Mono- und Farbchip am Auflösungslimit der Optik

Aufgrund unterschiedlicher Expertenmeinungen hier im Forum zur Brennweitenanpassung von Farbkameras mit Bayermaske habe ich kürzlich eine ZWO ASI178MC Farbkamera angeschafft und diese anhand eines Siemenssterns mit meiner seit einigen Jahren erfolgreich verwendeten Monochromkamera ASI178MM verglichen. Hier ist eine Gegenüberstellung der Ergebnisse:

Die Bilder wurden aus Videos mit jeweils ca. 300 Einzelbelichtungen in Autostakkert AS!3 mit 1,5x Drizzle gewonnen und in Fitswork mit dem interpolierenden dSinc-Algorithmus 2-fach nachvergrößert. Maßnahmen zur Kontrastverstärkung kamen nicht zur Anwendung. Beim Einatz der Kameras unmittelbar in der Fokalebene meines 10" f/5 Spiegels entspricht der Siemensstern einem Planetendurchmesser von ca. 37 Bogensekunden .

Der seit vielen Jahren immer wieder von Experten vorgebrachte Argwohn gegenüber meiner Feststellung, dass man mit Monochrom-Kameras bereits ab einer Brennweitenanpassung f/D = 2*p/µm das Auflösungsvermögen der Optik erreichen kann, ist für mich im Hinblick auf die hier gezeigten Ergebnisse der Farbkamera inzwischen durchaus nachvollziehbar.

CS Jan

Zitat von Captn Difool

nicht vergessen, das eine Farbkamera 2x2 Pixel für eine Auflösungseinheit braucht und eigentlich ein 2x Binning ist.

Anders als beim 2x Binning überlappen aber die 2x2 Pixelgruppen "RG" und "BG" mit einem zentralen Abstand von jeweils nur einem Pixel.

CS Jan

Zitat von Astro-BHO

Mich würde mal der Messaufbau interessieren, nur das Wackelbild sagt ja nicht viel aus.

Hallo Bernd,

die Kameras waren mit dem dazugehörigen 2,5 mm Fisheyeobjektiv ausgestattet und lagen jeweils mit ihrer Rückseite lose auf dem Tisch, die Siemenssternvorlage war in einem Abstand von ca. 50 cm darüber fixiert. Während der einzelnen Videoaufnahmen hat nichts gewackelt. Die GIF-Animation wackelt nur, weil die Kameras bei den Versuchen nicht immer genau an derselben Stelle auf dem Tisch lagen.

CS Jan

Zitat von m.haardt

Mit Drizzling verändert man allerdings sehr viel, so dass man weniger eine Aussage über die Kamera macht als eher über das Gesamtsystem inkl. EBV.

Hallo Michael,

das hatte ich inzwischen auch festgestellt und habe die oben gezeigte Animation jetzt auf der Basis von Einzelbildern aus den entsprechenden Videos erstellt:

Die Monochromkamera bietet hier schon eine erkennbar bessere Ortsauflösung als die Farbkamera. Bei der Farbversion ist es offensichtlich ratsam die gewonnenen Bilder und Videos monochrom und nicht im RGB-Format (Debayer) abzuspeichern.

Das Ergebnis des 6-Mp-Monochromchips wäre möglicherweise noch etwas günstiger ausgefallen bei Verwendung eines höher auflösenden Test-Objektivs. Das 2,5 mm Fisheye ist nur mit 3 Mp spezifiziert.

In dem Monochrombild der ASI178MM habe ich eine Strichmarke eingetragen, um die Auswirkung der für hiesige Bedingungen typischen Seeingsituation mit 2" FWHM an meinem 10" f/5 Spiegel anzudeuten. Mit Hilfe von Video und Stacken lässt sich ja glücklicherweise nicht nur das Seeing, sondern auch das Kameraraster weitgehend ausblenden ...

Dank & CS Jan

Zitat von Guntram

Autostakkert verwendet einen speziellen De-Bayer - Algorithmus, der nur dann ordentlich funktioniert, wenn die einzelnen Bilder ein wenig hin und her zappeln, was durch das Seeing zur Genüge gewährleistet wird.

Hallo Guntram,

danke für den wertvollen Hinweis !! Hatte mir im Hinblick auf die periodischen Artefakte in der zweiten GIF-Serie selbst schon Gedanken gemacht, wie ich die Kamera oder den Siemensstern in seitliche Zitterbewegungen versetzen kann ...

CS Jan