Hallo Jörg,
nach etwas Abkühlfase mußte ich nun doch etwas nachgreifen zum Thema Verfärbung Polkappe - mit dem Risiko, dass das Thema nun sehr speziell wird. Hab die besten Kanäle jeweils in Projektion auf den S-Pol in winjupos transformiert.
Sieht dann so aus:
Das ist von oben nach unten B, G und R-Kanal aus der besten Zeit um UT 05:00
Die beste Schärfe und Auflösung im Blaukanal, die meisten Artefacte im Grünkanal. Den schwarzen Rand um Polkappe halte ich nicht für real. Der kommt aus Schärfung bzw. zum Teil auch aus der Beugung der Teleskopoptik und wird mit längerer Wellenlänge immer schlechter. Mit 350 mm Öffnung punktet man auf La Palma im Blaukanal als schärfsten Kanal, der bei uns nie oder ganz selten so herauskommt mit 14". Da muss man meist froh sein, wenn man überhaupt einen brauchbaren Blaukanal bekommt.
Die Polprojektionen nun zum RGB verheiratet:
Polprojektion als RGB zur besten Zeit um UT 05:00
Farbkanäle leicht korrigiert in Position und leicht nachgeschärft
Man sieht die erwähnte rote Verfärbung in der Polkappe an Position 30°. Das scheint wirklich real zu sein. Farbübergang an der Kante zum Weltall (Pos. 60° ...270°) entsteht vermutlich durch verschiedene Beugungs des R, G, B-Lichts im Teleskop und aus dem unterschiedlichen Aufnahmezeitpunktes der Bilder, ist nicht ernst zu nehmen
Wenn man die vorher gezeigten L(R)-RGB-Farbbilder in Projektion verwandelt, entstehen im Vergleich folgende Bilder:
Mars 24.08.2020 UT 05:00 L(R)-RGB Südpolansicht
oder 30 min früher:
Mars 24.08.2020 UT 04:27 L(R)-RGB Südpolansicht
Durch die Bildbearbeitung als L(R)-RGB ist nicht mehr viel von den rötlichen Teilen in der Polkappe übrig. Etwas ist jeweils links unten (Pos. 30°) noch zu erkennen. Es dominiert der Rotkanal. Leider auch in den Details der Polkappe. Die feinen Details sind weg. Da kann man nun mit Bildbearbeitung schauen, ob das durch weitere "Tricks" nicht "realer" darstellbar ist. Die ganze gezeigte Variantenvielfalt ensteht ja sowieso nur durch Bildbearbeitungsgestaltung und ist Geschmackssache. Für mich zählen die Einzelkanäle und die Realität (bzw. das, was man glaubt, für Realität zu halten).
Diese Ansichten sind schnell in winjupos erzeugt und zeigen einem schön auf, was man in der Bildbearbeitung an der Polkappe verbockt hat, wenn man eine Vorstellung hat, wie das ganze wirklich aussehen könnte. Für feinere Details in der Polkappe braucht man real größeren Mars und größeres Teleskop (und das Seeing dazu). Die ersten Schärfungen aus 2020 waren an der Polkappe viel zu klotzig in der Absicht, die zerbröselnde Polkappe besser zu zeigen. Auch wieder ein Fall von Canali....
LG
Robert