Collinder 70 - Zeichnung vom 17.01.2023

  • Liebe Sternfreunde,


    der Offene Sternhaufen Collinder 70 im Gürtel des Sternbildes Orion wurde hier im Forum zuletzt oft benannt, empfohlen, beschrieben und auch schon gezeichnet.


    Vor wenigen Nächten habe ich diesen schönen Haufen zu fortgeschrittener Stunde mit meinem 15x56 Fernglas bewundert und bin aus dem Staunen über so viele dicht zusammen stehende, glitzernde Diamanten nicht mehr heraus gekommen.

    Dabei wurde mir klar, das Ding will ich auch als Nächstes zeichnen.

    Vorgestern Nacht ergab sich dann gleich die nächste Gelegenheit. Beobachtet habe ich mit meinem 12x42, wie immer auf Stativ. Logisch, sonst macht Zeichnen nicht wirklich Freude.

    Anfangs - ohne Dunkeladaption - wollte sich allerdings nicht wieder der Zauber von der Nacht mit dem 15x56 Fernglas einstellen. Ich war fast schon enttäuscht und habe erstmal abgedreht und einige andere Objekte im Umfeld beobachtet.

    Nach einer halben Stunde dann nochmal ein Schwenk zu Collinder 70, jetzt mit ordentlich geweiteten Pupillen und gut 120 Millionen aktivierten Stäbchen auf der Netzhaut ... da war er wieder, dieser atemberaubende Anblick, viele schöne Sternketten, eine besonders auffällige, lange S-Kurve, die sich durch den Gürtel schlängelt und am östlichen Ende einen geraden Haken schlägt in Richtung des Gürtelsterns Alnitak. Zudem viele farbige Sonnen und ein besonders schöner, orangegelber Stern mit dem sperrigen Namen HD 36780 (4.5 mag, Spektralklasse K4 III). Aber was schwärme ich hier so lange, seht selbst:


    Ich wollte den Haufen gut in Szene setzen und möglichst viel Umfeld zeichnen. Irgendwann habe ich überrascht festgestellt, dass ich südlich vor dem Sternhaufen NGC 1981 angelangt bin und Messier 42 auch nicht mehr weit weg steht.

    Warum also nicht nach Seraphins Methode einfach immer weiter zeichnen :winking_face:

    Die Originalzeichnung hat 20 MB und wird hier leider herunter komprimiert auf 60 KB! Hoffentlich bekommt ihr trotzdem einen schönen Eindruck von dieser faszinierenden Region.


    Nach dieser Zeichnung habe ich dann eingepackt, die Okulare am Fernglas waren inzwischen beschlagen und mein Stativ mit einer feinen Eisschicht überzogen.


    So schön ist Fernglas-Beobachtung!


    Viele Grüße


    Rene

  • Hallo Rene,


    ein schöner Bericht mit einer tollen Zeichnung, den Orion haben wir alle schon x-mal angschaut, und jetzt plötzlich lernen wir, dass der Gürtel ein wunderbarer Sternhaufen ist.


    Ich war vorgestern auch draußen, leider mit etwas mehr Aufwand verbunden, ich schreib noch etwas dazu. Du hast einen fantastischen Himmel direkt vor der Nase :) , da ist das Zeichnen vielleicht einfacher ( so versuche ich mich rauszureden, dass ich fast nie zeichne...).


    beste Grüße


    Thomas

  • Hi König der SteRENEhaufen


    Wow, einfach nur Wow!!


    Eine wirklich perfekte Zeichnung dieser toller Region! Ein riesen Feld (wenns zeichnet dann zeichnets 😁) hast du da zu Papier gebracht und das in jedem Detail wunderschön!


    Unglaublich! Vielen Dank für zeigen!!!


    CS, Seraphin

  • Angeregt von diesem post:

    habe ich gestern Nacht Collinder 70 mit einem sehr guten 7x50 beobachtet. Es ist mE eine der schönsten Regionen am Himmel.

    Meine Sichtung entspricht ungefähr dem oberen Teil der wunderbaren Zeichnung in #1, ich hatte einen sehr dunklen Himmel bis dann Wolken mit Schneefall aufzogen...

  • ... da war er wieder, dieser atemberaubende Anblick, viele schöne Sternketten, eine besonders auffällige, lange S-Kurve, die sich durch den Gürtel schlängelt und am östlichen Ende einen geraden Haken schlägt in Richtung des Gürtelsterns Alnitak. Zudem viele farbige Sonnen und ein besonders schöner, orangegelber Stern mit dem sperrigen Namen HD 36780 (4.5 mag, Spektralklasse K4 III). Aber was schwärme ich hier so lange, seht selbst:


    Hallo Rene,


    nachdem ich mir deine schöne Zeichnung nochmal angeschaut habe ist mir erst die lange S-Kurve aufgefallen, beim Nächsten mal werde ich darauf achten! Was du sicherlich auch bemerkt hast, viele schöne Doppelsterne und Mehrfachsterne, z.B. Mintaka, $\delta $, oder $\Sigma $ 762


    Thomas

  • Hallo,


    Diese Sternkurven und die Ausdehnung von diesem Sternhaufen habe ich bisher nicht geachtet. Den Sternhaufen werde ich mir mit kleiner Optik, die ein großes Feld bietet, sicher noch einmal vornehmen.

    Danke für die Inspiration.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Boah =O

    dafür gibt's ein Fleißkärtchen mit Goldrand!

    Uwe

    "Hängst hier die ganze Zeit rum und wartest auf uns"

    Fünfhundertsechundsiebzig Milliarden Dreitausendfünfhundertneunundsiebzig Jahr", sagte Marvin. "Ich hab sie gezählt."...

    Die ersten zehn Millionen Jahr waren die schlimmsten...und die zweiten zehn Millionen Jahre waren auch die schlimmsten.

    Die dritten zehn Millionen Jahre haben mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Danach habe ich ein bisschen die Lust verloren"

    (D. Adams)

  • Dem schließe ich mich an. Das meistbesuchte DSO hat noch so viel Neues zu bieten.


    2 Fragen:

    Warum ist die Zeichnung so groß (20 Mb)? Ist das eine Bitmap? So viel enthält die doch nicht! Viel Schwarz, ein Buchstabe und einige Punkte :)

    Und wie kannst du solange durchs Fernglas gucken? Meine Objektive und Okulare beschlagen immer in Minuten.

    Und dann noch eine: Wie lange sitzt man an so einer Zeichnung?


    Gruß

    Stephan

  • Hallo zusammen,


    sehr schön, dass hier auch kurze Berichte soviel Anklang finden, vielen lieben Dank euch allen.


    Ja Gerd und Thomas, die Sternkette ist sehr auffällig, ich habe sie mal als S und die Fortsetzung eingezeichnet.

    Der besonders farbige tiefgelb bis orange wirkende Stern steht hier:

    Der andere hellere farbige Stern im Bild weiter rechts (westlich) kam mir nur hellgelb vor. Er war aber auch schön anzusehen. HD 36780 hatte es mir aber besonders angetan, er steht glasklar und ein wenig isoliert inmitten dieses Sterngetümmels.


    Thomas, Mintaka habe ich tatsächlich in der Nacht versucht zu trennen. Nur beim zeichnen habe ich dann nicht mehr drauf geachtet. Da tummeln sich in der Tat jede Mende lohnenswerte Doppelsterne ach für Ferngläser.


    Seraphin, schönes Wortspiel, ich habe ziemlich lange schmunzeln müssen.



    Stephan, das sind dreieinhalb Fragen :/ ;)

    1. Das liegt am Scannen, ich scanne meine Zeichnungen immer mit hoher Qualität. Komprimieren kommt später je nach Verwendungszweck.
    2. Keine Ahnung, bei mir dauert es meist eine bis eineinhalb Stunden, dann beschlagen meist zuerst die Okulare. Im Zweifelsfall habe ich immer ein Zweitfernglas dabei. 
    3. Für diese Zeichnung habe ich draußen bestimmt eine Stunde und drinnen nochmal 3 bis 4 Stunden Zeit investiert. Das klingt viel, aber wenn man bedenkt, mit wieviel Aufwand die Fotografen teilweise in eine ihrer Arbeiten stecken, dann relativiert sich das wieder.  

    Jörg, ich habe mir heute auch die Augen gerieben über das sich öffnende Fenster zum Beobachten und drücke dir fest die Daumen.


    Viele Grüße


    Rene

  • Nun, sehr schöne, gelungene Darstellung. Aufwendig, vermute ich mal.


    Hatte immer etwas Mühe mit dem ominösen S beim Gurt wo das genau sein soll, aber hier kann ich es endlich klar sehen. ;) Konnte es eben in meinem 7x42 freihändig nachvollziehen bei sehr guten Bedingungen. Recht klar und deutlich, auch wenn der untere Teil etwas undeutlicher ausfällt. Auch das V auf dem Kopf daneben war ansatzweise auszumachen. Der Orionnebel selbst war hier aber nur andeutungsweise erkennbar, jedenfalls weniger gut als in der Zeichnung. Bei NGC 1981 ist in der Tat einiges mitm Fernglas zu erkennen.


    Mitm Refraktor 88/498 bei 14x war die ganze Show dann natürlich viel besser zu sehen.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

    Einmal editiert, zuletzt von CHnuschti ()

  • Grüß dich CHNuschti,


    eine super Nachbeobachtung. Der südliche Bogen wird von einigen schwächeren Sternen gebildet, die in der Tat bei weniger Vergrößerung/Öffnung und handgehalten schwieriger sichtbar sind.

    Die ganze Show im Refraktor fehlt mir noch, bei mir wären es dann 76/570 und 18-fach bei 4,8° Gesichtsfeld.

    Ist dir dieser eine besonders intensiv farbige Stern auch aufgefallen?


    Beste Grüße


    Rene

  • Ist dir dieser eine besonders intensiv farbige Stern auch aufgefallen?

    Ne eigentlich nicht, hatte mich aber gefragt und nachgesehen, HD 36780 hat 5.9m und Farbe B-V +1.54 orangerot. Wohl nicht darauf geachtet. Aber da ich die Doppelsterne im Orion gerade durchgehe, der rechts daneben ist 31 ori (CI ori), hat ein Schwächling in nur 13" Nähe, der gerade so wie pulsierend durchdrückt im Gerät oben. In 83x, 50x auch klar zu sehen bei Kenntnis der Lage. Ist heller, 4.7m und Farbe B-V +1.57 orangerot, also praktisch gleich, aber deutlicher da heller. Hat es mir von der Farbe her recht angetan, schon im Sucher 8x50 klar als solcher oranger auszumachen, für gewöhnlich schauts im Okular dann noch besser bzw. intensiver von der Farbe her aus, war hier auch so.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

  • Hallo CHnuschti,


    gut, dass du auch mal geschaut hast. Für HD 36780 hatte ich bei Cartes du Ciel nach den Werten geschaut und an der falschen Stelle gespickt, er hat tatsächlich nur 5.9 mag visuelle Helligkeit. In 12x42 FG war seine Farbe deutlich intensiver als die von 31 Ori.

    31 Ori (STF 725) habe ich mir jetzt auch mal für meinen 3"er markiert. Bei dem Helligkeitsunterschied zwischen habe ich mit meinen größeren Ferngläsern trotz 13" Abstand vermutlich keine Chance. Aber der Farbvergleich der beiden Sterne im Refraktor interessiert mich jetzt brennend.


    Beste Grüße


    Rene

  • Servus René,


    aufgrund einer berufsbedingten kurzen Forenpause nachträglich mein Kompliment zur Zeichnung. Collinder 70 sieht einfach toll aus, aber gleich sooo viel Umgebung dazu zu zeichnen... Stark!


    Noch ein Funfact zu Collinder 70. Dieser Offene Sternhaufen enthält ausgesprochen viele Braune Zwerge. Er ist nah genug, um diese mit Profiequipment nachzuweisen. Die Anzahl ist aber auffallend groß. Finde ich sehr interessant. Soehe z.B. hier: https://arxiv.org/pdf/0804.2184.pdf

    Ein älteres Paper darüber aus dem Jahr 2008: https://ui.adsabs.harvard.edu/…5AN....326.1028P/abstract (ist aber nicht frei als pdf lesbar)


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • In 12x42 FG war seine Farbe deutlich intensiver als die von 31 Ori.

    Konnte heute nochmals draufhalten. Mitm FG 7x42 freihändig. Meine immer noch, oben rechts aussen aufm Foto, dass der 31 ori schon da eindeutig klar als orange zu erkennen ist. Der andere weiter innen, obiger HD AKA HR 1874 lässt sich auch als solcher oranger "bestätigen", aber wohl erst bei Vorkenntnis. Finde doch gar weniger erkennbar als 31 ori.

    Mitm Refraktor 88/498 allerdings dann beide sehr gut als orangene auszumachen, auch in kleinster Vergrösserung.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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  • Besten Dank Christoph, auch für deine ergänzenden Informationen.


    CHnuschti, vielleicht ist mir im FG zugute gekommen, dass ich auf Stativ beobachtet habe. Der Stern HR 1874 (HD 36780) ist ja sonst sehr unscheinbar und der Farbeindruck wird hier bei freihändiger Beobachtung nur mit viel Konzentration deutlich.


    Juhu Jörg, jetzt gehörst du auch zur langsam größer werdenden Action-Grip-Fraktion. Das lese ich gerne, dass dir das ruhigere Bild sehr zusagt. Neben den Details gewinnt man auch gut 1 bis 1.5 mag Grenzgröße bei stativgebundener Beobachtung. Es lohnt sich. du kannst ja bei Gelegenheit mal berichten, wenn du länger das Vergnügen hattest ...


    Beste Grüße


    Rene

  • Gestern am frühen Abend vor Aufgang den Mondes hab ich 3h im Garten verbracht und dabei eigentlich nur 2 Objekte mit dem 10x42 FG beobachtet. Eines waren die Sterngruppen um die Gürtelsterne des Orion und das zweite Objekt waren die Plejaden. Jetzt weiß ich auch, daß ich die Plejaden bisher immer mit zuviel Brennweite beobachtet hab. Mit dem Fernglas auf Stativ erschließt sich dann auch das sternreiche Umfeld von M45.

    Natürlich hab ich auch mal kurz auf "den" Kometen draufgehalten, Ich meine indirekt auch den aufgeblähten Schweif gesehen zu haben, sicher bin ich mir aber nicht. Dazu ist der Himmel im Berliner Speckgürtel zu beleuchtet.

    Ich freu mich auf die nächste Wolkenlücke.


    Viele Grüße!

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