Carl Zeiss Jena DDR-Schulteleskop, Mensicas 180/2550 (?) auf Montierung Ib (?)

  • Hallo zusammen,


    ich habe ein DDR-Schulteleskop von Carl Zeiss Jena übernommen, komplett mit Stativ, Montierung und Tubus. Beim Tubus handelt es sich nach meiner Recherche wahrscheinlich um ein Meniscas 180/2550 Spiegelteleskop vom Typ Cassegrain. Der Fangspiegel befindet sich in einer 4-beinigen Spinne. Nirgendwo im/am Tubus ist eine Gravur ersichtlich, um welchen Typ es sich handelt, nur eine Carl Zeiss Jena Seriennummer ist vorhanden. Die Montierung müsste eine Ib sein. Drei oder vier weitere Tuben werde ich auch noch erhalten, wahrscheinlich Refraktoren.



    Das Teleskop war seit über 10 Jahren, wenn nicht sogar 15 Jahren nicht mehr in Betrieb, weil die automatische Nachführung der Rektaszensionsachse nicht mehr funktioniert, die Deklinationsachse wird manuell über Drehrädchen eingestellt. Ich höre zwar den elektrischen Motor laufen, aber nichts dreht sich. Ich habe die Montierung von allen Gewichten befreit; danach lief die elektrisch (220 V) betriebene Nachführung. Wieder Gegengewichte, Tubus aufgesattelt, und nur den Motor hörte ich, Nachführung lief nicht, kein Zahrädchen bewegte sich.


    Dann habe ich das Antriebsgehäuse geöffnet, der Antrieb war total verölt. An das Planetengetriebe komme ich nicht so richt heran. Ich habe versucht, die Zahnrädchen im Antriebsgehäuse und, soweit zugänglich, im Planetengetriebe vom alten Fett und Öl zu befreien. Aber trotzdem: Kein Rädchen dreht sich mehr, der Motor ist aber gut zu hören.



    Das Planetengetriebe befindet sich im Gehäuse unterhalb des geöffneten Gehäuses (vorne mittig die rote Schraube). An der linken und rechten Seite lassen sich je ein Deckel öffnen mit Blick auf ein Zahnrad bzw. eine runde Scheibe.


    Nun gibt es im Internet leider nur wenige Informationen zu dieser Montierung. Ein Beitrag befasste sich mit einem ähnlichen Problem. Dort gab es den Tipp, das Planetengetriebe auszubauen und die Rutschkupplung nachzuspannen.


    Und nun meine Frage/Bitte. Kennt sich jemand mit dieser Montierung aus? Ich traue mich nicht, Schrauben zu lösen, Zahnräder abzuziehen etc., weil ich befürchte, ich mache mehr kaputt als heil. Hat jemand schon einmal eine solche Montierung auseinander genommen? Wie gehe ich vor? Wie kann ich das Planetengetriebe ausbauen?


    Ich freue mich auf eure Antworten.


    Herzliche Grüße


    Andreas


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    OTA: Meade Schmidt-Cassegrain 8", Zeiss Cassegrain 150/900/2250, Zeiss AS 80/1200, Zeiss AS 63/840 Bj. 1961, Zeiss AS 63/840 BJ 1965, Zeiss C 63/840

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  • Das ist der 150/2250. Nachfolger des klassischen Cassegrains.


    Der spaetere 180er war in einem gedrungeneren Tubus.


    Schoenes Geraet, Glueckwunsch


    (Edit - FALSCH ... siehe meine nachfolgende Antwort).

  • Nochmal ich - ich war eben in Eile. Jetzt den ganzen Beitrag lesend, ist das KEIN Meniscas sondern der klassische Cassegrain. Die "Meniscas"-Serie hat vorn die meniskusfoermige Korrektorplatte, die namensgebend war (MENISkus-CASsegrain). Carl Zeiss Jena baute zunaechst ebenfalls 150/2250 (Nachfolger des klassischen Cassegrains), dann den 180/1800er bis zum Ende amateurastronomischer Teleskope 1994.


    Auch ein schoenes Teleskop (ich hatte so einen mal). Sehr schwer und fuer f/15 eine hohe Abschattung von 40% (6cm Fangspiegel fuer 15cm Hauptspiegel). Auskuehlen kann ein wenig dauern, da der Tubus so massiv ist und hinten geschlossen. Nichtsdestotrotz ein schoener Klassiker, vor allem alles Original inklusive Montierung.

  • Hallo Jürgen,


    danke für deine schnelle Antwort und die Info.


    Ja, es ist alles Original:


    Okularrevolver mit den Okularen

    Huyg. Okular f=40 mm (leider Sprung in einer Linse)

    25-H

    17-O

    Orth. Okular f=12,5 mm

    10-O

    Die Okulare sind auch vollkommen verdreckt. Aber da gehe ich erst dran, wenn die Montierung läuft. Der Hauptspiegel hat zum Glück nur 1 oder 2 kleine Flecken, den Fangspiegel habe ich noch nicht einsehen können. Aber einen erster Blick auf den Jupiter habe ich mir gegönnt und war sehr zufrieden.


    Gewicht Stativfuß: 34 kg

    Gewicht Stativrohr: 10,5 kg


    Herzliche Grüße


    Andreas

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  • Hallo Andreas,


    so einen Cassegrain hatte ich mal, und zwar ab 1970, als erstes größeres Teleskop nach dem Bastelfernrohr 50/540. Es gab diesen Cassegrain 150/900/2250 (vorn offen, vier Streben ca. 4000 Ostmark) und den teuereren Meniscas 150/2250 (vorn Korrekturplatte mit Gegenspiegel, knapp 7000 Ostmark). Später kam dann der von Jürgen erwähnte Meniscas 180/1800 heraus.

    Ich bin mit dem 150er Cassegrain nie richtig glücklich geworden. Er brauchte ewig zum Abkühlen und lieferte wegen der großen Obstruktion keinen guten Kontrast. Ich hab ihn deshalb nach wenigen Jahren gegen einen Refraktor AS 100/1000 getauscht. Zeiss Jena hat meinen Cassegrain 1976 zurückgenommen und ins optische Museum gegeben. Dort hab ich ihn später nochmal besucht.


    Was mir bei Deinen Bildern aufgefallen ist, ist diese seltsame Kurbel am RA-Antrieb. Die ist bestimmt nicht original, sondern dürfte nachträglich angebaut worden sein. Etwas schwergängig waren die Feintriebe schon bei den Neugeräten. Ich fürchte, dass die Schneckenräder nach so vielen Jahren von verharztem Fett blockiert sind und dass sich deshalb nichts mehr bewegt. Das müsste alles gründlich gereinigt und neu gefettet werden. Wenn ich mich richtig erinnere, sind einige Zahnräder nur mit Madenschrauben auf den Achsen geklemmt. Dadurch könnte es sein, dass sie rutschen, wenn der Widerstand zu groß ist. Aber sorry, es ist lange her, dass ich da hinein geschaut habe. Deshalb diese Aussage bitte mit Vorsicht genießen.


    Wenn Du mit diesen Schätzen beobachten willst, würde ich an Deiner Stelle abwarten, welche anderen Instrumente Du noch bekommst. Falls ein AS 100/1000 oder auch „nur“ ein AS 80/1200 dabei ist, wäre das ein Teleskop, das mehr Freude macht.


    CS, Jörg

  • Hallo Janine-NoNomi und Jörg,


    erst einmal herzlichen Dank für eure Antworten.


    Jörg


    ich denke, die Handkurbel ist nachträglich angebaut worden, als die elektrische Nachführung nicht mehr funktionierte. Denn mit der Handkurbel ist die manuelle Nachführung kontinuierlicher machbar als mit dem Handrädchen. Die Nachführung geht angeblich seit mindestens vielen Jahren, wenn nicht sogar seit Jahrzehnten nicht mehr.


    Der Hinweis mit den Madenschrauben ist gut. Ich werde mal prüfen, ob/wie ich an einzelne Zahnräder herankomme und ob sie lose auf den Wellen sitzen. Welches Fett sollte ich denn verwenden? Gibt es da bestimmte Anforderungen bei diesem Feingetriebe, das nachts auch bei niedrigen Temperaturen zum Einsatz kommt?


    Was die anderen Tuben angeht, werde ich sie sicherlich auch vorstellen. Mir geht es darum, wirklich wieder alles zum Einsatz zu bringen, auch wenn beispielsweise der Cassegrain-Tubus nicht die optische Qualität hat wie die anderen Tuben. Ich habe einfach Spaß daran, das alles wieder zum Laufen zu bringen und dann auch einzusetzen. In unserer Sternwarte Greiffenberg (meiner Meinung nach die schönste Sternwarte in der Bundesrepublik :) ) betreiben wir ein Celestron C11 auf einer Skywatcher EQ6-R Pro Montierung. Das ist natürlich eine ganz andere Welt. Und privat habe ich ein Meade LX200GPS 8" auf Gabelmontierung (auch hier funktioniert die Nachführung leider nicht mehr). Dennoch reizt mich dieses alte Equipment.


    Herzliche Grüße


    Andreas


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  • Hallo Andreas,


    Welches Fett sollte ich denn verwenden? Gibt es da bestimmte Anforderungen bei diesem Feingetriebe, das nachts auch bei niedrigen Temperaturen zum Einsatz kommt?

    Ich habe vor einem halben Jahr meine AP 900 mit AeroShell 33 neu gefettet, das heißt nur die Schneckenräder und Schnecken, und jetzt läuft sie wieder so leicht und weich wie am ersten Tag. Ob die Schneckenräder der Ib so einfach zugänglich sind wie die der AP-Montierungen, kann ich allerdings nicht sagen. Das alte Fett habe ich übrigens nur mechanisch mit einer Zahnbürste entfernt. Ich würde die Getriebe nicht auseinanderbauen und auch nicht mit Waschbenzin völlig altfettfrei machen. – Es gibt auf Youtube einige Anleitungen zum Thema „Montierung neu fetten“.


    Das AeroShell hat als Flugzeugfett den nötigen Temperaturbereich für den Astroeinsatz und altert weniger als klassisches Fett. Berücksichtigen muss man bei der Wahl des Fetts, auf welche Metalle man sie gibt. Fette mit Schwefelanteil sind wohl nicht gut für Aluminium. Das solltest Du aber noch mal selber recherchieren. Bei mir ist die Fettauswahl schon eine Weile her. Das AeroShell gibt es mit und ohne Schwefel. Ich glaube, meines ist ohne, denn die AP-Schneckenräder sind aus Alu.


    CS, Jörg

  • Hallo Andreas,


    ich habe ebenfalls eine 1b im Einsatz. Die Handkurbel ist nicht original, denn an deren Stelle befindet sich ein kleines Stellrad aus schwarzem Kunststoff, welches der manuellen Nachstellung dient.

    Anhand Deiner Fehlerbeschreibung, gehe ich davon aus, dass die Rutschkupplung unter Last nicht genügend Kraftschluss bietet, oder kannst Du das Teleskop mittels Kurbel drehen?.... falls dies so ist, dann

    bin ich ebenfalls der Meinung, dass sich das Zahnrad auf der Motorwelle durchdreht. Kannst Du ggf. überprüfen, indem Du mit einem Edding eine kleine Markierung auf Welle und Zahnrad anbringst ..... und diese beobachtest!


    ... noch ein Frage : Hast Du die RA-Achse mit dem Stellrad auf der Rückseite genügend gespannt?


    cs Thomas

  • Ich hatte die 1b damals auch, solides Teil. Ich hatte sie allerdings neu und dennoch auf Gleichstromantrieb umgebaut. Kam dann mit einem kleinen Akku mindestens 4 Nächte durch. Den Netzstromantrieb fand ich schon damals für technisch völlig antiquiert. Mein Umbau ermöglichte eine 2-Achs-Nachführung für Astrofotografie.


    Der Netzstrommotor hat einen berührungslosen Scheibenrotor, dessen Kraft aufgrund der hohen Untersetzung ausreicht. An dem Stellrad wo hier die Handkurbel eingebaut wurde, befindet sich eine Rutschkupplung für die Feinkorrektur. Hier muß das Reibmoment eingestellt werden, die Kurbel läßt darauf schließen, das es dem Vorbesitzer zu schwergängig war. Eine so alte Montierung bedarf einer kompletten Revision. Also zerlegen, entfetten, Mechanik von A-z prüfen und dann wieder mit neuem Fett zusammenbauen. Auch die Lager müssen dann wieder auf passendes Spiel justiert werden. Fette gibt es viele, es sollte harzfrei und temepraturstabil sein, heißt besonders bei Kälte seine Viskosität beibehalten.

  • Hallo zusammen,


    und erst einmal herzlichen Dank für all eure guten und hilfreichen Beiträge.


    Das Zahnrad, das auf der Motorwelle sitzt, ließ sich per Finger um ca. 1 mm hin- und herschieben. Unter Licht habe ich dann gesehen, dass der Schlitz der Schraube, die das Zahnrad auf die Motorwelle fixiert, schon stark beschädigt ist.


    Mit einem Uhrmacherschraubenzieher habe ich versucht, die Schraube zu lockern bzw. festzuziehen, ganz vorsichtig, um nicht noch mehr zu beschädigen. Lockern ließ sie sich nicht, und mit viel Kraft wollte ich es nicht versuchen. Festziehen ging, die Schraube ließ sich minimal drehen. Ob sie jetzt stabil fest sitzt, kann ich nicht beurteilen, weil ich auch hier nicht mit viel Kraft arbeiten wollte. Netzkabel angeschlossen, und siehe da, alles drehte sich, die Nachführung lief. Heute Nachmittag will ich mal Gewichte und Tubus aufsatteln und prüfen, ob die Nachführung auch unter Gewichtslast funktioniert.


    Nun habe ich aber ein neues Problem. Die manuelle Einstellung mit der Kurbel bzw. mit dem Drehrädchen, auf dem die Kurbel befestigt ist, geht jetzt nicht mehr: sie blockiert. Und natürlich will ich hier auch nicht mit Kraft versuchen, die Blockade zu überwinden. André schrieb:


    An dem Stellrad wo hier die Handkurbel eingebaut wurde, befindet sich eine Rutschkupplung für die Feinkorrektur. Hier muß das Reibmoment eingestellt werden


    Ich vermute mal, dass die Rutschkupplung komplett blockiert. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum das Antriebsrad auf der Motorwelle lose saß: möglicherweise hat jemand versucht, mit der manuellen Einstellung mit viel Kraft bei blockierter Rutschkupplung zu arbeiten und dabei das Antriebsrad auf der Motorwelle gelöst. Kann das sein?


    Ich sollte mal das Stellrad mit der innenliegenden Rutschkupplung ausbauen und anschauen. Oder hat jemand einen anderen Tipp?


    Herzliche Grüße


    Andreas

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  • Hallo Andreas,


    erst einmal herzlichen Glückwunsch zu diesem traumhaften Klassiker.


    Im Zweifelsfall empfehle ich Dir fachmännische Hilfe für die Wartung der Zeiss 1b Montierung zu rate zu ziehen!


    Da der Motor läuft gehe ich davon aus, dass das Problem beim Getriebe liegt welches sich nicht/kaum mehr drehen lässt.

    Es könnte helfen das Getriebe zu öffnen und die "Lager" der Zahnräder neu zu fetten.


    Exakt dieses Problem hatte ich auch einmal, habe die Montierung dann fachmännisch warten lassen - daher meine Empfehlung oben- und nun läuft sie wie neu für die nächsten Dekaden.


    Klare Nächte

    Thomas

  • Hallo Andreas,


    Ich habe eine 1b seit über 40 Jahren im Einsatz! Sie ist mechanisch sehr solide gebaut und wie die Vorredner schon sagten, ist wahrscheinlich nur das Schmierfett das Problem. Ich hatte nach zwanzig Jahren die Montierung selbst zerlegt und gereinigt, seitdem läuft sie einwandfrei. Die Montierung steht auch schon immer in der Sternwarte!

    Vor einiger Zeit habe ich den Schrittmotorsatz von Michael Koch montiert. Bin damit sehr zufrieden, es muss an der Montierung nichts gebohrt und irreversibel geändert werden. Die Steuerung allein ist intuitiv bedienbar, nur die Steuerung mit dem Computer ist problematisch!

    Viele Grüße, Micha

  • Das Ritzel wird mit dieser kleinen Schraube befestigt. Das ist keine Justierschraube. Das muss auch einigarmassen fest sitzen, da bei der niedrigen Drehzahl schon mehr Kräfte wirken müssen um die Schnecke zu drehen. Das große alufarbene Gehäuse links ist das Vorgelege, welches die hohe Drehzahl des Motors untersetzt auf eine sehr niedrige Drehzahl.

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