Die Ausnahmenacht des Jahres in Römerstein

  • Ihr Lieben,


    Im OdM-November-Beitrag hatte ich es schon angekündigt … ein Bericht! Ein neuer Schwärm-Astroverliebtseins-Bericht von meinem letzten Besuch auf der Alb am Sonntagabend! Fragt mich nicht, was mich dazu bewegt hat, bei Mondsichel am frühen Abend und der Aussicht auf 50 % mittlere Wolken und 40 % Zirren die 50 km lange Fahrt auf mich zu nehmen … Das Auto war aber von der ersten Fahrt zu meinem Kurzurlaubsort wenige Tage zuvor gepackt, also brauchte ich tatsächlich etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang nur meine warmen Kleider ins Auto zu werfen, alles andere lag ja noch im Kofferraum bereit. Ja, und meine süße Astrobegleithündin habe ich mitgenommen!


    Inzwischen habe ich auch zum ersten Mal einen ganz echten Erdschatten gesehen! Davon hatte ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal bewusst gelesen und mich dann gefragt, wie das denn so wirklich aussieht. Ja, klar wie Kloßbrühe, nachdem ich es mir erklären lassen habe. Ein schöner, mehrere Finger breiter, graublauer Streifen, über dem wie als Abschluss ein pastellfarbener, ganz schmaler Streifen lag, der fast wie eine Dunstschicht wirkte. Ein ganz tolles Phänomen, nach dem ich seither abends Ausschau halte, wenn ich spontan zu einem goldenen Sonnenuntergang nach draußen in die Felder hechte.


    Zurück nach Römerstein, wo ich mich nun am Feldrand postiere. Schon kurz nach der Dämmerung kommt die Milchstraße hervor, ich warte dennoch lieber im warmen Auto, bis es richtig dunkel wird. Aber … ja … wo sind denn eigentlich die ganzen Wolken? Seltsam. Keine einzige weit und breit zu sehen. Keine Zirren. Wirklich seltsam. Aber durch die Scheibe sieht es mir dann doch immer wieder dunstig und feucht aus. Klar, wie immer auf der Alb. Na, irgendwann raffe ich mich doch mal auf, öffne die Autotür, lasse kühle Luft herein, die erstaunlich gut tut und dann … der Blick nach oben. BOAH!! Sternenklar, eine funkelnde, satte und üppig leuchtende Milchstraße, damit habe ich ja gar nicht gerechnet! Hochmotiviert springe ich zu meinem Teleskop, meine Begleithündin mache ich an der langen Leine an einem Kofferraumhaken fest, damit sie die Gegend erkunden kann. Atlas auf den Schoß, Lampe an die Stirn, Okulartasche in Griffweite, Attacke!


    Station 1: Bird’s Nest (Cygnus)


    Dieses faszinierend filigrane Fleckchen Weltall hat so viele Anläufe gebraucht, heute kommt aber die Offenbarung! Je länger ich beobachte, desto deutlicher wird es: Das Vogelnest schält sich nach und nach als ovale, leicht schimmernde Fläche heraus, die im Nordwesten von zwei helleren Sternen markiert wird, im Süden von einer ovalen Umrandung schwächerer Sterne. Insgesamt funkeln nur der NW und der Süden mit einer Hintergrundaufhellung, ein schmaler Bereich dazwischen zeigt nur schwache Sternpünktlein. Weiter im Süden zeigt ein Dreieck aus zwei hellen und einem schwächeren Stern das Ende des Nestes an. Bei deutlich längerer Betrachtung erscheinen im SW und Norden/NO zwei längliche Aufhellungen mit Sternpünktchen am Nordrand, die die Abgrenzung zum Dunkelschlauch angeben. Eingerahmt wird das Nest weiter außen von drei längeren Sternketten. Es wird immer und immer schöner, je länger ich es anschaue!




    Stationen 2 und 3: Barnard 353 und 352


    Barnard 353 ist als dunklerer Bereich angrenzend an Bird’s Nest auszumachen, er ist - wie so oft bei Dunkelnebeln - nicht als solcher zu erkennen, nur anhand der angrenzenden Aufhellungen. Die dunkle Fläche ist schon sehr subtil, aber da!

    Barnard 352 ist beim Weiterschwenken von Bird’s Nest aus als dreieckiger, sternenloser Bereich zu erkennen, an dessen Rand im WSW und NO einige etwas hellere Sterne zum Abgrenzen dienen. Diese sternenlose Gegend ist erstaunlich groß, toll!


    Station 4: Christophs OdM Juli - IC 5076 und NGC 6991-2


    Den Oktopus (NGC 6991-2) will ich nun endlich zeichnen, nachdem ich ihn mehrfach besucht und jedes Mal für zu sternenreich befunden habe. Tags darauf habe ich mich dann jedes Mal darüber geärgert ;)


    Der Reflexionsnebel: Hat DAS lange gedauert und so viele Anläufe gebraucht! Ich kann irgendwann ein Dreieck westlich von HD 199478 ausmachen, das aus zwei sehr schwachen Sternlein nördlich und zwei östlich (einer davon ebenso schwach, der östlichste deutlich heller) sowie einem recht hellen Stern an der westlichen Spitze geformt wird. An der von Norden nach Westen laufenden Dreiecksseite erscheint nach langem, konzentriertem, indirektem Sehen dann doch endlich ein heller Streifen, immer wieder. Zwischendurch zeigt sich auch zwischen den beiden helleren Sternen von Westen nach Osten ein etwas schwächerer, aber dennoch erkennbarer, heller Streifen. Ganz selten ploppt gleichzeitig ein schwaches „V“ auf.






    Meine Astrobegleithündin Feli knurrt. Nanu, was hört sie denn? Aha. Einen Rehbock, der ganz schön garstig brüllt aus der Ferne. Ich bin Wildtiergeräusche in der freien Natur nicht wirklich gewohnt, aber habe dennoch das Vertrauen, dass mir kein Großtier nahe kommen wird, schon gar nicht mit so einem meilenweit riechenden und hörbaren Hundetier an meiner Seite. Von dem sich vielleicht auch der Rehbock irgendwo am Ende der Wiese gestört gefühlt haben könnte. Ein Glück lässt sich mein Hund dann aber auch beruhigen. Sie widmet sich wieder intensiven Schnuffelarbeiten zwischen dem Herbstlaub und hüpft immer wieder zum Dösen in den offenen Kofferraum zu ihren kuscheligen Decken.


    Station 5: King 1


    Auch dieser Kandidat hat schon viele Anläufe gebraucht, eine so harte Nuss! Bei 265x werde ich endlich für meine Hartnäckigkeit belohnt, denn zwischen den beiden hellen Sternen tauchen einzelne, schüchterne Sternpunkte auf!! Da sind STERNE!! Wie ein ganz feines, weit entferntes Funkelfeuerwerk erscheinen sie an unterschiedlichen Stellen, ganz schwach, ganz subtil, ganz faszinierend. Es sind ungefähr 15-30 Sternpünktchen der allerfeinsten Art, die hier vor dem schwarzen Hintergrund tanzen. Juhuu!






    Station 6 (ideal für die botanisch vorbelastete, sternhaufenliebende Hobbyastronomin): NGC 7789


    Bei 42x ist der OS noch fein, klein und halbwegs unscheinbar. Da geht natürlich noch mehr! Bei 96x prangt mir dann ein riesengroßer Puderzuckerhaufen entgegen, der vollständig aus haarfeinen Funkelsternchen besteht. Zum ersten Mal erkenne ich, warum er „Caroline’s Rose“ heißt: Ich erkenne hier und da leicht dunklere Bereiche, sodass der große, zarte Funkelhaufen tatsächlich an eine Rosenblüte erinnert! Nördlich schmiegt sich mit etwas Abstand eine Kette heller Sterne an, das wäre mir ohne Hinweis gar nicht aufgefallen, es ist aber richtig schön! Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, diesen Sternhaufen in seiner Schönheit würdigen zu können. Endlich!


    Station 7: NGC 1528


    Diesen Sternhaufen habe ich schon mehrfach besucht, an diesem Abend noch einmal inspiriert durch Renes Beobachtungsbericht. Inzwischen ist auch hier eine Zeichnung entstanden, mit 4 Zoll aus meinem Garten heraus allerdings, aber macht ja nichts:





    Station 8: Mein eigenes OdM November - NGC 750 und NGC 751


    Da stelle ich ein Objekt des Monats vor, das genaugenommen aus zwei Objekten besteht, und ich habe es selbst noch nicht getrennt gesehen! Wenn heute Abend schon einmal 265x funktioniert haben, dann bestimmt auch bei den beiden interagierenden Galaxien. Wie soll es auch anders sein, das süße Glück ist mir an diesem Abend stundenlang treu und mir gelingt endlich die blickweise getrennte Sichtung der beiden hellen Kondensationen! Es ist zwar knapp an der Grenze, aber die sonst längliche Aufhellung wird immer wieder doppelt und knubbelig sichtbar, juhuuu!




    Station 9: Entspannungspause mit dem 8x30


    Warum ist eigentlich meine ganze Ausrüstung trocken? Warum beschlägt heute nichts? Es macht sich mal wieder überraschende Verwirrung in mir breit, bis mir klar wird: Heute ist es nicht feucht, auch nicht diesig, auch nicht nass. Und wolkig immer noch nicht. Mir dämmert, was für eine geniale Ausnahmenacht ich hier gerade erlebe! Also dann mal etwas Pause von der „Arbeit“ ;)

    Jedenfalls ist ja M 31 mit freiem Auge sehr schön zu sehen, also mal das kleine Fernglas draufgehalten. Die Galaxie ist sehr ausgedehnt und wieder sehr schön, das macht richtig Freude!! M 110 erkenne ich auch sehr schwach, aber doch deutlich, sogar M 32 sehe ich als ganz kleinen, hellen Plops. Nicht weit weg, also noch da rüber: M 33 prangt mir auch eindeutig und groß entgegen. Ich gebe zu, alles nicht so hell und flashig wie in Dänemark, aber so deutlich, einfach und hell sehe ich diese mir so geliebten Paradeobjekte selten. Hach, ist das schön!


    Station 10: M 81 und M 82 – völlig zur falschen Jahreszeit, aber was soll‘s


    Die beiden Galaxien sind bei 42x sofort als sehr deutliche Aufhellungen auffällig. M 81 zeigt direkt ein helles, rundes Zentrum und eine nach außen hin schwächer werdende, ovale Form. Sie erinnert mich an das Zentrum von M 31, das ich bei Bortle 5 vom Garten aus so sehe :D M 82 ist im selben Gesichtsfeld als langes, nicht allzu schmales Reiskorn zu sehen, sie ist nur minimal weniger hell als M 81. Der Großteil der Galaxie hat dieselbe Helligkeit, eine etwas schwächere Umrandung ist dennoch auszumachen. Bei 96x verstärken sich beide Eindrücke, die Unterschiedlichkeit der beiden Galaxien ist enorm reizvoll. Die Begleitgalaxie NGC 3077 ist etwas entfernt zunächst indirekt, dann auch beinahe direkt und einfach auszumachen. Sie zeigt sich schwacher, rund wirkender Tuff -> Bei 42x, so notiere ich mir, ist das Duo absolut zeichenwürdig!


    Jetzt habe ich kein Papier mehr zum Zeichnen, bin auch schon ordentlich müde, ich war ja so viel länger hier draußen gesessen, als ich am Nachmittag noch gedacht hatte. Aber ihr werdet mir zustimmen, so einen Abend nutzt man weiter, weiter, weiter. Da macht alles einfach nur große Freude, jedes Objekt begleitet von „Aaaaaah“ und „Ooooooh“ und „boaaaah, schööön!“ Absolut glücklich und beseelt packe ich meine Siebensachen zusammen, murmele mich ins warme Auto und trete die entspannte Heimreise an.


    Fröhliche Grüße, eure

    Sarah

  • Hallo Sarah,


    das freut mich aber für Dich. Solche Erlebnisse sind die besten. Ich habe sie gar nicht mehr, weil ich überkritisch geworden bin, bevor ich packe und (auch ca. 50km) raus fahre.

    Da muss schon alles passen: VorhersageN und der persönliche Blick zum Himmel (in Richtung meines Ziels, ich habe da ja Weitblick vom Balkon in die Ziel Richtung).


    Zur Erklärung aber meine langjährige Erfahrung: Im Herbst(1.Nov-31.Jan) liegen die Vorhersagen, selbst die für den gleichen Tag (für die kommende Nacht) soo häufig daneben was Durchsicht angeht. In beide Richtungen (schlecht vorhergesagt aber tolle Nacht und vice versa). Anscheinend kommen selbst modernste Algorithmen und Suuperduper Computer mit der atmosphärischen Feuchtigkeit nahe Kondensationspunkt nur schwer zu Rande.


    Sehr schöne Zeichnungen machst Du mittlerweile, ich krikel dagegen nich besser herum als 1986 ... naja ich habe auch keinen Anspruch an der Stelle an mich selbst :saint: :evil1: .


    Zu King 1, irgendwie hab ich den noch nicht geknackt, aber dank Deiner Beschreibung weiß ich, wonach ich Ausschau halten soll (dachte es wären die paar hellen losen Sterne in der Gegend, ich musss aber nach einem feinen Wölkchen Ausschau halten, so also!)


    Birds Nest, das ist ja interessant, Deine Zeichnung - muss ich mal auf meine Liste setzen!


    Vielen Dank fürs Mitnehmen,

    Walter

  • […]

    Inzwischen habe ich auch zum ersten Mal einen ganz echten Erdschatten gesehen! Davon hatte ich vor ein paar Monaten zum ersten Mal bewusst gelesen und mich dann gefragt, wie das denn so wirklich aussieht. Ja, klar wie Kloßbrühe, nachdem ich es mir erklären lassen habe. Ein schöner, mehrere Finger breiter, graublauer Streifen, über dem wie als Abschluss ein pastellfarbener, ganz schmaler Streifen lag, der fast wie eine Dunstschicht wirkte. Ein ganz tolles Phänomen, nach dem ich seither abends Ausschau halte, wenn ich spontan zu einem goldenen Sonnenuntergang nach draußen in die Felder hechte.

    […]

    Hi Sarah,


    da ging es Dir wahrscheinlich eher wie mir und vielen anderen bevor ;)


    Das „Phänomen“ sieht man im Leben wohl hunderte oder gar tausende Mal, aber nimmt es nicht bewusst wahr :huh: Ich werde da nun sicher auch mal wieder öfter darauf achten.


    Das ist ein schöner Bericht! :thumbup: Und es war sicher ein erfüllendes Gefühl dem inneren Schweinehund, durch den Drang, ein Schnippchen geschlagen zu haben … ich kenne den Drang sehr gut, der einen Bewegt etwas zu tun, was erstmal nicht erfolgreich aussieht ^^


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo Sarah,


    Im Moment bin ich etwas erschlagen von deinem Bericht, den lese ich mir am Wochenende in Ruhe durch.

    Zum Erdschatten:

    Der "pastellfarbener, ganz schmaler Streifen" wird auch "Venusgürtel" genannt. Ich halte auch immer nach der Gegendämmerung mit dem Erdschattenbogen und eben dem Venusgürtel Ausschau.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Servus Sarah,


    vielen Dank für deinen Bericht! Die Zeichnungen sind auch wunderbar gelungen. NGC 6996 gefällt mir hier besonders gut (so heißt der Offene Sternhaufen, der im Vogelnest sitzt – es ist eben kein Asterismus, sondern ein echter Offener Sternhaufen, der witzigerweise von einer Dunkelwolke umgeben ist).


    Zur Sichtung "meines" OdM hatte ich dich schon im entsprechenden Thread beglückwünscht. Für Viele ist sowas absolut nicht nachvollziehbar... Wie kann man sich über das gerade noch Erkennen einer schachen Aufhellung so freuen, wenn man das per Foto doch hell, kontrastreich und in Farbe sehen kann?! Ich lese solche Aussagen ab und zu von reinen Fotografen, die teils nichtmal Okulare zu ihrem Teleskop besitzen. Man kann es vielleicht mit Schwammerlsuchen vergleichen. Klar kann man Steinpilze (Herrenpilze, Dobernigl) und Reherl (Pfifferlinge, Eierschwämme) kaufen und hat sie dann (hoffentlich) in einwandfreiem Zustand und findet sie sofort in entsprechend sortierten Läden. Man kann aber auch selber raus in den Wald gehen, stundenlang suchen und sich dann über den ersten Fund freuen woe ein Schneekönig (oder eine Schneekönigin).

    Dieses "selber und live" sehen, das Herauskitzeln, die Herausforderung, es live zu sehen, kann so reizvoll sein und bei positivem Ende Glücksgefühle erzeugen. Insbesondere, wenn man sich dann vorstellt, was man da eben gerade live sieht. Insofern kann ich deine Freude komplett nachvollziehen und freue mich mit dir. Ich habe auch gedacht, dass Weihnachten und Neujahr auf einen Tag fallen, als ich den Reflektionsnebel im 8-Zöller wahrnehmen konnte. Ichw ar nur zu faul zum Zeichnen (da ich ja bereits ein Foto der Region habe).

    Ich kann die aber empfehlen, falls du nochmals die Ecke besuchen solltest (also im Schwan), dann schau mal explizit nach Barnard 351. Etwas weiter im Westen ist da ei wirklich dunkles Loch und den Schlauch kannst du sicher mit deinen 10 Zoll auch wahrnehmen.


    NGC 1528 werde ich mir auch mal näher ansehen. Sieht wirklich interessant aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Liebe Sarah,


    das ist ja wohl mal ein Ding. Ich schätze, dass selbst gestandene Visuelle hier den Hut ziehen vor Deinem Programm, das du in der Nacht hattest.


    Ich freue mich so sehr für dich, dass du bei Birds Nest dran geblieben bist und dass es sich für dich nun endlich richtig erschlossen hat. Beim HTT war der Himmel zwar zum Erahnen gut, aber zum Genießen eben noch nicht ausreichend. Ich finde, das ist eines der faszinierendsten Sternmuster, das einem sich nicht sofort erschließt, aber wenn man es erstmal erkannt und für sich entdeckt hat, dann entwickelt sich der visuelle Eindruck während der Beobachtung immer weiter, bis man ein wunderschön schimmerndes Nest inmitten eines ovalen Schlauchs erkennen kann. Und als ob das noch nicht genug ist, setzt du noch einen drauf und lieferst hier eine Zeichnung zu diesem Objekt ab, die sich richtig sehen lassen kann. Ich gebe zu, ich wäre nie im Leben auf die Idee gekommen, Birds Nest zeichnen zu wollen. Aber eins kannst du glauben, jetzt steht das Nest ganz oben auf meiner Zeichnen-Prio-Liste.


    Deine anschließende Beobachtung der Dunkelnebel B 352 und B 353 ist auch fantastisch. Viele pflügen von Süden kommend durch den Amerikanebel, sehen in Kanada nur noch eine matschige, diffuse Aufhellung und das war es. Dabei gibt es gerade nördlich vom Amerikanebel noch echt viel zu entdecken.


    Und in der gleichen Nacht auch noch erfolgreiche Erstsichtungen zu King 1 und IC 5076 und die Trennung von NGC 750/751. Die Freude darüber kann ich gut nachvollziehen und die gesamte Nacht wird wohl unvergesslich bleiben für dich. Vielen Dank, dass du uns mit auf diese schöne Reise genommen hast.


    Viele Grüße


    Rene


    PS: Achso Walter, mit King 1 ging es mir ähnlich wie dir und ich hatte bei niedrigen Vergrößerungen schon eine emotionsfreie Beschreibung zu den locker verteilten Sternen notiert, ich habe dann letzten Endes aber doch hoch genug vergrößert und mich ebenso wie Sarah über den unverhofft schönen Anblick gefreut.

  • Hallo Sarah


    Vielen Dank für diesen sehr freudigen und detailreichen Beobachtungsbericht.

    Du hattest das Glück des Mutigen. Das sind aber auch meist die besten und Erinnerungsstärksten Nächte, Die Fehlversuche geraten durch solle tolle Nächte

    sehr schnell in Vergessenheit.

    Auch Deine Zeichnungen sind sehr sehenswert. Das "Birds Nest" muß ich mir auch noch anschauen. Christophs OdM steht natürlich auch noch auf der Liste.

    Danke fürs Teilen und weiter do viel Freude und Spaß.



    Gruß hinter die Alb nach Stuagat ;)

  • Hallo liebe Sarah,

    das ist wirklich ein richtig toller Bericht mit noch dazu super Zeichnungen, echt hübsch anzuschauen! René hat ganz Recht,die Objekte und Beobachtungen sind sicher nicht trivial und ich muss auch erst einmal gucken,was das da alles überhaupt lustiges ist,was du da ausgebuddelt hast :D

    Carolines Rose kann ich genauso bestätigen. King 1 fand ich mit 12" auffällig, allerdings etwas weiter oben;-)

    Einfach erfrischend,mit welchem Enthusiasmus Du unsicheren Wetters deine Exkursion durchgezogen hast :)

    Umso schöner,dass es so eine tolle Nacht geworden ist und für uns in einem so schönen Bericht mündet :)

    Das Vogelnest muss ich mir auch einmal anschauen!


    Liebe Grüße

    Norman

  • Servus Sarah!

    Danke für den freudig beschriebenen, sternreichen Römerstein-Astroausflug und die 5 Zeichnungen, aacchh, ... einfach schön :!:


    Mich freut es, dass Dir nun die Trennung der "Doppeldotter-Galaxie" vom eigenen OdM gelungen ist , super. :love:

    Das Vogelnest kenne ich nicht, hast Du dazu ein Nr. oder so? Das muß ich mir mal genauer ansehen und wo steht das denn?


    Grüße aus dem Allgäu,

    Roland :) :)

  • Hallo ihr Lieben,


    ich danke euch wie immer von ganzem Herzen für all eure lieb gemeinten Sternchen und eure Antworten! Für mich ist das übrigens nicht selbstverständlich, dass Reaktionen auf meine Berichte kommen, zumal dieser hier der längste bisher war (ich hatte sogar die 10.000 Zeichen gesprengt und musste kürzen ;))). Deshalb finde ich es gerade passend, euch mal ganz bewusst dafür zu danken, dass ihr euch Zeit nehmt und mir hier schreibt.


    Walter, ich kann verstehen, dass du nicht mehr auf gut Glück rausfährst. Dass du aber auch sagst, wie unzuverlässig die Wetterprognosen manchmal für den selbigen Tag sind, lässt mich bestimmt noch das ein oder andere Mal mutig losfahren. Mal wird es aufgehen, mal nicht :) Jajajaaaa, unbedingt mal Bird's Nest besuchen und King 1 - der erscheint nur hochvergrößert, die hellen Sterne (da sollte man wirklich genau schauen, zwischen welchen beiden der Haufen schlummert) sind nur zum Aufsuchen hilfreich, markant ist die Gegend allemal!


    Stefan, jaa, den Erdschatten sieht man mit Sicherheit ganz oft, ohne zu wissen, dass man ihn sieht. Ich habe neulich sogar ein ganzes Buch über Lichtphänomene am Himmel ausgeliehen, das ist genau mein Ding, wo ich doch sowieso ständig schaue, was es tagsüber, frühs und abends zur Dämmerung da oben so zu sehen gibt :)


    Lieber Gerd, du treuer Leser ;) Na klar, nimm' dir ruhig Zeit, der Bericht läuft ja zum Glück nicht weg. Danke für deiner Erklärung und gleich den Link zum Venusgürtel. Frisch etwas Neues gelernt, schon kommt noch ein Kirschlein obendrauf, wie toll ist das denn! Wenige Tage später konnte ich beide Phänomene gleich wieder sehen, als ich mit dem Auto abends Richtung Esslingen (also nach Osten) getuckert bin. Sooo schön!


    Christoph, ach, du hast so einen wunderbaren Vergleich gebracht: Wir sind auch sehr gerne Pilze sammeln und kennen von Jahr zu Jahr immer ein paar Sorten mehr, die wir zweifelsfrei identifizieren und mitnehmen können zum Essen. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich mich auch an schwierigere Nüsschen heranwagen möchte, aber ehrlich gesagt nur, wenn von irgendwo her eine Inspiration dazu kommt. Von alleine setze ich mich nicht hin und nehme mir vor, alle Palomar-Kugelsternhaufen oder so anzugehen :D Mit einzelnen Objekten, die mir empfohlen werden, macht das inzwischen aber richtig Freude! Schade, dass du keine Zeichnung gemacht hast, die hätte ich ja zu gerne gesehen!


    Ach, Rene, was für ein Lob! Mensch, Mensch. Wie ich noch vor drei Jahren vor Ehrfurcht bei den Antworten mancher Schreiberlinge hier mit offenem Mund saß, und jetzt kommt von einem davon so eine Reaktion auf einen meiner Berichte! Und dann habe ich dich auch noch inspiriert, Bird's Nest zeichnen zu wollen. Auf das Ergebnis bin ich gespannt wie eine Flitzebögin (ja, gibt es so nicht, das Wort, aber ich mag es gerade).


    Lieber Werner, danke auch für deine Antwort - "das Glück des Mutigen", ja, das trifft es (nicht nur hinsichtlich meines spontan gelungenen Beobachtungsabends) sehr gut! Was bei mir bleibt, ist manchmal gar nicht mal die Erinnerung an den konkreten Abend, was ich angeschaut oder gezeichnet habe, aber das wohlige Gefühl, dass es da mal einen wundervollen Abend auf der Alb gab, der so unverhofft schön war. Davon zehre ich sehr lange!


    Lieber Norman, noch ein Bird's-Nest-Inspirierter, juhuuu! Es lohnt sich aber auch wirklich, zum Vogelnest zu reisen und dort zu verweilen (gerade für dich, vielleicht erkennst du ja sogar, welches feine Fiedertier solch ein Nest bauen könnte ;) - wenn es einem gelingt, dann dir!). Du hast King 1 nicht zufällig gezeichnet, ganz da oben, und mit 12''? Ich denke, dass du da um ein Vielfaches mehr sehen konntest als ich, ich bin neugierig!


    Roland, ja, schau mal, Christoph hatte schon eine Information weiter oben geliefert: NGC 6996 ist das Vogelnest, ich zeige dir (und allen Interessierten) noch den Auszug aus dem BAfK dazu:




    Fröhliche Grüße

    Sarah

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!