Liebe Astrofreunde!
Was lange währt, wird endlich gut! Nach einigen Monaten Wartezeit kann ich euch endliche meine Entdeckung zeigen – einen neuen PN Kandidaten im Sternbild Schwan.
Bis dahin war es eine langer Weg. Mein sorgfältig durchgeplantes, eigentliches Sommerprojekt 2022 war eine 4-fach-Mosaikaufnahme des riesigen und wunderschönen Supernova Überrestes SNR G65.3+5.7 im Sternbild Schwan. Die Struktur ist mit einer Ausdehnung von ca. 4,2° x 4,2° etwa 8 x größer als der Mond. Sie versteckt sie sich jedoch in einem Meer aus Sternen und leuchtet nur sehr schwach in den Emissionslinien von Hα, OIII und o gut wie gar nicht im SII Band. Deswegen wird sie bisher nur selten fotografiert. Sehr zu Unrecht – denn das Objekt zeigt eine komplex verwobene Architektur aus Bögen, leuchtenden Knoten und feinen Fähnchen, die in den roten und türkisblauen Farben der Hauptlinien von Wasserstoff und Sauerstoff leuchten. Wegen der Größe des Objektes sollten die Aufnahmen mit einem auf 360 mm Brennweite reduzierten TS Photoline Triplet Apo erfolgen.
Daraus wurde jedoch nichts und das Mosaik gibt es bis heute nicht. Denn ich habe den Plan genervt verworfen, nachdem ich eine Woche sternklarer Nächte mit dem vergeblichen Versuch verbracht habe, die Verkippung der optischen Achse des Teleskops zu korrigieren. Stattdessen fotografierte ich am Ende den gesamten Supernova Rest SNR G65.3+5.7 mit einem antiken Pentax SMC 135/3.5 Teleobjektiv. Die Aufnahme kennt ihr ja bereits:
Zuvor jedoch fotografierte ich über den Sommer die Sharpless Objekte Sh2-91, -94 und -96, welche Teilstrukturen des riesigen Supernova Restes sind. Auch diese Aufnahmen kennt ihr ja bereits. Die vorgenannten Objekte befinden sich im Süden und Nordwesten des SNR. Was ihr noch nicht kennt, sind meine Aufnahmen der Nordostecke des SNR. Der Nordosten ist seltsamerweise nur selten in Astroaufnahmen zu sehen. Er ist jedoch mindestens so schön wie die anderen Bereiche und birgt außerdem noch einen verborgenen Schatz – einen kleinen, perlenartigen Nebel, den ich "Hazy Pearl Nebel" getauft habe.
Vollauflösung: https://astrob.in/full/mkm0e1/D/
Volauflösung: https://astrob.in/full/mkm0e1/G/
Der Nebel präsentiert sich auf der Emissionslinie des Hα und des OIII. Im SII und allen Breitbandkanälen finden sich keine signifikanten Spuren von ihm. Maa 1 versteckt sich außerdem in einem Meer von Sternen und zwischen den kräftigen Filamenten des SNR G65.3+5.7. Vielleicht ist das de Grund, warum ihn zuvor niemand gesehen hat – ich bin sehr glücklich, dass er sich bei meiner sternlosen Bildbearbeitung geoutet hat! Zusammen mit der Textur des SNR hat Maa 1 ein verhangene, perlmutartige Textur. Dieses Aussehen hat mich zur Namensgebung Hazy Pearl Nebel verleitet.
HOO
HOO
Halpha
OIII
Bis zur Registrierung war es dann noch gutes ein Stück Weg. Zunächst musste ich noch ordentlich Daten eines anderen Bildausschnittes nachlegen, weil der PN Kandidat im ersten, zufälligen Framing zu weit links im Bild war. Positiver Nebeneffekt ist heute, dass es deswegen ein schönes 2-fach Breitbandmosaik gibt, das die wunderbaren Strukturen des umgebenden SNR sehr eindrucksvoll in den Rahmen bringt. Die Bildversionen D-F auf Astrobin zeigen das Mosaik mit einer Auflösung von 7.832 x 3940 Pixeln Auflösung. Die Zusammenstellung der für die Registrierung notwendigen Dokumentation, die Recherche und das ganze Drumherum hat mich an meine Diplomarbeit vor etlichen Jahren erinnert. Die Unsicherheit im Zusammenhang mit der Registrierung war jedoch groß. Deshalb war ich sehr froh, dass mir der Super-PN-Entdecker Marcel Drechsler freundlich und professionell unter die Arme gegriffen hat - danke Marcel!
Der Hazy Pearl Nebel ist seit Anfang November in der Datenbank des HASH (University of Hong Kong/Australian Astronomical Observatory/Strasbourg Observatory H-alpha Planetary Nebula) und bei planetarynebulae.net registriert. Die wesentlichen Daten:
Name: Maasewerd 1 (Maa 1) bzw. PN-G: 066.8+05.5
Lokation: 19:37:19.83 +32:32:16.79
Größe: 1,1'
Daten zur (Haupt-)Aufnahme:
Celestial Hemisphere: Nord
Konstellation: Cygnus (Cyg)
Enthält: Maa 1 · LDN 821 · PGC 1993770 · PGC 2000073 · PGC 2016813 · PGC 2815481 · PGC 2815488 · PGC 2815490 · PGC 2815492 · PGC 2815498 · PGC 2815500 · PGC 2815506 · PGC 2815508 · PGC 2815518 · PGC 2815520 · PGC 2815556 · PGC 2815589
Teleskop TS-Optics Photoline 130mm f/7 FPL53 Triplet Apo (APO130f7-P) ×
Aufnahmekamera ZWO ASI2600MM Pro
Montierung Sky-Watcher EQ8-R Pro ×
Filter
Astronomik Deep-Sky Blue 36mm · Astronomik Deep-Sky Green 36mm · Astronomik Deep-Sky Red 36mm · Astronomik H-alpha CCD 6nm 36mm · Astronomik L-3 Luminance UV/IR Block 36 mm · Astronomik SII CCD 6nm 36 mm · Chroma OIII 3nm Bandpass 36 mm
Zubehör
Lacerta MGEN-2 standalone autoguider · Pegasus Astro Falcon Rotator · TS-Optics TSRed379 × · ZWO EFW 7 x 36mm
Software
Adobe Photoshop · Aries Productions Astro Pixel Processor (APP) · Stefan Berg Nighttime Imaging 'N' Astronomy (N.I.N.A. / NINA)
Astronomik Deep-Sky Blue 36mm: 69×30″(34′ 30″)Astronomik Deep-Sky Blue 36mm: 106×60″(1h 46′)
Astronomik Deep-Sky Green 36mm: 63×30″(31′ 30″)
Astronomik Deep-Sky Green 36mm: 111×60″(1h 51′)
Astronomik Deep-Sky Red 36mm: 67×30″(33′ 30″)
Astronomik Deep-Sky Red 36mm: 113×60″(1h 53′)
Astronomik H-alpha CCD 6nm 36mm: 70×600″(11h 40′)
Chroma OIII 3nm Bandpass 36 mm: 131×600″(21h 50′)
Aufnahmedauer: 40h 39′ 30″
Durchschnittlicher SQM: 20.30
RA Zentrum: 19h37m17s.93
DEC Zentrum: +32°32′10″.7
Pixel Skala: 1,043 Bogensekunden / Pixel