Mars vom 25.11. - später: Halbschattenwahrnehmung auf Jupiter

  • Hallo Jan, Holger, Ralf und Torsten,


    erst einmal vielen Dank für die Mühe, mit der ihr auf meinen Beitrag eingegangen seid. Eure Standpunkte und Erläuterungen sind für mich interessant und erhellend. Beim Datum des Bildes ist mir ein Fehler unterlaufen, das hat Torsten ganz richtig bemerkt. Es war der 09.08.2022. Ich komme immer wieder durcheinander, wenn das Jahr zuerst kommt im Dateinamen.


    Zitat

    Letzten Endes versuchen wir aus den Bildern interpretierend viel mehr rauszuholen, als wirklichkeitsnah drinsteckt.. Ich glaube, das ist das generelle und auch Dein Dilemma.

    Das wird es wohl sein.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Servus Torsten,


    ich habe einfach mal die Winkel ausgerechnet (und mich hoffentlich nicht verrechnet). ich habe die Oberfläche von Jupiter als nicht gekrümmt angesetzt, da der Schatten ja sehr klein ist. Der Kernschatten von z. B. Ganymed reicht bei seinem Abstand von der Sonne im Perihel vor Jupiter stehend 2,9 Millionen Kilometer. Setzt man Jupiter in passendem Abstand in den Schatten hinein, so hat der Schatten auf Jupiter einen Durchmesser von aufgerundet 5100 km Durchmesser. Das entspricht von der Erde aus bei Opposiotion von Jupiter im Perihel einem Winkel von 1,7 Bogensekunden.

    Ganymed hat einen Durchmesser von 5262 km, der Schattendurchmesser ist also nicht sehr viel kleiner (klar, die Sonne ist ja sehr weit entfernt).


    Der Halbschatten bildet um den Kernschatten dann einen Ring von 190 km Dicke. Das rechnet sich leichter als die Größe des Kernschattens auf Jupiter projiziert. Das entspricht einem Winkel von 0,06" von der Erde aus betrachtet.


    Ganz ehrlich, einen Halbschatten im Durchmesser von 0,06" auf einem Foto erkennen zu wollen, halte ich für sehr gewagt. Du siehst einfach nur die Abbildungsunschärfe des Fotos. Den Halbschatten kann man, da er viel zu klein ist, so nicht nachweisen.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • P.S.: Kallisto ist mit 1,8 Millionen Kilometer (minus Jupiterradius) weiter von der Jupiteroberfläche entfernt. Dafür ist er kleiner als Ganymed. Um nicht nochmal alles durchzurechnen, kann man ja abschätzen. Der Kernschatten ist dann kleiner als der von Ganymed und der Halbschatten größer. Ganymed ist 1,04 Millionen Kilometer (minus Jupiterradius) von der Jupiteroberfläche entfernt. Wenn ich also sehr wohlwollend aufrunde und mir einen Mond der Größe von Ganymed bei dem Abstand vorstelle und ich aufgerundet den doppelten Abstand von der Jupiteroberfläche annehmen, dann wären wie bei einem Halbschatten von 0,12". Man kann es am Nasa-Foto schön sehen, dass die Breite des Halbschattens relativ zum Schattendurchmesser größer ist als von mir bezüglich Ganymed gerechnet. Nimmt man aber den Durchmesser des Kernschattens als Maßstab, dann ist der kleiner als der Durchmesser vom Kallisto, also kleiner als 4820 km im Durchmesser. Man kann dann die Dicke des Übergangsschattenrings am Bild relativ ausmessen. Daraus den Winkel von der Erde aus betrachtet und man kommt an die 0,1". Da ist die Bildunschärfe immer noch viel größer. Die Auflösung bekommt man gar nicht hin.

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  • Hallo Leute,


    Christoph hat mit seiner Berechnung recht. Der Schatten ist in der Realität eigentlich nur an seinem äußeren Rand weich. Die Winjupos-Darstellung in Torstens Beitrag ist folglich nicht korrekt. Wo ich nicht mitgehe, ist die Aussage, dass 0,1“ nicht darstellbar wären. Bitte nicht das Auflösungsvermögen an Doppelsternen mit dem von Planetenstrukturen verwechseln. Die Encke-Teilung im Saturnring ist deutlich schmaler als 0,1“, und die hat Torsten vor kurzem mit dem C11 abgelichtet, wenn ich mich nicht irre.


    CS, Jörg

  • Der Halbschatten bildet um den Kernschatten dann einen Ring von 190 km Dicke.

    Hallo Christoph,


    Deine Rechnung gefällt mir - im Prinzip ...

    Allerdings komme ich auf anderem Wege zu einem anderen Ergebnis: Die Breite des Halbschattens sollte doch etwa dem visuellen Durchmesser der Sonne vom Jupiter aus gesehen entsprechen, das sind rund 6'. Ganymed hat vom Jupiter aus gesehen einen visuellen Durchmesser von 5.260 km / 930.000 km = 19,4', sein Kernschatten ist also - rechnerisch - nur rund 3x breiter als der Halbschatten. Andererseits wird die sichtbare Breite des Halbschattens deutlich kleiner sein als die rechnerische, weil es dort schon bei einem Bruchteil der Sonnenbeleuchtung wieder "hell" ist.


    CS Jan

  • Servus Jörg,


    die Ecke-Teilung ist aber ein harter Kontrast. Hier geht es aber um einen weichen Übergang (Übergangsschatten). Am inneren Rand ist er zudem noch fast so dunkel wie der Kernschatten. Die Unschärfezone, die man benmerken würde, ist also noch kleiner. Und sie geht zudem in der Abbildungsunschärfe komplett unter. Da halte ich 0,1" für illusorisch.

    Man muss ja nur auf dem Foto von Torsten die scheinbare Dicke seines "Übergangsschattens" ausmessen. Da kommt man auf deutlich mehr als 0,1". ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Hallo Christoph,


    ja, hast recht, der weiche Schatten ist in der Abbildung schwieriger als die Encke-Teilung, die ich gerne mal in Guide ausmessen würde. (Das geht nur im Moment nicht, weil ich unterwegs bin.)

    Mein Einwand richtete sich nur gegen Deine generelle Aussage, dass 0,1“ nicht darstellbar seien. Das mag auf das diskutierte Bild zutreffen, das wegen des Seeings merklich eingeschränkt ist. Aber was unter guten Bedingungen mit 11 bis 16 Zoll möglich ist, lässt mich immer wieder staunen. Bei perfektem Seeing hab ich visuell mit dem 7“-Refraktor sogar schon mal ein 0,15“ breites Segment eines Jupitermonds am Jupiterrand hervorgucken gesehen, obwohl bei Doppelsternen schon 0,5“ Abstand nur sehr unvollkommen getrennt werden.


    CS, Jörg

  • Ganymed hat vom Jupiter aus gesehen einen visuellen Durchmesser von 5.260 km / 930.000 km = 19,4', sein Kernschatten ist also - rechnerisch - nur rund 3x breiter als der Halbschatten.

    Hallo miteinander,


    Bei Io sieht es so aus: 3.643 km / 350.000 km = 35,7', sein Kernschatten ist also - rechnerisch - rund 6x breiter als sein Halbschatten, dessen Breite ja durch den visuellen Sonnendurchmesser aus der Jupiterperspektive mit 6' gegeben ist. Bei der Pixellinien-Analyse des unter #18 geposteten NASA-Fotos komme ich eher auf einen Faktor 5:


    Io-Schatten_Pixellinie.jpg


    Damit ist aber dann der Halbschatten mit ca. 0,5" doch deutlich breiter als die an anderer Stelle berechneten 0,1".


    CS Jan


    P.S.

    Ich fürchte, meine obigen Berechnungen zu den visuellen Durchmessern und Halbschattenbreiten sind unzutreffend, es geht ja hier um die tatsächlichen Dimensionen der Schattenbilder !! Wenn also der Io-Schatten von der Erde aus gesehen einen visuellen Durchmesser von 3.643 km / 6x108 km = 1,25" hat, und der Halbschatten ist gemäß Bildanalyse 5x schmaler, dann hat letzterer eine Breite von 0,25". Das ist allerdings immer noch deutlich mehr als 0,1" ...

  • Hallo Jan, hallo allerseits,


    ich stelle hier mal noch einen Aspekt zur Diskussion, der m. E. noch nicht ausreichend berücksichtigt ist: die Größenveränderung dunkler Strukturen bei Veränderung von Kontrast, Tonwerten oder Gradationskurve. Das da im Bereich mehrer Pixel eine Menge passiert, kann man sehr schön sehen, wenn man sich die Auswirkungen auf die Randverdunklung von Planeten ansieht. Der Effekt macht nicht an den Planetenrändern halt, sondern betrifft alle Details, und zwar um so stärker, je größer ihr Helligkeitsunterschied zur angrenzenden Bildinformation ist. Schärfungsprozesse, die nichts anderes machen, als die Gradation selektiv an den Helligkeits- und Farbübergängen anzuheben, wirken in gleicher Weise.


    Darauf gekommen bin ich, als ich zu klären versuchte, warum es bei Positionsmessungen von Jupiterdetails zum Teil signifikante Unterschiede zwischen visuellen Beobachtungen (Zeitnahme beim Meridiandurchgang) und der Vermessung digitaler Bilder gibt. Der GRF beispielsweise erscheint auf CCD/CMOS-Bildern fast Immer größer als in der visuellen Wahrnehmung, und zwar um so mehr, je schlechter die Aufnahmebedingungen waren und um so intensiver nachbearbeitet werden musste. Natürlich darf man nicht vernachlässigen, dass auch die visuelle Wahrnehmung stark von den Beobachtungsbedingungen beeinflusst ist. Deshalb sind auch deren Ergebnisse nicht in Stein gemeißelt. Digitale Bilder lassen sich jedoch dank der mittlerweile sehr weit reichenden Bearbeitungsmöglichkeitenfast immer zu einem ansprechenden Ergebnis „aufhübschen“, wobei die Größenverhältnisse der Details stärker beeinflusst werden, als es uns bislang bewusst ist.


    CS, Jörg

  • Schärfungsprozesse ...

    Hallo Jörg,


    die sprichst Du zu Recht an, denn ihre Wirkung erstreckt sich bei hochvergrößerten Planetenbildern in der Tat typischerweise über mehrere Pixel. Die für meinen 10" Spiegel einigermaßen hoch aufgelösten Mond- und Planetenbilder poste ich normalerweise mit einer Bildauflösung von 0,2"/px, damit kann man den Io-Halbschatten auf Jupiter schon nicht mehr klar abbilden, siehe #33. Ob das mit 16" Öffnung deutlich besser geht, wage ich zu bezweifeln.


    CS Jan

  • Servus beinand,


    ich habe nochmal nachgerechnet und die Geometrie mittels Paint und Photoshop dargestellt und die Formeln aufgeschrieben. Ich hatte einen Faulheitsfehler beim Übergangsschatten gemacht, da ich hier zwei Winkel ausrechenen und aufaddieren muss. Jetzt müsste aber alles stimmen (abgesehen von der Näherung, dass ich aufgrund der großen Entfernung immer den Sonnenradius angesetzt habe, der für die Dreiecke minimal zu kurz ist:



    Das ist klassiche Geometrie und recht einfach dank der Kleinwinkelnöherung, dass der Tangens vom Winkel Phi gleich Phi (im Bogenmaß) ist. Man kommt also auf einen Winkel des halben Schattenwurfs (damit es ein rechtwinkliges Dreieck ist) von 3,226 Bogenminuten. Ob man wirklich rIo vom Sonnenradius hätte abziehen müssen? Nein, geht in den Kommastellen unter, aber nicht in den vier gültigen Ziffern, mit denen ich gerechnet habe. Ganz am Ende runde ich auf zwei Ziffern, da ginge das dann unter. Ich wollte aber hier exakt bleiben. Da der Winkel des Kernschattens gleich Phi ist (Stufenwinkel), geht das hier recht simpel.


    Jetzt misst man nur noch das Ende des Kernschattens berechnen und von dort aus den Abstand zur Jupiteroberfläche verwenden, um den Radius des Kernschattens (am Äquator von Jupiter) auszurechnen:


    Anmerkung (P.S.): Fehler in Zeile 2: statt 142980 km (= Durchmesser von Jupiter) nur 71490 km einsetzen.

    Und: Fehler in der vorletzten Zeile: Abstand Erde-Io, da muss man noch eine AE abziehen, da Jupiter 4,95 AE von der Sonne im Perihel entfernt ist... Man kommt mit den Korrekturen auf einen Kernschattendurchmesser von 2986 km und einem Winkeldurchmesser von 1,05" P.P.S: habe das Bild ersetzt, jetzt passt es (hoffentlich)


    Jupiters Oberfläche wird als senkrechte Fläche vereinfacht (dazu schreibe ich ganzam Schluss noch etwas). Das Ergebnis ergibt Sinn, denn der Kernschatten hat einen nur etwas geringeren Durchmesser als Io selbst. Der Unterschied ist nicht vernachlässigbar. 2986 km Schattendurchmesser in 3,950 AE Abstand (minus einen Jupiterradius - um exakt zu bleiben) ergeben 1,04" Schattendurchmesser.


    Zum Übergangsschatten. Da wird es etwas komplexer:



    Anmerkung: Zahlendreher in der vorletzten Zeile: 418200 km statt 481200 km (Grpße Halnbachse von Io).damit kommt man am Ende, wenn man auch die weiter oben angemerkten Korrekturen mit reinnimmt, auf eine Dicke des Übergangsschattens von 0,23", er ist also um 0,02" breiter. P.P.S.: Abbilduing wurde ersetzt und die Fehler müssten jetzt draußen sein


    Wie in der Abbildung geschrieben, muss man hier zwei Winkel aufaddieren. Bei meiner ersten Rechung oben bezüglich Ganymed hatte ich komplett vergessen, alpha aufzuaddieren. Alpha und Beta sind fast gleich groß (alpha etwas größer).

    Der Übergangsschatten ist etwas breiter als der Kernschatten (als Winkel). Da man aber nun den Beginn des Übergangsschattens von Io aus auf Jupiter projeziert und nicht wie beim Kernschatten andersherum vom Schattenende auf Jupiter, ist er real kleiner, da Jupiter und Io viel näher beinander stehen als der Kernschatten lang ist. Ich komme aber immerhin auf 0,21", was das Ausmessen von Jan bestätigt (Danke Jan, das hatte mich zum Nachrechnen bewogen und zum Aufzeichnen).


    Bedenkt man jetzt aber, dass es eben ein Übergangsschatten ist, der am Kernschattenrand nicht unterscheidbar ist und erst dann durch den Verlauf etwas Unschärfe erzeugt, ist die Unschärfezone für unser Auge etwas schmaler als die 0,21". Vielleicht ist 0,15" eher passend.


    Aber: sollte der Schattenwurf gerade am rand von Jupiter auftreten, dann ist die Näherung der Jupiteroberfläche als senkrechte Fläche weit daneben. Sprich am Rand der scheinbaren Jupiterscheibe wird der Schattenwurf verzogen und durch die Projektion auf die Kugeloberfläche gedehnt. Dann müsste man den Übergangsschatten durchaus mit einem größeren Amateurteleskop nachweisen können. Die Unterscheidung von der Randunschörfe der Abbildung an sich ist aber auch da wohl kniffelig.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Hallo allerseits,

    als Fotograf kenne ich den Spruch: "schlechtes Wetter macht gute Bilder".

    Hier könnte ich sagen: "schlechtes Wetter macht gute Beiträge".

    Ich finde die Diskussion ausgesprochen spannend und interessant und sie hat auch bei mir zu neuen Gedanken geführt. Vielen Dank an alle, die dazu beigetragen haben.


    Die perspektivische Verlängerung des Schattens am Planetenrand dürfte durch unsere Blickrichtung, zumindest während der Opposition, kompensiert werden. Nochmal betonen sollte man auch, dass je nach Mond der Halbschatten unterschiedlich gut sichtbar sein wird.

    Allgemein sollte man wohl darauf achten, wie sehr sich die Schattenkante von der Planetenkante unterscheidet, denn die Kontraste sind in beiden Fällen sehr hoch. Sind sie ähnlich scharf, sehe ich den Halbschatten nicht als detektiert an. Torstens Beispiel zeigt aber genau das, dass nämlich der Mondschatten am Rand weicher ist, als die Planetenkante. Bei einer zu starken Schärfung, insbesondere, wenn der Radius zu groß gewählt wird, geht dieser Unterschied verloren.

    Viele Grüße

    ralf

  • Hallo Christoph,


    einige Anmerkungen zu deinen Berechnungen: Beim Übergangsschatten setzt du den Weet für die große Halbachse nicht richtig an. Es sind wie beim kernschatten 421800, damit komme ich dann auf einen Wert von 660 km.


    Die Korrektur der Distanz für Io-Jupiter erfolgt einmal mit dem Jupiterdurchmesser, einmal mit den Radius. Müsste wohl beidemale der adius sein.


    Bei der Formelbeschreibung für die Berechnung des Schattenradius wird müsste es heissen *tan(Winkel), wie ja auch gerechnet wird.


    Viele Grüße

    Oskar

  • Die Korrektur der Distanz für Io-Jupiter erfolgt einmal mit dem Jupiterdurchmesser, einmal mit den Radius. Müsste wohl beidemale der adius sein.

    Servus Oskar,


    ups, stimmt, ich habe in Bild 2 in der 2. Zeile versehentlich den Durchmesser und nicht den halben Durchmesser genommen. Damit wird der Schatten etwas kleiner, da ich ja die Oberfläche von Jupiter um einen Jupiterradius zu weit nach links gesetzt habe. Korrigiert komme ich so auf 1493 km für den Rdius des Kernschattens, also auf 2986 km Durchmesser.


    Bei der Formelbeschreibung für die Berechnung des Schattenradius wird müsste es heissen *tan(Winkel), wie ja auch gerechnet wird.

    Kleinwinklenäherung: tan(Phi) = Phi (im Bogenmaß), daher fällt der tangens einfach weg.


    Beim Übergangsschatten setzt du den Weet für die große Halbachse nicht richtig an. Es sind wie beim kernschatten 421800, damit komme ich dann auf einen Wert von 660 km.

    Oh Mann, diese Zahlendreher... 418200 statt 481200 – danke (auch für die anderen Anmerkungen). Ich hab's korrigiert (und auch am Anfang den Jupiterradius statt des Durchmesers) und komme so auf 652 km. Und ich habe noch was vergessen, einzufügen. Beim Abstand Erde-Io muss ich ja auch 1 AE abziehen, da ich ja Jupiter in Opposition (und ins Perihel) gestellt habe. Insofern sind die beiden Winkelgrößen etwas zu klein.


    Korrigiert komme ich auf


    Kernschatten: 1,05" Durchmesser

    Übergangsschatten: 0,23" Breite


    Die perspektivische Verlängerung des Schattens am Planetenrand dürfte durch unsere Blickrichtung, zumindest während der Opposition, kompensiert werden. Nochmal betonen sollte man auch, dass je nach Mond der Halbschatten unterschiedlich gut sichtbar sein wird.

    Stimmt natürlich. Wenn ich Jupiter in Opposition steht, dann sehen wir wiederum die Projektion des Schattens auf eine gedacht senkrechte Fläche. Den Effekt kann man also weglassen. Wir können ja nicht von 90° seitlich auf Jupiter schauen. Und auch, wenn Erde, Sonne und Jupiter im rechten Winkel stehen, macht sich das nicht stark bemerkbar (4,9 AE zu 1 AE, also ist der Winkel, in dem wir auf Jupiter seitlich sehen, klein und Jupiter wäre weiter weg und selber kleiner, was den Effekt des verschmierten Schattenwurfs mehr als kompensiert).


    Der Teufel steckt im Detail.


    Wenn ich jetzt nicht noch was übersehen habe, bleibt es bei ca. 1" zu ca. 0,2"


    Den Rand des Übergangsschattens werden wir eh nicht wahrnehmen können (die Frage ist, ab welcher Abchattung wir es als erkennbar dunkler wahrnehmen) und den Rand des Übergangssschattens zum Kernschatten werden wir ebenfalls nicht wahrnehmen können (schwarz zu fast schwarz). Fragt sich, wie breit die Übergangszone ist, in der wir den Helligkeitsgradienten überhaupt wahrnemen können. Und der Bereich ist sicher kleiner als die theoretischen 0,23".

    Das alles betrifft Jupiter im Perihel plus in Opposition. Jetzt kann man noch gegenhalten, dass man den Sonnenradius etwas vergrößern müsste, da man ja eine Tangente auf die Sonne zieht und nicht den obersten Punkt der Sonne nehmen darf. Das würde den Kernschatten noch etwas verkleineren und den Halbschatten etwas vergrößern (aber das macht sich erst in dritter Ziffer bemerkbar - es geht um etwas weniger als 1 km Unterschied beim Kernschatenradius, ist also vernachlässigbar).


    Ich bleibe skeptisch, ob man so einen kleinen Unschärfebereich sauber darstellen kann. Theoretisch ja, aber da die Bildbearbeitung schon bei der kleinsten Kontrastverstärkung und/oder Schärfung eingreift, dürfte es sehr schwierig sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • ich habe nochmal nachgerechnet ...

    Hallo Christoph,


    Dank Dir für die viel sorgfältiger durchgeführten Berechnungen zur visuellen Breite des Io-Halbschattens. Ich hatte ja in erster Näherung noch nicht einmal das spitze Zulaufen des Kernschattens berücksichtigt. Bei Deiner Rechnung könnte man noch eine durchaus zulässige Vereinfachung dadurch erzielen, dass man rIo gegen rSonne vernachlässigt. Dann haben wir es nur noch mit einem Winkel φ = r(Sonne) / d(Sonne-Io) zu tun.


    Die Durchmesser von Kern- und Halbschatten der Jupitermonde lassen sich dann aus den Schnittpunkten der „inneren“ und der „äußeren“ Tangenten der Sonne und des jeweiligen Mondes entsprechend Deiner dritten Zeichnung berechnen. Der Schnittpunkt der inneren Tangenten liegt von der Sonne aus gesehen vor Io, die äußeren Tangenten schneiden sich dahinter. Wegen der großen Entfernung zur Sonne im Vergleich mit den Radien der Mondbahnen können wir wieder in guter Näherung in beiden Fällen mit demselben Schnittwinkel φ rechnen. Der äußereRadius des Halbschattens weitet sich dann hinter dem jeweiligen Mond mit zunehmender Entfernung in demselben Maße auf, wie der Radius des Kernschattens abnimmt.


    Wenn also der Radius des Kernschattens gegenüber dem Radius des Mondes selbst mit zunehmender Entfernung um x km abnimmt, vergrößert sich gleichzeitig der Radius des Halbschattens um denselben Betrag. Wenn wir im konkreten Fall des Io-Schattens auf Jupiter eine Reduzierung des Kernschattenradius um 300 km berechnen, sollte der Halbschatten 600 km breit sein. Das wäre rund 1/5 des Kernschattendurchmessers in guter Übereinstimmung mit der Vermessung des Fotos. Von der Erde aus betrachtet hätte der Halbschatten dann eine visuelle Breite von 600 km / 600 Mio km = 0,21“. Als Linie mit hohem Kontrast – wie etwa bei der Encke-Teilung – wäre das wahrscheinlich in größeren Teleskopen noch gut erkennbar, bei einem Grau-Übergang bin ich da eher skeptisch.


    Bei Ganymed sieht es schon viel besser aus, er ist rund 3x so weit weg von der Jupiteroberfläche wie Io, und dementsprechend ist auch sein Halbschatten etwa 3x so breit, d.h. etwa 0,6“, und könnte in größeren Teleskopen durchaus erkennbar sein.


    CS Jan

  • Hallo zusammen,


    gerechnet für Ganymed nach dem Rechenweg von Christoph:


    Duchmesser Radius Kernschatten: 1964 km

    Breite des Ringes des Übergangsschattens: 1881 km.


    Ist dann auch stimmig mit de von Torsten gezeigten Bildern.


    Viele Grüße


    Oskar

  • Servus Oskar,


    yep, ich komme (jetzt) auch auf 1881 km und somit auf 0,66" für den Ü*bergangsschatten von Ganymed (nachdem jetzt alle Tipp- und Denkfehler eliminiert sind). Ich werde bei Gelegenheit die Grafiken austauschen, um da die Tippfehler auszumerzen und eine Zusammenfassung der Rechung machen. Und ja, insofern istz bei Ganymed der Übergangsschatten mit passendem Teleskop sicherlich zu erkennen. Bei Kallisto, die noch weiter von Jupiter entfernt ist, wodurch sich der Übergangsschatten noch weiter auffächert, ist es dann noch deutlicher. Müsste eigentlich auf Fotos im Vergleich der Schattenwürfe erkennbar sein, wenn nicht nachgeschärft wurde.


    Liebe Grüße,

    Christoph

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  • Der äußere Radius des Halbschattens weitet sich dann hinter dem jeweiligen Mond mit zunehmender Entfernung in demselben Maße auf, wie der Radius des Kernschattens abnimmt.

    Ausgehend von dem oben definierten Winkel φ = 0,000895 und dem daraus für Io ermittelten Kernschattendurchmesser auf der Jupiteroberfläche bei senkrechtem Auftreffen habe ich die folgende Tabelle für alle vier Galileischen Monde zusammengestellt:


    Tabelle.jpg


    Wir sollten uns an das Thema der Diskussion erinnern: Mars! Das Schattenthema kam hier erst auf im Zusammenhang mit der Frage, in wie weit man bei hochauflösender Astrofotografie reale Strukturen von Artefakten unterscheiden kann, insofern also doch nicht ganz "off topic“.


    CS Jan

  • Um die Halbschatten im Bild darstellen zu können, darf man halt nicht zu stark schärfen.

    Hallo Torsten,


    Deine an oberster Stelle gezeigte SW-Aufnahme des Kallisto-Schattens gefällt mir am besten. Sie macht deutlich, wie der äußere Rand des Halbschattens weitgehend im Umgebungslicht "versickert". Das gilt natürlich in entsprechender Weise auch für die Halbschatten der anderen Jupitermonde, so dass die in meiner Tabelle eingetragenen "visuellen" Breiten der Halbschatten für den Beobachter noch deutlich schmaler ausfallen werden als dort angegeben. Der scharfe Rand des Kallistoschattens auf der WinJUPOS-Aufnahme ist völlig unrealistisch.


    CS Jan

  • Hallo,


    ich möchte hier für mich abschließend die Gelegenheit nutzen, etwas Luft abzulassen.

    Dies habe ich in meinen Beiträgen in der Vergangenheit bisher eigentlich vermieden, und versucht immer sachlich zu bleiben. Wenn das folgende nun etwas anders herüberkommt, dann bitte ich das zu entschuldigen.


    Hallo Torsten,


    ... Der scharfe Rand des Kallistoschattens auf der WinJUPOS-Aufnahme ist völlig unrealistisch.


    CS Jan


    Jörg und Jan, die Darstellung in WinJUPOS ist genau so exakt wie die Ergebnisse der hier vorgestellten Rechnungen; nämlich ausschließlich basierend auf elementarer Geometrie! Oder glaubt Ihr etwa Grischa kann nicht rechnen?

    Eure Ergebnisse berücksichtigen natürlich - ebenfalls nicht - beispielsweise Streuungseffekte, die zu Abweichungen vom geometrisch exakten Ergebnis führen können. Somit stimmt Grischas Vorhersage in WinJUPOS nach meiner Einschätzung vollkommen.


    Nun noch etwas in persönlichem Anliegen.

    Die Tatsache, dass Christoph sich zweimal korrigieren musste, und in Beitrag #27 auch noch Applaus für sein falsches Ergebnis erhielt (!), zeigt mir, dass die Entscheidung, mit einer unmittelbaren Antwort abzuwarten, mir selbst viel Nerven und Zeit gespart hat! Wenn man die Attacke reitet, sollte doch besser alles korrekt sein!

    Ich denke, diese Erkenntnis wird meine zukünftigen Aktivitäten hier sicher beeinflussen.


    Grüße und einen schönen dritten Advent noch,

    Torsten

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