich nicht finden; es scheint eher die Summe aus allen Einzelschritten gewesen zu sein. Vor allem am Schluss, wenn Sterne und Starless mit PixelMath wieder zusammenkommen, musste ich sehr aufpassen, das war nochmal ein Artefakt-Booster (warum auch immer).


    Ich habe es auch nicht hinbekommen, das wenige H-Alpha so schön zu extrahieren wie ihr beide das geschafft habt. Ich hatte mich an Deinem Vorgehen Stathis orientiert und wollte das in PI entsprechend umsetzen, was mir aber nicht gelungen ist. Ich bleibe dran, das muss doch irgendwie funktionieren... ;)


    Mein heutiges Ergebnis (einmal leicht gecropt) habe ich angehängt - mit entsprechend wenig Signal. Entsprechend sieht das Bild auch aus, naja.


    Da werde ich wohl noch einige Photonen sammeln müssen - und über eine Astromodifikation nachdenken...


    Nochmals vielen Dank an Euch alle für Eure Unterstützung!


    LG, Matthias



  • Hi Matthias


    Danke für dein tolles Feedback! So macht es umso mehr spass!

    Ich bin in Sachen Pi auch noch ziemlicher Anfänger.. Ich habe das Programm seit Anfang Jahr und mangels CS entsprechend noch nicht sehr viel damit bearbeitet..

    Bei deinem Bild bin ich so vorgegangen:

    -DBE

    -entrauscht mit NoiseXterminator

    -geschärft Mit deconvolution

    -SPCC Farbkalibrierung

    -entsternt mit StarXterminator

    -Hintergrund und Sterne getrennt gestrecht mit GHS

    Dann habe ich beides als tif exportiert und in Photoshop zusammen gebaut und mit ein paar Einstellungsebenen den Kontrast lokal etwas erhöht.


    Ich finde du machst vieles schon richtig! Bleib dran!!

  • Hallo Seraphin,


    vielen Dank für Deine lieben und aufbauenden Worte! Und für Deinen PI-Workflow! Klar, ich bleibe dran - von so einer "NGC 2264-Signalschwäche" lasse ich mich nicht unterkriegen und strebe eine weitere "Photonensammeltherapie" an :) ;) .


    Ich nutze PI auch noch nicht lange - bei mir so ähnlich wie bei Dir -, zuvor habe ich SiriL/Gimp benutzt. Wenn es die Zeit erlaubt bearbeite ich alte Rohdaten nochmal neu mit PI (inklusive Stacking) und bilde mir zumindest ein, bessere Ergebnisse zu bekommen. Mein aktueller Workflow ist Deinem eigentlich sehr ähnlich:

    - DBE oder ABE, meist teste ich beides, manchmal auch in Kombination DBE+ABE;

    - Decon

    - ggfs. SCNR (Grünrauschen);

    - Entrauschen nach Jon Rista/EZ denoise Script oder inzwischen auch zunehmend mit NoiseXterminator;

    - PCC Farbkalibrierung;

    - Sättigung etwas anheben;

    - Sternentfernung mit StarNet2;

    - Sterne und Hintergrund getrennt stretchen (Sterne idR mit Masked Stretch -> weniger stark, Hintergrund EZ Soft Stretch oder STF-Übertragung aufs Histogramm);

    - danach wird´s dann eher "Freestyle": manuelle Anpassung von Histogramm, Curves, etc.; idR mit Luminanzmasken;

    - am Schluss dann Pixelmath, um Sterne und Hintergrund wieder zusammenzubauen.


    Bei NGC 2264 hier habe ich wohl krass unterschätzt, wie wenig Signal nach den 4h bei mir vorhanden ist. Bei anderen Bildern hatte ich nach ähnlichen Zeiten den Eindruck, deutlich mehr "herausholen" zu können. Auch alles längst nicht richtig gut, aber zumindest okay für meine Verhältnisse.


    Aber zumindest NGC 2261 hat meine Bearbeitung beim zweiten Versuch überstanden! :)


    LG, Matthias

  • Hallo zusammen,


    zu der Bildverarbeitung kann ich (noch) nichts sagen, da bin ich auch noch blutiger Anfänger, aber zum Objektiv.

    Ich besitze diese Objektiv ebenfalls (schon bald 30 Jahre) und habe es auch schon (über einen Novoflex Adapter für Fuji-X) für Astrofotografie verwendet. Es ist, für seinen Preis, ok aber nicht berauschend.

    Allgemein habe ich den Eindruck, dass Farbfehler bei Fotoobjektiven nicht zu vermeiden sind. Diese Objektive sind für einen weiten Fokusbereich optimiert und nicht für möglichst kleine chromatische Abberation. "Echte" APOs sind da einfache eine andere Liga.


    Was ich festgestellt habe mit diesem Objektiv:

    - für die Skywatcher Star Adventurer grenzwertig. Es hat ein doch schon nennenswertes Massenträgheitsmoment und genug Angriffsfläche für Wind

    - Scharfstellen ist kritisch. Ich stell scharf (elektronische Lupe, Probeaufnahmen) und leg dann den AF Hebel auf AF, dann kann ich nicht aus Versehen den Fokus verstellen. Ich habe kein Verschieben des Fokus über die Zeit festgestellt

    - Keine Verzerrung

    - Farbfehler an den Rändern (Farbsäume an Sternen)

    - Abblenden auf f5.6 hilft


    Generell: Darks, Flats, etc. sind Pflicht. Wir bewegen uns hier in einem Bereich, in der geringste Sensor-Nichtlinearitäten sichtbar werden. Für "normale" Fotografie ist das irrelevant, hier aber schlagen Rauschen und unterschiedliche Schwarzpunkte der Pixel gnadenlos zu, da die dunklen Bereiche bei der Weiterverarbeitung gestreckt werden. Da kämpfe ich auch noch, um einen wiederholbaren Workflow zu finden. Bisher war die Belichtungszeit fast immer zu kurz und schwache Signale dementsprechend im Grumpelmumpf versunken.


    So schlecht ist das Bild von Astropaps also gar nicht. Da hatte ich schon (gut im Bild-Tresor des Grauens versteckte) Resultate ;)



    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert, hallo alle anderen,


    herzlichen Dank Robert für Deine Nachricht und schön zu hören, dass Du auch schon dieses Objektiv für die Astrofotografie benutzt hast. Genau was Du sagst trifft bei mir auch zu: scharfstellen mit wirklich vielen Probeaufnahmen und auch die Farbsäume; diese sind je nach Objekt/Ausrichtung/Fokuslage immer irgendwie unterschiedlich, zumindest bei mir. Abblenden werde ich nächstes Mal versuchen, ich wollte bislang halt immer soviel Licht sammeln wie es irgendwie geht... Und ja, ein echter, guter APO wäre toll - bislang muss halt dieses Tele herhalten, etwas anderes habe ich nicht. Und für den Star Adventurer ist es wirklich grenzwertig, ich habe meist so ca. 20% Ausschuss durch Nachführungenauigkeiten, da kann ich mir beim Einnorden Mühe geben wie ich will. Diesbezüglich möchte ich jetzt erst einmal mit einer besseren Montierung und einem Guiding-System "upgraden", die später dann auch eine bessere Optik tragen kann.


    Kalibirierungsbilder mache ich eigentlich immer - sind in der Tat Pflicht, das sehe ich auch so.


    Nochmal kurz zum Bild: ich war mit meiner Version von gestern Abend noch nicht zufrieden (sollte doch immer erstmal eine Nacht darüber schlafen ;) :( zu blaustichig und vermutlich auch noch Restgradienten. Daher hab ich nochmal kurz weitergebastelt und erlaube mir, diese aktuelle Version auch nochmals hochzuladen. Die grundsätzliche Problematik bleibt natürlich, aber ich find´s zumindest ausgewogener. Dann höre ich aber auf, hier weitere Entwicklungen von unzureichenden Daten hochzuladen, versprochen!


    Nochmals vielen Dank Euch allen, das hier war bzw. ist sehr lehrreich für mich!


    LG, Matthias



  • Hallo Matthias,


    Habe es gestern Abend auch noch versucht, die mit Siril und Photoshop zu bearbeiten. So ein identisches Aussehen wie dein Bild in dem letzten Beitrag habe ich auch erzielt. Nur in Siril scheitert die photometrische Farbkalibrierung. Was mir auffällt, ist das die Nebelstrukturen nicht so hin bekomme wie im Bild von Jochen. Denke mal das hängt auch zusammen, das hier andere Filter und eine Kamera verwendet wurde. Statis hat hier auch die photometrische Farbkalibrierung durch geführt, weiß nur nicht was er als Objekt dort angegeben hat, dass die dann auch klappt.

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
    :telescope: 150/750 mm Skywatcher Newton | :camera: Canon EOS 600d, Canon R7 + 14 mm Walimex, 24 mm Weitwinkel, 80 - 300 mm Tele, 16 - 55 mm Zoomobjektiv | Skywatcher Montierung HEQ-5 Pro SynScan GoTo

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    Gruß Manfred

  • Hallo Manfred,


    Dir auch vielen Dank für Deine Mühe! Und sehr erfreulich zu hören, dass Du zu einem vergleichbaren Ergebnis kommst. Zusammen mit den Bearbeitungen von Stathis und Seraphin zeigt mir das, dass ich beim letzten Versuch nicht völlig daneben gelegen habe was die Bearbeitung betrifft (auch bei sehr dünnem Signal). Das tut gut! :)


    Die Bilder von Jochen sind um Klassen besser. Für diese tollen Nebelstrukturen ist mein Rohmaterial einfach nicht ergiebig genug, wie sich hier gezeigt hat. Ggfs. kann das Sammeln weiterer Belichtungszeit noch etwas Verbesserung bewirken, aber meine "Basic-Ausrüstung" setzt dem Ganzen sicherlich zusätzlich klare Grenzen. Nichtsdestotrotz, ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich dieses "Provozieren von Artefakten" dank Eurer Hilfe besser zu verstehen beginne.


    In SiriL hatte ich auch häufig Probleme mit der photometrischen Farbkalibrierung. In PI klappt das bei mir besser, aber auch längst nicht immer direkt. Die PCC in PI erwartet eine "astrometrische Lösung", die dem Bild zugeordnet ist (dann läuft die PCC durch). Hierfür gibt´s ein Script ("Image Solver"), welches diese astronomische Lösung bereitstellen soll. Das klappt bei mir häufig, aber nicht immer. Bei Problemfällen hilft es, ein gestrecktes .jpg des PI-Bearbeitungsstandes bei astrometry.net hochzuladen. Dort wird dann u.a. eine FITS-Datei erstellt, die die ermittelte astrometrische Lösung beinhaltet. Diese lade ich runter und importiere sie in PI. Den FITS-Header dieser FITS-Datei kann man dann in PI wieder auf sein eigenes Bild übertragen (in PI heißt der Prozess "FitsHeader") - danach läuft der zuvor zickige "Image Solver" durch und anschließend auch die PCC. Ob es eine entsprechende Funktion bei SiriL gibt, weiß ich leider nicht, da müssen die SiriL-Fachleute ran :).


    LG, Matthias

  • hallo Matthias,


    Hatte schon gestern Abend in Siril die photometrischen Farbkalibrierung durchgeführt, aber es scheiterte. Warum weiß ich nicht. Aber heute habe ich es noch mal versucht, zuerst mal in Siril über Hintergrund Extraktion den Gradienten entfernt (eine neue Funktion ausprobiert, die ich noch nie angewendet hatte) verschwand dieser Gradient. Die weiteren Schritte weiter unten:


    - Bild in Siril öffnen, Hintergrund Extraktion - Stichproben pro Reihe 30 - Dithering hinzufügen Reiter angeklickt.

    - Anschließend sah das Bild viel besser aus. Man konnte nun schon Strukturen in den Nebeln erkennen

    - photometrischen Farbkalibrierung (NGC 2264) durch geführt, klappte dann auch. (Denke hier ist die Brennweite entscheidend, dass das funktioniert)

    - Grün Rauschen entfernen

    - Farbsättigung erhöht, Global und im roten Bereich

    - Asinh Transformation - Wert ca. 67


    als 16 Bit Tif-Datei gespeichert.


    In Photoshop:


    - geöffnet,

    - Gradationskurve - Arcsinh 30 angewandt

    - Tonwert Korrektur

    - Gradationskurve - Arcsinh 30 angewandt

    - Tonwert Korrektur

    - Gradationskurve - Arcsinh 30 angewandt

    - Tonwert Korrektur

    ....... soweit wiederholen, bis Ergebnis einen guten Eindruck erzielt.

    - Camera RAW Filter angewandt, (Kontrast, Weißabgleich, Tiefen, Lichter, Farbmischer)

    - Bild als 16 Bit Tif gespeichert,

    - Starnet ++ Sterne entfernt

    - Bild ohne Sterne in Photoshop geladen (Beide Bilder Separat laden)

    - Bild 1 (Bildberechnungen (Quelle: Starless.tif) Mischmodus: Subtrahieren, Scalieren und Versatz: jeweils 1)

    - Bild 1 nach Bildberechnungen in die Zwischenablage kopieren, oder speichern.

    - Bild 1 in der Datei Starless.tif einfügen (Ebenen) und den Mischmodus auf "Linear abw (add)

    - obere Ebene ausblenden

    - Ebene 1 (HIntergrund) duplizieren

    - duplizierte Ebene in Camera RAW Filter bearbeiten (mit verschiedenen Einstellungen, wie Helligkeit, Kontrast..... )

    - Nic Collection angewandt

    - Bearbeitung dieser Ebene kann noch in einem anderen Programm wie Rawtherapie oder sonstige weiter bearbeitet werden.




    Denke mal das ist noch mehr Spiel in der Bearbeitung möglich. Farblich gesehen, weiß ich nicht so das so passt, aber man muss das mit mehreren vergleichen.

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    Gruß Manfred

  • Hallo Manfred,


    Du hast Dir ja auch sehr viel Arbeit und Mühe mit meinen Daten gemacht! Wahnsinn und auch Dir vielen Dank! Auch für das detaillierte Beschreiben der Arbeitsschritte. Und schön, dass die photometrische Farbkalibrierung jetzt doch noch geklappt hat bei Dir.


    Es ist für mich sehr schön und spannend zu sehen, was ihr alle aus dem Rohstack herausholt. Und das mit doch teilweise deutlich unterschiedlichen Workflows und Software. Wenig Signal bleibt wenig Signal, aber ich kann das auch in zumindest einem Aspekt positiv interpretieren: das Wenige, was da ist, ist demnach aber höchstwahrscheinlich real, weil ihr findet das ja alle. Trotz fiesem Gradient, etc.


    Dein Ergebnis gefällt mir auch gut. Und ich finde es spannend, dass Du so viel mit der Arcsinh-Funktion machst. Diese nutze ich bislang nur höchst selten, vielleicht sollte ich mich auch einmal intensiver damit beschäftigen. Photoshop habe ich leider nicht, bei mir sind es Siril, Gimp, Affinity Photo oder eben PI inzwischen.


    Wenn es das Wetter zulässt, werde ich versuchen noch ein paar Stunden mehr Licht zu sammeln. Und dann mal sehen, was rauskommt.


    LG, Matthias

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