Was machen echte Nerds am ersten Weihnachtsfeiertag? Sie schnappen ihre Teleskope und fahren raus, suchen die Dunkelheit und lassen sich durch die Welt der Sterne faszinieren. Manchmal werden einem dabei Steine in den Weg gelegt und manche Steine legt man sich selbst in den Weg, aber dazu später.
Nach üppigem Weihnachtsschmaus ging‘s von Dießen-Dettenschwang ab nach Murnau, um René nebst seinem Norberts 16-Zöller Dobson (den er dankenswerterweise auch ohne seine Anwesenheit an René ausleiht) abzuholen. Mein Plan war, neben dem Spechteln am Dobson entweder zu fotografieren (also mit meinem 8-Zöller RC) oder per Goto diesen als Aufsuchhilfe zu verwenden. Da dank Weihnachtsbeleuchtungen Renés Gartensternwarte im Moment suboptimal ist und sein Dobson gerne mal die dunkle Welt der abgelegenen Orte kennenlernen wollte, habe ich mit meinem Auto Tetris gespielt: Zwei Stative (eins für den 8-Zöller, eins für mein Fernglas), Beistelltisch, Stuhl, Montierung, Teleskop, Korb mit Zubehör plus Dobson nebst Zubehör passgenau so eingepackt, dass René noch auf dem Beifahrersitz Platz nehmen konnte. Gut, das Stativ für meinen RC musste er dann mit zwischen die Füße stellen, aber besser schlecht gefahren als gut gelaufen ;-).
René hat sich als Ortskundiger ein sehr abgelegenes Eck oberhalb des Riegsees ausgesucht. Wir starteten bei René daheim bei angenehmen 8,5°C, um das Thermometer immer weiter fallen zu sehen, während wir zu seinem Platz fuhren. Schließlich zeigte es 0°C an, dann -0,5°C und dazu passend bildete sich ein netter bodennaher Kältenebel. Der Nebel war so dicht und es war so richtig klamm-nass, dass wir direkt umkehren mussten. Also weiter auf der Suche nach einem Spechtelplatz aus dem Kaltluftloch raus weiter in die Höhe… Gefühlt nur 1 km weit weg war es dann wieder 6°C warm und die Luft war so richtig trocken. Man sah die Lichter von Ohlstadt und ein Bisserl von Murnau, Garmisch war aber vom Estergebirge verdeckt – kurzum: hier blieben wir.
Und begrüßte ein sternenklarer Himmel mit leichten Wölkchen im Norden. In aller Ruhe bauten wir beide auf, bis René feststellte, dass sein Okularkoffer fehlt. Der lag noch brav daheim. Null Problemo, dachten wir. René nahm mein Auto und fuhr nochmal heim, denn ich musste eh erst noch einnorden, dann das drei-Sterne-Alignment machen und justieren. Das dauert eh.
Schräg war, dass meine Handsteuerbox anzeigte, es sei der 26.12.2022 und 3 Uhr irgendwas in der Früh. Bei den Settings stellte sich heraus, dass UT + 480 Minuten eingestellt war. Sehr schräg. Das letzte Mal hatte ich die Handsteuerbox bei -16°C genutzt und sie war da irgendwie sehr langsam… vielleicht hat sie da irgendwie was falsch gespeichert. Ich hoffe jedenfalls auf keinen Defekt.
Wie auch immer, Zeit neu definiert (UT plus 1 h ohne Sommerzeit), noch daran gedacht, den Laptop aus dem Auto zu laden, bevor René losfährt und dann diesen hochgefahren und an die Monti angesteckt… und siehe da, das Einnorden ging nicht. Der Polarstern war weg, nur noch Wolken. In gefühlt fünf Minuten hat es komplett zugezogen (real eher 20 Minuten, aber immerhin). Laut Wolkenradar sollte es aber nach einer halben Stunde wieder klar werden. Als René mit dem Okularkoffer zurück war, ging immer noch nichts. Um es abzukürzen: später wurde es wirklich wieder klar, aber es blieb der Wurm drinnen. Das drei-Sterne-Alignment meinte, ich hätte 6° Fehler (Fehler beim Einnorden, weil das Platesolving durch Wolkenlücken unsauber war? War ich da zu ungeduldig?). Da ich seit knapp einem Jahr keinen Sucher mehr habe, nachdem ich meinen Telrad geschrottet habe, und diesen auch nie gebraucht hatte, weil nach dem Einnorden das Alignment auch so sauber lief und das GoTo dann immer genau genug war, ging da jetzt alles schief. Ich hätte nochmal von vorne mit Geduld einnorden sollen, nochmal Alignieren, dann ein paar Objekte einstellen, um das GoTo noch genauer zu machen – aber ohne Sucher/Telrad? Witzigerweise war zumindest die Justierung stabil geblieben (trotz Fahrt über Forstwege in der Nacht). René bewunderte bereits den Orionnebel im Dobson. Also Abbruch meinerseits, keine Fotos nebenher. Ich ließ meinen 8-Zöller in Ruhe und wir spechtelten gemeinsam bzw. abwechselnd im Dobson. Als Zweitgerät habe ich dann mein Fernglas genutzt (Pentax S-series WP 8 × 42). Aber hätte ich das vorher gewusst, hätte ich das Auto nicht so voll laden müssen.
Genug der Vorrede, auf zu den Beobachtungen! Der Himmel war leider noch etwas suboptimal, die Milchstraße zwar zu sehen, aber es war etwas diesig, die Grenzgröße unter 6m0. Aber 16 Zoll sind 16 Zoll. Also erstmal zum aktuellen Objekt des Monats (NGC 185 & NGC 147).
NGC 185 war recht deutlich zu erkennen, aber nicht wirklich hell. Keine Chance, die Dunkelwolke zu erkennen und der stellare Kern war auch Fehlanzeige. Diese Zwerggalaxie hatte ich mit meinem 8-Zöller kräftiger in Erinnerung (habe die Details aber natürlich auch nicht sehen können). Das zeigt, wie sehr sie von einem wirklich klaren, dunklen Himmelshintergrund abhängt. NGC 147 war sogar an der Grenze der Erkennbarkeit. Vielleicht waren wir auch noch etwas zu ungeduldig und die Augen noch nicht gut genug adaptiert. Ich schiebe es aber auf die äußeren Umstände. Mit bloßem Auge war der Andromedanebel natürlich sichtbar, aber nicht wirklich deutlich. Kenne ich ganz anders. Insofern ist die Sichtung der beiden Zwerge gar nicht so übel, wenn man eben die Begleitumstände mit einbezieht.
Um ein Bisserl mehr Grau zu sehen, haben wir dann schnell M 31 / M 32 / M 110 bewundert. Schön zu sehen, dass diese beiden Begleiter des Andromedanebels deutlicher und heller als NGC 185 / NGC 147 sind. Jedenfalls haben wir so an dem Abend vier Satellitengalaxien von M 31 bewundern können. Um Details aus dem Andromedanebel herauszuarbeiten, war der Himmel aber zu diesig – lohnte sich nicht. In Richtung Süden sah es aber deutlich besser aus (himmelstechnisch).
Also nächstes Sightseeingobjekt: M 1, der Krebsnebel. In Kurzform, denn er ist ja hinlänglich bekannt: hell, groß, etwas ausgefranst am Rand. Gute Sichtbedingungen, also kann man jetzt „ernsthaft“ an schwierigere Objekte herangehen…
NGC 1514 – ich wollte ihn ja eigentlich mit 8 Zoll angehen („Herausforderung angenommen“ hatte ich in einem früheren Thema geschrieben – kommt noch…), aber wenn man 16 Zoll zur Verfügung hat… Der Taunebel machte seinem Namen erstmal alle Ehre. Um den viel zu hellen Zentralstern (der nicht der Erzeuger des Nebels ist, denn der kreist auf einer sehr engen Bahn um seinen helleren Bruder) erkennt man zunächst einen minimalen Hof (22mm-Okular, ca. 70×). Da der PN sehr groß ist, muss man gar nicht extrem vergrößern. Im 11mm-Okular und mit OIII-Filter ist er auffallend hell und wirklich groß – die 2,2‘ Durchmesser sind hier hilfreich beim Ansehen. Mit 10m9 ist es zudem ein recht heller PN, der aber von dem 9m3 hellen Stern in der Nebelmitte doch sehr stark überstrahlt wird. Im 7 mm-Okular mit OIII-Filter war der Anblick dann sehr interessant. Indirekt betrachtet ist der Nebel jetzt sehr auffällig und hell, wirkt etwas inhomogen und um den Zentralstern wirkt er dunkler. Sieht man sich dann etwas ein und versucht immer wieder, indirekt betrachtet Strukturen wahrzunehmen, fallen drei dunklere Bereiche auf, von denen einer größer als die anderen sind. Zwischen den drei dunkleren Bereichen erkennt man hellere Stege. Der dunkle Ring um den Zentralstern wird durch diese helleren „Stege“ unterbrochen. Die drei dunklen Gebiete bleiben immer gut erkennbar und nach längerem Einsehen in den Nebel kam noch ein vierter, dunkler Bereich zum Vorschein, der etwas versetzt zu sehen war.
(Norden ist oben, Osten ist links)
Die Skizze habe ich am Folgetag aus dem Gedächtnis heraus gezeichnet. Die beiden Feldsterne Sterne habe ich passend dazu nach Karte platziert – sie waren selbstredend hell und deutlich zu sehen. Weitere Sterne, die erkennbar waren, habe ich weggelassen, da ich ihre Positionen nicht mehr aus dem Gedächtnis reproduzieren kann und sie ohnehin keine Rolle spielen. Der Name Kristallkugelnebel ist visuell nicht nachvollziehbar, wohl aber auf Fotografien (finde ich). Visuell passt der Name Taunebel, wenn man ohne OIII-Filter diesen PN aufsucht. Mit OIII-Filter wird er aber sehr auffällig und wirkt nicht mehr wie ein taubedingter Hof um den Zentralstern, sondern zeigt immer mehr an Strukturen. Mit passender Öffnung sehr lohnenswert.
Nachdem dieses nicht so einfache Objekt ausgiebig analysiert wurde, haben wir uns an einen kleinen Sternhaufen nahe bei Betelgeuze heranwagen wollen: Berkeley 22.
Berkeley 22 ist von uns aus 19.200 Lichtjahre entfernt und wird zudem von den Gas- und Staubwolken im Orion abgedunkelt. Wir müssen also durch den Orionarm, durch den Perseusarm und auch durch den noch weiter draußen liegenden Äußeren Arm („Outer Arm“) hindurch schauen, um ihn am äußeren Rand des Äußeren Arms sehen zu können! Mit 2,5 Milliarden Jahren Alter ist er zudem ein Methusalem und die hellen, heißen Hauptreihensterne sind alle bereits verschwunden. Insgesamt also ein sehr schwieriges Objekt, mit 16 Zoll sollte es aber machbar sein. Der hellste Einzelstern ist mit 13m5 gut sichtbar, einige weitere Sterne liegen zwischen 15 mag und 16 mag. Zudem liegt der Nebel in einem kleinen Sterndreieck, dessen eines Eck durch einen (optischen) Doppelstern auffällt. Sollte also eigentlich machbar sein. Ein entsprechendes Sternendreieck haben wir schnell finden können und ein recht auffälliger, aber insgesamt schwacher Stern an passender Position war gleich gefunden. Aber sonst? Erstmal wenig bis nichts. Ab 200× wird der Hintergrund etwas grieselig, es blitzen ab und an Sterne auf. 400 × war aber wieder zu viel, da war das Fokussieren schwierig. Dann zurück auf 250× und, und… ja? Nein? Doch? Das müsste er doch sein?! Später daheim nochmal auf Wikisky nachsehend kommen mir dann doch Zweifel. Da sind zwei Sterndreiecke und beide haben einen (optischen) Doppelstern im passenden Eck:
(Fotos von Wikisky.org / SDSS, farbige Markierungen von mir eingefügt)
Mit einer Detailkarte wäre anhand des Winkels des Doppelsterns klar, welches Dreieck richtig ist. Die Idee mit Be 22 kam aber spontan. Mein Fazit: wir haben die Feldsterne im falschen Dreieck als Sternhaufen missinterpretiert. Wenn man jetzt aber weiß, wo genau man suchen muss, dann sollte er bei einer Wiederholung mit dem 16-Zöller gut zu knacken sein. Er steht ja relativ hoch, knapp nordöstlich von Betelgeuze und ist damit immer leicht zu finden. Mit meinem 8-Zöller kann ich es natürlich vergessen, es sei denn, ich fotografiere ihn (steht jetzt auf meiner Bucket-List).
Wer Näheres über Be 22 erfahren will, kann hier ein sehr interessantes Paper über ihn finden: https://academic.oup.com/mnras/article/359/3/966/983081
Be 22 ist ca. 44.000 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt und daher, obwohl innerhalb der Milchstraßenebene, ziemlich von Gezeitenkräften verschont und konnte daher so alt werden. Da bei Offenen Sternhaufen aber immer Sterne „verdunsten“, verlieren diese immer weitere Sterne. In seiner Jugend muss er sehr sternreich gewesen sein. Mit 2 × 2 Bogenminuten ist er scheinbar sehr klein. Moderne Messungen zeigen aber, dass seine Mitgliedssterne (oder ehemalige Mitglieder?) sich in einem Umkreis von 30 Bogenminuten finden lassen. Er ist also schon sehr stark zerzaust worden und man sieht nur noch die selbst jetzt noch dicht gepackten Sterne des Zentrums des Haufens. Die spannenden Fakten rund um diesen Methusalem machen ihn für mich noch interessanter als er eh schon ist. Ich hoffe, dass es wieder eine Gelegenheit geben wird, ihn mit 16 Zoll aufzusuchen (und diesmal richtig).
Wenn man schon bei Betelgeuze ist, kann man auch schnell noch Collinder 74 aufsuchen. Dieser für einen Collinder-Haufen sehr kleine Sternhaufen befindet sich westlich von Betelgeuze. Seine hellsten Sterne liegen zwischen 11m9 und 12m5 und im Hintergrund sind einige ab 13m0 (bis runter auf 16 oder 17 mag). Eine nette Abwechslung nach dem langen Suchen von Be 22.
Und noch etwas westnordwestlich ist der Planetarische Nebel NGC 2022 zu finden. Der Name passt auf das zu Ende gehende Kalenderjahr. Also musste er angesehen werden. Auch hier sind wir einfach nach Sternatlas vorgegangen, ohne zu wissen, wie er aussieht. Er war recht einfach zu finden und steht östlich von Collinder 69 (dem Lamda-Orionis-Haufen). Im Vergleich zu NGC 1514 erkennt man wenig an Strukturen. Der Zentralstern ist mit 15m9 zu schwach, um sich gegen den 11m6 hellen Nebel durchzusetzen (Wikipedia gibt 7m2 für den Zentralstern an, was aber definitiv falsch ist). Der OIII-Filter hat keinen Zugewinn gebracht, also haben wir weiter ohne ihn beobachtet. René meinte bei ca. 400×, dass er in der Nebelmitte die Scheibe etwas dunkler sieht. Das konnte ich reproduzieren, aber nur bei direktem Sehen. Daher vermute ich, dass das nur die Abdunklung durch die hier weniger empfindliche Netzhaut ist, denn indirekt betrachtet war der Nebel dann auch im Zentrum recht hell. Mir ist nach längerem Einsehen in das Objekt aber aufgefallen, dass er eine schwächere, äußere Hülle hat, was dem entspricht, was ich im Nachhinein auf Fotos gesehen habe. Er erschien mir auch etwas oval zu sein, nicht kreisrund. Auf alle Fälle ein gutes Ziel zum Fotografieren (ist vorgemerkt, wie so viele andere Ziele auch).
Jetzt waren wir schon etwas erschöpft vom vielen Analysieren und Herauskitzeln von Details… aber wenn man schon mit 16 Zoll im Orion unterwegs ist, dann kann man ja auch noch NGC 1999 mitnehmen, den Schlüssellochnebel.
NGC 1999 steht ca. 1,5° südlich vom Orionnebel und ist daher recht einfach zu finden (mit Sternkarte für die detaillierte Lage). René hatte ihn sehr schnell ausfindig gemacht und schon im 22mm-Okular erschien der Nebel um den variablen Stern V380 Orionis auf. Dieser schwankt unregelmäßig zwischen 8m2 und 11m1 und gehört zur Klasse der UX Orionis-Sterne, die eigentlich besser als „young stellar objects“ zu bezeichnen sind (vgl.: https://www.aavso.org/vsx/inde…view=detail.top&oid=23443). Da V380 Ori im Reflexionsnebel etwas unterging, denke ich, dass er gerade eher lichtschwächer war. Aber wir haben eh mehr auf den Nebel als auf den Stern geachtet. Man muss schon deutlich hochvergrößern, dann erkennt man einen deutlichen, kleinen, dunklen Bereich, der sich an den Stern anschmiegt. Die Dunkelwolke erscheint am einen Ende dicker und dünnt dann aus, dabei sieht es etwas gebogen aus. Die Form war schwer zu fassen, da man immer indirekt beobachten musste. Das Schlüsselloch fällt auf Fotos viel klarer als solches auf. Der Knubbel nahe des Sterns war nicht aufzulösen, weshalb die Dunkelwolke eher wie ein klassisches Komma aussah. Man muss auch sehr hochvergrößern. Wir waren so bei 460×
Jetzt war nur noch etwas Sight Seeing auf dem Programm:
NGC 2362 (Tau-CMa-Haufen), einer der schönsten Offenen Sternhaufen überhaupt, finde ich. Tau CMa ist ein Blauer Riese, der zu dem 5000 Lichtjahre entfernten Sternhaufen gehört und die anderen Mitglieder überstrahlt. Vergrößert man aber so ca. 200×, dann füllt der gesamte Haufen das Gesichtsfeld aus und es funkelt nur so vor sich hin. Der Dobson lag dafür fast auf dem Boden, denn -24° Deklination ist schon weit unten. Es hat sich aber gelohnt.
Dann natürlich kurz zu M 41 (und bewundern). Im Übersichtsokular (22 mm) passt er schon nicht mehr ins Gesichtsfeld.
Und wenn man schon da ist, dann kurz nach Osten (von M 41 aus) und Tombaugh 1 im 16-Zöller ansehen. Wie hell da dich die Sterne im Vergleich zu meinem 8-Zöller sind… Jetzt war die Sicht auf wirklich gut (auch horizontnah). Tombaugh 1 also auch abgehakt (für Tombaugh 2 war keine Zeit mehr, der macht ja wieder Arbeit…).
Wenn man bei M 41 war, dann nochmal eben zu M 42 und M 43 (Orionnebel). Braucht man nicht zu beschreiben.
Als letztes noch zu M 79 im Hasen. Diesen Kugelsternhaufen hat die Milchstraße ja von der CMa-Zwerggalaxie „geklaut“ und er ist schon sehr zerzaust. Leider stand er schon etwas im Dunst und die Einzelsterne waren nicht klar aufgelöst. Er wirkte nur körnig.
Jetzt war es halb zwei Uhr und es zogen wieder Zirren auf. Das Zeichen, einzupacken.
Zwischendurch habe ich mit meinem Fernglas noch ein bisserl beobachtet. Erwähnenswert ist (denke ich) nur, dass ich NGC 185 nicht habe sehen können und wie schön Collinder 69 und Collinder 65 im Fernglas aussehen. Letzterer passte so gerade noch ins Gesichtsfeld (er steht großteils im Stier, teils noch im Orion). Diese sehr großen weil sehr nahen Haufen sind nur was für’s bloße Auge und für’s Fernglas. Aber dann lohnen sie sich.
Um zwei Uhr war wieder alles im Auto eingepackt, dann wurde René nebst Dobson zuhause abgeliefert und ich war dann um 3 Uhr wieder daheim. Bei mir war es da sowas von sternenklar, nur ganz am Nordhorizont etwas Wolken und ich hätte sicher noch ein oder zwei Stunden spechteln können. Aber da ich ja Probleme mit dem GoTo hatte (das erste mal übrigens) und ich daher mit Hilfe eines Suchers mein Teleskop erstmal wieder sauber alignieren müsste, habe ich dann dem Inneren Schweinehund nachgegeben und bin nicht nochmal raus auf meinen Hügel gefahren. Interessant war aber der subjektive Vergleich der beiden Beobachtungsplätze. Bei Murnau war es wohl insgesamt etwas diesiger und bei mir wohl klarer, denn es kam mir daheim dunkler vor. Ich vermute aber, dass die beiden Plätze bei idealen Bedingungen gleichwertig sind (wohl bei Bortle 4 nahe zu 3?). Müsste man mal nachmessen. Die Höhe beider Plätze ist witzigerweise gleich (705 Meter ist mein Hügel hoch und auch unser Platz bei Murnau). Bei mir stört München im Nordosten mehr, aber im Zenit und Süden ist davon nichts mehr zu merken. Ich bin gespannt, was mit einem sqm-Meter rauskäme. Es lohnt sich aber, einen guten Platz nahe der Alpen zu kennen, wenn es daheim zuzieht, alpennah aber frei bleibt.
Unabhängig davon war es eine wunderschöne, milde Nacht (keine Mütze, keine Handschuhe nötig, Jacke blieb offen, weil sonst zu warm, es ging nie unter 6°C runter) und eine sehr gemütliche, aber trotzdem erfolgreiche, gemeinsame Spechteltour. Sich gemeinsam schwierige Objekte zu erarbeiten ist einfach schön. Danke euch, René und Norbert, dass der deinen 16-Zöller mit rausgenommen werden konnte und ich mit spechteln konnt. Ein sehr schönes Gerät.
Liebe Grüße in die Runde,
Christoph