Mars alt 2020 Aufarbeitung Filme La Palma mit 14"

  • Hallo Planetenfreunde,

    nachdem das Wetter in den letzten beiden Wochen für Planetenbeobachtung nicht mitgespielt hat (jedenfalls bei mir), hab ich Neugierde halber die Aufnahmen aus La Palma (Besuch zusammen mit Torsten Hansen) noch mal anprobiert.

    Eigentlich hatten wir uns da schon ziemlich ausgetobt, ich mit Stackung und Schärfung, Torsten dann mit der Randbearbeitung und Verhübschung.


    Hier mal der Istzustand, den es an verschiedenen Stellen zu sehen gab:



    Mars 28.08.2020 UT 03:52 18,2" wie an diversen Stellen gezeigt

    Aufnahme Torsten Hansen und Robert Reitsam

    350mm Newton bei 5150 mm Brennweite

    ZWO ASI290MM

    Baader RGB Filter


    Mir erscheint die Ausarbeitung in der Farbgebung etwas eigenwillig. Schärfung ist super detailreich, aber nach meinem heutigen Geschmack schon einiges übers Ziel hinausgeschossen. Dem unguten Rand, der dabei enstanden ist, wurde dann mit Glättung zu Leibe gerückt. Die Polkappe ist leider schon ausgebrannt trotzt Histogammen unter 50% laut Anzeige Firecapture. Dem kann man also nicht 100% trauen. Es bilden sich in Folge unschöne Schärfungsartefacte an der Polkappe aus. Das sieht man beim Hochvergrößern besser:



    Mars 28.08.2020 UT 03:52 18,2"


    Das ist jetzt die vom Originalmaßstab auf 3x hochvergrößerte Variante mit einer Korrektur der Farbe, wie ich das heute als passender betrachten würde. Der Rand bekommt dabei einen blauen Saum, dem man erst wieder zu Leibe rücken müßte. Die Details sind wirklich gut und für 350mm Öffnung grenzwertig.


    Hab das Bildmaterial nochmal durch den Rechner gejagt unter Verwendung weniger Bilder, um Schärfung in Folge möglichst gering zu halten und mir möglichst wenig Randartefacte zu holen. Bearbeitung erfolgte im Maßstab 3x. Das geht für mich einfach leichter bzw. sieht man alle Fehler besser. Im Rotkanal ging weiche Schärfung fast ohne Randartefact, im Grünen mußte ich dann doch Kante vor Einlesen in winjupos nachbessern, da seeing etwas schlechter. Der Blaukanal zeigt eigentlich nur knallscharfe Polkappe und die undefinierten Wolken. Da kommt man bei sinnvoller Stackung mit wenig Randnacharbeit aus, wenn es sein muss.


    So ist das RGB dann letztlich aus winjupos gekommen:



    Mars 28.08.2020 UT 03:52 18,2" echtes RGB mit minimaler Nacharbeit direkt aus Winjupos


    Mußte ein bischen mit den Winjupos-Parametern spielen, damit Ergebnis dann auch ohne all zuviele Farbränder herausgekommen ist. Mit einfachem Einlesen war das nicht getan. Mußte mehrfach an den Winkeln nachkorrigieren.

    Letztendlich hatte ich dann nur noch einen leichten Blausaum, der sehr leicht aus dem Bild zu entfernen ist. Die finale Kunst ist dann eine Nachschärfung, die den Rand nicht wieder unnötig hochtreibt. Unscharfes Maskieren ist da brauchbare Methode - geht auch in fitswork.



    Mars 28.08.2020 UT 03:52 18,2" echtes RGB mit etlicher Nacharbeit und wenig sichtbaren Artefacten, Rand erstaunlich sauber

    Hätte 2020 nicht gedacht, dass das geht.


    Mit der überdimensional hellen Polkappe ist es sehr schwierig, ein vernünftiges Histogramm zu erzeugen. Ich werde vermutlich im Späteren nochmal nur auf die Polkappe stacken und das dann in das Bild hineinzaubern, PS machts möglich. Ich hatte das schon damals probiert. Eigentlich sollte man da fast nur den Blaukanal verwenden, weil der einfach in der Auflösung am besten ist.



    Mars 28.08.2020 UT 03:53 18,2" B-Kanal aus 4 Filmen mit Nacharbeit


    Mit den weicheren Schärfungen im R geht dann doch etliches an Kleindetail verloren. Ein Mix aus verschiedenen Varianten (ursprüngliche eher harte Schärfung mit Randnacharbeit und neuere Schärfung mit Nachschärfung und wenig Randnacharbeit) hat mich letztendlich am meisten überzeugt.



    Mars 28.08.2020 UT 03:56 18,2" R-RGB


    Vorläufige Endvariante Ende 2022:



    Mars 28.08.2020 UT 03:53 18,2" RGB

    Sieht dann eigentlich wieder ganz harmlos aus. Ist in jedem Fall angenehmer anzusehen, als die frühere Variante aus Bearbeitung 2020/21. Ich bin der Meinung, dass die schwarzen Ränder an der Polkappe Artefakte sind. Die ganzen Artefacte um Polkappe fehlen. Dieser Schritt hat sich in jedem Fall gelohnt.


    Variante mit mehr Rotanteil dazu:



    Mars 28.08.2020 UT 03:56 18,2" R-RGB


    In der Opposition 2022/23 war mir diese Qualität nicht möglich. Dazu ist Mars einfach zu klein und die Bedingungen um die Opposition zu mies. Das nächste Mal dann erst in 10 Jahren.....


    LG

    Robert

  • RobertR

    Hat den Titel des Themas von „Mars alt 20202 Aufarbeitung Filme La Palma mit 14"“ zu „Mars alt 2020 Aufarbeitung Filme La Palma mit 14"“ geändert.
  • Hallo Robert,


    gute Idee, dass Du die Bilder von 2020 nochmal hervorholst. In der aktuellen Opposition dürften sie nämlich trotz der nördlichen Deklination nicht zu toppen sein. Für die nächsten zehn Tage haben wir außerdem kaum Chancen auf brauchbares Wetter,


    Bei mir kommt noch dazu, dass ich instrumentell auf 7“ limitiert bin. Was mit dem TEC an einem kleinen Mars möglich ist, habe ich 2012 und 2014 ausgereizt. 2018 war wegen der niedrigen Höhen eine Enttäuschung. Und meine Aufnahmen von 2020 sind bisher nur grob ausgewertet. Der Feinschliff wartet noch immer. Da muss ich demnächst ran.


    CS, Jörg

  • Hallo Jörg,,

    bin beim Feinschliff. Leider hab ich auch nix neues hereinholen können.


    Hab mit dem Blaukanal weiter gemacht. Mit der ausgebrannten Polkappe bisher nicht ganz so attraktiv. Ansätze zu guter Auflösung waren zu erkennen. Hab jetzt mal ganz simpel auf die Polkappe gestackt und den Rest des Mars mit zwei Kästchen abgedeckt. Gibt eine hoch aufgelöste Polkappe und einen weichen Rand, da sich AS3 nirgendwo festbeißen kann. Zuerst hab ich das mal an einem (dem besten) Fim probiert, letztendlich dann doch wieder 5 B-Känäle mit 75% Verwendung verheiratet. Das gibt dann eine ganz nette Polkappe, leider aber wenig Details auf der Planetenoberfläche. Auch die Wolken sind recht blass. Dafür ist Polkappe nicht überreizt. Wer genau hinsieht, sieht Zwiebelringe. Weniger gain wäre wohl gute bzw. bessere Lösung gewesen.


    Ausgangsvariante mit überschärften Pol (Stack mit 18 Kästchen, Schärfung mit Giotto Filtergröße 9):



    nur auf Polkappe hergerichtet (Stack mit 3 Kästchen, Schärfung mit Giotto Filtergröße 7):



    Mix aus beiden Varianten:



    Mars 28.08.2020 UT 03:53 Blaukanal aus 5 Filmen in Bearbeitungsvarianten

    Mit PS wurde jeweils Beugungsrand außerhalb Planetenscheibe weggeschntten. Am Terminator war ich eher vorsichtig. Da ist eine Auswölbung mit drauf, die nicht nur wir aufgenommen haben. Die Wegschnippelei hat ja eher Schönheitsanspruch. Zwiebelringe sind im Mix weg. Ich sehe auf den ersten Blick auch wenig häßliche Übergänge. Mix scheint geglückt.


    Randbearbeitung ist damit gut lösbar. Rand ist gar kein Thema in diesem Blaukanal. Am RGB ändert sich damit leider so gut wie nichts, wenn ich nur den Blaukanal einsetze. Muss wohl auch hier jeweils eine Variante für Polkappe erzeugen.


    Ob das ganze Sinn macht, ist eine andere Frage, es ist aber möglich. Man kann so die Polkappe einiges detailreicher und besser darstellen. Auf Alpo war da nichts besseres zu finden.


    LG

    Robert

  • Hier nun die Varianten in R-G-B (von oben nach unten):





    Primär auf die Polkappe gestackt, den Rest von Mars in AS3! mit 2 Kästchen mitgenommen, damit man besser addieren kann. Bilder sind so Rohware direkt aus Stackung und Schärfung.

    Im Blaukanal zeigt die Polkappe die feinsten Details. Im Rotkanal müßte man kräftig reinschärfen, damit es Details zu sehen gibt. Dann gibt es aber auch wieder Artefacte. Hab ich nicht gemacht.


    Diese zarte Bearbeitung nun als schwarzweißes Bild aus allen Kanälen als L(RGB) addiert, um sich keinen Ärger an den Rändern über Farbsäume zu holen:



    In Folge wieder verheiratet mit dem schon gezeigten Originalbild:



    Mars 28.08.28 UT 03:53 RGB zusammengestzt aus zwei unterschiedlich gestackten und geschärften Bildvarianten


    Die Kombination ist in der Färbung attraktiver. Die häßlichen Farben des Ausgangsbildes sind nun endgültig beseitigt. Es empfiehlt sich, für ein RGB keine voll ausgeschärften Einzelbilder einzusetzen.

    Die Polkappe ist so weniger überschärft, zeigt nun die Details wesentlich zarter. Sie gehen schon fast unter. Dafür stimmt die Größe der Polkappe eher. Überschärft wird sie kleiner und täuscht einen schwarzen Rand vor.


    Wieder verkleindert, ist Änderung weniger spektakulär:




    Bereits verbesserte Ausgangsvarinte von oben zur Variante 6 mit optimierter Polkappe und Farbe. Vielleicht sollte ich die Farbsättigung etwas zurücknehmen?

    Werde über Weihnachten noch etwas herumprobieren, wenn sich nichts neues tut. Ist jedenfalls viel Arbeit für die letzten 5%.


    Jetzt gehe ich raus für neue Aufnahemen.


    LG

    Robert

  • So sieht das nun nach den Weihnachtsferien aus:



    Mars 28.08.28 UT 03:53 RGB Mischvariante mit Nacharbeit in PS2


    Auf die "Schärfe" wollte ich letzendlich doch nicht verzichten. Das Bild hat unendlich viele Details, die man unterschiedlich stark betonen kann.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    Absolute Referenzqualität, so ein Bild möchte ich auch mal machen. Ich finde die Braun-Farben etwas dunkel. Geht es in etwa so hell wie z.B. beim obersten Bild vom 4. Dezember? (oder sogar heller?)


    Als Beispiel hier ein Hubble Bild (leider verkehrt herum) mit helleren Brauntönen.

    Hubble's Closest View of Mars
    Taking advantage of Mars's closest approach to Earth in eight years, astronomers using the Hubble telescope have taken the space-based observatory's sharpest…
    esahubble.org


    Clear Skies,

    Gert

  • Hallo Gert,

    mit dem Hubble Bild vom 27. August 2003 hast Du natürlich den absoluten Hammer angezogen. Ein besseres Bild gab es zu der Zeit nicht, jedenfalls von Erdnähe aus aufgenommen. Und näher kommt Mars in näherer Zeit nicht mehr.


    Farblich hat das Hubble-Bild auch so seine künstlerischen Eigenheiten wie die sehr blauen Wolken. Die Bearbeiter für die NASA kochen auch nur mit Wasser und das war damals dünner als 20 Jahre später.


    Farblich hast Du recht, dass unser bestes Bild von La Palma 2020 bräunlich ist. Es wurde kurz nach heftigen Waldbränden auf La Palma aufgenommen. Die ganzen Serien waren auffällig braun. Etwas Farbe aus dem Bild zu nehmen, ist kein Problem. Die Farbe ist in dem Bild und auch in den Bildern der vorangegangenen Tage definitiv da. Da wäre es eigentlich eine Schande, das zu verbiegen oder?



    Ansätze hier:



    etwas heller (Histogramm angehoben, Farben in Richtung rot gedreht), dadurch leiden Details in der Polkappe


    Deutlich besser finde ich das nicht unbedingt. Man ist ganz schnell wieder beim Ausgangsbild, das ja nicht schlecht und in dem ziemlich viel Arbeit gesteckt war. Da müßte Torsten nochmal drüberschauen.


    LG

    Robert

  • Hallo Planetenfreunde,

    das ganze geht natürlich auch mit anderen Marsfilmen aus der 2020 La Palma Reise:


    Das Seeing war an dem Tag schlechter als am Folgetag. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Einen so ruhig stehenden Mars hatte ich 2022 überhaupt nie trotz weniger Öffnung. Die Rotkanäle waren mit 14" hahezu perfekt. Anders sah das in B und insbesonder in UV aus. UV war nahezu unbrauchbar.


    Hier die alte Alpo-Variante "2020" vom Vortag zu oben:



    Mars 27.08.2020 UT 03:20


    und hier die Variante mit den verbesserten Bearbeitugs-Skills 2023:



    Mars 27.08.2020 UT 03:14

    Aufnahme aus La Palma wie oben, über längeren Zeitraum derotiert - Details etwas gröber geraten


    zu oben wurden 15 anstelle 6 Rotkanäle verwendet. Verwendungsrate wurde auf 67% verkleiner. Stackungskästchen wurden manuell und erheblich weniger als damals gesetzt. An den Rand wurde dabei gar kein Kästchen gesetzt.

    Vorschärfung in Giotto, Endschärfung in PS unter Ausschluß des Randes und eines Teils der Polkappe (mit sehr weichen Übergängen ins Bild). Rand mußte trotzdem noch minimal nachbearbeitet werden.


    Grundsätzlich kann man das ganze noch etwas härter schärfen. Es kommen dieselben Details wie am Folgetag zum Vorschein. Durch die härtere Schärfung gibt es dann leider die üblichen "Badestrände" an den hell-dunkel Übergängen. So ist das noch erträglich. Wahrscheinlich werde ich das noch etwas zarter probieren.


    Leider kann ich momentan nicht aktuelles aufnehmen. Liege mit COVID darnieder.


    LG

    Robert

  • Zum Bildbearbeiten reicht es schon wieder. An die kalte Luft möchte ich noch nicht raus.


    Hier der etwas feingliedrigere Entwurf:




    Mars 27.08.2020 UT 03:20 R-RGB

    Der R-Kanal besteht hier nur noch aus 11 Filmen

    Wenn ich die früheren Filme weglasse, verliere ich zwar etwas Kontrast in den Wüstengebieten, muss aber in Folge nicht so hart reinschärfen. In Summe gefallen mir die feineren Beabeitungen besser. Grundsätzlich zeigt sich aber auch hier wieder: wenn das Seeing etwas schlechter ist, wird Bearbeitung schwieriger. Dem Bild fehlt nun definitv auch etwas der Blaukanal. Die Kante und die Polkappe kann man nun besser anschauen. Mit viel Basteln würde ich wohl noch näher an das Bild vom Folgetag kommen. Ist dann wohl was für die Rente....


    Nochmal der Folgetag mit besserem Seeing:



    Mars 28.08.2020 UT 03:58 R-RGB Neubearbeitung mit 6 Rotfilmen im Stil des vorigen Bildes

    da ist nicht mehr viel um!


    Man kann das ganze immer noch deurlich vergrößern:



    Mars 27.08.2020 UT 03:20 R-RGB


    Damian Peach / Ensmann hat am selben Tag wenige 100m von uns weg aufgenommen mit einem 20" Cassegrain und Bild in dieser Größe in alpo veröffentlicht. Da sieht man nicht viel Unterschied zu unserem Bild. Mehr Öffnung hat an diesem Tag wohl nicht viel gebracht. Am Folgetag war Seeing und damit die Bildqualität wenistens in den Grün- und Blaukanälen etwas besser:



    Mars 28.08.2020 UT 03:58 R-RGB Neubearbeitung (meiner Meinung nach das hochaufgelösteste Bild von Mars aus der 20202 Reise)


    Über die Größe der Abbildung kann man streiten - ist gegenüber der Originalaufnahme 4 x vergrößert. Obwohl ich ein Freund großer Abbildung bin, ist das sicher zuviel, zeigt aber gnadenlos alle Bildfehler, die durch Bearbeitung entstanden sind. Hier sind nicht viele zu sehen.


    Auffälliger Unterschied zwischen den beiden Tagen ist am ehesten am Rand und an den Wolken (Blaukanal) zu sehen. Auch die Polkappe ist minimal feiner strukturiert. Das kommt am ehesten von den besseren Blau und Grünkanälen. Am Vortag hatten wir mehr gute Rotkanäle, in denen gefühlt die Luftruhe eher besser oder zumindest ähnlich war. Zudem war der Wind weniger stark. In Summe haben wir am Vortag jedenfalls erheblich mehr brauchbare Rotbilder aufnehmen können, primär wegen kleinerem ROI.


    LG

    Robert

  • Hab mir noch einen Tag früher vorgenommen. Auch da ist kein Quantensprung zu erzielen, aber durchaus eine Verbesserung:


    Bearbeitungsvariante aus 2020:



    Mars 26.08.2020 UT 03:53 R-RGB Stand aus dem damaligen Bericht



    Mars 26.08.2020 UT 03:52 RRB-RGB Neubearbeitung 16.02.2023 aus 12 Rotfilmen und 5 Blaufilmen, Grün alt aus 3 Filmen


    Primär ist der häßliche Rand weg. Da muss man schon aufpassen, dass man das nicht übertreibt. In der Bildmitte gewinnt man

    nichts, gegenteilig könnte durch die weichere Schärfung bereits minimal Detail verloren gegangen sein. Auch Kontrast in den

    Wüstengebieten ist etwas flauer. Hier könnte man mit lokaler Nachschärfung nachhelfen. Optisch sieht das so jedenfalls

    bekömmlicher aus.



    Mars 26.08.2020 UT 03:59 B Neubearbeitung 16.02.2023 aus 5 Filmen


    Minimales Randartefact ist rechts zu sehen. Da aber gleichzeitig Bewölkung über Norpol nur sehr zart ist, darf man da nicht allzuviel nachbessern, sonst ist die Bewölkung ganz weg. Im Vergleich zu 2022 war Bewölkung sowieso nicht stark ausgeprägt.


    Wahrscheinlich geht alles noch eine Ecke besser, wenn ich Grünkanäle auch noch überarbeite. Für die Verbesserung hab ich deutlich anders gestackt, weniger Bilder pro Film, aber dafür insgesamt mehr Filme verwendet. Das Ausrichten in winjupos ist dabei echt heikel, aber erheblich einfacher als mit Filmen aus unseren Breiten, da Seeing auf La Palma wesentlich gleichmäßiger ist.


    Grundsätzlich scheint mir der Tag bezüglich Seeing im Nachhinein besser als der Folgetag gewessen zu sein. Grün- und Blaukanäle sind jedenfalls besser. Wir waren 2022 nicht voll überzeugt, da wir durch den großen Mars mit 24" und wirklich perfektes Seeing in 2028 verwöhnt waren. Wenn man die Bilder in gleichem Maßstab gegenüber stellt, ist Ergebnis 2022 auf gleichem Niveau bei der Auflösung und im Kontrast sowieso viel besser magels Dunst vom 2018 Sturm.


    LG

    Robert

  • Hab mir noch einen Tag aus der La Palma Reise 2020 vorgenommen. Mars war ja damals bereits 17,7" Bogensekunden groß und damit größer als in der Opposition 2022:


    Alte Variante aus Bearbeitung Anfang 2021:



    Mars 24.08.2020 UT 05:05 L(R)-RGB Bearbeitung vom 02.01.2021

    häßlicher Rand und für meinen aktuellen Geschmack eher mit zu groben Filtern geschärft

    die Farbe kommt tatsächlich so raus, wenn man hart schärft


    neue Varianten aus Bearbeitung April 2023:



    Mars 24.08.2020 UT 04:27 RGB Bearbeitung vom 02.04.2023

    Verwendete Rotkanäle waren schlechter als später.



    Mars 24.08.2020 UT 05:00 L(R)-RGB Neubearbeitung vom 02.04.2023


    Die neuen Bilder sind anders gestackt und mit deutlich kleineren Filtern weicher geschärft. Die Details bleiben weitgehend unverändert, sind aber weniger klobig in der Darstellung.

    Farbe kommt mit weniger Schärfung zarter. Randartefact hab ich seit 2022 besser im Griff. Das Seeing war tatsächlich zu späteren Zeitpunkt (UT 5:00 ff) im Rotkanal besser. Bei den Details schlägt der Rotkanal bei Mars durch. In den früheren Filmen habe ich bessere Blau- und Grünkanäle. Die Blaukanäle waren sogar nochmal besser als Grün an der Polkappe. Dafür zeigen sie sonst keine Details.

    Im Farbbild erdrückt der Rotkanal die gute Auflösung an der Polkappe. Hatte mir damals schon vorgenommen, die Änderung Polkappe im Blaukanal über die Tage darzustellen und hab es bis heute nicht geschaft. Bei 14" kann ab und zu der Blaukanal noch der hochaufgelösteste Kanal sein. Wir hatten damals auch IR aufgenommen - das kann man in der Auflösung vergessen.


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    dass Du nicht aufhören kannst und Deinen Workflow immer noch ein Stück weiter optimierst, hat sich gelohnt. Das letzte Bild ist wirklich genial. Endlich sind die Artefakte am Rand (fast) ganz verschwunden. Die Details in der Fläche haben mich ja schon bei den früheren Varianten begeistert, doch nun ist auch das letzte bisschen Aber verdampft. Ja, so sieht Mars aus, wenn man das Glück hat, ihn bei besten Seeing in einem großen, guten Teleskop zu sehen.


    CS, Jörg

  • Danke Jörg,

    hätte 2020 nicht erwartet, dass ich das mal so gut hinbekomme. Geholfen hat auch schnellerer Rechner, so dass man sofort Ergebnisse sieht und nicht lange warten muss. Da kann man passenden workflow schneller zurecht schnitzen. Leider muss man ja immer wieder modifizieren je nach seeing und Planet. Mit der künstlichen Intelligenz funktioniert das nur mäßig. Auf Mars hätte ich mich jetzt ganz gut eingeschossen. Ob ich mir das 10 Jahre merken kann ;) ?


    LG

    Robert


    PS: dein Lob als Insider freut mich besonders....

  • Hallo Robert,


    letztes Bild finde ich sehr gelungen und der Mars wirkt hier sehr natürlich. Bei einer gut geschminckten Frau sieht man auf dem ersten Blick ihre Schmincke nicht, das ist die Kunst und ebenso bei Planetenbildern, dass sie nicht geschärft wurden. Weniger ist hier wirklich mehr. :thumbup:

  • Dein Lob freut mich ebenfalls, ein bischen Ansprorn braucht man ja. Hab mehr Energie in das frühere Bild gesteckt, da auf den ersten Blick näher am Höchststand (auf La Palma waren das 2020 67° über Horizont). Die Blaukanäle waren zudem besser.


    Beim späteren Bild macht es mal wieder die Masse: 7 Rotfilme , 6 Grünfilme und 4 Blaufilme mit annähernd gleicher hoher Qualität geben einfach mehr Möglichkeiten. In Summe hab ich 170.000 Bilder zu einem Bild verheiratet. Wobei das Bild vom Rotkanal dominiert wird. Gerade als Variante L(R).


    Das frühere obere Bild ist tatsächlich ein RGB. Ansätze zum Randartefact kommen aus dem Grünkanal, der zudem seltsame Farbe an den Rändern macht. Mit Basteln in winjupos würde ich das noch besser in den Griff bekommen. Mal schauen, ob Wetter und Gesundheit mich noch eine Weile einbremsen. Dann hab ich Zeit für solche Spielereien.


    Der untere ist sicher einer meiner besseren Märse geworden und wird das wohl auch eine Zeit lang bleiben. So groß und gut bekommen wir den Mars leider lange Zeit nicht mehr zu sehen.


    Den ersten Tag der Reise muss ich mir auch noch mal vorknöpfen. Und dann vielleicht noch die abtauende Polkappe als Video :rolleyes: ?


    LG

    Robert

  • Hallo Planetenfreunde,

    es regnet und Ralf hatte eine weitere Idee :collision: , wie man Rand noch besser hinbekommen kann, eigentlich gedacht für Venus. Ich hab die Idee ein bischen abgeändert und die ersten Versuche an Mars gemacht. Wenn man vor dem Schärfen den Hintergrund in PS stark aufhellt, gibt es in Folge weniger Kantenartefacte am Mars, da Kontrastunterschied gering. Man kann in Folge etwas härter reinschärfen und die Schärfung bis fast an die äußerste Kante treiben. Man muss dann sehr vorsichtig den Planeten wieder ausschneiden, da er beim Schärfen eine Größenänderung durchmacht und mann ja den Fasenbereich nicht vernichten will. Das Bild hat jetzt 314,4 pixel. Das Rohbild ohne Schärfung hat 318 pixel. Angaben sind 2x zur Aufnahme. Durch die Art der Bearbeitung knipse ich also radial 2 Pixel weg. Bei "normaler" Bearbeitung rollt es den Rand stärker ein: bei gemäßigter Schärfung hat Planet 312 Pixel. Das sollte man beim EInlesen in winjupos berücksichtigen, insbesondere, wenn man Bilder mit unterschiedlicher Schärfung einliest.


    Hier der erste Gehversuch. Verfahren ist noch nicht über alle Bilder ausgebreitet, sondern nur der beste Rotkanal so bearbeitet. Etwas härterer Filter erzeugt dann im ganzen Bild mehr Kontrast.



    Mars 24.08.2020 UT 05:00 L(R)-RGB Neubearbeitung vom 08.04.2023


    Wenn ich das über alle Filme ausbreite, bekomme ich noch etwas mehr Kontrast, kann Filter noch etwas kleiner setzen und das Rauschen wird noch etwas besser. Das Bild ist nun bis zum Rand hin ziemlich scharf und hat fast keine Kante mehr. Das könnte nachträglich das beste Marsbild unserer Reise werden (wobei ich mir die anderen dann auch nochmal vorknöpfen muss). Ich finde es hammerhart, das man den Rand so schön hinbekommen kann!


    Ralf hat mich heuer schon mehrfach stark inspiriert - so macht das Spaß! Bis man alles im Griff hat, ist es allerdings ganz schöne Spielerei :whistling: .


    LG

    Robert

  • Hallo Robert,


    wirklich wunderschön. Wenn ich das mit den meisten Bildern in der ALPO-Datenbank vergleiche, ist das hier eine völlig neue Qualitätsstufe. Ich wünschte, diesen Workflow würde mal jemand in ein Programm umsetzen, in das man nur seine Filme eingeben muss, dann an ein paar Reglern spielt und am Ende kommt so etwas heraus.


    CS, Jörg

  • Hallo Robert,

    Deine neu Bildbearbeitung gefällt mir sehr gut. Der Randbereich macht das Bild deutlich ästhetischer. Ich muss dazu sagen, dass ich Deinen Bearbeitungsablauf nicht nachmachen könnte. Die Bearbeitung vom 8.4 zeigt einen leicht höheren Kontrast im Vergleich zur Bearbeitung vom 2.4. Ich habe gerade die Bilder verglichen. Außerdem zeigt die Varainte vom 8.4 Mars ein kleines bisserl breiter/voller. Woher kommt das?

    Der rechts Rand zeigt beim 8.4 eine Spur bläulich/grünlich.

    Beide Bildvarianten vom 2.4 und 8.4 gefallen mir sehr gut.

    Danke fürs Zeigen.

    Frohe Ostern! Servus,

    Roland

  • Hallo Roland,

    was Du das sagst, ist volkommen richtig: Blau und Grünkanal sind marginal größer als der Rotkanal, da noch nicht mit dem neuen Algorithmus behandelt und eigentlich mit kleineren Filtern zart geschärft. Das ist wegen den Details in der Polkappe notwendig. Dem Rotkanal fehlen am Rand mit der neuen Behandlungsmethodik ...2 Pixel. Dass die Fase nun größer ist/scheint, liegt auch am Bearbeitungsprozeß. Wenn man über mehrere Minuten aufnimmt, dreht sich Mars nach rechts. Ich hab also auch Bildinformation aus einem Bereich, der zum angegebenen Zeitpunkt eigentlich nicht mehr beleuchtet ist. Das ist bei mehrminütiger Derotation heikles Thema: schneide ich Info weg? Wie gestalte ich die Fase? Scharfkantig? Weich? Das hatten wir auch schon mal hier diskutiert. Bei einem Planeten mit niedrigen Gebirgen ist ja Schattenwurf wie beim Mond eher nicht zu erwarten. Die Athmosphäre ist dünn und nicht extrem hoch. Trotzdem ist die Kante der Fase in den Einzelfilmen nicht hart, was man ja auch schön an der Bildbearbeitung sieht (es rollt sich kein Rand in dem Bereich auf).


    Perfekt ist bei so einer Bildbearbeitung nichts. Das ist alles ein Kompromis und eine Frage des Geschmacks. Hab jetzt mal ganz trivial den Rotkanal etwas vergrößert und so ins Bild gelegt, dass der Rand o.k. ist. Das geht sofort auf Kosten der Schärfe im Bild, da dann die Kanäle im Bild nicht mehr ganz sauber übereinader liegen. Wenn man leicht entrauscht, fällt das fast nicht auf. Bild ist in Summe etwas weniger scharf, dafür harmonischer. Am Bildinhalt ändert sich grundsätzlich nichts.




    Mars 24.08.2020 UT 05:00 L(R)-RGB Neubearbeitung vom 09.04.2023 mit geschobenen Farbkanälen

    Bild ist ganz klar noch ausbaufähig! Ziel ist Schärfe und Kontrast noch etwas höher ohne Vergröberung Details.


    Bezüglich Arbeitsablauf antworte ich an Jörg. Da gehen einige Info mit....


    Schöne Ostern,


    Robert

  • Hallo Jörg,

    da hast Du jetzt einen ganz heisen Kartoffel angeschnitten, der nicht mit "nimm doch..." zu beantworten ist.

    Grundsätzlich wäre eine Software denkbar, die alle Funktionen beinhaltet, die man für "tolles" Bild braucht. Die Software müßte dann halt auch jemand schreiben. Und bedienerfreundlich und möglichst kostenfrei sollte sie auch noch sein.....


    Aber dann geht es schon los:

    A) was ist ein "tolles Bild"?

    - Für Nicht-Planetenspezialisten soll ein Bild möglichst viele Details möglichst spektakulär und möglichst mit 3D Eindruck zeigen. Es soll natürlich farbig und ohne Ränder und sichtbare Artefacte sein. Ein klarer Fall für Photoshop und Aufbrezeln ohne Hemmungen

    - viele Planetenfans wollen hohe Detailauflösung mit viel Kontrast sehen (=bei Mars ausgereizte Rotkanäle)

    - die Kollegen der Vermessung mögen keine Verzerrung oder Deformation von Details oder des ganzen Planeten

    - die Kollegen der Wetterbeobachtung wollen Wolken und Dunst sehen (UV, Blau und Grünkanäle bei Mars)

    - die Kollegen, die täglich beobachten, wollen schnelle Ergebnisse, die Veränderungen zeigen und nicht schön sein müssen


    Der Wunsch an das "optimale" Ergebnis ist also erstmal für die KI zu definieren.


    Dann kommt die Eingangsseite:


    B) Aufnahmeoptik & Brennweite

    - je nach Teleskopgröße entstehen mehr oder weniger große Aufnahmen (in Anzahl Pixel)

    - je nach Temperament und Glauben wird undergesampelt oder overgesampelt - beides benötigt unterschiedlichen Workflow


    C) Farb oder s/w Aufnahme

    - je nach Temperament und Glaube - beides benötigt unterschiedlichen Workflow


    D) Farbfilter

    - verschiedene Filterkurven


    E) Kamera

    - kleine oder große Pixel

    - Rauschen in verschiedenen Farben

    - Datenanzahl (Kurzbelichter oder Ultrakurzbelichter)


    F) Seeing

    - da gibt es viele Varianten, die sich unterschiedlich auf die Farbkanäle auswirken und andere Bearbeitung erfordern


    F) Sideeffects

    - Planet läuft aus Bild

    - Wind

    - Vibrationen

    - Dobson

    - optimale Schärfe


    Da läßt sich Buch schreiben, und die software für alle induviduellen Sonderwünsche möchte ich nicht schreiben.


    Für sehr ähnlich Bedingungen und ähnliche Aufnahmetechnik läßt sich ein Workflow aufstellen, der auch für andere funktioniert. Ich hab 2022/23 sowohl Fremdbilder mit C11, C14 als auch mit 10" und 16"-Newton mit Mars und Jupiter bearbeitet. Das war mit leichter Abänderung Workflow möglich.


    Ich hab mich auf Ultrakurzzeitbelichtung, mittlere Brennweiten und sehr viele Bilder eingeschossen. Das machen andere ähnlich. Es gibt aber auch Kollegen, die gerne länger belichten. Da muss man deutlich anders rangehen. Bei gutem Seeing gibt es viele Möglichkeiten, zu guten Bildern zu kommen. Da gibt es verschiedenen Meinungen und manchmal auch Glaubenskrieg.


    Dann geht es schon ins Detail. Ich verwende:

    - Firecapture mit winjupos Namenskonvention für die Filme

    - PIPP fürs Preprozessing und zur Verkleinerung Datenmenge (braucht man nicht, wenn Montierung gut läuft bzw. aufgestellt ist und man freiwillig kleine ROI setzt)

    - AS3 für Stacking und Probeschärfung

    - Giotto für Schärfung (historische Software, funktioniert einfach und gut (auch mit windows 10), Schärfung geht mit anderen Programmen auch)

    - fitswork zum Anschauen der Ergebnisse und zum Feintuning (Fitswork kann unendlich viel, PS sicher noch viel mehr....)

    - winjupos zum Anschauen, Vermessen und Addieren von Bildern

    - PS2 in der freien Version bisher nur für Endbearbeitung, inzwischen aber auch für Zwischenschritte

    Ich verwende tatsächlich primär langjährig bewährte Freeware, die ich über Jahre gut kennengelernt habe. Werde mir dann zur Rente eine PS Vollversion zulegen, in die man sich erst mal einarbeiten muss. Auch der Planetary Imaging Stacker hat sicher großes Potential, ist aber einfach in der Anwendung weniger menschenfreundlich als AS3!.


    Die Kernwerkzeuge für Bearbeitung Filme sind wohl für alle Planetenfilmer eine Aufnahmesoftware, eine Stackingsoftware, winjupos und ein Bildverarbeitungsprogramm beliebiger Art . Nur winjupos ist in meinen Augen unvermeidlich und eine der wenigen Freewaren, die noch ständig weiterentwickelt werden.


    Ich mache in Excel Listen meiner Filme und der Details (Belichtungszeit, gain, Qualität, Anzahl Bilder) dazu. Ich notiere da auch die Schärfung und Stackung, die ich jeweils ausprobiere.

    Nähre mich dann iterativ an Ergebnisse an. Zwischendrin mache ich auch lange bis sehr lange Pausen. Es gibt ja noch andere Sachen, als auf Computern rumzuklappern.


    Nur mal für Mars:

    Worst case kommt für jeden Film eine andere Bearbeitung heraus, auch wenn man die Filme zum Schluß alle addiert. Unterschiedliche Stackung für Rot-, Grün- und Blaukanäle verstehen sich von selbst. Im Rotkanal hat man viele kleine Details, an denen sich AS3 festbeisen kann. Im Blaukanal hat man da nicht soviel Details. Dafür hat man bei gutem Seeing ein top detailierte Polkappe. Je nach Stackung muss man unterschiedlich schärfen. Je nach Schärfung Wachsen oder Schrumpfen die Bilder im Durchmesser und anders in den Details.


    Beim La Palma Seeing ist primär die Stackingrate ein wichtiger Spielparameter. Die ist selten gleich, wenn man möglichst viele Bilder nutzen will. Auch auf La Palma ist Seeing nicht immer perfekt für 14" Öffnung. Zuhause ist das noch viel ärger....


    Selbst im optimalsten Fall hat man 3 Farbkanäle, die durch die unterschiedliche Auflösung der unterschiedlichen Wellenlänge Details gröber und feiner darstellen. Ein klarer Fall für Farbränder im Bild und nicht nur am Rand. Man darf dann mit der Schärfung spielen, bis das genau übereinander paßt. Wenn man da noch auf den Rand aufpassen muss, wird das ziemliche Spielerei. Zum Einlesen in winjupos ist Mars eine Herausforderung. Ich versuche deshalb, bereits in einer frühen Fase ein vernünftiges Farbbilds zu erzeugen, dass nicht völlig ausgeschärft ist. Denn Flow dazu hab ich oben ja schon abgebildet. Dabei versuche ich von vorne herein, dass kein Rand aufläuft. Am kritischsten ist hier der Grünkanal, der bei Mars noch viele Details zeigt, aber schon beim Seeing schlechter aussteigt. Den sollte man gar nicht so scharf trimmen, sonst hat man grünen Rand. R und insbesonder IR machen die dicksten Ränder. Da muss man mit Stacking und dem Ralf Trick dagegen halten und sollte sich beim R für RGB mit Schärfung eher zurückhalten.


    Große Frage ist immer, wieviele Filme und Bilder am Prozeß teilnehmen sollen. Wenn man sehr viele gute Filme hat, möglichst viele. Da gibt es verschiedenen Meinungen und manchmal auch Glaubenskrieg. Da geht es auch nicht um ein paar Bilder mehr oder weniger (meiner Meinung nach völlig egal, solange halbwegs gute Qualität), sondern um Zehnerpotenzen (10.000/100.000/1.000.000). Derotieren über wenige Minuten ist kein Problem, so ab 20 Minuten muss man dann aber Entscheidungen treffen, wie man dann Bild wieder beschneidet bzw. welchen Zeitpunkt man dann wie darstellen will.


    Ideal wäre natürlich, wenn man alle Kanäle in kurzer Zeit gemeinsam aufnehmen könnte. Das schreit dann nach Farbkamera und guter Durchbelichtung. Mann erbt dafür anderen Ärger und bekommt niemals getrennte R,G,B Info, da die üblichen Farbcams im B auch IR durchlassen. Auch dazu gibt es verschiedenen Meinungen und manchmal auch Glaubenskrieg. Gerade bei Mars ist Aufnahme wie Ralf es macht, beliebt und hat schon zu eindrucksvollen Ergebnissen geführt.


    Wenn Seeing paßt oder man mit kleineren Teleskopen und niedrigerer Auflösung an kleinen Planeten schafft, ist das alles kein Hexenwerk. Um so mehr Details und Flächen zu sehen sind, umso schwieriger wird es, dass alles homogen im Bild paßt. Da kann es dann auch lokale Probleme im Bild geben. Aus der Warte ist mein Bild oben noch weit weg von perfekt. In den einzelnen Kanälen ist viel mehr zu sehen. Aber Farbe schaut halt immer nett aus.


    Mit Computerunterstützung geht da noch viel mehr als wir normalerweise machen, angefangen von aktiver Temperaturführung am Teleskop, automatischem Scharfstellen bzw. Abbruch Aufnahme bei schlechtem Seeing, aktiver Optik, Einsortieren Ergebnisse in Verzeichnisse bis automatischer Auswertung. Wie Bild dann zum Schluß aussehen soll, bestimmt der Mensch und hat dann was mit Kunst zu tun.


    Nur zum Trost: das war beim Zeichnen damals auch nicht anders und gab bei manchen Beobachtern herrliche Marskanäle .....


    Frohe Ostern!

    Robert

  • Hallo Robert,


    danke für Deine ausführliche Antwort und die detaillierte Aufzählung aller „Grausamkeiten“ der Videoastronomie. Das meiste davon ist mir klar, und mein Wunsch nach einer simpel zu bedienenden Software war deshalb in erster Linie ironisch gemeint. Ich quäle mich ja auch immer sehr lange mit der EBV herum, und wenn ich endlich aufhöre, dann eher aus Verzweiflung als aus Zufriedenheit. Ich mache das einerseits gerne und freue mich, da immer weiter dazulernen zu können, andererseits beobachte ich auch sehr gerne. Und um dabei eine Balance zu finden, wäre es schön, dort weniger Zeit bei gleichzeitig besserem Ergebnis zu investieren.


    Dir auch schöne Ostern

    Jörg

  • Hallo Robert hallo Jörg,

    ja, es ist wirklich so, dass es das allgemein optimale Bild nicht gibt. Jedem ist etwas anderes wichtig. Für mich persönlich ist seit längerer Zeit wichtig, dass die Farben und der Kontrast möglichst realistisches und natürlich wirkt, so wie es in meinem Teleskop zu sehen ist. Da geht es aber schon los. Meist beobachte ich und filme dann. Die Bearbeitung erfolgt meist später, so dass der Farbeindruck vom Anblick im Okular schon etwas unsicher ist.

    Bei den Details will ich natürlich auch möglichst viel herauskitzeln wobei es zumindest das zeigen soll, was bei eingefrorenen perfekten Seeing möglich sein könnte. Bei 3 bis 6 Zoll sind die Details bei Planeten noch überschaubar und daher ist der Arbeitsprozess geringer. Bei größeren Teleskopöffnungen steigt mit zunehmender Auflösung die mögliche Detailfülle und dadurch wird es vermutlich noch schwieriger. Da ist sicherlich ein anderer Arbeitsprozess nötig. Bis jetzt habe ich Derotieren bei meinen Farbaufnahmen vermieden. Einmal hatte ich ein Versuch gemacht und der ist schiefgelaufen. Dann habe ich es nicht mehr versucht.

    Dadurch ist mein vereinfachter Workflow, der vermutlich eher für Einsteiger oder Leute interessant, die nur gelegentlich filmen:

    *Firecapture zur Aufnahme des Planetenvideos in Farbe (gilt auch für Mondaufnahmen)

    (eventuell Pipp wenn die Nachführung nicht so gut gepasst hat)

    *Autostakkert zur Erzeugung eines Summenbilds und die Testschärfung

    *Dann mit Registax die Waveletschärfung

    Manchmal mit Fitswork die Farblayer zurechtrücken wobei das RGB allign in Autostakkert das schon sehr gut kann, so dass ich es heute eigentlich nicht mehr brauche.


    Ich versuche dann verschiedene Stacks mit verschiedenen Allignmentpunkten und verschiedener Anzahl von Bildern und dann schaue ich, was jeweils möglich ist. Es gibt dann einen Punkt, bei dem es nicht im von mir gesetzten Zeitrahmen nicht mehr besser wird und dann wähle ich den für mich persönlich besten Versuch.

    Mir ist dabei bewusst, dass Experten da noch schönere Bilder und vermutlich noch bessere Videos machen könnten. Wenn man wie Du Robert dann noch auf einen Berg fahrt und dann den Ort mit besserem Seeing wählt, dann ist nochmal deutlich mehr möglich (gerade bei den größeren Öffnungen).

    Servus,

    Roland

  • Danke für das Verständnis! Mir geht es wie Jörg. Ich bin mit meiner Bildbearbeitung selten wirklich zufrieden. Ich kenne ja die Fehler und hätte ja immer noch Ideen, wie man die wegbringen könnte. Bei dem Bild brauch ich jetzt Abklingzeit. Ich erwische mich beim immer weicheren Bearbeiten. Das Rauschen hab ich durch Verwendung von mehr Filmen ganz gut wegbekommen. Hab auch noch Varianten mit von Haus aus kleineren Filtern probiert. Man bringt die Details dann schon noch etwas zarter und kleiner hin, aber der Kontrast geht flöten.


    Auf den Kompromis hab ich mich mal vorläufig eingelassen:



    Mars 24.08.2020 UT 05:00 L(R)-RGB weitere Bearbeitung vom 09.04.2023 über 10 min derotiert: Version 4


    Schon einiges weicher als ursprünglich gezeigt. In der Polkappe stecken im Blau und Grünkanal wunderschöne Details, die der Rotkanal dann spätestens im L(R)- RGB leider zudeckt. Das ist wie bei den Ringen von Saturn. Gute Ringbilder sind keine guten Planetenscheibenbilder. Der Rotkanal ist in der Auflösung einfach schon merklich schlechter als der Blau und Grünkanal. Die meisten Oberflächendetails sind aber im Rotkanal zu sehen. Die Farbe in der Polkappe wird wirklich so sein. Da ist ein Teil rötlicher.


    Ich lass das mal vorläufig so.


    LG

    Robert

  • Die Farbe in der Polkappe wird wirklich so sein. Da ist ein Teil rötlicher.

    Das ließe sich damit erklären, dass die Eisschicht nicht durchgängig, sondern lückenhaft ist und sich die Farbe des Marsbodens dadurch unter das Weiß mischt. Oder es liegt einfach Staub drauf.

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