Servus beinand,
der Andromedanebel, M 31, ist nicht nur in der Astronomieszene bekannt. Geht es um seine Begleiter wie z. B. M 32 oder M 110, dann wird die Anzahl derer, denen sie bekannt sind, schon deutlich kleiner. Ich behaupte mal, dass nur Astronomiebegeisterte die beiden kennen. Doch wie sieht es mit weiteren Satellitengalaxien von M 31 aus? Zwei davon habe ich als Objekt des Monats Dezember auserkoren: NGC 147 und NGC 185, auch als Caldwell 17 und Caldwell 18 bekannt. Hand auf’s Herz, wer kennt die beiden?
Falls die Frage mit "ich nicht" beantwortet wird, ist es eine sehr gute Gelegenheit, sie näher kennenzulernen. In dem Fall verdoppelt man die Anzahl beobachteter oder fotografierter Begleiter von M 31. Es gibt natürlich weitere Zwerggalaxien um den Andromedanebel, die aber allesamt deutlich schwieriger zu beobachten sind.
NGC 185 ist mit 9m3 die, bezogen auf die Gesamthelligkeit, etwas hellere der beiden hier vorgestellten Objekte. Es kommt aber auf die Flächenhelligkeit an, denn mit 8 × 7 Bogenminuten ist diese Zwerggalaxie aufgrund ihrer Nähe zu uns (2,3 Millionen Lichtjahre) doch recht groß. Die Flächenhelligkeit beträgt 13m7 / Bogensekundenquadrat. Es handelt sich hier um eine elliptische Zwerggalaxie mit aktivem Galaxienkern. Elliptische Galaxie klingt erstmal etwas eintönig, aber es ist eben keine gewöhnliche elliptische Galaxie. NGC 185 weist eine sehr aktive Sternentstehung in Kernnähe auf und zeigt dort auch eine kleine, aber (auf Fotos) auffällige Dunkelwolke.
NGC 147 ist die deutlich lichtschwächere Begleitgalaxie, obwohl sie mit einer Gesamthelligkeit von 9m4 eigentlich fast gleich hell ist. Sie ist aber deutlich größer und die Galaxie verteilt sich auf 31,2 × 7,8 Bogenminuten, woraus eine Flächenhelligkeit von nur 14m5 / Bogensekundenquadrat resultiert.
Wie Sidney van den Bergh (1998) zeigen konnte, sind beide Begleiter gravitativ aneinander gebunden und umkreisen sich gegenseitig auf ihrem Umlauf um den Andromedanebel.
Wo befinden sich die beiden Objekte? Vom Andromedanebel ausgehend muss man nach Norden knapp über die Grenze zum Sternbild Cassiopeia gehen, um die beiden zu finden. Leichter ist es aber, o Cassiopeiae (= HIP 3504 = HD 4180) aufzusuchen (visuell 4m54 hell, also gut mit bloßem Auge zu erkennen. o Cas befindet sich auf der Verbindungslinie von α Casiopeiae und dem Andromedanebel. Beginnt man das Starhopping bei α Cas, so kann man von dort nach Süden zu ζ Cas hüpfen, der mit seinen 3m6 auch auffällig hell und leicht zu finden ist. Von dort aus geht es südsüdöstlich weiter zu ξ Cas (mit 4m8 auch noch gut zu sehen, auf alle Fälle im Sucher) und in der gleichen Richtung weiter zu o Cas:
(Foto: SDSS bzw. wikisky.org, rote und grüne Markoerungen nachträglich zugefügt)
Hat man nun o Cas im Gesichtsfeld, dann bildet NGC 185 zusammen mit dem etwas südlich von o cas stehenden Stern HD 4142 und o Cas selber ein rechtwinkliges Dreieck nach Westen, rechter Winkel bei O Cas. Da NGC 185 die leichter zu sehende der beiden Galaxien ist, ist das ganz praktisch:
(Foto: SDSS bzw. Wikisky.org, Beschriftungen selbst hinzugefügt)
Hat man erstmal NGC 185, dann muss man nur noch weiter nach Westen zu NGC 147 schwenken. HD 3264 (7m5) und TYC 3253-807-1 (8m7) helfen hier beim Finden, da sie zwischen den beiden Galaxien stehen.
Hier noch die Koordinaten:
NGC 147: R.A. 00h 33m 12s Dekl. +48° 30′ 31,5″
NGC 185: R.A. 00h 38m 58s Dekl. +48° 20′ 15″
Laut Beobachteratlas für Kurzentschlossene (BafK) sind beide im 4-Zöller zu sehen. Da aber NGC 147 deutlich schwächer ist, geht NGC 185 sicher mit einer kleineren Öffnung als NGC 147. Ist hier vielleicht schon eine Beobachtung mit einem Fernglas möglich? Daraus ergeben sich folgende (mögliche) Aufgaben zu lösen:
1.) Kann man eine oder beide Galaxien schon mit dem Fernglas sehen?
2.) Wie wirken die beiden Galaxien im direkten Vergleich auf euch. Man kann ja hin und her schwenken.
3.) Wie ändert sich der Anblick mit der Öffnung? à Wenn man kurze Skizzen macht, wie groß und weit ausgedehnt man die beiden jeweils sehen kann (dank der Vordergrundsterne gut möglich), kann man den Einfluss von Öffnung und Himmelsqualität hier sehr schön prüfen.
4.) Ab welcher Öffnung fällt auf, dass NGC 185 einen aktiven Galaxienkern besitzt?
5.) Für die Fotografen: wer schafft es, die Dunkelwolke von NGC 185 abzubilden? Und auch hier: beide im direkten Vergleich bei gleichen Belichtungszeiten wären sicher interessant. Das ist auch und insbesondere etwas für kleinere Brennweiten, da beide ja recht groß sind.
6.) Besonders für Fotografen: man kann auch einige Kugelsternhaufen erkennen, die die beiden Zwerggalaxien begleiten. Für NGC 147 sind die hellsten Kugelsternhaufen hier gekennzeichnet: http://www.astrophoton.com/NGC0147_id.htm und für NGC 185 hier: http://www.astrophoton.com/NGC0185_id.htm (Danke an Johannes Atlas für die Anregung – die hellsten gehen demnach ab 10 Zoll auch visuell, wenn auch "nur stellar" erscheinend.)
Der Dezember eignet sich aufgrund der Deklination noch sehr gut zum Beobachten. Sie stehen fast im Zenit, wenn es dunkel ist. Auch der Januar geht noch gut, aber im Februar ist dann Schicht im Schacht. Zudem lockt ja auch der Wintersternhimmel mit seinen Objekten. Das aktuelle Herbstwetter passt aber zu diesen Herbstobjekten, finde ich.
Zu guter Letzt noch in Kurzform meine eigenen Beobachtungen mit meinem 8“ RC f/8 vom 28.10.2022:
NGC 147: Im Vergleich zu NGC 185 wirkt diese Galaxie viel diffuser und lichtschwächer. Aufgrund der Größe, die beeindruckt, war die Beobachtung bei 81× sehr spannend. Zunächst war wenig zu erkennen, wenn man sich dann aber einsieht, wird sie bei indirektem Sehen immer und immer größer (dabei ohne definierten Rand, nur sehr sehr blass auslaufend). Eine gute Dunkelanpassung und dunkler Himmel sind sehr wichtig. Auch bei 43× ist sie diffus und recht groß erkennbar. Die Form ist deutlich ellipsoid, stärker gestreckt als NGC 185 und sie erscheint insgesamt klar größer. Der Kontrast ist aber deutlich geringer, da sie wirklich nicht sehr flächenhell ist.
NGC 185: Die Galaxie ist sehr auffällig, wirkt erstaunlich hell, vor allem im Vergleich mit NGC 147, und befindet sich in einem Dreieck aus relativ hellen Sternen (8m4 – 8m8). Vermutlich konnte ich nur den hellen, zentralen Bereich erkennen – jedenfalls wirkt die Galaxie etwas länglich, breit ellipsoid. Der Kern selber war nicht als stellar wie für aktive Galaxien üblich, zu erkennen und geht wohl in der Gesamthelligkeit unter. Bei 81× wirkt die Galaxie sehr kräftig. Höhere Vergrößerung brachte nichts an Zugewinn. Die Dunkelwolken waren jedenfalls visuell unsichtbar.
Ich wünsche viel Freude, wenn der Himmel mal wieder klar sein sollte (und der Mond nicht stört). Der nächste Neumond kommt bestimmt.
Literatur:
van den Bergh Sydney (1998): The binary galaxies NGC 147 and NGC 185. THE ASTRONOMICAL JOURNAL 116 : 1688-1689, online unter https://iopscience.iop.org/article/10.1086/300576/pdf
Liebe Grüße,
Christoph