Liebes Astroforum,
ich möchte gerne den Bau meiner Rolldachsternwarte dokumentieren und somit wieder etwas an dieses Forum zurückgeben, da ich die meisten Tipps und Anregungen hier gefunden habe.
Teilweise werde ich tiefer auf Themen eingehen, bei denen ich mir lange den Kopf zerbrochen habe (Betonfundament, Säule, Rollmechanismus, Demontage Dach).
Auch werde ich sämtliche Kosten und Bezugsquellen veröffentlichen, sobald die Hütte fertig ist.
Den aktuellen Stand (Januar 2023) seht Ihr hier (die Hütte steht, das Dach rollt ab und ich kann beobachten ). Was noch fehlt ist der Boden und ein paar zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen.
Fundamente:
Zuerst wollte ich selber die Streifen- und Säulenfundamente graben und betonieren. Schnell habe ich aber als (IT)Bürohengst eingesehen, dass ich mir professionelle Hilfe holen werde. Ein ortsansässiger Garten- und Landschaftsbauer (GaLa), der auch noch eine Lehre zum Maurer gemacht hatte, half mir dabei.
Die Fundamente waren in 2 Std. ausgehoben.
Streifenfundamente: 40cm breit (weil das die schmalste Schaufel war 😊) und ca. 3,5m lang.
Säulenfundament: ca. 1,2m x 1m x 1m (TxBxL:
Betonieren:
Zuerst habe ich überlegt, selber den Beton zu mischen. Allerdings war es mir dann doch nicht wert, ca. 50-60 Säcke á 40kg zu schleppen und das ganze ohne Mischmaschine anzurühren. Daher habe ich fertigen Beton (c 25/30 lt. Rechnung) über den Galabauer besorgt, der auch sämtliches Gerät (Betonrüttler) dabei hatte, um das Ganze in 4 Std. zu erledigen. Der Beton hat dann zwar 800€ inkl. Anlieferung gekostet aber mein Rücken war dankbar. Der Galabauer hat für die beiden Streifenfundamente aus Holz (hatte ich noch übrig) eine passende Verschalung erstellt. Auch hat er mir direkt die beiden Fundamente glatt gezogen und in Waage für die Hütte gebracht (die Wiese ist leider nicht ganz gerade).
Das ganze ging dann so schnell, dass selbst das Säulenfundament und die Säule so schnell gefüllt war, dass ich mit dem Montierungsadapter doch ziemlich Stress hatte, weil der Beton nach ca. 1 Std. aushärtet. Die Säule und der Adapter mussten ja im Wasser und der Stahlpin auch nach Norden ausgerichtet sein. Also Adapter in den frischen Beton reingedrückt, mit einem analogen und Handykompass den Stift der Säule nach Norden ausgerichtet und immer wieder leicht an die Säule mit einem Hammer geschlagen, damit sich der Beton um die 5 Gewindestangen verteilt.
Im Ganzen waren es ca. 5-6 Tonnen Beton. Jeweils ca. 1t pro Streifenfundament und ca. 4t für das Säulenfundament.
Säule:
Als ich die Kosten für eine fertige Stahlsäule (ca. 1.000€) gesehen habe, habe ich mich (wie viele hier im Forum) für das klassische Abflussrohr entschieden (KG DN 250, 160€). Direkt mit einem Durchmesser von 25cm statt 20cm.
Es war aber gar nicht so einfach, das Rohr zu besorgen. Die „normalen“ Baumärkte kamen auf Durchmesser von max. 16cm und online wurde ich auch nicht fündig bzw. waren die Portokosten teurer als das Rohr. Bei einem Baumarkt (STARK), der spezielle Großkunden beliefert, wurde ich schließlich fündig. Allerdings nicht in 2m sondern 3m Länge. Was zwar unpraktisch beim Transport war aber später beim Planen des Fundaments mir den Vorteil brachte die Säule individuell zu kürzen (bei mir auf 2,3m (ca. 1,2m im Beton und 1,1m oberhalb). Damit der Beton sich gut vermischt, habe ich noch diverse 60mm Löcher in das Rohr gebohrt sowie ein 50mm Loch für das Leerrohr.
In die Säule habe ich eine Stahlkonstruktion eingelassen. 3 lange Stahlmatten, mit Draht verwickelt und mit so viel Abstand, dass die Montierung nicht anstößt.
Für die Zukunft (Strom, Netzwerk) habe ich ein Leerrohr (50mm Durchmesser, 50m lang) eingelassen. Allerdings war kein Zugseil im Rohr und auf 50m Länge habe ich keines einführen können. Die max. Länge waren 15m. Dann hat sich die Konstruktion (Nylonseil um einen Stein gewickelt,) verkantet. Kurzerhand wurde an dieser Stelle das Rohr durchtrennt, die 15m unter den Hüttenboden gelegt und die restlichen 35m gelagert. In einem späteren Projekt soll dann auch das gesamte Leerrohr vergraben und an die Hauselektrik angeschlossen werden.
D.h., dass ich bis dahin Strom per Kabeltrommel in die Hütte bringe. Netzwerk per WLAN.
Obwohl ich aktuell eine Skywatcher AZ EQ6 GT Montierung habe, habe ich mich für die Zukunft vorbereitet und direkt auch den Montierungsadapter (Fa. JD Astronomie) für die EQ8 beschafft (man weiß ja nie was noch so kommt ). Also Betonsäulenadapter EQ8, Zwischenadapter EQ6 und Abschlussplatte 25cm (gesamt: 359€):
Bewehrungskorb/Stahlkorb:
Zu diesem Thema habe ich mir viel angelesen. Hier gingen die Meinungen stark auseinander. Manche meinten, dass kein Stahl im Beton notwendig sei (selbst mein GaLa-bauer meinte das bei dem „kleinen“ Fundament), andere waren der Meinung, dass es unbedingt erforderlich sei. Ich habe mich dann für einen Bewehrungskorb entschieden. Ich hatte Glück, da ein Bekannter eine 3 x 3m Stahlmatte entsorgen wollte. Er hat mir diese kurzerhand nach meinen Wünschen auf Maß geflext. Da ich keine Ausrüstung zum Löten oder Schweißen habe, wurden die einzelnen Matten mit Draht stabilisiert. In der Mitte habe ich ein Loch gelassen, um das Abflussrohr reinzustellen. Die unterste Matte hatte kein Durchbruch, sodass das Rohr auf dieser stand, mit etwa 5cm Abstand zur Erde, damit der Beton sich gut verteilen konnte.
Gartenhaus/Blockbohlenhaus:
Dieses (Modell: VAASA, KH 28-017, 1.499€ (April 2022)) habe ich beim nächsten Baumarkt (Bauhaus) bereits im Frühjahr besorgt und anliefern lassen.
Es hat 2,4 x 2,4m Grundfläche. Die Bohlenwandstärke beträgt 28mm. Gesamtgewicht 450kg.
2 Tage hat die Montage gedauert. Natürlich war ein Regenschauer angekündigt, als wir anfingen die Dachbohlen draufzunageln. Mit den ersten Regentropfen und in der Dämmerung waren wir aber fertig.
Die Bretter haben wir vorher außen 2x mit Holzschutz (Bondex) gestrichen.
Zu einem richtigen Dach hat es auch noch nicht gereicht. Anfangs behelfsmäßig mit Folien, danach mit einer Dachpappe vom Dachdecker aus dem Ort (das hält jetzt, bis ich mir überlegt habe, was drauf kommt (Bitumen, Blech, …).
Laufschienen:
Ausgewählt habe ich den Schiebetorbeschlag SLID'UP 1600 mit Bodenlaufschiene 585 cm (3x 195 cm) für Tore bis 400 kg (über tuersystem shop) und pro Balkenseite jeweils 2 Rollen. Meine Frau war zunächst sehr skeptisch, dass ich das Dach mit einem Finger wegrollen wollte aber es läuft auf den Rollen tatsächlich so leicht. Die Laufschienen also mittig aufgeschraubt und die Rollen mit einem Stechbeutel etwas in die Balken eingelassen.
Rolldach:
Hier hatte ich keine detaillierte Hilfe gefunden, sondern nur vage Beschreibungen und Bilder. Also habe ich mir selber eine Konstruktion überlegt:
2x 6m (10x10cm) Balken um darauf das Dach rollen zu lassen.
2x 2,2m Balken um das Rolldach innerhalb der Hütte zu befestigen.
2x Balken um die 6m Balken zu stützen (diese beiden kleinen Fundamente habe ich dann selber betoniert).
Im Detail: Die 6m Balken habe ich auf die vorletzte Wandbohle „gelegt“ und auf der Hüttenvorderseite ca. 0,5m rausschauen lassen. Zur Abrollseite ca. 3,5m. In der Hütte selber habe ich die Balken mit jeweils 3x M10 Gewindestangen verschraubt.
Zuerst habe ich die 6m Balken montiert und danach die 2,2m „Dach“balken mit den Rollen auf die Laufschienen gelegt. So hatte ich automatisch den idealen Abstand. Danach wurden auch die beiden Balken, die das Dach tragen mit der Hüttenwand verschraubt:
Demontage Dach:
Dann ging es an den kniffligen Teil. Wie bekommt man das Dach getrennt? Auf den Seiten konnte ich mit der Stichsäge zwischen den 10x10cm Balken in der Bohlennut sägen, was weniger anstrengend war. Als ich dann einmal ringsherum durch war, hatte ich gehofft, dass das Dach schon rollt. Leider war der Spalt zu klein und das Gewicht des Daches (ich schätze 100kg) hat dann nochmal auf die Schienen gedrückt. Die Lösung war, den Spalt ordentlich deutlich zu verbreitern (ca. 1-2cm). Das erforderte stundenlanges sägen aber irgendwann hat sich das Dach bewegt und ich konnte es endlich tatsächlich 1m wegrollen! Dadurch hatte ich die Möglichkeit die abgesägten Bohlen mittels Stichsäge, Hobel und Schleifpapier so zu bearbeiten, dass nichts mehr im Wege war. Dann war es soweit. Das Dach ließ sich komplett und sehr leicht rollen:
Das Rolldach fährt in Richtung NW auf, sodass ich O und S optimal einsehen kann, bis ab SO die Häuser den Blick zum Horizont versperren.
Als Sturmsicherung habe ich folgendes aus dem Baumarkt gewählt:
Es sieht noch sehr nach Baustelle aus und die Witterung lässt derzeit zügiges Weiterarbeiten nicht zu.
Ich hoffe, dass ich einige Punkte so beschreiben konnte, dass auch Personen mit nicht so vielem handwerklichem Geschick (genau wie ich) ihre eigene Rolldachhütte bauen können. Es braucht einfach nur Zeit und an (fast) jedem Tag kann man wieder eine Kleinigkeit erledigen.
Vielen Dank fürs lesen.
Gerne gehe ich auf Details näher ein.
Viele Grüße
Andreas