Hallo Freunde der binokularen Beobachtung,
vor fast zwei Jahrzehnten habe ich mein Zeiss-Binokular 80/500 mit fest verbauten 20x/40x-Okularen verkauft. Das war zwar im terrestrischen Einsatz richtig zeiss, aber wegen des geradsichtigen Einblicks am Himmel nicht zu gebrauchen. Ersatz kam in Form eines 90°Miyauchis 100 RBF, und seitdem verbindet mich eine Art Hassliebe mit dem Teil. Ich habe viel daran und drumherum modifiziert, aber restlos zufrieden wurde ich nie. Warum? Hier mal die Pros und Cons…
Pro
1. Keine Frage, die Fluorit-Objektive 100/500 sind richtig gut. Excellente Schärfe, keine sichtbare CA und eine Farbwiedergabe, die beispielhaft ist.
2. Sehr kompakte Ganzmetall-Konstruktion, noch recht handlich und in Sachen Stativ und Montierung anspruchslos, zumindest im Vergleich zu meinem 120er SD-Bino.
Cons
1. Der entscheidende Nachteil des Miyauchi sind seine schlechten, ich wiederhole schlechten (!) Okulare. Keine Ahnung, welcher Teufel die Japaner geritten hat, diesem an sich wunderbaren Instrument derartigen Schrott beizugeben. Die 20x habe ich gleich beim Kauf (noch bei Martin Birkmeier) abgelehnt. Die 26x und 37x sind etwas besser, aber so lausig zentriert, dass sie am bestens kollimierten Gerät nur unter definierten Bedingungen deckungsgleiche Bilder liefern. Das heißt, ich darf das rechte und das linke Okular nicht vertauschen und muss sie so lange drehen, bis meine durch Probieren festgelegten Marierungen mit denen an den Fokussierern übereinstimmen. Außerdem passen diese Okulare überhaupt nicht zu f/5. Die Schärfe in der Mitte des Sehfeldes ist extrem einblicksabhängig und der Schärfeabfall zum Rand ist auf mittlerem Feldstecherniveau.
2. Es lassen sich keine 1,25“-Okulare einstecken.
3. Die Okulare …
4. Ach, diese OKULARE…
So, genug gejammert. Was hab ich nun modifiziert?
1. Die f/5-Schwäche der Originalokulare lässt sich deutlich unterdrücken, wenn die Objektive auf 70mm abgeblendet werden. Das lohnt sich insbesondere für Sonne und Mond. Also wurden entsprechende Sonnenfilter und Blenden gedreht. Damit sind die Bilder fast auf Teleskopniveau.
2. Ich habe alle möglichen Okulare probiert und herausgefunden, dass die TV Plössl 25mm in die Okularaufnahmen passen, wenn ihre 1,25“-Hülsen abgeschraubt werden. Ein Velourstreifen gleicht den etwas zu kleinen Durchmesser aus. Für die richtige Fokuslage sorgen gedrehte Endstücke in zwei Versionen. Die kürzeren können 1,25“ Filter aufnehmen. Die Plössl liefern 20x bei randscharfem Bild, und es ist völlig egal, wie sie eingesteckt werden, die Bilder sind immer deckungsgleich. Wenn f/5 sogar mit Plössl funktioniert, zeigt das erneut, was für Schrott die Originalokulare sind.
3. Sucher: Alternativ können ein TV Starbeam oder ein grüner Lasersucher verwendet werden. Der Starbeam hat eine auf den linken Tubus geklebte Halterung, der Laser wird von O-Ringen im Griffrohr fixiert.
4. Stativ und Montierung: Berlebach mit Kurbelsäule und ICS-Einarmmontierung. Da gab es nie was zu meckern. Funktioniert klaglos und ist noch gut transportabel. Die Montierung bleibt permanent am Bino.
5. Koffer: Vor 20 Jahren war auch bei Premiumgeräten wie dem Fluorit-Miyauchi kein Koffer im Lieferumfang. Deshalb hab ich einen bei Marstaller machen lassen. Sein PE-Einsatz ist genau auf mein Zubehör abgestimmt.
Wünsche und Ziele:
Versuche mit den TV Panoptic 24mm haben mir im Nahbereich Bilder geliefert, die wirklich atemberaubend waren. Scharf bis zum Rand und subjektiv weiter als die 68°, die für dieses Okular auf dem Papier stehen. Leider ging es nur mit lose aufgesetzten Okularen und nicht im Unendlichen.
Vor Jahren war im Netz noch das Angebot eines Franzosen zu finden, die 24er Pan für das Miyauchi passend zu machen. Außerdem gibt es in den USA verschiedene Okularangebote für das Miyauchi. – Hat jemand von Euch etwas davon versucht und kann Erfahrungen beisteuern?
So, nun noch ein paar Illustrationen:
CS, Jörg