Auf geht´s
Der Sitzplatz ist reserviert, Zufallszuweisung ergibt Glückszahl Nr. 13, kann ja nix schiefgehen. Ich marschiere mit dem fetten Rucksack den ganzen Bahnsteig ab und tatsächlich, genau der letzte Wagen hat meine Nummer. Eingestiegen biege ich ab in den Großraum,suche die Sitznummer. Komisch,alles viel höhere Nummern. Ich gehe zurück zum Eingang und nehme die zunächst ignorierte rechte Abbiege-Möglichkeit wahr. Komisch, Tür geht nicht auf,aber sitzen doch Leute drin? Nur sehr wenige Sitze, etwa Personalecke? Ich entdecke einen Türöffnungsknopf an der Tür. Ich trete in die dunkle Ecke ein. Schaue nach Sitznummer 13. Hinten! Ganz hinten. Hinteringer geht's nicht,um nicht zu sagen,der Platz ist für'n A.... : Blick auf die Wand, entgegen der Fahrtrichtung, in so einem käfigartigen Kabuff.
Also sofort Kehrtwende und eigenständig anderen Platz suchen. Finde auch einen guten,und bin froh einen Zug früher genommen zu haben,quer durch die Republik... So sprintete der ICE Sprinter irgendwo 45 min auf der Stelle. Hey!! Es geht weiter! Fehlalarm,es war nur ein anderer vorbeiratternder ICE, der meinen durchschüttelte.
In München angekommen heißt es umsteigen. Hierzu geht's den ganzen Bahnsteig erstmal in die eine Richtung,das nötige Gleis erfordert leicht versetzt einen Rückmarsch gleicher Länge mit Bonusmaterial an zu leistendem Weg,da ich wieder den allerletzten/ fordersten Zugteil erreichen muss. Die Wagenteilung später schickt mich sonst an den Tegernsee statt zum Wendelstein.
Ich sitze auf der Zielgeraden! Der Wendelstein hebt sich vom blauen Himmel in Fahrtrichtung ab,die Vorfreude wird stärker.
Auf dem Weg zu Seilbahnstation sehe ich zwei Burschen mit Rucksäcken,einer mit einem Koffer der mir schon von weitem verdächtig nach Skywatcher aussieht.
Haley hat schon Gastbeobachter an der Sternwarte angekündigt. Ich blieb aus Spaß mal Undercover und war gespannt,ob in der Gondel zusammen dann die übliche Gleitschirm Frage die quasi immer jemand bringt, mich enttarnt. Auch der Gondelbegleiter hat mich 2,3 Mal schon gesehen,aber länger her.
Ha! Da war sie. Eine Dame gibt die Frage zum besten. "Nein,ist ein Teleskop..."
Kein Zucken, keine Reaktion zu merken bei den Gastbeobachtern des Observatoriums, schade... Ich glaube die haben gedanklich schon herumkalibriert
Kurz bevor die Gondelfahrt zu Ende war,schwebte die Gondel einige Sekunden lautlos dahin, bisherige Stimmen verstummten,keiner sagte ein Wort.
"Ist-das-schööön...!" kam es einem ca. 6Jaehrigen Buben über die Lippen. Wow.
Am Berg
Ich suche erstmal nach was näherungsweise Schönem zu futtern an der Touri- Terrasse. Es war mit 15 Uhr noch recht früh, letzte Gondel wäre 16 Uhr gewesen. Ich habe Glück und von den wenigen freien Biergarten-Bänken ist genau jene mit Blick gen Westen frei,keine Bank mehr vor mir.
Ich organisiere mir eine Terrine Kartoffelgulasch und genieße zurück an meinem Platz die Aussicht. Moment mal! Weit entfernt in Blickrichtung schwarze Silhouette vor dem Himmel,über dem Wendelstein. Kein Flügelschlag. Nur gleiten. Wie von der Tarantel gestochen springe ich auf und wühle im prall gefüllten Rucksack. Wo ist das verflixte Fernglas?
Ich gebe zunächst auf,aber im nächsten Anlauf hatte ich es in der Hand, das 10x22. Steinadler!!
Stark. Kaum am Berg, gleich so eine Sichtung!
Man spricht ja von Stärkung nach so einem Essen. Defakto kam ich schwerer denn je auf den Berg. Nix mehr gewöhnt! Die 100 Höhenmeter zu meinem BB Platz waren gespickt von zig Mini-Pausen, wo ich den blauen Dicken auf dem Geländer abgestützt habe. "Fliegst gleich runter?" Ich: "Hoffentlich nicht!" Numero 2.
Ich sichte die Bank auf halber Strecke und lasse mich runterkrachen. Ein Paar passierte mich,ich hörte noch "der hat was anderes vor...Er: aber keine guten Stellen, überall Geländer..." Die Stimmen verblassten. Numero 3.
Am Platz angekommen Schuhe aus, abdampfen lassen. Bald kam einer vorbei,der verdächtige Fragen stellte,wie groß der Spiegel sei. Das Teleskop war noch unaufgebaut, also Kiste verzurrt.
Einer der selber schon einen Spiegel schliff! Wir kamen ins Gespräch,aber es wurde etwas witzig wo er von so Stangen überrascht war und Aha, mit einem Laser justiert man? Die Spiegelabdeckung aus Carbon ..."ahh.. ein Solarpanel!" Wenn ich etwas zu undeutlich sprach kam ein "WAS???" aus der Ecke geschossen wo ich mich fragte, wen wollte er denn jetzt damit erschießen...
Er fragte zwar höflich ob er störe, wo er unentwegt weiter sprach während ich aufbaute... aber nunja
Irgendwann zog er dann doch vondannen...puh.
Ich freute mich auf ein kleines Geschenk von Haley. Er stieg leider genau dann ab,wo ich hochkam, dafür warteten nun Marzipankartoffeln auf mich in einem kleinen Geocache am Platz. In einer Dose Bautzener Senf,von Moos und Brett verdeckt, hätte ich ohne Beschreibung der Stelle nie was gefunden. Talentierter Geocacher der Haley! Voll der Spaß,Ich grinste vor mich hin,als ich mich durch die Kiefern wurschtelte,mit der Trophäe in der Hand...
Ich wartete darauf,dass wie gewohnt die Abendsonne hinter dem Wendelstein-Gipfel hervorkommt, denn seit der Bursche von vorhin weg war, tat es ihm die Sonne gleich.
Ein paar Bilder gingen aber doch her,fast mit Sonnenuntergang.
Die Nacht beginnt.
Zunächst etwas chillen in der Dämmerung... Der anfängliche Nacht-Himmel war noch recht aufgehellt, nicht zuletzt von Sportplätzen im Tal,die mit Megaflutern ausgestattet sind. Direkt an meinem exponierten Platz zog ein leichtes Lüftchen, welches die 14 Grad deutlich kühler erscheinen lässt. Wegen der schönen Aussicht blieb ich aber erst einmal und stellte Klasse Seeing fest. Aubacke,fast hätte ich die hohen Vergrößerungen zu Hause gelassen...da lange eh nicht verwendet. Weil Saturn so Klasse aussah, verpasste ich den Jupiter Austritt von Jo. Der Dob wackelt auch vom leichten Wind bei hoher Vergrößerung,auf Dauer anstrengend. Bald schnappte ich mir den aufgebauten Dobbi und kraxelte mit dauerangespanntem Rumpf die 20 Höhenmeter zur anderen Sitzgruppe in der Mulde hinunter,wo weniger Wind war.
Oben schon versuchte ich mich an Okularprojektion,schlauer Weise mit Berührung/ Festhalten am Okular,was natürlich nicht optimal war. Unten in der Windstille konnte ich ohne Berührung des Okulars knipsen,wo ich verschiedene Einstellungen probierte.
Deepsky
Wir sind ja im Deepsk Board... richtig! Der Himmel war auch nun entsprechend geeignet. Bild bitte klicken, wie die anderen auch
OdM. Sarahs Galaxien NGC 750/ 751 sollten mein erstes richtiges Ziel sein. Oben hatte ich erstmal den Eulenhaufen inspiziert mit dem Dob. Oben war es zunächst ja zu hell,nun hatte ich fast Windruhe und dunklen Himmel, Milchstrasse ok, jedoch noch nicht alpin. Einige Lampen unten im Tal wurden jedenfalls abgestellt.
Ich verlinke mal zum OdM November,es war mir ein großer Spaß.
Naja, beim Schweif setze ich ein dickes Fragezeichen hinter Muss mir das bei Gelegenheit noch einmal ansehen. Leichtfertig was zeichnen tu ich zwar nicht, aber als eine sichere Beobachtung habe ich es nicht im Hinterkopf. Sicher hingegen bin ich bei den nach innen versetzten stellaren Kernchen innerhalb der Gnubbel, die anscheinend gutes Seeing erfordern, sonst hätten sie andere bestimmt auch gezeichnet. Das war schon ein cooles Detail.
Insgesamt ein in Sachen Details…
Ich wollte auch Mal den offenen Haufen probieren,von dem René so geschwärmt hat, King 1. Wahrlich toller Haufen für einen Dobson. Am besten mit mittlerer Vergrößerung. Sieht aus,als ob der haufen die Klinge eines Beils wäre und eine hellere anknüpfende Sternkette bildet den Schaft.
Sehr gutes Seeing am Berg. Was nun?
Lange geplant war für so einen Fall ein Wieder Besuch von G1/Mayall II,dem hellsten Kugelhaufen in M 31. Damit man eine Vorstellung davon gewinnt, wie das Teil aussieht, sollte man mal googeln...
Also das 3mm hätte ich Mal noch mitnehmen sollen, 425fach mit Powermate waren noch super scharf. Leiseste Windböen,auch die allerkleinsten, machen die Beobachtung anstrengend,aber es lohnt sich. In Momenten der Windstille ist ein klares kleines Nebelbällchen zu sehen, im gleichmäßigen Abstand zu den beiden abgesetzten Begleitsternchen.
Wow, wow, wowwowwow ! ! !
So toll noch nie gesehen. Beim letzten HTT war das 3er Grüppchen trotz gutem Seeing noch undefinierbar,hier und jetzt aber einfach traumhaft klar aufgelöst! Habe bestimmt 1 h dran verbracht. Starkes Ding, ein kleiner Traum ist in Erfüllung gegangen.
M31 präsentierte.sich natürlich großartig mit 2 klaren Staubbändern, wundervoller Anblick im 17mm LER. Der Himmel war langsam prima, wenngleich nicht so richtig alpin. Bei der Kamera habe ich übrigens die Rauschunterdrückung mal ausgestellt, daher bisl kriselig.
Es folgte nun etwas Gefitzel,welches ich seit längerem ausgedruckt und im Atlas markiert habe...
Screenshots wikisky.
In der Cassiopeia z. B. UGC 2542 bei 2 10mag Sternen, eine Spindel mit Staubband. Im 12"er natürlich ohne Band,es hat gerade so für eine Sichtung der Galaxie gereicht.
UGC 3042 in der Giraffe liegt markant zwischen zwei Sternen, die Galaxie war in Lage und Ausdehnung recht gut zu erkennen, von den tollen eng anliegenden Spiralarmen war natürlich nichts zu sehen. Im 13mm erschien sie mir etwas einfacher als im 8mm Okular.
Eine Galaxie im Hasen hatte ich noch besucht, NGC 1964, bei ein paar hellen Sternchen. Ich merkte mir diesen Anblick im Groben,hab aber schlicht nicht gescheit dokumentiert leider... Die Erinnerung hoffte ich am Berg lange genug zu behalten aber Pustekuchen, notieren wäre besser gewesen;-) Jedenfalls Galaxie gesehen bei den 10mag Sternchen.
Thors Helm hatte ich schon besser,der Rosettennebel war aber nett,im 17mm ganz besonders. Der Pferdekopfnebel war im 26er Nagler super mit dem Flammen-Nebel in einem Feld,geht aber auch noch besser. Ist halt nicht ganz alpin. Aber Jammern auf hohem Niveau, keine Frage;-)
Im 10x22 Fernglas sah der Flaming Star Nebel IC 405 echt aus,als würde ein Auswurf Richtung der hellen Dreiersterngruppe zeigen (Melotte 31), bin da aber etwas unsicher,muss ich nochmal probieren.
NGC 7380, ein Nebel im Cepheus war ein nächstes Ziel, der Olll brachte hier scheinbar eine bessere Ansicht,aber irgendwie blieb der sichtbare Nebel-Teil für mich auf die Region um den Sternhaufen beschränkt.
Gutes Seeing verlangt nach entsprechenden Objekten. Eines davon ist NGC 1931 im Fuhrmann,wo ein kleines Nebelchen ein halbes Dutzend Sterne beinhaltet. Mittlerweile sehe ich bei diesem Objekt regelmäßig auch abgesetzt vom auffälligen Böhnchen einen weitläufigen weiteren Nebelbogen, gute Transparenz vorausgesetzt. Ein Tipp,der auch beim HTT begeistert hat.
Der Wendelstein wird auf einmal erhellt...ich drehe mich um und sehe mich einen waagerechten erloeschenden Blitz unterhalb des großen Wagens. Siehe Thread zum Boliden..
Generell sind einige Schnuppen unterwegs. Ich schwenke kurz zum Krebsnebel: einfach wundervoll,zum Genießen, so frei schwebend vor den Sternen. Ich betrieb nun etwas Sightseeing. Hubbles Variabler Nebel zeigte einen beeindruckend hellen Wimpel,ein ganz außergewöhnliches Objekt. Hab ich bisher viel zu selten angesteuert. Kann man locker auf eine AP von 1 treiben, gefiel mir aber bei 170fach am besten.
Der Schlüssellochnebel unter M42 ist auch eher selten besucht aber ein cooles Ziel, welches seinem Namen gerecht wird und ebenfalls eine AP von 1 verträgt bzw. gar braucht. M42 übrigens in seinem hellsten Teil deutlich grün,hab ich so noch nicht gesehen, frappierend. Das Observatorium säuselte vor sich hin während mein Observatorium M 35 und den Nachbar- NGC im 17mm LER Eindruck machten,einfach wunderschön ins Sehfeld passend.
Ansonsten war die Nacht sehr still,bis auf leise Windböen auf dem höheren Gipfel und das verhaltene zeitweilige Rascheln der Kiefern.
Die Dämmerung nahte,das Zodiakallicht gewann an Kraft. Um es richtig zu sehen,tappselte ich zum Gipfel hoch,immer wieder pendelte ich zwischen Mulde und Gipfel, die Beine hatten schon langsam die Faxen dicke
Übrigens habe ich dabei einen neuen Nordpol entdeckt ...
Bald legte ich mich zur Dämmerung etwas hin,aber mehr als 1h war das nicht,eine Schlafphase war, meine ich, auch nicht dabei. Bald kam der Sonnenaufgang und ich nahm den Platz auf der schönsten Morgensonnebank ein die es gibt.
Eine Schwebfliege schwirrte mir vor dem Gesicht. Ich spitze den Mund für ein Gutenmorgen-Küsschen...weg ist die Fliege...
Ich gönne mir ein neues Experiment zum Frühstück, so ein neumodisches flüssiges Frühstück mit Schokogeschmack. Joah,bisl dicker als Kakao, kann man machen. Stündchen später nochmal Kekse und richtigen Kakao
Ich genieße die Ruhe. Lange kommt niemand,der Berg scheint ganz mein.
Ich nutze die Zeit etwas, um das Erlebte im Wesentlichen niederzuschreiben. Die Schwebfliege ist zurück und will schon mal lesen was so los war...
Abmarsch zum Mittag
Gegen 12 Uhr schnappte ich meine mittlerweile verstauten Sachen und kraxelte auf die Plattform vom Observatorium,um irgendwo dort meinen Rucksack abzustellen für den Tag. Ich fand eine Ecke, schnappte mir leere Flaschen zum Wasser auffüllen und runter ging's die 100 Höhenmeter. Es wartete ein Tagesangebot Pommes und ein Salat auf mich. Ein Junge am Nachbartisch vertrieb eine freche Dohle von seinem Essen und prompt flog die aufgescheuchte Dohle mir fast direkt auf den Teller,wenn ich nicht in letzter Sekunde mit der Hand gewedelt hätte.
Ich ließ mir Zeit. Gegen 14 Uhr war ich wieder am Gipfel und holte meine Sachen, alles noch da. Zurück zu meinem Plätzchen, in der Horizontalen auf der Bank,mit der Sonne im Gesicht. So verblieb ich etwa ein gutes Stündchen. Bald hieß es wieder aufbauen,aber die Wolken nahmen auf einmal zu. Dunklere Wolken.
Regenwolken? Waren nicht angesagt...aber seltsame Schwaden hingen in der Ferne heraus,generell war die späte Sonne von einem Schleier umhüllt der nicht von Wolken herzuruehren schien. Sahara-Staub?! War angesagt. Mist,da war er wohl doch wieder. Aber: die Hoffnung stirbt zuletzt und zur Not heißt es einfach wieder: Planeten gucken. Vielleicht wird das Seeing ja wieder gut? Dennoch warte ich weiter mit dem Aufbau. Die Wolken werden dichter.
Es verblieb eine permanente schmale Lücke im Westen. Sobald die Dämmerung vorüber war,riss diese Lücke weiter auf. Bald war der ganze Himmel frei!! Und das entsprach sogar der Vorhersage...
Die zweite Nacht - 28.10./ 29.10.
Die Nacht begann mit einem schönen Mond...
Ein Flugzeug fliegt exakt über Saturn...und der Dobson ist nicht aufgebaut... Mist. Habe ich den Vorabend doch schon Fange gespielt mit Flugzeugen, die auf Saturn zuhielten, nur um dann doch knapp dran vorbei zu zischen.
Bald war M 15 Ziel des Seeingtests. Ich staunte. Aber nicht schlecht...das Zentrum war ungewöhnlich definiert,sehr gut aufgelöst. Obwohl die Transparenz etwas schlechter als in der Vornacht war,knallte M15 so richtig! Es schwappten bald vermehrt Zirren rein. Egal. Allein dieser Anblick wäre die Nacht wert gewesen.
In dem Wechsel von Zirren zu freien Stellen am Himmel steuerte ich quer durch die Gegend, bis ca. 22.30 Uhr Sense war. Alles praktisch dicht. Es ist warm. Bestimmt 2 Grad wärmer als die Vornacht. Die Nachrecherche bestätigte dies. Zwischenzeitlich war es so warm,dass ich meine Wollsocken komplett ausziehen musste. Spoiler: dies war die wärmste Oktober-Nacht seit der Wetteraufzeichnung. Was für ein Lottogewinn: Dank dieser Temperaturen konnte ich richtig gut schlafen am Berg!
Gegen 1 Uhr blinzle ich in den Himmel: noch Wolken. Ich nicke wieder sofort ein. 3 Uhr neues Blinzeln: alles frei!! In weiser Voraussicht legte ich vor dem Schlafen das Fernglas in Armreichweite. Zum Wachwerden kurvte ich durch die Fuhrmannhaufen im Liegen.
Als ich wach war, gleich mal ran an den Pferdekopfnebel...
Vom ominösen Sahara-Staub war nicht mehr viel zu sehen... Holla, das ging schnell vorbei! Zeit für neue Objekte!
Es lagen noch ein paar unberührte Fizzel herum. PGC 12599 im Widder, welches mich stark an NGC 750/751, das OdM November erinnert. Allerdings ungleich schwächer. Ich kann die beiden Galaxien nur als undefinierbare Einheit erkennen und dies auch nur extrem schwach. Mit 16m5 laut skysafari nicht verwunderlich,aber im DSS sieht das nicht sooo schwach aus.
Screenshot wikisky
Seit längerem habe ich einen Artikel über NGC 654, einen offenen Haufen in Cas herumliegen,der teils Reflexionsnnebelfetzen zeigen soll. Der Haufen ist ganz nett, von Nebel oder im Artikel erwähnten Dunkelwolken jedoch keine Spur,in keinem meiner Okulare bis 26 mm.
Ein weiterer offener Haufen war mein Ziel, NGC 2126, direkt an einem Stern im Fuhrmann hängend. Der Haufen ist recht groß im Dobson und hell, eher etwas für kleinere Geräte nach meinem Geschmack.
Was ich ebenfalls probierte,war ein in wikisky herausgesuchtes Objekt,welches eigentlich für dicke Dobsons auf Teleskoptreffen gedacht war: PGC 1774982 im Sternbild Dreieck, von mir aus Spaß getauft als "Bird of Prey", einem Kriegsraumschiff in Star Trek... 2 Galaxien,die wie Schwingen von einem Mittelteil abgehen. Ich meine, das in der Mitte muss ein Stern sein, vielleicht gar ein doppelter. Jedenfalls: rein gar nix gesehen, fühlte auch nie,in der richtigen Ecke zu sein... Der eine Flügel geht vermutlich nicht mal in 30"...
Screenshot Wikisky.
Ich vollführe einen Tanz um das Zenitloch um irgendwas bei V392 im Perseus aufzuspüren,aber Fehlanzeige. Was das ist? Weiss ich doch nicht! Muss mir jemand im Atlas eingetragen haben B15-17
hingegen zeigte sich als fette Gesichtsfeld füllende dunkelgraue Wolke. NGC 1605,ein offener Haufen um die Ecke des letzten Objekts, fand ich leider nicht.
Der Orion stand perfekt und ich schaute nach offenen Zielen. Arp 327/HCG 34 bot sich an,es zeigte sich allerdings nur 1 Galaxie,evt. 2.
Nach derlei Nicht- Sichtungen musste nun Mal was G'scheits her: Der Rosettennebel war bald im 17 mm eingestellt und ich ließ mich eine Stunde darin treiben.
Bis 6.30 Uhr war Deepsky noch möglich! Wahnsinn. Das Bild entstand zu dieser Zeit.
Eine Gams meckert irgendwo aus dem Gebüsch, dass da wer in ihrem Revier ist.
Todesmutig beobachte ich weiter,1. wegen der Zähne fletschenden Gams, 2. weil ich,als überzeugter visueller, M42 zu photographieren versuche, in Okularprojektion.
Bei ISO 10.000 und 1s Bel.zeit kommt schon was für mich überraschendes heraus... Frei Hand hinters Okular gehalten... die Plejaden der Vollständigkeit halber mal auch noch, immerhin schön blau
Ich stapfe immer Mal wieder hoch zum kleinen Gipfel,um die Aussicht zu genießen und lege mich auf die als geologischen Schnitt getarnte Liege mit dem Fernglas. Die Plejaden erscheinen selbst im kleinen 10x22 von Nebel eingehüllt...ich kann nicht sagen ob der Haufen eigene Nebel,aber allemal wunderhübsch anzuschaun:-)
Ein kurzer Blick auf Mars mit hellweißen Strukturen und dunkelgrauen Landschaften, dann hieß es wieder etwas hinlegen. Zwischen 7 und 8 Uhr noch etwas gedöst,dann kam bald die Morgensonne.
Outro
Ich ließ mich von der Schönheit des Moments ergreifen und musste ein paar mal tief einatmen.
Zeit zu packen.
Es wurde mit jeder Stunde trüber, die Landschaft gewann an felsiggrauer, gebirglicher Kargheit, ein Grund wohl auch,dass mir kaum jemand am Samstag Morgen begegnete und ich die Ruhe genießen durfte.
Gegen 9.30 Uhr ging es jedoch wieder zurück, entlang am Fels, hinunter die Treppen. Noch schnell Zähnchen putzen in den Katakomben vom Gipfelrestaurant und ab in die Gondel. An der Kasse traf ich meinen Lieblings-Gondel-Buddy, was mich sehr gefreut hat und dann ging's schon wieder nach unten. Wer weiß,wann es wieder klappt? Besser hätte ich es kaum treffen können,das Wetter war besser als gedacht und ich war sogar fit für den Rest des langen Wochenendes Dank der warmen Nacht.
Gegen Mittag war ich zum Basketball verabredet, die Suche nach einer Ablage für mein Gepäck ist eine eigene Geschichte und mündete in einem Spaziergang mit voller Ausrüstung zum Platz. Ich hatte vom Geschleppe so einen hohen Muskeltonus,dass die Würfe alle einen halben Meter zu weit waren... Auch Backsteine oder Fahrkarten genannt
Bei Freunden durfte ich mich von der Doppelnacht auf dem Berg erholen, ein 5*Sternehotel ist nix dagegen.
So flog ich nach der Zugfahrt gen Heimat die Treppen am Hbf mit Gepäck hoch,als hätte ich gar keines auf dem Rücken ...
Sehr beruhigend.
Clear Skies!
Norman