Hallo zusammen,
nach so vielen schönen Beiträgen hier im Forum zum Thema Zeichnen hat mich das Fieber hierzu auch wieder gepackt.
Gestern habe ich das gute Wetter genutzt, um mal wieder einmal in die Lieberoser Heide zu fahren.
Das Ergebnis dieser wundervollen Nacht vorweg, diese eine Zeichnung ist dabei heraus gekommen:
Ich dachte mir, wenn ich mit dem zeichnen beginne, dann mit einem meiner Lieblingssternhaufen mit unzähligen Sternen.
Der Alpha-Persei-Bewegungshaufen Melotte 20 hat es mir schon lange angetan. Der Sternhaufen ist mit 5,5° so groß, dass sich hier mein 8x30 Nikon-Glas mit 8,9° Gesichtsfeld sehr gut eignet, um den Haufen gut abgegrenzt vom Umfeld bewundern zu können.
Warum habe ich die Zeichnung hier so klein eingestellt? Na, weil mir die Sterne von der Größe noch nicht zusagen, aber die Skalierung der Sternhelligkeiten bei diesem Haufen ist echt nicht leicht. In diesem Haufen ist wirklich alles vertreten von gleißend hellen und farbigen Sternen bis hin zu schwächsten Vertretern.
Soviel dazu. Der Ausflug in die Lieberoser Heide war für mich wieder ein unvergessliches Erlebnis, bin ich doch noch vor dem Sonnenuntergang dort hin gefahren, um die Natur, die Ruhe dort und die Dämmerungsfarben und eine echte Überraschung zu genießen.
Hier mal die Einfahrt in die Heide vom nahen Wald aus:
Mitten auf dem Weg dann diese schöne Wolfspur, daneben ein Fahrradreifenabdruck von mir vom Tag zuvor.
Am Beobachtungsplatz angekommen und schnell auch mal der "große" Gerümpel aufgebaut:
Im Gepäck hatte ich nur drei Ferngläser, sehr überschaubar alles. Zum Einsatz gekommen ist dann tatsächlich nur das Nikon 8x30 EII.
Mit fortschreitender Dämmerung lösten sich die Wolken immer mehr auf und ein kühler Luftzug wehte mir um die Nase, in Indiz dafür, dass die Nacht doch nicht so feucht werden könnte:
Nachdem die Sonne dann untergegangen war, streifte ich ein wenig durch die Heide.
Auf den ersten Blick wirkt die Heide spröde und zeigt nur wenig von seiner Schönheit, die ich bei meinen Besuchen aber immer wieder neu entdecke.
Beispielsweise Hirschspuren, Moose und bizarren Geflechte (freigelegte Wurzeln des 2019 vom Brand dahingerafften Heidekrauts).
Die beiden letzten Bilder sind älteren Datums, aber auch aus diesem Herbst ... und sie passen so schön. Und Moos in der Heide habe ich seit Jahre nicht mehr so schön gesehen. Wenn überhaupt Moos dort gedeiht.
Es gab noch einen anderen Grund, warum ich so früh aufgebrochen hin. Vor kurzem hatte ich bei einem abendlichen Besuch mit dem Fahrrad die Wölfe am anderen Ende der Heide heulen gehört. Zwei, drei Gesellen bekundeten sich ihren Gemeinschaftssinn.
Nun war ich wieder dort, tiefer drin und hoffentlich näher, sollte das Geheul wieder einsetzen.
Und tatsächlich, mitten in der Dämmerung hörte ich es wieder. Leider viel zu weit westlich und zu leise, als dass ich es hätte mit meinem Diktiergerät aufnehmen können. Also stapfe ich los in die betreffende Richtung. Gegenwind. Gut.
Denkste. Ich war einen halben Kilometer gelaufen, da setzte das Geheul aus. War klar.
Ok Jupiter bewundern. Saturn suchen. Die ersten hellen Sterne zeigten sich am Firmament. Und dann wieder zurück. Blöd nur, dass ich keine Taschenlampe mitgenommen hatte. Das war mehr ein Stolpern, aber die Richtung stimmte Gott sei Dank.
Ich will mich gerade hinsetzen, da setzt es wieder westlich ein, die wollen mich ärgern. Aber, und jetzt kommt die Überraschung, diesmal vielfach, dadurch deutlich lauter. Boah, Gänsehaut, so viele Wölfe auf einmal! Bestimmt 7, 8, 9 oder mehr...
Ich hätte hier gern die 15-sekündige Sequenz als MP3-Datei angehangen. Aber das geht leider nicht.
Stattdessen habe ich für alle Interessierten die Datei mal zum Download bei FdN hinterlegt:
Einfach runterscrollen und auf Download klicken:
Tief beseelt von diesem Erlebnis habe ich die Nacht abgewartet, den Anblick der sich immer mehr abzeichnenden Milchstraße in vollen Zügen genossen. Die Andromedagalaxie und H & Chi mit bloßem Auge bewundert. Inzwischen war ich über 3,5 Stunden in der Heide, leicht durchgefroren aber weiterhin frohen Mutes für die kommende Beobachtungsnacht.
Als erstes wollte ich natürlich Melotte 20 zeichnerisch einfangen. Der Fernglas auf Stativ, das Klemmbrett auf dem Notenständer habe ich fleißig los gezeichnet. So richtig Heide-typisch dunkel wurde es leider nicht, aber das ist ja nicht so wichtig bei Sternhaufen. Nach gut einer Stunde war meine Skizze fertig. Ich löste mich aus meiner Konzentration und wunderte mich nicht schlecht. Kein Wind mehr, ganz viel Nebel um mich herum und freie Sicht erst ab 25-30° über dem Horizont.
Nichts mitbekommen zwischendrin. Aber egal. Ich war zufrieden ob der vielen schönen Erlebnisse, habe zufrieden zusammen gepackt und bin ganz beseelt wieder nach Hause gefahren. Mit einer neuen Zeichnung im Gepäck, endlich. Ja!
Viele Grüße
Rene
PS: Und hier noch die chaotische Skizze von der letzten Nacht. Ich hätte gern noch ein paar Umgebungssterne dazu zeichnen wollen, aber irgendwie kam mir das Umfeld vor wie ein Fass ohne Boden: