NGC 6478, eine Galaxie und ein heftiger Gradient

  • Hallo,


    heute möchte ich euch ein Bild zeigen, welches ich mehr aus Übungszwecken bis zum Ende bearbeitet habe. Als die Aufnahme als Rohstack vorlag, habe ich zunächst meinen Augen nicht getraut. So einen heftigen Gradienten hatte ich bislang noch bei keinem meiner Bilder gesehen.



    Dann habe ich in meine Aufzeichnungen von 2021 geschaut, wo der Eintrag „schwacher Mond“ verzeichnet war. An die Situation glaube ich mich noch zu erinnern: Der Mond stand sehr flach und war teilweise von den Bäumen des benachbarten Waldstücks verdeckt. Da die Galaxie sich genau in anderer Richtung, nämlich nach Norden hin im Sternbild Drache befand, habe ich dem Mond keine große Bedeutung beigemessen. Die Teleskopöffnung zeigte ja ziemlich genau in die andere Richtung. Das dies ein Irrtum war, kann man an dem Rohstack erkennen. Offenbar haben Reflexionen den Weg zur Kamera gefunden.


    Der Gradient ist so heftig, daß ich ihn mit keinem Bildebnungstool beseitigen konnte. Am Ende der Bearbeitung blieb mir nur übrig, den Bildhintergrund so weit herunterzuziehen, daß er quasi schwarz erscheint, um den Gradienten abzumildern.



    Man sollte unseren guten alten Erdtrabanten niemals unterschätzen! Hier noch die beschriftete Version.



    Laut SkySafari ist die Galaxie etwa 336 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und erreicht einen Durchmesser von ca. 142.000 Lichtjahren. Die Daten aus Wikipedia lauten auf 312 Millionen Lichtjahre und einen Durchmesser von ca. 80.000 Lichtjahren. Als Entdecker wird Lewis Swift angegeben, der die Galaxie im Mai 1886 bemerkte.


    Aufnahmedaten:


    Equipment:

    Planwave CDK 12,5 Zoll für die Luminanz

    Kamera: ASI 1600 mit Luminanzfilter

    TEC 110FL für die Farbinformation

    Kamera: ATIK 428 mit Filterrad und RGB – Filtern

    Montierung: Fornax 100

    Guiding über OAG mit MGEN II

    Verwendete Software: APT, Astro Pixel Processor, Pixinsight


    Bildinformation:

    Aufnahmedatum: 10.10.2021

    Luminanz: 52 x 180 Sek., Gain 50, Binning 2x2, Temp. -20 Grad

    Farbe: 40 x 60 Sek. je Farbkanal, Binning 1x1, Temp. -10 Grad


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz,

    wenn Du Lust hast (und die technische Möglichkeit - z.B. Dropbox-Link o.ä.) dann stell doch mal das Rohbild hier ein.

    Ich würde mich gerne mal dran versuchen. :)

    Abgesehen vom Gradienten: hast Du Darks und Flats gemacht? Ich sehe z.B. Dust-Donuts - die bekommt man eigentlich gut weg.


    Viele Grüße, Jochen

  • Hallo Jochen,


    gerne stelle ich den Rohstack hier als Fits – Datei ein. Ich muß noch nachsehen, wie ich das vor einer Weile bewerkstelligt habe (verwende Dropbox nicht). Die Korrekturbilder sind alle in der Aufnahme verrechnet, auch die Flats. Hier hat meines Erachtens ebenfalls der Lichteinfall zugeschlagen, indem er die Staubkörner beeinflußt hat.


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz, ich habe es auch oft mit starken unsymmetrischen Gradienten zu tun und ebne zunächst in Siril (GraXpert Tool) und anschließend in Fitswork.


    Ich habe dein .jpg Bild in Fitswork mit Bearbeiten, Ebnen, Hintergrund ebnen variabel, mit folgenden Einstellungen für Ebenen Radius und helle Bereiche maskieren:



    und kriege folgendes Ergebnis:

    p.s.

    Dein SW Bild gefällt mir, beim Farbbild gefallen mir die Farbhöfe um die Sterne nicht (viel zu bunt, falsche Farbe)

  • Servus Heinz,


    ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass der Mond durch dessen Aufhellung des Himmels so einen harten Gradienten erzeugt. Das sieht eher so aus, als wäre Licht z.B. von hinten durch den Hauptspiegel ins Teleskop gekommen und wäre reflektiert worden (daher dann die harte Kante). Ist dein Newton an seinem Hinterende lichtdicht?


    Es kann auch irgendwoher Lichtg von Vorne in den Tubus gekommen sein, aber das hättest du ja bemerkt (Licht vom Nachbarn oder sowas ähnliches).


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: NGC 6478 sieht trotzdem gut aus auf deinem abgedunkelten Foto, finde ich. Sehr schön! Mir kommen nur die Farben der Galaxie sehr grell rüber. Ich dachte, die sei mehr gelblich. Die blauen Spiralarme würden ja bedeuten, dass sie Starburst zeigt und das rote Zentrum deutet große Wasserstoffwolken an. Hast du die Farbregler hochgefahren bzw. die Sättigung oder kam das so beim Kalibirieren raus?

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Jochen,

    die Vorgehensweise zum Erstellen eines Links habe ich recht schnell wiedergefunden. Hier findest du die Fits – Datei:


    HiDrive Share: Kostenlos große Dateien versenden


    Der Link ist 7 Tage gültig. Zu deiner Information: Ich habe die Bildebungsroutine aus APP angewendet, ebenso die DBE aus Pixinsight und schließlich noch GraXpert. Mit keiner Anwendung kam ich zum Ziel. Hoffentlich hilft deine größere Erfahrung weiter!


    Danke und viel Erfolg

    Heinz

  • Hallo Stathis und Christoph,


    da haben sich die Beiträge mit meinem wohl überschnitten.


    Stathis: Du schreibst, daß du mit GraXpert und Fitswork zum Ziel gekommen bist. Wie man sieht, ist dir das prima gelungen. GraXpert hatte ich auch ausprobiert, bin jedoch nicht weitergekommen. Mit Fitswork kenne ich mich nicht aus.

    Wegen der Farbhöfe: Hier experimentiere ich noch immer. Ich muß wohl die Farbverstärkung noch weiter zurücknehmen.


    Christoph: Mein CDK ist hinten völlig geschlossen und Fremdlicht kann m.E. nicht die Ursache sein, da ein solcher Gradient mir zum ersten Mal begegnet ist. Irgendwann werde ich wohl auch die Farbgebung im Griff haben.


    Danke euch und viele Grüße

    Heinz

  • Hallo, Heinz,


    ich habe auch mal graxpert bei Deinem .jpg versucht: 15% stretch, 24 Quadrate als Gitter pro Zeile, 50% smooth Faktor. Da erhielt ich das folgende Bild:

    habe es dann mit diesem Bild nochmal versucht, aber das Ergebnis wurde nur geringfügig besser. Wenn man nun die Quadrate noch besser plaziert, müsste auch der Gradient noch etwas geringer werden...und man sieht, dass Du keine flats gemacht hast. :) Die flats hätten das Bild noch weiter geglättet.

    Die ebnen variabel Routine in fitswork vernichtet leider meistens Details im Hintergrund, wenn man nicht genau im voraus weiss, wo diese Details stecken und man diese mitmaskieren kann. Bei Dir sind das die kleinen schwachen Galaxien.



    viele Grüße und cs

    Andreas

  • Hallo Heinz,

    Super - Danke! Jetzt hat Stathis ja schon gemacht, was mir so vorschwebte.

    Ich probiere es aber trotzdem nochmal - nur nicht so ganz zeitnah. Ich bereite gerade die Bodenplatte für mein neues Sternwartenzelt vor.

    Ich habe gerade 10m² Auffahrt-Pflaster hochgenommen, bin nur kurz auf ein Heissgetränk rein und sehe aktuell aus wie ein Erdferkel! ;)


    Gruß, Jochen

  • Der Vorteil eines Vegetarierhaushalts ist, dass Du nicht versehentlich auf dem Grill landest.... :D

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Der Vorteil eines Vegetarierhaushalts ist, dass Du nicht versehentlich auf dem Grill landest.... :D

    Täusch Dich nicht, meine Frau ist "Omnivore". Aber Erdferkel stehen unter Artenschutz. Hoffe ich zumindest... 8|

  • Hallo Andreas,

    danke auch dir für deinen Ebnungsansatz. So ähnlich sah es bei mir auch nach Anwendung der Routinen aus. Die Samples habe ich dann in die dunkleren Partien gesetzt und weitere Durchgänge gemacht. Der Gradient wollte einfach nicht weichen.

    Was die Flats angeht, so zeige ich zu meiner Ehrenrettung noch das Masterflat zum Bild.



    Jetzt habe ich mir mal Fitswork kopiert und versuche es mit den Einstellungen von Stathis. Irgendwie ärgerlich, wenn ich bedenke, wie lange ich an diesem Gradienten herumexperimentiert habe und Stathis ein Topergebnis aus dem Ärmel schüttelt.


    Schöne Grüße

    Heinz

  • Hallo Stathis,

    hallo Sternfreunde,


    entsprechend den Angaben von Stathis habe ich jetzt mit dem Rohstack einen weiteren Versuch gestartet. Zunächst die Datei in GraXpert geladen und zwei Durchgänge mit unterschiedlich gesetzten Samples gerechnet. Der Gradient war wie gehabt abgemildert. Dann diese Datei in Fitswork geladen und mit den Einstellungen von Stathis durchlaufen lassen.


    Das Ergebnis war verblüffend, der Gradient ist beseitigt. Das Bild sieht so aus, wie von Stathis veröffentlicht. Nach kurzem Rechnen hat Fitswork alles erledigt. Ein Vergleich meines Ausgangsbildes mit dem Fitswork – Ergebnis hat hinsichtlich des Verlustes von Details keine Nachteile erkennen lassen. Auch die feinsten Sterne sind noch vorhanden.


    Dieses Resultat ist für meine Begriffe doch einigermaßen überraschend. Fitswork wurde ja schon vor Jahren programmiert und wird meines Wissens nicht mehr weiter entwickelt. Es ist zudem eine kostenlos zur Verfügung gestellte Software. Vor dem Programmierer ziehe ich meinen Hut.


    Dann versuche ich mich jetzt nochmal an NGC 6478. Hoffentlich gelingt mir dann ein besseres Ergebnis.


    Nochmals ein herzliches Dankeschön für eure Hilfe.


    CS

    Heinz

  • Hallo, Heinz,


    ich weiß nicht, ob Dein Masterflat gut ist. Ganz oben im ersten Bild ist unten links ein großer Kringel (Donut) zu sehen. Der sollte im flat doch auch erscheinen, damit er vom light abgezogen werden kann, soweit ich weiß. Hmmh...oder sind das unterschiedliche Bildfelder?


    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo, Jochen,


    kannst Du etwas Konkretes zu Deinem neuen Sternwartenzelt sagen? Würde mich mal interessieren, was da möglich wäre in meinem Garten...


    viele Grüße und häufig cs

    Andreas

    Moin Andreas,

    ich will nicht diesen Thread klauen - ich stelle das natürlich ausführlich vor, wenn der Sattler fertig ist. Prognose: Frühjahr. ;)


    CS, jochen

  • Hallo Andreas,

    auch ich dachte das gleiche wie du, als ich den Rohstack sah. Mir kamen Zweifel, ob ich die richtige Flat – Datei hergenommen habe. Beim Vergleich eines Einzelbildes (Rohbild vor Flatabzug) mit dem Masterflat konnte ich jedoch die Kringel gegenseitig gut identifizieren. Ich vermute, daß durch das seitliche Einstrahlen, welches den Gradienten verursacht hat, auch die Staubkörner in dem betroffenen Bereich irgendwie anders abgebildet wurden. Das ist aber wirklich nur eine Vermutung.


    Hallo Jochen,

    keine Sorge, du klaust hier nichts. Aber dein Sternwartenbau wird sicher an anderer Stelle besser untergebracht sein und mehr Sternfreunde erreichen. Auf dein Ergebnis bin ich auch gespannt.


    Schöne Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz,


    Dieses Resultat ist für meine Begriffe doch einigermaßen überraschend. Fitswork wurde ja schon vor Jahren programmiert und wird meines Wissens nicht mehr weiter entwickelt. Es ist zudem eine kostenlos zur Verfügung gestellte Software. Vor dem Programmierer ziehe ich meinen Hut.

    benutze in der Regel auch nur Fitswork. Meine zusätzlichen Tipps: Setz den Radius auf 50 und markier lieber erstmal zu viel aus (also viel gelb), so kannst du erstmal den gröbsten Gradient, der das gesamte Bild betrifft, ebnen. Dann taste ich mich immer weiter hervor, also markiere immer weniger und ebne dann weiterhin mit Radius 50. So erhälst du auch ein glattes Bild, die Staubflecken sind dann aber trotzdem noch da. Die kannst du, wenn gewünscht, wie Stathis mit einem kleineren Radius entfernen, bei mir gingen sie so ab Radius 20 bei deinem Bild weg. Dabei aber auch aufpassen, dass du die schwachen Nebelstrukturen immer noch gut maskierst (mit gelb bedeckt) hast, da du sonst schnell einen dunklen "Ring" um deine Galaxie bekommst, also eine Art "Ebnungsartefakt". Ich lass lieber ein wenig "Fehler" oder "Unreinheiten" im Bild, als dass ich durch zu viel ebnen mir noch Artefakte dazuhole, aber das ist natürlich deine Entscheidung.


    Das "Vorebnen" mit Graxpert ist nicht nötig, kannst du auch wie beschrieben in Fitswork leicht "vorebnen".

    Ebenso darf das Bild nicht zu dunkel sein, sonst erkennt Fitswork zu wenig helle Bereiche und am besten gut gestreckt, damit alle Details erkannt werden.

    Wenn du auf "berechnen" drückst, ist das Ergebnis nicht gespeichert, erst wenn du auf "ok" drückst. Möchtest du also mehrere Durchgänge machen, musst du einen Berechnungsschritt mit Ok abschließen und das Ebnen Menü erneut aufrufen.


    Viele Grüße

    Mira

  • Hallo Mira,


    da ich Fitswork noch nie benutzt habe, sind deine Tips für mich sehr willkommen. Im Fall von NGC 6478 werde ich genau so vorgehen, wie du es empfohlen hast. Bei allen anderen Aufnahmen bin ich stets mit den anderen Ebnungstools klargekommen, konnte also ohne Programmwechsel durchgehend bearbeiten.


    Dennoch hat nach dieser Erfahrung Fitswork einen festen Platz auf meiner Festplatte gefunden.


    Vielen Dank für deine Hilfe und alles Gute im neuen Jahr

    Heinz

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!