Marskarten aus fünf Jahrzehnten

  • Hallo liebe Marsbeobachter,


    eigentlich sollten wir ja in diesen Tagen anderes zu tun haben als in alten Beobachtungsaufzeichnungen zu stöbern. Aber das Dauergrau boykottiert hartnäckig die Sicht auf unseren äußeren Nachbarn. Deshalb zeige ich hier mal die fünf Marskarten, die ich im Laufe meines Astrolebens gebastelt habe.


    Los ging es 1971. Ich war in der 11. Klasse, hatte meinen Zeiss-Cassegrain 150/2250 ganz neu und wurde ausgerechnet in den Wochen um die Marsopposition von Partei und Regierung der DDR in ein vormilitärisches Ausbildungslager gepresst. Dort konnte ich natürlich nicht beobachten. (Wahrscheinlich entstand damals meine tiefe Aversion gegen ideologische Systeme…) Aus den Wochen vor und nach der Opposition hab ich trotzdem das Beste gemacht, und es entstand das hier:



    So intensiv wie 1971 hab ich danach erst mal einige Jahre nicht mehr beobachtet. Studium, Beruf, Familie, Kinder und andere Leidenschaften forderten viel Zeit. Erst zur Jahrtausendwende ging es wieder stärker los.


    2005 entstand die nächste Marskarte – auch noch aus Zeichnungen :



    2008 hab ich mir einen Lebenstraum erfüllt und mein endgültiges Fernrohr angeschafft. Vier Jahre später hatte ich mich in die Videografie eingearbeitet und konnte meine erste fotografische Marskarte machen:



    2014 folgte die erste farbige Karte. Hier eine Version mit Beschriftung der Albedomerkmale:



    Und hier noch ein Vergleich der Karten von 2012, 2014 und 2016:



    2018 war der Planet zwar sehr nahe, stand aber so tief, dass ich keine guten Bilder zustande bekam und auf die doch recht aufwändige Kartenarbeit verzichtete. 2020 war es günstiger, und ich konnte viel aufnehmen, aber bisher habe ich es noch nicht geschafft, das Material final auszuwerten. Hinzu kommt, dass mein Siebenzöller videografisch chancenlos ist, wenn ich sehe, was hier manche von euch mit Spiegeln von 10“, 12“ oder gar 16“ erreichen. Deshalb habe ich in diesem Jahr auch noch kein einziges Mal videografiert.


    CS, Jörg

  • Hallo Jan, Christian und alle Sternchengeber,


    vielen Dank für Eure netten Worte und Likes.


    Mars über die Jahre zu verfolgen, ist wirklich faszinierend, denn auf der kleinen 7000-km-Murmel gibt es von Opposition zu Opposition Veränderungen, die bereits mit Amateurmitteln sichtbar sind. Aktuell betrifft das die unter anderem von Uwe (hier Surface Mars 2022 / 2001 und hier Mars am 20.11.2022, 10min derotiertHallo) dokumentierte dunkle Verbindung von Margartifer Sinus, Oxus und Lacus Nilacus und die weitere Abdunklung von Pandorae Fretum südlich von Sinus Sabaeus.

    2005 war Lacus Solis mal sehr dunkel und auffällig. Davon war 2012 nicht mehr viel übrig, und in den Jahren darauf verblasste die Region weiter.


    Natürlich lassen sich diese Vorgänge mittlerweile viel besser und detaillierter aus der Marsumlaufbahn beobachten. Und ich gebe zu, dass die große Lücke zwischen 1971 und 2005 bei mir auch durch eine raumfahrtbedingte Sinnkrise entstanden ist. Dennoch hat es einen ganz besonderen Reiz, solche Dinge mit eigenen Augen zu verfolgen. Ich denke, daran wird sich auch dann nichts ändern, wenn es in einigen Jahrzehnten ein erstes Habitat auf dem Mars gibt.


    CS, Jörg

  • Ich bin auch sehr beeindruckt von den Beobachtungen und den resultierenden Zeichnungen. Wunderbar. So soll Amateurastronomie sein! Danke Jörg fürs Zeigen!

    Guido

    Wombat

  • Hallo Jörg,


    deine Marskarten über fünf Jahrzehnte finde ich sehr interessant und anregend. Es gibt zwar inzwischen einige Beobachtungen mit größeren Instrumenten, so dass man meinen könnten, mit kleineren Marsbildern macht es keinen Spass. Es gibt einen Spruch: Jedes Fernrohr hat seinen Himmel! Und je nach den örtlichen Bedingungen und frei nach Ahnert ist das Fernrohr am besten, was immer verfügbar ist und mit dem man nahezu mühelos beobachten kann.


    Wenn ich deine Marskarten betrachte, so sind Veränderungen gut zu erkennen. Ich selber habe Mars seit 2010 beobachtet, anfangs nur mit einem TAL 2.

    Deine Karten sind für mich Anregung, meine Beobachtungen weiter aufzubereiten. Es geht nicht so schnell, es ist alles eine Frage der Zeit - und Zeit ist eine Mangelware.

    Ich war selber erstaunt. dass ich die beiden Marsmonde bereits am 25. Juli 2018 aufgenommen hatte.

    Soweit zunächst nur einige Gedanken zu deinen gut gelungenen Marskarten.


    Beste Grüße

    Karl-Heinz

  • … Deine Karten sind für mich Anregung, meine Beobachtungen weiter aufzubereiten. Es geht nicht so schnell, es ist alles eine Frage der Zeit - und Zeit ist eine Mangelware …

    Hallo Karl-Heinz,


    danke für Deinen netten Kommentar. Ja, die Zeit, die das alles braucht… Wenn ich daran denke, was ich noch an Projekten habe, müsste ich mindestens 200 werden. Aber die Hauptsache ist, es macht Spaß, hält einen geistig fit und man lernt immer wieder Neues hinzu. Da ist es doch eigentlich gut, niemals wirklich fertig zu werden.


    CS, Jörg

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